Argentinien / Chile


Reisebericht
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28.10.2014 - 8.11.2011  Von Zürich über Madrid, Sao Paulo, Foz do Iguazu

nach Buenos Aires


Nach langen Vorbereitungen ist es endlich so weit. Es heisst Abschied nehmen von Familie, Freunden und Bekannten. Obwohl wir diesbezüglich schon geübt sind, ist ein solcher Moment für alle beteiligten nicht einfach. Aber wenn man reisen will muss man bereit sein etwas zurückzulassen. Das betrifft leider auch die liebsten Menschen, die man immer gerne bei sich haben möchte. Doch diese Trennung ist ja bekanntlich nur auf Zeit. Wir fahren mit dem Zug von Rotkreuz über den Zürich HB zum Flughafen Kloten. Nach den üblichen Formalitäten bei einer Auslandreise besteigen wir eine kleine A319 der Iberia (nicht nur der Flieger ist klein, auch der Sitzabstand lässt kaum Bewegungsfreiheit zu) von Zürich nach Madrid. Das Flugzeug ist zwar eng bestuhlt, dafür ist das Personal unfreundlich und völlig unmotiviert, vom Essen ganz zu schweigen. Doch wir wollen nicht motzen, schliesslich hat uns die spanische Fluggesellschaft sicher und
pünktlich nach Madrid geflogen, wo wir für den Weiterflug in eine grössere Maschine (A330-600), ebenfalls von der Iberia  Platz nehmen. Die Reise geht über Nordafrika und den Atlantik nach Sao Paulo und mit der TAM in einem Inlandflug nach Foz do Iguaçu. Der Name des Ortes und die gleichnamigen Wasserfälle werden je nach Landessprache unterschiedlich geschrieben. In Brasilien wird portugiesisch gesprochen und man schreibt „Iguaçu“, in Argentinien spricht man spanisch und schreibt „Iguazu“. Schon der Anflug auf den kleinen Regionalflughafen ist beeindruckend. Wir schweben über dichtem subtropischen Regenwald und können kurz vor der Landung einen Blick auf den von Sedimenten braun gefärbten Fluss und die sehnsüchtig erwartenden Wasserfälle des Iguaçu erhaschen. Beim Aussteigen erwartet uns ein feuchtheisses Klima, was die Kleider im nu am Körper kleben lässt. Doch nach 23-stündiger Reisezeit sind wir froh und zufrieden, dass wir am Bestimmungsort angekommen sind. Erna, unsere Reiseleiterin begrüsst uns herzlich. Sie ist Argentinierin und spricht gut deutsch. Sie ist sofort um uns besorgt, organisiert alles und bevor wir es richtig realisieren
sitzen wir schon im Tourbus, in dem bereits unserer Koffer verstaut werden. Wir fahren zu unserem gebuchten Hotel Raices Esturion, das auf der argentinischen Seite liegt. Also sogleich wieder Grenzkontrolle und Papierkrieg. Doch damit haben wir nichts zu tun. Erna hat sich sämtliche Pässe von den Reisenden geholt und erledigt alles in Windeseile. Das ist nicht selbstverständlich in einer Gegend wo alles seine Zeit braucht und auch einfache Dinge manchmal etwas komplizierter sind. Daran müssen wir uns halt wohl oder übel gewöhnen. Nach dem Bezug unserer Zimmer treffen wir uns nochmals mit Erna in der Hotellobby. Sie hat für uns Pesos getauscht. Der offizielle Wechselkurs zum USD ist etwa 1 zu 8. Wenn man auf dem Schwarzmarkt Geld wechselt bekommt man rund 30% mehr, also rund 12 Pesos. Diesen Service nehmen wir natürlich gerne in Anspruch und sparen somit richtig Kohle. Die Argentinier, deren Staat faktisch pleite ist, sind froh, wenn sie Pesos gegen Dollars oder Euros wechseln können. Denn bei einer Inflationsrate zwischen 20 und 30% jährlich ist ihr sauer verdientes Geld in der heimischen Währung immer weniger wert. Martha und ich machen am Abend einen kleinen Spaziergang durch das Städtchen Puerto Iguazú, schlendern zum Dreiländereck (Paraguay, Brasilien, Argentinien) wo der Fluss  Iguazú in den Paraná mündet und gehen durch kleine Gassen der 30'000 Einwohner zählenden Stadt. Es ist drückend heiss trotz untergehender Sonne. Wir sind jetzt schon ca. 1,5 Stunden unterwegs und machen uns langsam auf den Rückweg. Die Nacht bricht unvermittelt herein und wegen mangelnder Beleuchtung in den Nebenstrassen ist es stockdunkel. Wir müssen höllisch aufpassen wohin wir treten, denn manchmal hat es Gehsteige oder so was ähnliches, manchmal auch keine. Stattdessen tiefe Löcher in die man besser nicht treten sollte. Marthas Begeisterung für diesen „kleinen“ Spaziergang schwindet von Minute zu Minute und nachdem uns vor fast jedem Gartenzaun ein Hund „anklefft“ und mich mein sonst nicht so schlechter Orientierungssinn verlassen hat, komme ich der innigen Bitte von meiner besseren Hälfte nach und halte ein zufällig vorbeifahrendes Taxi an, das uns in wenigen Minuten Zum Hotel zurück bringt. Völlig erschöpft gehen wir zu Bett. Am anderen Morgen holt uns Erna, die Reiseleiterin, mit einem Bus ab. Es geht zu den Weltberühmten Wasserfällen des Iguaçu. Heute besuchen wir die brasilianische Seite der Fälle. Einige Daten zum Nationalpark, der sich auf brasilianischer- und argentinischer Seite befindet: Der Park besteht seit 1934 und wurde 1984  zum Unesco Weltnaturerbe ernannt.  Die Fläche beträgt rund 550
Quadratkilometer. Die Iguazú-Wasserfälle bestehen aus 20 grossen sowie 255 kleinen Wasserfällen. Einige sind über 80 Meter hoch. Die Breite in der grössten Ausdehnung beträgt 2,7 Kilometer. Die Wassermenge an den Fällen schwankt von 1500 m³/s bis über 7000 m³/s. Der Nationalpark ist Heimat zahlreicher bedrohter Säugetiere, wie etwa des Jaguars, der grössten Raubkatze Südamerikas. Weitere grössere Säugetierarten des Schutzgebietes sind Flachlandtapir,  Wasserschwein, Brüllaffe, Grosser Ameisenbär, Ozelot, Tigerkatze, Nasenbär, Waschbär, Riesenotter um nur einige zu nennen. Dazu kommen 420 Vogel-, mehr als 40 Reptilien-, 20 Amphibien- und 250 verschiedene Schmetterlings-Arten. Der Regenwald ist Rückzugsgebiet dieser zum Teil sehr bedrohten Spezies. Beim Parkeingang werden uns von Erna die Eintrittstickets übergeben und wir gelangen nach einem kurzen Fussmarsch zu der ersten Terrasse, von der wir einen grandiosen Überblick auf die gewaltigen Fälle bekommen. In der letzten Zeit hat es sehr viel geregnet, dadurch führt der Iguaçu besonders viel Wasser und das Schauspiel wird dadurch noch spektakulärer.  