Western Australia

Teil 4


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30.11. - 21.12.2012  Von Moora über Lancelin, Yanchep NP in die Agglomeration von Perth


In immer schnelleren Schritten naht das Ende unserer Reise durch Ozeanien. In den verbleibenden Wochen versuchen wir noch möglichst viel von der Aura Australiens in uns aufzunehmen und genügend Wärme zu tanken (das ist bei Tagestemperaturen zwischen 30° bis 40° Celsius kein Problem), um für die kalte Jahreszeit in der Schweiz gewappnet zu sein. Nachdem wir über ein Jahr vom Bürokram verschont geblieben sind müssen wir uns nun wieder um administrative Dinge kümmern. Flüge buchen und unseren „Bushi“ in verschiedenen Foren und Internetplattformen zum Verkauf anbieten. Unsere nächste Zwischenstation auf dem Weg nach Perth ist Lancelin. Der ca. 700 Einwohner zählende Ort lebte einst hauptsächlich von der Krabben- und Hummer-Fischerei. Heute ist der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Infolge der relativen Nähe zu Perth (etwa 110 km nördlich der Stadt) gibt es inzwischen zahlreiche luxuriöse Wochenendhäuser, die meist nur in den Ferien bewohnt sind. So steigt die Einwohnerzahl in der Weihnachtszeit rasant an. Der Strand in der türkisfarbenen Bucht lädt zum Baden und Angeln ein. Die kräftigen und gleichmässigen Winde in den Wintermonaten machen den Ort zum Mekka der Kite- resp. Windsurfer und Segler. Die starke Dünung lockt auch Wellenreiter an die schönen Strände. Absolut sehenswert sind die schneeweissen Sanddünen im Hinterland. Wenn wir nicht aufs Thermometer schauen würden, das weit über 30° Celsius anzeigt, könnte man meinen, in einer tief verschneiten Märchenlandschaft zu stehen. In diesem Moment kommt bei uns sogar etwas Weihnachtsstimmung auf. Für mich ist es ein überdimensionaler Sandkasten, der perfekt für eine 4WD-Tour geeignet ist. Martha sieht
das ganzen eher skeptischer und befürchtet, dass wir uns in der riesigen Dünenlandschaft „The Big Dune“ irgendwo festfahren und nicht mehr weiterkommen. Doch die Ängste sind unbegründet. Inzwischen haben wir und „Bushi“ schon so viele Kilometer auf sandigem Terrain zugebracht, dass wir dieser Herausforderung gewachsen sind. Dünen rauf und runter auf z.T. steilen und tiefen Untergrund wühlen wir uns durch den Sand. Dazwischen immer wieder weite, mondlandschaftähnliche Ebenen, die uns ganz besonders faszinieren. Man wähnt sich wirklich auf einem anderen Planeten. Diese Einöde begeistert und macht süchtig. Doch wie jedes Abenteuer hat auch dieses ein Ende und wir kommen wieder wohlbehalten am Ausgangspunkt unserer Tour an. Bis nach Yanchep, unserem Übernachtungsort, ist es nicht mehr weit. Auf einem kleinen Spaziergang am Strand entlang entdecken wir einige Delfine in den Brandungswellen. Zunächst glauben wir, dass sie nur so spasseshalber im seichten Wasser spielen. Doch das Treiben bekommt nach längerem Betrachten Sinn. Die klugen Meeressäuger gehen gemeinsam auf Fischfang. Sie kreisen einen Schwarm Fische ein und stossen wie
auf ein vereinbartes Zeichen gemeinsam zu. Das grosse Fressen kann beginnen. Es ist unglaublich spannend, diesen flinken Schwimmern hautnah zuzusehen. Heute zieht es uns in den Yanchep Nationalpark, der ca. 50 km nördlich von Perth liegt. Eine perfekte Infrastruktur erfreut den Besucher schon nach dem Parkeingang. Schön angelegte Grillplätze in schmucken Grünanlagen rund um einen kleinen See, laden zu einem typisch australischen Barbecue ein. Verschiedene Wanderpfade führen durch die nicht mehr so ganz unberührte Natur, auf denen Koalas, Kängurus und diverse andere heimische Tiere und Pflanzen in einem der ältesten Parks des Westens zu sehen sind. Obwohl es in Australien grosse Populationen von Koalas gibt, bekommt man sie in freier Wildbahn eher selten zu sehen. Die Beste Zeit um die Tiere zu beobachten sind die frühen Morgenstunden, wenn sie sich zum Fressen von Baum zu Baum bewegen. Den Rest des Tages verbringen sie dösend in einer Astgabel sitzend und sind so für den Betrachter fast unsichtbar. Umso erfreuter sind wir, als nach wenigen Metern auf einem kurzen Walk Trail eines dieser flauschigen Wesen zu sehen ist. Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer. Zu unserer Bestürzung müssen wir feststellen, dass die Koalas in diesem
Park in „Halbgefangenschaft“ in einem zwar grossen Gehege leben aber sich letztendlich doch nicht frei bewegen können. Etwas enttäuscht über das Gesehene begeben wir uns auf eine Wanderung tief in den Bush des Nationalparks. Der 9 km lange „Ghost House Walk Trail“ verspricht Spannung und Abenteuer. Der abwechslungsreiche Weg führt durch Feuchtgebiete, in denen viele Vogelarten und Reptilien heimisch sind. Obwohl wir auf solchen Pfaden immer aufmerksam sind und aufpassen wo wir unsere Füsse hinstellen ist Martha fast auf eine gut getarnte Tannenzapfenechse getreten. Mein lautes „Aaaachtung!“ hat mein Schatz derart erschreckt, dass sie hochgesprungen ist und so den verhängnisvollen Tritt auf die Echse glücklicherweise nicht gemacht hat. Als Dank dafür hat sich das kleine Reptil beim Fotoshooting besonders schön in Pose geworfen. Als krönender Abschluss besichtigen wir die historischen Überreste eines Geisterhauses. So ein Spukschloss wollten wir schon immer gerne mal sehen. Aber ausser einer stehen gebliebenen, vom Grün des Bushs halb zugewachsenen Hausfront ist nichts zu sehen. Kein einziger Geist lässt sich blicken und es ist überhaupt nicht gruselig. Was für eine Enttäuschung – 9 km Wegstrecke und dann so was! Man muss das ganze halt positiv sehen. Bewegung ist gesund und hält jung, verspricht zumindest die Werbung. Ich als „Werbefritze“ weiss natürlich, dass das gelogen ist. Für unsere kommenden Unternehmungen haben wir einen idealen Campground in Karrinyup, einem „Suburb“ von Perth ausgesucht. In 10 Min. sind wir mit dem Zug in der City der Millionenstadt und in derselben Zeit am indischen Ozean. Perth ist wunderschön geschmückt. Jeder Strassenzug hat eine andere Weihnachtsdekoration. Wir schlendern in kurzen Hosen (es kommt dabei keine so richtige Weihnachtsstimmung auf) durch Einkaufspassagen und naschen ab und zu feine Köstlichkeiten oder schauen bei einer Tasse Kaffee dem sehr gemächlichen Treiben zu. Ab und an fahren wir an die Küste dem West Coast Drive entlang, hüpfen an einem der schönen Strände ins glasklare Wasser, schauen den Surfern zu oder bewundern die vielen prächtigen Villen, die hier reihenweise stehen und Beleg dafür sind, dass an der Westküste rund um Perth sehr viel Geld verdient wird. Wenn wir Lust auf
fangfrische Meeresfrüchte bekommen oder uns der Sinn eher nach Sushi steht, fahren wir zum Hillarys Boat Harbour. Es ist das Naherholungsgebiet von Perth und bietet dem Besucher nebst 2500 Parkplätzen, einen Waterworld Erlebnispark, eine breite Palette von ausgezeichneten Restaurants und Take-Aways, die wir über schöne Holzstege erreichen an denen Boote zum Kauf angeboten werden. Die Preise der gebrauchten Motoryachten beginnen bei 60'000 Dollar und enden bei X-Millionen Dollar. Wer das nötige Kleingeld hat kann also gleich mit dem Boot heimschippern. Beim schlendern durch die Einkaufspassagen sticht mir ein Poster ins Auge auf dem gross geschrieben steht „Wanneroo 300, Sonntag,16.12.2012“. „Autorennen – toll!