Wir haben schon etliche Filmberichte über die Wasserfälle gesehen, doch wenn man diese mit eigenen Augen sieht ist man  völlig überwältigt. Die Dimensionen dieses Naturspektakels sprengt jede Vorstellungskraft. Über Treppen, Holzstege und kleine Viadukte bestaunen wir die Wasserfälle aus allen Perspektiven. Mal sind wir oben mal unten und mal zwischen drin. An jedem Standort ist der Eindruck wieder ganz anders. Natürlich wird man dabei klitschnass. Da nützen auch die kurz zuvor gekauften Pelerinen nicht viel. Von der oben beschriebenen Tierwelt bekommt man am touristischen Teil des Nationalparks nicht so viel zu sehen. Ausser ein paar Echsen, Vögel und Schmetterlingen halten sich die oft sehr scheuen Arten im unzugänglichen Regenwald auf. Nur die aufdringlichen Nasenbären verfolgen uns auf Schritt und Tritt und suchen eine günstige Gelegenheit, Esswaren von den „Touris“ zu ergattern. Anfassen sollte man die possierlichen Tierchen allerdings nicht. Sie haben lange spitze Zähen, von denen sie gerne Gebrauch machen, wenn mann ihnen zu nahe kommt. Kurz vor Schluss der Besichtigung werden wir von einem heftigen Regenguss überrascht. Das trübt aber die Freude über das Gesehene nicht im Geringsten. Wir haben eigentlich grosses Wetterglück. Vorausgesagt waren an beiden Besichtigungstagen heftige „Thunderstorms“. Zum Glück haben sich die Meteorologen wieder mal geirrt. Nach einem voll erfüllten Tag fahren wir zurück ins Hotel, natürlich wieder mit Grenzübertritt, weil unsere Unterkunft auf der argentinischen Seite liegt. Am Abend hat uns Erna ein schönes Restaurant reserviert, in dem die ganze Ausflugsgruppe zusammen ein köstliches Mahl einnimmt. Dazu hat uns  ein junger argentinischer Sunny Boy mit seiner unglaublich tollen Stimme und Gitarrenklängen zum Staunen gebracht. Unsere Truppe, die aus Schweizern, Deutschen und Österreichern besteht, hat einen sehr schönen und lustigen Abend miteinander verbracht. Das legendäre argentinische Rindersteak ist tatsächlich einsame Spitze. So ab 500 g aufwärts kommt richtig Freude auf. Gerne darf es auch etwas mehr sein, so hält die Freude noch etwas länger an. Die grosse Freude kommt dann jeweils zum Schluss beim bezahlen. Denn das absolut hochwertige Fleisch perfekt zubereitet „medium rare“ bekommt man zu einem unglaublichen Schnäppchenpreis. Am zweiten Tag der Besichtigungstour geht es zur argentinischen Seite der Wasserfälle, demzufolge mal ohne Grenzübertritt. Mit einer kleinen Eisenbahn werden die Touristen vom Parkeingang ins Innere gefahren. Auf einem verzweigten Wegnetz durch den üppigen Regenwald gelangt
man zu verschiedenen Aussichtspunkten. Eine vielfältige Pflanzenwelt beidseits der Pfade erfreut die Besucher. Exotische Grünpflanzen und Blumen sind hier heimisch auf denen sich bunte Schmetterlinge setzen nur um von den Touristen bewundert zu werden. Die argentinische Seite der Fälle ist bedeutend grösser als die brasilianische. Die Wege, Treppen hoch und runter sind ebenfalls durch Brücken und Holzkonstruktionen miteinander verbunden. So kann man einen ganzen Tag im Park verweilen ohne dass es langweilig wird. Für die besonders unternehmungslustigen werden Bootstouren bis an, resp. fast unter die Wasserfälle angeboten. Die kräftigen Motoren trotzen problemlos den wilden Wassern. Wieder neigt sich ein erfüllter Tag dem Ende entgegen und ein weiteres riesiges Rindersteak wartet schon ungeduldig auf unseren Besuch. „Was du im Bauch hast kann dir keiner mehr nehmen.“ Am nächsten Morgen fahren wir schon früh zum Flughafen. Erna setzt sich ein letztes mal wie eine Löwin für ihr Rudel „Touris“ ein. Damit wir nicht lange anstehen und sofort unser Gepäck aufgeben können setzt sie alle Hebel in Bewegung. Schade, dass wir uns von ihr verabschieden müssen. Sie ist uns in der kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen. Der knapp zweistündige Flug bringt uns nach Buenos Aires, der Hauptstadt Argentiniens. Als wir das Flughafengebäude verlassen sehen wir aus der Ferne die „Grande Amburgo“ (der Frachter, der unser Fahrzeug innerhalb fünf Wochen über den grossen Teich geschippert hat), beim Auslaufen mit Kurs zurück nach Hamburg. Wir beziehen unser zentral gelegenes Hotel Diplomat in Buenos Aires. Die tüchtig in die Jahre gekommene Unterkunft weisst erhebliche Blessuren auf. Die Badezimmertüre löst sich in die eigenen Bestandteile auf und der Lüftungsschacht des Badezimmers  ist halbgefüllt mit dem bröckelnden Putz der Innenverkleidung. Trotzdem hat das Zimmer seinen eigenen Charme und ist ideal gelegen für unsere Unternehmungen. Ein Spaziergang in die Innenstadt oder ins wunderschöne Hafenviertel mit seiner typischen Skyline ist ein absolutes muss. In Argentinien ist es zurzeit Frühling und überall blühen die Jacaranda Bäume in Lila Farbtönen. Auch den Besuch eines der vielen ausgezeichneten Hafenrestaurants, wo es etwas für jeden Geschmack gibt, ist sehr zu empfehlen. An den Gebäuden und der Infrastruktur manifestiert sich die chronische Finanzknappheit des Staates. Es wird nur das Allernötigste repariert damit das Leben seinen einigermassen normalen Gang nehmen kann. Der Verfall ist leider unaufhaltsam und wenn man mit Renovationsarbeiten zulange zuwartet ist alles dem Untergang geweiht — schade eigentlich. Nur die Geschäftsviertel der Banken, Versicherungen und internationalen Firmen zeigen sich von ihrer prunkvollsten Seite. Das zweigeteilte Gesicht zwischen arm und reich begegnet uns überall in dieser Stadt. Was auf jeden fall zu einem Buenos Aires Aufenthalt gehört ist eine Stadtrundfahrt und natürlich eine Tangoshow in einem Szenelokal oder Theater. Auf einer Tour durch Buenos Aires fährt man durch typische Armen-, Reichen- und Künstlerviertel. Viele Denkmäler, historische Gebäude die berühmte Prachtstrasse und der Friedhof „La Recoleta“, wo die umstrittene María Eva Duarte de Perón, Evita genannt, begraben ist, muss man gesehen haben. Am Abend gehen wir vom Hotel aus zum Piazzolla Tango Theater. Vor der Show wird uns ein köstliches Abendessen serviert. Anschliessend tanzen drei junge Paare den argentinischen  Tango. Dazu spielt eine vier Mann Kapelle  die passende aber etwas schwermütige typische Musik. Was die jungen Leute auf der Bühne zeigen, ist hohe
Tanzkunst mit akrobatischen Einlagen und einer knisternden Erotik. Nach erlebnisreicher Zeit in der drei Millionen Stadt kommt der Tag näher, wo wir unser Fahrzeug in Zarate, das etwa 90 km ausserhalb von Buenos Aires liegt, abholen können. Zuerst muss aber noch Papierkram erledig und die Hafengebühr bezahlt werden. Zu dem Zweck gehen wir zu einem Agenten der Grimaldi Schifffahrtsgesellschaft. Und wieder ist mal warten angesagt, das gehört in Argentinien dazu — warum auch einfach wenn's kompliziert auch geht. Es wird uns gesagt, dass ein kleines Bestechungsgeld von 45 USD die Wartezeit bei der Auslieferung erheblich beschleunigen würde. Also bezahlen wir diesen Solidaritätszuschlag, denn wir haben von andern Reisenden gehört, dass sie acht Stunden im Hafengelände gewartet, dann unverrichteter Dinge wieder ins Hotel fahren mussten und ihr Fahrzeug erst tags darauf abholen konnten. Offensichtlich hat der verlangte Obolus bei uns Früchte getragen, denn nach fast drei Stunden Wartezeit, konnten wir unseren Camper abholen. Wir werden mit einem Bus auf das Gelände gefahren, natürlich wieder mit Kontrollen und sehen dann sämtliche Wohnmobile auf einem Parkfeld stehen. Von unserem kleinen „Gecko“ bis zum 20 Tonnen
MAN-Wohnmobil. Dann die bange Frage, was wurde beim Transport beschädigt oder gestohlen. Nach einer kurzen Inspektion unseres Campers können wir aufatmen. Alles i.O. Andere hatten nicht so viel Glück. Ihnen wurden Autoradios und Rückfahrkameras geklaut. Andere hatten Schäden an ihren Fahrzeugen, die durch unsachgemässes Manövrieren beim Be- oder Entladen auf der Fähre entstanden sind. Wir fahren unsere Wohnmobile aus dem Hafen und nächtigen auf einem Supermarktparkplatz ca. 150 km entfernt. Da können wir auch gleich die nötigsten Vorräte für die nächsten Tage bunkern. Alle Leute winken uns freundlich zu (Daumen hoch), wenn wir mit unserem Camper vorbeifahren. Sie freuen sich riesig, dass sich Europäer für ihr Land interessieren und es mit den eigenen Fahrzeugen bereisen. Mit einem schweizerischen Nummernschild fällt man natürlich auf wie ein bunter Hund. Nach einer ruhigen Nacht auf dem Parkplatz des Kaufhauses führt unsere Reise südwärts durch den Morgenverkehr der Hauptstadt Argentiniens. Das ist nichts für schreckhafte Menschen. Auf den mehrspurigen Autobahnen wird links und rechts überholt, Motorräder fahren mit einem „Affenzahn“ Slalom zwischen den Fahrzeugen. Ein funktionstüchtige Hupe ist das wichtigste an einem Auto, meinen die Argentinier und machen rege Gebrauch davon. Irgendwann gibt es vor uns eine Auffahrtskollision. Mehrere Fahrzeuge sind darin verwickelt, die meisten davon nur ein Haufen Eisen und Blech für den Schrotthändler. Natürlich bleibt jetzt erst mal alles stehen. Auf den sonst schon notorisch überfüllten Strassen bricht der Verkehr völlig zusammen. Warten und Geduld (das haben wir hier schon oft geübt) ist angesagt. Nachdem Abbruchautos beseitigt sind können wir im Schritttempo weiterfahren. Ein paar Kilometer später kommt wieder alles zum Stillstand. Eine grosse Menschenversammlung blockiert die Fahrbahnen. Es werden Transparente hochgehalten und es wird für oder gegen etwas demonstriert. Wieder heisst es warten bis die Polizei  die Fahrbahnen geräumt hat. Nach gut zwei Stunden Fahrt, in denen wir nicht viele km zurückgelegt haben begegnen wir einer Fahrzeugkolonne, die alle die Warnblinkanlagen eingeschaltet haben und mit nur ca. 50 km/h auf der rechten Fahrspur dahinrollen. Wir fragen uns was das soll. Als wir das vorderste Fahrzeug überholen sehen wir den Grund dafür. Es ist ein Leichenzug. Auf dem ersten Fahrzeug, einem Pickup, liegt ein bunt geschmückter Sarg und alle folgenden PKW's bilden das Geleit. Einmal aus der Stadt heraus nimmt der Verkehr deutlich ab. Trotzdem kommen wir nicht so schnell voran, denn alle paar Kilometer befindet sich eine  Zahlstelle, wo eine kleine Autobahngebühr erhoben wird. Schlussendlich sind die Autobahnen zu Ende und wir kommen auf die Ruta 3, die uns südwärts zu unserem Campground in Azul führt. Auf dem Weg dorthin fahren wir durch eine typische argentinische Pampa, mit hügellosem Land bis an den Horizont, auf dem weit verstreut Rinder weiden. Also die Produktion unserer künftigen Rindersteaks ist gesichert. In Azul werden wir zwei Tage bleiben, uns im Camper richtig einrichten und dann geht es weiter Richtung Süden nach Feuerland.


09.11.2014 - 21.11.2014  Von Azul über Monte Hermoso, Viedma, Puerto Pirámides,

NP Valdés, Gaiman, Caleta Olivia, Puerto Deseado, Puerto San Julián, Magellanstrasse, Tolhuin nach Ushuaia


In den kommenden 10 Tage werden wir durch Patagonien weiter südwärts fahren. Hunderte Kilometer schnurgerade Strasse (Ruta 3) durch gleichförmige Steppenlandschaften. Wir durchqueren Riesige baumlose Ebenen teils auf Asphalt, teils auf Naturstrassen. So faszinierend dieses absolute Nichts ist, so einschläfernd sind die stundenlangen Fahrten, ohne nur im Ansatz eine Kurve zu sehen. Die gelegentlichen Nackenmassagen von Martha sind eine Wohltat und verhindern, dass ich unvermittelt ein Nickerchen hinter dem Steuer mache. Auch die plötzlich über die Strasse springenden Guanacos leisten ihren Beitrag, Konzentration und Aufmerksamkeit hoch zu halten. Ab und an fahren wir durch kleine Städtchen mit teils gepflegten aber meistens verwahrlosten und baufälligen Häusern. In der Nähe solcher Siedlungen befinden sich oftmals Jahrhunderte alte Friedhöfe, die man einfach gesehen haben muss. Das Morbide hat ja bekanntlich eine magische Anziehungskraft und so machen wir in der Nähe von Monte Hermoso einen Abstecher zu einem solchen Friedhof. „Im Tod sind alle gleich“ sagt der Volksmund. Nicht so bei der von uns besuchten „Ruhestätte“. Da sieht man ganz genau, wer es im Leben zu etwas gebracht hat. Vom feudalen Mausoleum an bester Lage bis zu den einfachen Gräbern, die nach mehr als hundert Jahren aussehen wie Graf Draculas Appartements, ist hier alles vertreten. Weil die Särge in den Gruften nicht immer ganz dicht sind nimmt die empfindliche Nase da und dort einen leicht süsslichen Verwesungsgeruch wahr. Wer abnehmen will ist der Besuch eines solchen Friedhofs wärmstens zu empfehlen, denn das Hungergefühl lässt schon nach wenigen Minuten merklich nach. Wir fahren weiter zum heutigen Übernachtungsplatz nach Monte Hermoso. Direkt am Meer auf einem Sandstrand finden wir ein Plätzchen. Beim Befahren des Strandes ist grösste Vorsicht geboten. Der auf den ersten Blick feste Untergrund ist mit Sandbunkern gespickt. Prompt hat sich ein grosses Wohnmobil (Made in USA) im weichen Sand festgefahren. Zum Glück ist ein 6-rädriger MAN-Truck zur Stelle,  der den „Ami“ kurzerhand wieder auf sicheren Boden zieht. Wir verbringen einen gemütlichen Abend im kuschelig warmen „Gecko“. Draussen tobt ein eisiger Wind, der heftig an unserem Häuschen auf Rädern rüttelt. Vom Fenster aus beobachten wir