“, frohlocke ich. Heute haben wir den 15.12.2012, ergo finden die Rennen morgen statt. Da müssen wir unbedingt hin. Die Rennstrecke befindet sich ca. 40 km nördlich von unserem Campground und wir sind am Sonntag schon früh am Race Way, denn wir wollen uns einen der besten Plätze ergattern. Wir fahren auf das Gelände und Martha macht das Eintrittsgeld parat (2x 15 Dollar). Doch das Kassenhäuschen beim Eingang ist verwaist und so fahren wir direkt zur Rennstrecke. Vermutlich können die Eintrittskarten erst dort gelöst werden. Es herrscht schon reges Treiben vor der Haupttribüne. Wir sehen aber keine Zuschauer nur Rennfahrer und deren Betreuungsstab. Ein Kassenhäuschen ist auch nicht in Sichtweite und so marschieren wir ohne Tickets direkt aufs Renngelände. Keine Securities, keine Kontrollen, man kann sich überall frei bewegen und umsehen. Die Boxen sind für jedermann zugänglich und wir können die heissen Rennboliden aus der
Nähe bestaunen. Nebst den hochpotenten GT3-Cup-Porsches stehen da Ferraris und die legendären Holden Commodore mit bis zu sieben Litern Hubraum. Noch immer sind kaum Zuschauer zusehen. Ich begebe mich in die Ferrari Box, wo emsig an einem feuerroten 458er geschraubt wird. Ein Mechaniker kommt sofort auf mich zu, reicht mir die Hand und sagt freundlich, „hello, how are you?“ Er erklärt mir in kurzen Zügen alles Wissenswerte über das Rennauto und sagt anschliessend, ihr könnt alles ansehen, wenn ihr Fragen habt, werde ich sie euch gerne beantworten. Unglaublich
wie aufgeschlossen hier die Leute sind. Es dauert noch eine Stunde bis die Rennen beginnen. Bestimmt werden dann tausende Fans zur Rennstrecke pilgern. Mit Rucksack und Campingstühlen machen wir uns auf die Suche nach einem geeigneten Platz, den wir am Ende der Start-Ziel-Geraden finden. Der Start des ersten Rennens rückt näher und näher und noch immer sind kaum mehr als hundert Zuschauer auf dem Renngelände. Von unserem Platz aus sehen wir, dass nun die Kasse bei der Einfahrt geöffnet hat. Für mich ist der Fall klar, ich gehe bestimmt nicht die über 500 Meter zurück und löse ein Ticket. Wenn jemand ein Billett verkaufen will, soll er zu mir kommen. Martha hat dafür kein „Musikgehör“. Sie plagt das schlechte Gewissen. Prompt steht sie auf, nimmt die über einen km lange Wegstrecke (hin und zurück) in Kauf, nur um zwei Tickets zu kaufen – Frauen halt. Sie verpasst deswegen den Start des ersten Rennens, was sie wegen dem nun guten Gewissen nicht weiter stört. Den ganzen Tag erfreuen wir uns an spannendem Rennsport und kommen voll und ganz auf unserer Kosten. Ab und zu verirrt sich noch ein weiterer Zuschauer an die Rennstrecke aber alles in allem sind es schlussendlich nicht mehr als zwei- oder dreihundert Rennsportbegeisterte. Eigentlich erstaunlich bei einem Motorsportverrückten Land wie Australien, das immer wieder exzellente Piloten in der Formel 1, den Tourenwagen und bei den Motorradklassen hervorbringt. Nach einem Tag ohne grosse körperliche Betätigung zieht es uns immer wieder hinaus in die Natur. Wir fahren in die Perth Hills zum John Forrest Nationalpark. Wir begeben uns auf den 15 km langen Eagle View Walk Trail. Bevor es losgeht, müssen wir uns in der Rangerstation in einem Buch registrieren. Das macht man bei längeren und nicht stark begangenen Wegen aus Sicherheitsgründen. Sollte man sich bis zum Abend nicht zurückmelden, wird eine Suchequipe
losgeschickt. Dieser Rundweg im John Forrest National Park bietet wunderschöne Aussichten über den Swan Coastal Plain bis nach Perth Stadt und das Meer in der Ferne. Der Weg ist ideal für Bushwalker Freunde. Er führt durch eine Vielzahl unberührter Lebensräume, vorbei an Wasserfällen. Im Frühjahr blühen tausende farbenprächtige Wildblumen. Im Dezember, also jetzt, sind die Wasserfälle leider versiegt und Wildblumen sehen wir nur noch vereinzelt. Diese sind dafür besonders prächtig. Grossen Schmetterlingen begegnen wir auf Schritt und Tritt und da und dort entdecken wir Kängurus,