die heimkehrenden Fischer, die ihren Fang direkt am Strand anbieten. Die nächste Tagesetappe führt uns über 400 km durch die Argentinische Pampa nach El Cóndor. Am malerischen Leuchtturm vorbei, dem ältesten in Argentinien, führt der Weg direkt an den Rand einer Steilküste. Genüsslich schlürfen wir in der untergehenden Abendsonne unseren Gin Tonic und beobachten hunderte bunter Felsensittiche, wie sie zu ihren Nistplätzen an der Küste fliegen. Weiter geht's der Ruta 3 entlang südwärts nach Puerto Pirámides. Das Gebiet um die Halbinsel Peninsula Valdés in Patagonien an der Atlantikküste von Argentinien ist einer der besten Orte für Walbeobachtungen. Das bekannte Naturreservat ist auch Heimat von vielen anderenTierarten, wie Seelöwen, Pinguinen und unzähligen Vogelarten. Jedes Jahr zwischen Juni und Dezember bietet sich den Besuchern der Halbinsel Valdés ein atemberaubende Naturspektakel. In dieser Zeit kommen die Südlichen Glattwale zur Peninsula Valdés, wo das Wasser wegen günstiger Meeresströmungen schön warm ist, um sich zu paaren und ihre Jungen zu gebären. Wir besuchen zuerst den Nationalpark von Valdés und hetzen „Gecko“ über eine 200 km lange Piste zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten. Nebst der traumhaft schönen Küstenlandschaft können wir die Tierwelt dieser Halbinsel bewundern. Seelöwen und Seeelefanten liegen gemeinsam an den langen Kieselständen. Dazwischen gibt es eine kleine Kolonie der putzigen Magellan-Pinguine. Aussichtsplattformen sind durch kleine Wanderwege verbunden auf denen sich bunte Echsen in der Sonne aufwärmen. Auf der Fahrt zum Punta Norte begegnen uns kleine Strausse und Guanacos. Wir ertappen ein Gürteltierpärchen „inflagranti“ beim Liebesspiel. Für den nächsten Tag
haben wir eine „Whale watching Tour“ in Puerto Pirámides gebucht. Nach dem obligatorischen Schwimmwesten fassen geht es mit einem gut motorisierten Schlauchboot aufs offene Meer. Schon von weitem sehen wir die ersten Wale springen. Plötzlich erscheint dicht neben unserem Boot ein Südkaper. Dieser bis zu 18 m lange Glattwal holt nur mal tüchtig Luft, streckt seine riesige Fluke (Schwanzflosse) in die Höhe und taucht sogleich wieder in die Tiefe ab. Es ist ein Muttertier mit ihrem Kalb. Dieses wiegt bei der Geburt stolze 3 - 5 Tonnen und trinkt täglich locker 200 Liter Milch. Es ist ein unglaubliches Gefühl und ein einmaliges Erlebnis,  diese gewaltigen Meeressäuger von der Nähe zu bestaunen. Auf der Weiterfahrt Richtung Feuerland machen wir Halt in Trelew. Weil die Gegend etwas unsicher ist stellen wir unseren Camper auf  einen von der Polizei bewachten Parkplatz ab. Wir besuchen das „Museo Paleontológico Egido Feruglio“. Dieses gilt weltweit als eines der besten Museen seiner Art. Seltene Funde, die rund 150 Millionen Jahre vor unserer Zeit datiert sind, können besichtigt werden. Hier in Patagonien fand man vor kurzem Saurierknochen aus dieser Zeit, die es ermöglicht haben, die Tierwelt der bisher weitgehend im Dunkeln liegenden Epoche genauer zu erforschen. Unteranderem wurden Knochen eines bisher unbekannten pflanzenfressenden Sauriers entdeckt, der stattliche 79 Tonnen auf die Wage gebracht hat. Wir campieren heute in Gaiman und besuchen am Nachmittag das Teehaus „Ty Te Caerdyd“ zum „Five o'clock Tea“. Das Lokal liegt in einem prächtig angelegten englischen Garten mit einem verschnörkelten Brunnen vor dem Eingangsbereich. Der walisische Einschlag ist unverkennbar. Sogar Lady Di war hier schon mal Gast. Die von ihr benutzte Tasse und der übriggebliebene Tee werden sorgsam in einer Vitrine aufbewahrt. Das Interieur ist in standesgemässem englischen altrosa gehalten. Es gibt kunstvoll gehäkelte
Teekannenwärmer, Besteck aus Sheffield-Silber, Pendeluhren und kitschige Porzellan Dekorationen. Wir geniessen den ausgezeichneten englischen Tee, leckere Schnittchen und eine grosse Auswahl an Kuchen und Torten (Zuckerschock garantiert). Nach Caleta Olivia fahren wir mal wieder querfeldein über eine staubige, 130 km lange Piste. Nach ca. 50 km Wegstrecke gelangen wir zu einer wackligen Brücke. Vor und nach dieser Brücke steht ein Torbogen aus Holz, der ca. 2,5 m hoch ist. Da passt unser Camper leider nicht unten durch. Müssen wir nun die ganze Strecke wieder zurückfahren? Nach längerer Begutachtung haben wir eine Lösung für unser Problem gefunden. Diese Torbogen stehen etwas vor resp. nach der Brücke. Zum Glück ist „Gecko“ schlank und so ist es möglich, diese Hindernisse in Millimeterarbeit off-road-mässig zu umfahren. Müde und erschöpft kommen wir gegen Abend im 480 km entfernten Caleta Olivia an.  