die in den abgelegenen Teilen des Parks sehr scheu sind. Während des Wanderns sind wir oft tief in Gespräche versunken – so auch heute. Prompt übersieht der „Chef-Navigator himself“ ein kleines Schild, das uns den richtigen Weg weisen sollte. So ist halt unsere heutige Wanderung 20 km statt der regulären 15 km lang. Aber wie schon einmal erwähnt, soll Sport ja gesund sein. Wegen unserem Fahrzeugverkauf („Bushi“ ahnt noch nichts davon) sind wir ein paar Tage früher in der Region von Perth eingetroffen. Wir haben den Bushcamper schon vor Monaten ausgeschrieben und haben viele Rückmeldungen und Anfragen erhalten. Wir hätten nicht erwartet, dass diese Fahrzeuge dermassen begehrt sind. Aber wenn man sich im Internet umsieht, sind kaum Landcruiser Bushcamper zu finden. In ganz Perth und der weiteren Umgebung von 500 km ist unser Fahrzeug das einzige, das zum Verkauf angeboten wird. Nach dem letzten Service vor ein paar Tagen, einer gründlichen Aussen- und Innenreinigung können wir den Wagen potentiellen Käufern zeigen. Es ist uns schnell klar geworden, dass wir für den Wagen viel mehr hätten verlangen können. Es gibt Käufer, die ungefragt mehr als gefordert hingeblättert hätten. Uns ist es aber wichtig, dass „Bushi“ in gute Hände kommt. Die Geschichte eines jungen deutschen Pärchens, das seit fast zwei Jahren in Perth lebt und arbeitet, hat uns die Entscheidung einfach gemacht. Die beiden hatten schon einmal einen Bushcamper gekauft und ihn liebevoll innen und aussen restauriert. Er, gelernter Zimmermann, hat in seiner Freizeit einen komplett neuen Innenausbau geschreinert. Als der Wagen nach vielen Stunden harter Arbeit fertig restauriert war, haben sie den Camper grosszügigerweise einem Freund für eine Tour ausgeliehen. Das hätten die beiden aber besser nicht getan. Das „Worst-Case-Szenario“ ist eingetreten. Der Bekannte hat bei einer Flussüberquerung die Tiefe des Wassers unterschätz. Als er sein Missgeschick realisiert hatte wollte er rückwärts fahren, doch dafür war es bereits zu spät. Die Strömung hat den Bushcamper erfasst und in noch tieferes Wasser gezogen. Der Fahrer konnte sich zum Glück gerade noch rechtzeitig aus dem Auto befreien. Der Bushcamper jedoch war verloren. Was lernen wir daraus? Seine Frau und seinen Bushcamper gibt man nie in fremde Hände. Spass beiseite. Die Geschichte ist wirklich so traurig, dass Martha und ich uns einig sind, unseren Bushcamper bekommt dieses junge Pärchen. So sind wir sicher, dass die Abenteuer von „Bushi“ unter einem neuen Pseudonym weitergehen. Denn so viel haben die beiden uns jetzt schon verraten, „Bushi“ werden sie ihn unter keinen Umständen nennen.


22.12. 2012 - 17.1.2013  Wir können es kaum fassen – die fantastischen, einmaligen, abenteuerlichen, emotionalen, grossartigen..... 15 Monate in Ozeanien sind leider vorbei


In Eine erlebnisreiche Reise über mehrere Monate oder gar Jahre muss man zum Schluss hin mental verarbeiten. Die unvergesslichen Eindrücke und Erlebnisse, die tagtäglich aufgenommen werden sammeln sich zu einer Reizüberflutung, derer man nur begegnen kann in dem man ein oder zwei Gänge zurückschaltet. So gestalten wir unsere letzten Wochen in Australien etwas geruhsamer. Es stehen nicht mehr so viele ausgedehnte und kräftefordernden Wanderungen sondern dann und wann auch mal ein Beach-Tag auf unserem Programm. Hierfür sind die Strände rund um Perth bestens geeignet. Obwohl viele Perther ihre Freizeit am Meer verbringen finden wir zu jederzeit ein ruhiges Plätzchen am Indischen Ozean.