In diesem Ort wird das „schwarz Gold“ (Erdöl) aus dem Boden gepumpt. Die typischen, nickenden  Erdölförder-Türmchen sind über das ganze Gebiet verteilt. Wir fahren zu unserem Übernachtungsplatz oberhalb einer Seelöwenkolonie. Sofort gehen wir zum Strand und nähern uns den Tieren vorsichtig und mit dem nötigen Respektabstand. Die Weibchen reagieren auf unseren Besuch ziemlich gelassen, die Bullen hingegen sehr aggressiv, wenn man ihnen zu nahe kommt. Von unserem Nachtquartier aus überblicken wir die ganze Bucht mit den mehreren Hundert  Seelöwen. In Puerto Deseado buchen wir wieder eine Boot, um auf Erkundungstour zu gehen. Auf dem Ría Deseado fahren wir mit dem Schlauchboot flussaufwärts und beobachten verschiedene Seevögel. Es ist der einzige Ort  weltweit an dem es eine Co-Existenz von fünf Kormoran-Arten gibt. Es geht an kleinen von Seelöwen belagerten Felseninseln vorbei zu einer Kolonie mit Magellanpinguinen. Wir legen mit unserem Schlauchboot am Kieselstrand an. Einige der kleinen Frakträger nehmen vorsichtshalber mal reissaus. Unsere Gruppe von ca. 20 Leuten kann nun ungestört die Insel der Pinguine erkunden, das Brutgeschäft beobachten, der Begrüssungszeremonie beiwohnen, wenn ein Partner von der Futtersuche im Meer zurückkehrt und das Sozialverhalten dieser interessanten Tiere studieren. Der morgige Trip zur Magellan-Strasse führt uns an der Laguna Azul vorbei. Wir blicken auf eine Vulkanlandschaft mit mehreren Kratern, wovon sich in einem ein tief blauer See gebildet hat. Der kalte Wind bläst dermassen heftig, dass wir uns kaum auf den Beinen halten können. Deshalb ist am Kraterrand Vorsicht geboten. Nicht dass uns eine Böe zu einem unfreiwilligen Bad im eiskalten See verhilft. Auf dem Weg zur Magellan-Strasse reisen wir aus Argentinien aus, reisen in Chile ein um nach relativ kurzer Wegstrecke wieder in Argentinien einzureisen. Alles verbunden mit enormem Papierkrieg und Lebensmittelkontrollen. Martha hat prompt bei der Einreise nach Chile ein paar Zwiebeln und eine Möhre in einem Kistchen vergessen. Bei der Kontrolle unseres Campers kommt ein Hund zum Einsatz, der nach kurzer Zeit die verbotenen Lebensmittel erschnüffelt. Die werden uns zwar weggenommen aber weiter hat das keine Folgen für uns. Glück gehabt! Bei der Magellan-Strasse angelangt verladen wir „Gecko“ auf eine
Fähre. Dank der grossen Bodenfreiheit und dem kurzen Überhang unseres Campers geht das Problemlos. Einige Wohnmobile hingegen schlagen beim Befahren der Fähre heftig mit dem Heck auf, was zwangsläufig zu Schäden führt. Die stürmische Überfahrt dauert ca. 45 Minuten. Die Gischt von der aufgewühlten See bricht über das Vorderdeck und die Fahrzeuge werden mit einer feinen Salzschicht überzogen. Wir machen einen Übernachtungsstop in Tolhuin bei Roberto's speziellem Campground. Seine Leidenschaft ist das Sammeln alter Gegenstände, die er kunstvoll drapiert und diesem Platz dadurch eine spezielle Note verleiht. Am Abend läuft Roberto zur Hochform auf. Er ist Platzwart, Koch und Alleinunterhalter zugleich. Zuerst verwöhnt er die Camper mit argentinischen Spezialitäten. Anschliessend spielt er den Clown und imitiert Geräusche von Polizeisirenen, Motorrädern und Autos. Zu vorgerückter Stunde wird getanzt und gefeiert. Gegen Mitternacht zieht es uns zum Camper zurück. Es ist zapfenduster und Roberto's fünf Hunde  haben strategisch gut platzierte Häufchen im und ums Gelände verteilt. Martha ist ungewollt auf eine solche Tretmine gestanden und hat, was sie sonst nie tut, beim betreten des Campers die Schuhe nicht ausgezogen. Die Hundescheisse hat eine kräftige Duftmarke im gesamten Wohnbereich hinterlassen. Trotz intensiver Reinigung ist dieses gewöhnungsbedürftige Parfüm kaum mehr wegzukriegen. Tags darauf fahren wir mit „Nasenklammern“ weiter bis ans Ende der Welt, nach Ushuaia. Die Landschaft ändert sich schlagartig. Nach tagelanger Fahrt durch Steppenlandschaften bekommen wir die ersten Bäume, ja Wälder zu sehen. In der Ferne tauchen die  Ausläufer der Anden auf. Wir überqueren den Paso Garibaldi und fühlen uns landschaftsmässig wie in der Schweiz. Seen, schneebedeckte Berge und Passstrassen. Welch ein Kontrast zu den vergangenen Tagen. Wir erreichen Ushuaia. Ein Schild am Strassenrand begrüsst uns in der „Ciudad más austral del mundo“, der südlichsten Stadt der Welt. Das Wort „Ushuaia“ kommt aus der
Sprache der Ureinwohner Yámana und bedeutet soviel wie „Bucht, die nach Osten blickt“. Ca. 50'000 Leute leben  hier mit und von den Touristen, die diese abgelegene Gegend besuchen. Die Nähe zum Feuerland-Nationalpark und die einzigartige Natur der Umgebung verhelfen Ushuaia zu einem erheblichen Touristenaufkommen. Auch als Ausgangspunkt für Antarktisexpeditionen und Zwischenhalt für Kreuzfahrtschiffe ist Ushuaia beliebt. Da fast alle Waren über weite Strecken in die Stadt gebracht werden müssen, gilt Ushuaia als eine der teuersten Städte Argentiniens und ganz Südamerikas. Ushuaia zeigt in ihrer alten Architektur eine Verbindung zu ihrer Geschichte. Viele europäische Expeditionen sind zur Erforschung des Klimas, der Geographie, der Tier- und Pflanzenwelt und der Indianerstämme in diese Gegend gekommen. Die moderne Stadtentwicklung hingegen lässt jegliche Planung und Ordnung vermissen und bietet einen Wildwuchs an Architektur. „Gecko“ hat bei dem heftigen Gegenwind mächtig Durst bekommen und auf der Suche nach dem raren Diesel müssen wir vier Tankstellen anfahren, bis wir den begehrten Saft erhalten. Bei allen anderen ist der Sprit ausgegangen. Der Preis ca. 70 Rp. pro Liter – da kann man nicht „motzen“. In Ushuaia gibt es einige originelle Lokale, so z.B. das Ramos Generales. Es ist Museum, Restaurant, Bäckerei, Café und Bar in einem. Die „urchige“ Inneneinrichtung  ist das Markenzeichen dieses Lokals. Auch ein Essen bei „Freddy“ ist ein absolutes Muss. Bei ihm geniessen wir ausgezeichnete „King Crabs“, die eine Beinspannweite bis zu 180 cm und ein Gewicht von 10 kg erreichen. Wir besuchen den Nationalpark „Tierra del Fuego“. Eine 10 km lange Piste führt in den Park. Das 630 km² grosse Schutzgebiet befindet sich im Südosten der Insel Feuerland. Der Park wurde 1960 mit dem Ziel gegründet, die südlichsten subantarktischen Wälder zu schützen. Es ist einer der argentinischen Nationalparks, neben dem UNESCO Naturreservat Valdés, der über eine Meeresküste verfügt, da er im Süden vom Beagle-Kanal begrenzt wird. Zu den landschaftlichen Attraktionen im Nationalpark zählen Gletscher, tiefe Täler und Schluchten, Flüsse und Seen sowie Torfmoore. Im südlichen Teil des Nationalparks gibt es eine Vielzahl von ausgeschilderten Wanderwegen, die zu verschiedenen Aussichtsplätzen oder besonderen Landschaftsformationen führen. Auf einem 4-stündigen Trail erkunden wir diese archaische Landschaft. Besonders schön ist der Weg zur Bahía Lapataia, einer Bucht am Beagle-Kanal, wo viele Wasservögel leben. Wir sind hier im Nationalpark am Endpunkt der Ruta 3 angelangt, der gleichzeitig der offizielle Startpunkt für unsere Reise auf der legendären Panamericana bis nach Alaska ist.