Auf km langen Beach-Walks sinnieren wir über die grossartige Zeit in Neuseeland und Australien und es wird uns erst jetzt richtig bewusst, was wir alles sehen und kennen lernen durften. Auf einem dieser Strandspaziergänge gelangen wir unvermittelt an einen Beachabschnitt, der für Hundehalter und ihre vierbeinigen Lieblinge vorgesehen ist. Martha liebt Hunde, allerdings nur von der Ferne und so ist es nicht verwunderlich, dass sie hier rechts um kehrt machen will um möglichst schnell das Weite zu suchen. Weil aber etwas oberhalb dieses Küstenabschnittes Kitesurfer in Aktion sind und wir den Akrobaten gerne zusehen möchten, muss dieser von Hunden bevölkerte Strand wohl oder übel durchschritten werden. Es braucht etwas Überredungskunst (drängen) meinerseits um Martha zu überzeugen, dass sie nichts von den spielenden Hunden zu befürchten hat. Endlich willigt mein Schatz ein und für sie beginnt ein Spiessrutenlauf entlang des Strandes. Es sind gut und gerne 150 Hunde, die bellend an uns vorbeihetzen um Bälle und Äste aus dem Meer zu fischen, die von Herrchen und Frauchen geworfen werden. Australier halten sich vorwiegend Kampfhunde, die keinesfalls aggressiv sind aber halt etwas „gfürchig“ aussehen. So ist die Herausforderung für Martha noch etwas grösser. Nachdem sie zweimal von einem Pitbull spielerisch angesprungen wird ist es endgültig vorbei mit ihrer Tierliebe. Schnellen Schrittes und etwas wimmernd durchschreitet sie zügig die „Gefahrenzone“. Ich erkläre ihr erst eine halbe Stunde später, dass wir auf dem Rückweg nochmals bei den „niedlichen“ Vierbeinern vorbei gehen müssen, was mir nicht unbedingt Sympathiepunkte einbringt. Das herausragende Naturhighlight und eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Perth ist der 400 Hektar grosse Kings Park, welcher auch als Juwel der Stadt bezeichnet wird. Er ist einer der grössten sich im Stadtzentrum befindenden Parks der Welt und beliebter Rückzugsort für Anwohner und Besucher. Von
verschiedenen Aussichtsplattformen hat man eine fantastische Sicht auf die Skyline der Stadt, South Perth, den Swan River und die Perth Hills. Die beliebtesten Sehenswürdigkeiten innerhalb des Kings Parks sind die Jacob’s Ladder mit ca. 300 Stufen, das grosse State War Memorial und der 620 m lange Lotterywest Federation Walk, zu dem ein Tree Top Walk gehört. Weiterhin verfügt der Kings Park über Buschland, zahlreiche Gärten, Wiesenflächen, Wander- und Radwege, Picknickplätze mit BBQ’s, Restaurants, Cafés, Souvenirläden und Spielplätze. Als praktischer Nebeneffekt verfügt der Kings
Park über hunderte Gratisparkplätze von denen wir in gut 20 Min. zu Fuss ins Herz der Stadt gelangen. Etwa 70 km südlich von Perth besuchen wir Mandurah. Die 70’000 Einwohner zählende Stadt, in der überwiegend junge Familien und Pensionäre leben, ist ein boomender Küstenort, der vielen Perthern als Wochenendausflugsziel dient. Mandurahs grösster Reiz ist die geringe Entfernung zum Meer. Es ist eine der schnellst wachsenden Regionen Westaustraliens. Die spektakulären Wasserwege des Peel Inlet und des Harvey Estuary (eines der grössten Wasserleitungssysteme Australiens) bilden das Zentrum Mandurahs. Die Stadt liegt an einem langen Küstenabschnitt, der grösstenteils aus Sandstränden besteht. Es gibt einige Stadtteile, die rund um künstlich angelegte Kanalsysteme gebaut sind. Es erinnert einwenig an Venedig. Keine Autos, dafür Boote und Luxusyachten, die auf den weit verzweigten Kanälen hin und her schippern. Viele, die es sich leisten können hier zu wohnen, besitzen mindestens ein Boot mit eigener Anlegestelle direkt vor der Haustüre. Auf schön angelegten Wegen spazieren wir über kleine Brücken in die verschiedenen Wohnsiedlungen mit