22.11.2014 - 14.12.2014  Von Ushuaia über die  Magellanstrasse, Punta Arenas,

Puerto Natales, Lago Pehoé, Laguna Amarga, Estancia Librún, Bunta Bandera,

El Calafate, El Chaltén, Gob. Gregores, Los Antiguos, Gob. Costa, El Bolsón

nach San Carlos de Bariloche


Nach  schönen Tagen in Ushuaia beginnt nun unsere eigentliche Reise auf der Panamericana. Wir fahren die selbe Wegstrecke wie wir gekommen sind zurück Richtung Norden, an die Magellanstrasse. Dabei passieren wir nochmals die Grenze von Argentinien nach Chile und besuchen auf der Estancia Clemente die Königspinguin-Kolonie. Der Eintritt von ca. 30 USD pro Person ist relativ teuer, doch wenn man nicht
nach Südgeorgien oder auf die Falklandinseln fliegen möchte, kann man diese majestätischen Pinguine nur hier bestaunen. Ein deutscher Wissenschaftler gibt  bereitwillig Auskunft und erzählt uns wissenswertes über diese prachtvollen Tiere. Sie  werden bis zu 40 Jahre alt, können bis zu 300 m tief tauchen und haben noch eine höhere Scheidungsrate als wir Menschen. Entgegen der allgemeinen Meinung sind sich die Pinguine nicht lebenslang treu. Wie lange eine Verbindung dauert hängt massgeblich vom Bruterfolg ab. Wenn dieser nicht wunschgemäss klappt wird kurzerhand der Partner gewechselt. Das geschieht bei rund 80% der Paare. Wir fahren weiter Richtung Magellanstrasse. Der Wind, unser ständiger Begleiter, hat noch einen Zacken zugelegt und so wird die Überfahrt mit der Fähre noch abenteuerlicher. Die Magellanstrasse ist eine Meerenge mit zahlreichen Inseln und Seitenkanälen zwischen dem südamerikanischen Festland und der Insel Feuerland. Sie verbindet zudem kurz vor dem südlichsten Ende Südamerikas den Atlantischen mit dem Pazifischen Ozean. Unser heutiger Übernachtungsplatz befindet sich unmittelbar auf der Nordseite der Fährstation. Bevor wir uns  gemütlich zurück lehnen, müssen  zuerst unsere Fahrzeuge gereinigt werden. Denn die Gischt hat bei der  Überfahrt  die Camper mit einer Salzschicht überzogen. In der Nacht wird „Gecko“ von heftigen Windböen durchgeschüttelt. Wir haben uns inzwischen an das permanente Schaukeln gewöhnt und werden  nicht mehr Seekrank. Unser nächstes Etappenziel ist die Stadt Punta Arenas, die auf argentinischer Seite liegt und uns zu einem weiteren Grenzübertritt zwingt. Derweil  kennen wir das Prozedere an den Grenzen in- und auswendig und das Stempeln unserer Pässe tönt wie Musik in unseren Ohren. Auf dem Weg Richtung Punta Arenas halten wir bei der verlassenen Estancia San
Gregorio. Am Strand liegen zwei alte Schiffswracks, die in der Morgensonne ein perfektes Fotosujet bieten. Nach weiteren 200 km erreichen wir Punta Arenas. Die Stadt liegt im äußersten Süden des Landes an der Magellanstrasse und auf der Brunswick-Halbinsel. Sie streitet sich mit anderen Städten um die Ehre, südlichste Stadt der Welt zu sein. Zumindest aber kann sie wohl als südlichste Grossstadt der Welt bezeichnet werden. Bei einem Bummel durch die pulsierende Metropole sind wir von den architektonisch schönen Bauten beeindruckt. Auf einer Anhöhe überblicken wir die ganze Stadt mit dem südamerikanischen Flair. Farbige Fassaden und Dächer widerspiegeln die Lebensfreude der Menschen. Die Stadt war einmal eine der wichtigsten Handelszentren der Erde und so in ihrem Reichtum fast völlig von den Händlern dieser Handelsroute abhängig. Ihren ersten grossen Aufschwung hatte sie während des kalifornischen Goldrausches, als sie als Anlaufhafen für die Klipper-Schiffe diente. Nach der Eröffnung des Panamakanals verlor der Hafen seine Bedeutung, jedoch kam gerade rechtzeitig die zweite Aufbruchsstimmung der Stadt, als sie Chiles Zentrum für den Wollhandel wurde. Punta Arenas stellt eine bunte Mischung verschiedenster Kulturen und Menschen dar. Angefangen bei den Nachkommen portugiesischer Seefahrer bis hin zu englischen Schafzüchtern. Ein grosser Anteil der Bevölkerung ist kroatisch-stämmig, auch russische, jüdische, deutsche und Schweizer Einwanderer haben das Bild der Stadt mitgeprägt. Die Ureinwohner wurden hingegen am Ende des 19. und im frühen 20. Jahrhundert fast vollständig vernichtet. Heutzutage gibt es mitten in der Plaza de Armas  von Punta Arenas ein Denkmal für die Indianer. Der Sage nach kehrt jeder nach Punta Arenas zurück, wenn er den grossen Zeh des Indianers küsst bzw. anfasst – beides haben wir natürlich getan. Auf der Fahrt nach Puerto Natales, unserer nächsten Destination, sehen wir einen riesigen Salzsee mit kleinen rosa Punkten. Chefnavigator Martha hat einen sofortigen Stopp angeordnet, um der Sache auf den Grund zu gehen. Bei
näherer Betrachtung durch das Teleobjektiv erkennen wir prächtige Flamingos, die im salzhaltigen Wasser nach Nahrung suchen. Wir erreichen Puerto Natales, ein 17'000 Einwohner zählendes Städtchen, das fast ausschliesslich vom Tourismus lebt. Puerto Natales ist die Hauptstadt der Provinz Última Esperanza und verfügt über einen eigenen Flughafen. Wir suchen im Stadtkern zwischen „schnuckligen“ Restaurants und Souvenirläden ein Internetkaffee, in dem wir Mails checken und evtl. Daten für die Homepage hochladen können. Tatsächlich werden wir fündig und die Verbindung lässt sogar einen grösseren Datentransfer zu, was hier in Südamerika nicht selbstverständlich ist. Der Nationalpark Torres del Paine ist einer der bekanntesten Nationalparks in Chile. Er liegt im  Süden des Landes um die Berggruppe der Cordillera del Paine. Paine heisst in der Sprache der Indiane  „himmelblau“, Torres del Paine also „Türme des blauen Himmels“. In diesen Nationalpark führt uns die nächste Etappe. Wir folgen der Ruta 9 und erreichen Cerro Castillo. Einziges „Highlight“ in diesem Ort ist das „Café El Ovejero“, das von aussen nicht als solches zu erkennen ist. Doch kaum hat man die Eingangstüre geöffnet steht man in einem geschmackvoll eingerichteten Kaffee, das zugleich Souvenirshop und Lebensmittelladen ist. Auf den gemütlichen Stühlen mit Schaffellauflage geniessen wir den ausgezeichneten Kaffee und gönnen uns ein Stück des leckeren hausgemachten Früchtekuchens. Gut gestärkt fahren wir auf  einer Piste in den Nationalpark. Die Park-Fläche umfasst 2420 km². Er ist durchzogen von bis zu  3000 m hohen Bergen, Gletschern, Fjorden und grossen Seen. Wir fahren auf einer recht anspruchsvollen Strasse bis zur „Laguna Azul“ auf der uns unzählige Guanakos begegnen. Die hohen Gipfel sind von Wolken verdeckt. Gebannt warten wir geschlagene drei Stunden an der tiefblauen Lagune, bis sich der weisse Schleier über den „Tre Torres“ (drei nadelartige Granitberge) hebt. Gut Ding braucht gut Weile und so dürfen wir  den majestätischen Anblick dieser Riesen, die von der Sonne angestrahlt werden, ohne die störenden Wolken betrachten. Der Abstecher hat sich auf jeden Fall gelohnt. Auf der Fahrt zu