ihren exklusiven Liegenschaften. Ausgezeichnete Fischrestaurants liegen idyllisch an Holzstegen, die zu Fuss oder per Boot besucht werden können. Wir beobachten verspielte Delfine, die sich in der Bugwelle von Schiffen vergnügen. Ein ausgesprochen schöner Ort, an dem wir uns vorstellen könnten, eine längere Zeit zu leben. Die geschmackvolle Weihnachtsdekoration in den Geschäftsvierteln erinnert uns daran, dass morgen Heiligabend ist. Mein Vorschlag den Weihnachtsabend in einem gediegenen Restaurant zu verbringen erscheint Martha nicht so prickelnd. Sie findet es viel gemütlicher, selber zu kochen und den Abend draussen unter freiem Himmel zu geniessen. Wie schon öfters erwähnt, ist es immer wieder erstaunlich, was sie auch unter erschwerten Bedingungen auf dem 2-flammigen Gaskocher auf den Tisch zaubert. Weder Kälte, Hitze, Wind oder Regen halten sie davon ab Tag für Tag etwas Feines zu kochen. Auch an Silvester lässt sie es sich nicht nehmen, selbst den Kochlöffel zu schwingen um uns kulinarisch zu verwöhnen. Eigentlich wollen wir heute ausnahmsweise etwas früher zu Bett gehen, weil wir den Jahreswechsel normalerweise nicht feiern. Unsere Campnachbarn, ein junges sympathisches Schweizer Pärchen, gesellt sich spontan zu uns und so verbringen wir gemeinsam einen gemütlichen Abend, stossen um Mitternacht auf das neue Jahr an und plaudern anschliessend noch angeregt bis um zwei Uhr morgens. Nachdem wir etwas länger ausgeschlafen haben als sonst packen wir am ersten Neujahrstag die Badesachen zusammen und fahren zum nahe gelegenen Strand. Es herrscht eitel Sonnenschein, die Luft- und Wassertemperaturen sind ideal,
der Wellengang der Brandung perfekt um uns die nächsten Stunden beim Budysurfen zu vergnügen. Sich ohne Hilfsmittel nur mit dem eigenen Körper von einer Welle treiben lassen ist grossartig. Doch der Spass dauert nur gerade eine knappe halbe Stunde. Dann ertönt unvermittelt eine Sirene. Ein Helikopter kreist über uns, Schlauchboote der Küstenwache brausen am Strand entlang und holen alle Badenden aus dem Wasser. Die Baywatch patrouilliert mit Geländewagen vor uns auf und ab und verkündet über Megafone den Haialarm. Wir fühlen uns wie in einer Filmkulisse vom Streifen „der Weisse Hai“. Das ganze Schauspiel hat etwas surreales aber einen ernsten Hintergrund. Vor gut einem Monat wurde hier an der Küste ein Mann von einem Tigerhai angefallen und getötet. Seit dem herrscht erhöhte Alarmbereitschaft und Hubschrauber fliegen pausenlos die Küstenlinie auf und ab und halten Ausschau nach den gefährlichen Räubern. Dass sich diese flinken Jäger der Meere hier tummeln ist nichts Ungewöhnliches, trotzdem sind Angriffe auf Menschen eher selten. Haie in Strandnähe sind in der Regel nicht so gross und daher für die Badenden keine wirkliche Gefahr. Eine Ausnahme bildet der Tigerhai. Es sind Tiere, die eine Grösse von bis zu sechs Meter erreichen. Sie sind für Badegäste brandgefährlich, da sie sich bis in die flachsten Küstengewässer hervorwagen, um dort auf Beutejagd zu gehen. Ausserdem sind sie sehr neugierig. Der Tigerhai frisst alles, was er zwischen die Zähne bekommt. Das reicht von grossen Kadavern (z.B. von Schweinen und Kühen), über Seevögel die auf den Wellen schaukeln, bis hin zu anderen Haien ja sogar Menschen. Es dauert gut anderthalb Stunden bis der Haialarm wieder aufgelöst wird. Nur zögerlich wagen sich die Leute wieder ins Wasser und halten sich wie wir in unmittelbarer Nähe zum Ufer auf. Unsere Planung für den letzten Teil unserer Reise in Australien wurde durch extreme Wetterbedingungen über den Haufen geworfen. Kaum hatten wir uns entschieden, doch noch für zwei oder drei Wochen nach Tasmanien zu fliegen, sind im kleinsten Bundesstaat von Down Under riesige Buschfeuer ausgebrochen. Ursache für die Brände sind Blitzeinschläge – und vereinzelt auch Brandstiftung. Nicht nur in Tasmanien, auch in den fünf grossen Bundesstaaten des Festlands wüten nach wochenlanger Hitze und kräftigen Winden Buschfeuer, die nur schwer einzudämmen sind. Meteorologen rechnen damit, dass die derzeitige Periode extremer Hitze noch weiter anhält. Auf etwa 90 Prozent der Fläche Australiens herrschen derzeit extrem hohe Temperaturen – Werte, die an einigen Orten zwölf