unserem Campground kommen wir am „Salto Grande“, einem tosenden Wasserfall mit türkisblauer Färbung, vorbei. Ein grossartiges Naturschauspiel. Die Landschaft ist abwechslungsreich. Es gibt grosse vergletscherte Bereiche, hohe Berge, viele Seen, Tundra und grosse Wälder aus Zypressen, Lenga- und Olivillo-Bäumen, ausserdem viele Blumenarten, unter anderem auch Orchideen. Die Tierwelt im Park ist vielfältig. Guanakos, Darwin-Nandus, Andenkondore und viele kleinere Vogelarten sind hier heimisch. Auf einer Holperpiste fahren wir  zum Grey-Gletscher mit dem gleichnamigen See. Auf einer Rundwanderung auf der Halbinsel erhaschen wir einen Blick auf den besagten Gletscher und einen kitschig blauen kleinen Eisberg, der langsam an uns vorbeizieht. Einmalig in der Welt ist die Beschaffenheit der „Quernos del Paine“. Die dunklen Spitzen der Berge sind Sedimente, der graue Teil darunter Granit. Durch die Auffaltung des Meeresbodens sind diese einzigartigen Monumente entstanden. Auf einer zweistündigen Wanderung zum „Mirador del Quernos“ bestaunen wir die farbenprächtige Landschaft mit den in allen Blauschattierungen schillernden Seen. Wir übernachten heute an der schönen Lagune Amarga. Es ist wieder eine unruhige Nacht, denn in diesem Talkessel sind die Windböen besonders stark und das Geländefahrwerk vom „Gecko“ macht den ein oder andern „Freudensprung“, was uns fast aus dem Bett purzeln lässt. Am heutigen Tag besuchen wir eine Estancia und erfahren wissenswertes  über die Entstehung und das Leben auf der Schaffarm. Der Besitzer der „Estancia Librún“, mit zum Teil deutschen Vorfahren, begrüsst und herzlich. Anschaulich demonstrieren zwei Gauchos wie die Schafe für die Schur aussortiert, in den Stall getrieben und anschliessend unter fachkundiger Hand geschoren werden. Ein geübter Scherer schafft pro Tag ca. 250 Schafe und pro Tier werden ca. 4 kg. Wolle gewonnen. Weil der Boden sehr karg ist können 
relativ wenig Schafe gehalten werden (10'000 Tiere). Ein Tier benötigt bei geringer Vegetation ca. 5 ha. um satt zu werden. Nach der Besichtigung bereiten Gauchos leckeres „Cordero“ am offenen Feuer zu. Die Farmersfamilie verwöhnt uns zusätzlich mit frischen Salaten, selbstgebackenem Brot und einem frischen Fruchtsalat. Bei einem leckeren Nachtessen sitzen wir in fröhlicher Runde zusammen und lassen den schönen Tag gemütlich ausklingen. Übernachten dürfen  wir direkt auf der Estancia. Das ist beim wackligen Gang einiger Tourteilnehmer nach dem Festschmaus ein grosser Vorteil. Weiter geht es Richtung  Punta Bandera,  Ausgangspunkt für den Besuch  des Perito Moreno. Schon die Fahrt zum Gletscher am See entlang ist landschaftlich gesehen das reinste Vergnügen. Der Perito Moreno ist der einzige Gletscher ausserhalb der Polarregionen, der sich trotz globaler Erwärmung kaum zurückbildet. Auf gut ausgebauten Stegen und Plattformen aus Holz nähern wir uns dem „weissen Riesen“ Schritt um Schritt. Die 4 km lange und 60 m hohe Gletscherzunge ist beindruckend. Ab und an hören wir ein dumpfes Grollen, wenn ein Stück Eis unter Getöse in den See  stürzt. Bei warmen Temperaturen wie heute, kalbt der Gletscher in kurzen Abständen.
Wir verbringen einige Stunden am Perito Moreno und bestaunen dieses Naturspektakel. Tags darauf erkunden wir bei einem ganztägigen Bootsausflug auf dem grössten See Argentiniens (Lago Argentino) weitere Gletscher. Bei heftigsten Windböen nähern wir uns dem „Upsala“ einem der grössten Gletscher weltweit. Er nimmt eine Fläche, vier mal so gross wie Buenos Aires, ein. Zuerst kleine, dann immer grössere Eisberge ziehen an unserem Boot vorbei. Die bizarren Formen und Farben dieser Eismassen sind beeindruckend, noch beeindruckender wenn man weiss, dass 3/4 eines Eisberges unter Wasser sind. Die Gischt, getrieben von den heftigen Winden, lässt über dem Wasser kleine Regenbogen entstehen. Die Berghänge sind mit tropischem Regenwald bedeckt durchzogen von kleinen Wasserfällen. Auf dem Rückweg fahren wir  zum Gletscher Spegazzini, der den Gipfel eines Berges von zwei Seiten her umschliesst bevor er in den Lago Argentino kalbt. Unsere Reise geht weiter nach El Calafate, der Hauptstadt des Departamento Lago Argentino und Zentrum des Tourismus für den Nationalpark Los Glaciares.  Auf dem Weg besuchen wir das Parador y Hotel de Campo La Leona. Es ist neben einem netten Restaurant auch ein historischer Ort, der unter Denkmalschutz steht. Das Anwesen wurde 1894 von dänischen Einwanderern errichtet. Wir geniessen an diesem geschichtsträchtigen Ort einen exzellenten Kaffee und den weit über die Provinzgrenzen hinaus bekannten „Pie de Limón“ (Zitronenkuchen). Nach weiteren 100 km Fahrt erreichen wir  El Chaltén. Das Dorf bietet den direktesten Zugang zu den Bergmassiven des Cerro Torre und des Fitz Roy. Letzterer heisst in der Sprache der Ureinwohner, der Tehuelche-Indianer, „Rauchender Berg“, obwohl der Fitz Roy kein Vulkan ist. Die Bezeichnung leitet sich von den oft an der Spitze des Berges sichtbaren Wolken ab. Wir haben das grosse Glück, die ganze Bergkette wolkenfrei zu sehen. Im kleinen Infocenter am Dorfeingang holen wir uns Wanderkarten vom Nationalpark. Gleich am nächsten Tag machen wir mit Maria, einer unserer Reiseleiterinnen, eine 20 km lange Wanderung zum Lago Torre, einem kleinen Gletscher und dem dazugehörenden See. Martha, in intensivem Gespräch mit einem anderen Wanderer, übersieht einen kleinen Felsvorsprung und legt sich der Länge nach hin.  Die Knie aufgeschlagen und zwei dicke, gestauchte Finger sind die Folgen dieses Missgeschicks. Doch wer Martha kennt weiss, dass sie ein solcher Zwischenfall nicht aus der Bahn wirft. Sie wird in den nächsten Wochen zwar etwas behindert aber nicht minder motiviert auf weitere Wanderungen gehen. In El Chaltén herrscht ein stark vom Atlantik und Pazifik beeinflusstes Klima, da es sehr nahe bei den  Anden liegt. Viel Regen, viele Stürme, entsprechend wenige Sonnenstunden. Allgemein ein kühl-gemässigtes Klima. Die Anden sind auch Grund dafür, dass im Winter, der längsten Jahreszeit, relativ viel Schnee fällt. Rund 5'000 mm Niederschlag jährlich. Der Schnee ist durch die Kälte meist pulvrig, daher auch die Super-Bedingungen für Ski- und Snowboardfans. Momentan ist das Wetter wechselhaft. Doch vor allem der inzwischen sehr ungeliebte Wind (24 Std. am Tag, ohne Unterbruch) macht uns zu schaffen. Keine Chance, im Freien zu sitzen, geschweige denn draussen etwas Essen. Am nächsten Morgen haben wir den Wecker auf 4.30 Uhr gestellt, um den
Sonnenaufgang bei der Fitz-Roy-Bergkette zu erleben. Wir fahren aus dem Dorf , damit wir einen freien Blick auf das Massiv haben. Die Wetterbedingungen sind ideal, fast wolkenloser Himmel als die ersten Sonnenstrahlen auf die Spitzen der Bergkette treffen. In den nächsten Minuten erleben wir den „Sunrise of fire“, der die Felstürme des Fitz Roy und des Cerro Torre in ein gleissendes Rot hüllt – ein magischer Augenblick, der nur von kurzer Dauer ist. Anschliessend gehen wir auf eine Wanderung, die uns auf einen 15 km langen Pfad zur Laguna Capri führt. Leider sind inzwischen wieder Wolken aufgezogen und bei verhangenem Himmel kommt das Bergpanorama nicht so richtig zur Geltung. Doch Bewegung fördert das Wohlbefinden. Zur Belohnung gönnen wir uns bei der Rückkehr nach El Chaltén in einem kleinen Restaurant mit eigener Brauerei das eine oder andere Bier. An den nächsten beiden Tagen fahren wir über Gobernador Gregores nach Los Antiguos. Ein Abstecher über eine 80 km lange Piste führt uns zu der bekannten „Cueva de las Manos“ (Höhle der Hände). Es handelt sich um eine Höhle im Südwesten Argentiniens in der Provinz Santa Cruz. Sie ist bekannt für ihre Malereien und wurde deshalb 1999 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Die Fundstätte liegt in der Schlucht des Río Pinturas. Wenn man von oben in den Canyon hinunter sieht wirkt das saftige Grün in der sonst öden Steppenlandschaft wie eine Oase. Die Malereien können nur mit einem „Guide“ in einer einstündigen Führung besichtigt werden. Die Funde datieren von 7000 bis 1000 vor Christus, was wir bei
dem guten Zustand der Abbildungen kaum glauben können. Wir sind uns deshalb nicht ganz sicher ob da nicht die eine oder andre Retusche gemacht wurde. Wie dem auch sei, es ist hübsch anzusehen. Die Darstellungen von Händen in negativer Form sind bis heute nur in dieser Höhle bekannt. Auf dem Rückweg zur  Ruta 40 nehmen wir eine Abkürzung. Wir fahren diese Strecke zusammen mit zwei weiteren Fahrzeugen weil man uns sagte, dass diese Piste sehr anspruchsvoll sei. Steile Auf- und Abfahren bewältigen unsere 4x4-Fahrzeuge aber problemlos und nach einigen km haben wir wieder Asphalt unter den Rädern. In Los Antiguos, am schönen Lago Buenos Aires gelegen, verbringen wir eine Nacht bevor es über Gobernador Costa Richtung El Bolsón geht. Wir beschliessen uns zu einem Abstecher in den Nationalpark Los Alercés. In der Vorsaison ist der Park mit den bis zu 3000 Jahre alten Bäumen fast menschenleer. Die Piste ist zwar holprig, doch die Natur umso schöner. An einem wundervollen Plätzchen mit Sicht auf See und Berge beschliessen wir die Nacht zu verbringen. Martha packt noch schnell die Haarschneidemaschine aus und schert mir im Stile eines geübten Gauchos die übrig gebliebene „Wolle“ vom Kopf. Frisch frisiert fahren wir am nächsten Tag nach El Bolsón auf den Campingplatz. Am Abend besuchen uns die beiden hübschen Mädels von der Reiseleitung im Camper. Es wird ein illusterer Abend, bei dem Martha für uns alle das
Menü 1 kocht (Spaghetti Napoli). Dazu trinken wir zu viert eine Flasche Wein und anderthalb Flaschen Gin mit etwas Tonic verdünnt. Es wird gegessen, getrunken und gelacht .  Morgens um zwei Uhr verlassen uns Maria und Jeannette gut gelaunt und haben bewiesen, dass sie nicht nur exzellente Reiseleiterinnen sondern auch trinkfest sind – obwohl sie eigentlich gar keinen Alkohol trinken!?! Heute fahren wir nach San Carlos de Bariloche. Die blumengesäumte Strasse führt uns über verschiedene kleine Pässe mit idyllischen Seen. Ein richtiger Augenschmaus. Lupinen in allen Pastelltönen und gelber Ginster, der im gleissenden Sonnenlicht leuchtet, sind unsere Begleiter. Der Bergfrühling hat Einzug gehalten und lässt auch uns strahlen. San Carlos de Bariloche  ist eine Stadt in der Provinz Río Negro. Sie liegt am Fusse der Anden und ist mit  rund 110'000 Einwohnern die grösste Stadt der Provinz. Obwohl der Ort  optisch nicht viel zu bieten hat strömen jährlich bis zu 1 Mio. Touristen in die Region. Unbedingt probieren sollte man die köstliche Schokolade. Das Geheimnis ihrer Güte ist zuwanderungsbedingt – viele Schweizer haben sich hier niedergelassen. Ein Highlight der Stadt ist das Hotel Llao Llao, das zu den "Leading Hotels of the World" gehörende Luxusresort ist von einer atemberaubenden Bergkulisse umgeben und thront wunderschön auf einem Hügel über dem Nahuel Huapi See. Das Hotel ist bestimmt nichts für Camper. Trotzdem fahren wir mit „Gecko“ hinauf zum Luxusressort bis zu einem Schrankenhäuschen. Ein perfekt gekleideter Mann kommt auf uns zu und fragt, was wir möchten. Nicht verlegen antworte ich, dass wir gerne speisen würden. Sofort informiert er die Rezeption, um einen Tisch für uns zu reservieren. Wir dürfen passieren und fahren auf den Hotelparkplatz. Am Eingangsportal steht wieder ein top gekleideter Angestellter, der uns in perfektem englisch fragt, ob wir hier Gäste des Hauses sind. Ich sage: „eigentlich würden wir  gerne einen Kaffee trinken“. Er mustert uns und sagt dann: „okay, aber nur in der Lobby“. Die nächste Hürde ist geschafft. Wir
setzen uns in die wunderschöne Lobby und werden sofort nach unseren Wünschen gefragt. Martha spricht den Chef de Service an und ist voll des Lobes über die wunderschöne Anlage. Der fühlt sich geschmeichelt und zeigt ihr das ganze Restaurant inkl.  Terrasse mit  traumhafter Aussicht. Nicht schüchtern fragt Martha ob wir den Kaffe auch auf der Terrasse trinken dürfen. Wohlwollend nickt der Chef de Service. Ein Kellner serviert uns einen exzellenten Kaffee und dazu leckere Schweizerpralinen. So sitzen wir über eine Stunde an prächtiger Lage und lassen es uns gut gehen. Das alles hat uns umgerechnet rund zehn Franken gekostet – nicht schlecht, oder. Morgen steht uns bei der Fahrt nach Osormo wieder ein Grenzübertritt Richtung Chile bevor. Hoffentlich hat Martha nicht wieder eine Karotte oder gar eine Zwiebel in irgend einem Kästchen vergessen. Doch ich bin zuversichtlich, dass diesmal der Hund an der chilenischen Grenze nichts Verbotenes in unserem Camper finden wird.


Die weiteren Berichte sind jetzt unter der Rubrik Chile (Reiseberichte / Bildergalerie) zu finden.