Grad Celsius über dem langjährigen Mittel liegen. Die Hitzewelle könnte nach Ansicht von Experten als eine der längsten und schwersten in die Annalen eingehen. Teile der Stadt Dunalley an der tasmanischen Ostküste wurden durch Feuer völlig zerstört. Eigentlich ist Tasmanien zu dieser Jahreszeit so etwas wie die Kühlkammer Australiens. Die tasmanischen Buschfeuer gelten als die schwersten seit 46 Jahren. Wochenlange Trockenheit hat das Grasland so ausgedörrt, dass es leicht entflammbar ist und reichlich Zunder liefert. Rasend schnell können sich Feuer hier ausbreiten und unberechenbar werden. Also müssen wir schweren Herzens auch unseren zweiten Versuch das Inselparadies zu bereisen, auf einen anderen Termin (irgendwann in ferner Zukunft) verschieben. Als Alternative dafür haben wir uns einige Nationalparks im Südwesten des Kontinents auf den Wunschzettel geschrieben, die wir bisher noch nicht besucht haben. Doch auch das ist leider nach den letzten Wetterkapriolen nicht mehr möglich. Erstmals in der Geschichte Australiens wurden sämtliche Nationalparks im Südwesten des Landes geschlossen. Campingtouristen müssen abreisen. Die Feuerwehr bezeichnet die Situation treffend als katastrophal. Die Brände breiteten sich auch im Landesinneren aus. Gäste und Angestellte mussten aus einem Hotel etwa 300 Kilometer westlich von Alice Springs in Sicherheit gebracht werden. Eine etwa fünf Kilometer breite Feuerwand bedroht das Kings Canyon Resort, das bei unserem Besuch des Uluru unser Nachtquartier war. Berichten zufolge wurden viele Gebäude erheblich beschädigt. Angesichts dieser Hiobsbotschaften dürfen wir nicht jammern, dass wir ein paar wenige Touren nicht wie geplant durchführen konnten. Wenn man die Situation nüchtern analysiert sind wir sogar richtige Glückspilze. Ein Jahr vor unserer Reise (2011) haben gewaltige Unwetter und Überschwemmungen das Land heimgesucht, jetzt im 2013 wüten fürchterliche Buschfeuer. Aber just während unserer Reise im 2012 hatte der Wettergott ein Einsehen und dafür gesorgt, dass wir alle (fast alle 98.76324%) der schönsten Landschaften dieses beeindruckenden Kontinents unter optimalen Bedingungen haben besuchen können. Der für uns zweitletzte Tag in Australien ist angebrochen. Heute
müssen wir uns von unserem geliebten „Bushi“ trennen. Doch zuvor bekommt er nochmals ein Rundum-Verwöhnprogramm mit einer gründlichen Innen- und Aussenreinigung. Nach den obligatorischen Streicheleinheiten ermahnen wir ihn, dass er nicht zicken und seinen neuen Besitzern ebenso viel Freude bereiten soll, wie er es bei uns getan hat. Kurz vor 16 Uhr erscheinen Conny & Andre, die neuen sehr sympathischen Pflegeeltern von „Bushi“ auf dem Campground Karrinyup Water Resort. Sie bringen eine gut gekühlte Flasche Sekt mit. Nach den schriftlichen
Formalitäten übergeben wir die Wagenschlüssel und stossen auf unser und das Wohl von „Bushi“ an. Die beiden werden bestimmt unvergessliche Abenteuer mit ihrem neuen Gefährten in den Weiten von Down Under erleben und wir beide das kernige Nageln des rauen Sechszylinder Diesels sehr vermissen.Nach unserer spannenden, aufwühlenden, faszinierenden, einzigartigen usw. (die positiven Attribute würden Seiten füllen) Reise rund und durch den Roten Kontinent ein abschliessendes Fazit zu ziehen ist ausserordentlich schwer. Wir werden es nie schaffen, das Erlebte in Worte zu fassen. Down Under – schon bei der Erwähnung dieses Begriffs beginnen unsere Augen zu leuchten, ist mit keinem anderen Land zu vergleichen. Der kleine Kontinent auf der Südhalbkugel gilt bei Auswanderern und Backpackern zu Recht als erklärtes Lieblingsziel. Mit gerade einmal 22 Millionen Einwohnern, die auf einer Fläche von rund 7'700'000 km² verteilt sind, gibt es genügend Platz für die Träume vieler Menschen aus allen Teilen dieser Erde. Aber was macht die unglaubliche Faszination dieses Kontinentes aus? Ist es die beeindruckende Naturlandschaft, die derart vielfältig und einzigartig ist, das von den rund 20’000 heimischen Pflanzenarten 85 Prozent ausschliesslich in Australien zu finden sind, oder sind es die Menschen, die aus jeder Ecke der Welt gekommen sind, um hier ihr Glück zu finden. Vermutlich ist es die Summe aus allen Aspekten, denn die Kombination aus archaischer Natur und modernen Metropolen, wirkt schlicht bezaubernd. Insbesondere die schier unendliche Weite, die Grenzenlosigkeit ist spannend und mitreissend. Hunderte Kilometer ins Outback zu fahren ohne einer menschlichen Seele zu begegnen, ist ein unvergessliches Erlebnis. Wir haben oftmals das Gefühl gehabt an Orten zu stehen, an denen noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist. Wo gibt es solche Regionen noch? In Europa ist die Suche nach solchen Flecken vergebliche Liebesmüh. Hat man einmal einen scheinbar brennenden Sonnenuntergang am Ayers Rock erlebt, ist um Korallenriffe getaucht und hat den Regenwald erkundet, möchte man am liebsten niemals mehr heimkehren. Die Einwohner Australiens sind ein eigentümlicher und faszinierender Menschenschlag. Irgendwo, abseits der Zivilisation begegnet man eher dem kauzigen Alten, der schon seit Jahren hier lebt, währenddessen in den Grossstädten einem Spontanität und Aufgeschlossenheit entgegenschlägt. Zudem scheint jeder Einwanderer in den vergangenen drei Jahrhunderten ein Stück seiner ursprünglichen Heimat auf die Insel mitgebracht zu haben, denn überall finden sich Zeugnisse ganz unterschiedlicher Kulturen. Man muss Australien sehen und fühlen, um die Faszination des Landes für sich zu entdecken. Doch genug geschwärmt. Bevor es morgen zum Flughafen geht, müssen wir uns für die heimatliche „Zivilisation“ wieder etwas herrichten, sonst erkennen uns die Liebsten zu Hause nicht mehr. Gründlich waschen, Haare, Finger- Zehennägel schneiden und rasieren. Wir sind selbst gespannt, was wir dann im Spiegel zu sehen bekommen. Spass bei Seite – obwohl es in einigen abgelegenen Regionen des Landes nicht ganz einfach ist täglich eine adäquate Waschgelegenheit zu finden, sind ansonsten die sanitarischen Einrichtungen völlig in Ordnung. Weil unser geliebter „Bushi“ bereits bei seinen neuen Besitzern ist verbringen wir unsere letzte Nacht in einem Cabin, die insgesamt zweite während unserer Reise. Mit Wehmut denken wir an die beengten aber kuscheligen Platzverhältnisse zurück, die wir während eines Jahres in unserem 4WD „genossen“ haben. „Bushi“ war uns ein treuer Begleiter, der für jeden Spass zu haben war. Für ihn waren keine Gewässer zu tief, keine Tracks zu anspruchsvoll. Selbst in den Sanddünen zeigte er sich meistens von seiner besten Seite – ein wahrer Freund eben. Er war für uns Küche, Wohn-, Schlaf- und oft auch Esszimmer. Er war darum besorgt, dass wir in ihm bei Sturm, Hitze oder Kälte immer einen geschützten Zufluchtsort gefunden haben. Mit seiner Devise „immer mindestens eine Handbreite Luft oder Wasser unter den Differenzialen“, hat er uns bei unwegsamem Gelände sicher ans Ziel gebracht. Er war bemüht uns stets bei guter Laune zu halten, so dass trotz sehr beengten
Wohnverhältnissen zwischen Martha und mir keine grösseren Ehekrisen aufgetreten sind und wir das für den Scheidungsanwalt zurückgelegte Geld in unsere nächsten Reisen investieren können. Die Koffer sind gepackt, die meisten Spinnen, Schlangen und Echsen aus unserem Gepäck entfernt und schon sitzen wir im Taxi Richtung Flughafen. In einer etwas aufgewühlten Gefühlswelt checken wir unser Gepäck ein. Einerseits freuen wir uns riesig, endlich unser Familien und Freunde wieder zu sehen, andererseits mit einem beklemmenden Gefühl in der Magengegend, denn wir hatten fünfzehn fantastische Monate in Ozeanien erlebt. In zwei Flugetappen geht es nun Richtung Heimat. Die erste Flugstrecke bis Singapur dauert fünf Stunden. Nach einem kurzen Zwischenstopp führt uns ein dreizehn stündiger Flug direkt nach Zürich, wo wir am Morgen des 18. Januar wieder helvetischen Boden betreten. By by Australia – it was a great time!