Chile / Argentinien


Reisebericht
Bildergalerie


15.12.2014 - 03.01.2015  Von San Carlos de Bariloche über Lago Calafquen, Pucón,

Chillán, Santiago de Chile, Uspallata, Mendoza, Ischigualasto, Talampaya, Vicuña,

Guanaqueros, Bahia Inglesa, Pan de Azúcar nach Antofagasta


Der Grenzübertritt nach Chile ist immer mit erheblichem Zeitaufwand verbunden. Es sind Formulare auszufüllen und das Fahrzeug wird akribisch nach Lebensmitteln untersucht, die nicht eingeführt werden dürfen. Inzwischen sind wir wahre Meister im Verstecken, so dass die Grenzbeamten unsere Ware bis jetzt nie ausfindig machen konnten. Kritisch wird es jeweils nur, wenn ein Spürhund im „Womo“ nach Lebensmitteln sucht. Heute läuft alles wie am Schnürchen und wir kommen ohne Beanstandungen über die Grenze. Richtung Osorno befahren  wir eine Passstrasse, die sich am Fusse des Vulkans Puyehue in die Höhe schlängelt. Der Puyehue ist ein 2230 m hoher Vulkan in den südchilenischen Anden. Der jüngste Ausbruch war im Juni 2011. Damals sind rund 3'500 Personen evakuiert worden. Eine bis zu 10 km hohe Aschensäule verdunkelte den Himmel. Heftige Eruptionen in den umliegenden Gebieten öffneten einen kilometerlangen Graben in der Erdkruste. Selbst in die hundert Kilometer östlich des Vulkans gelegene Touristenstadt Bariloche wehte Asche und bedeckte ganze Landstriche. Viehzüchter in der argentinischen Pampa befürchteten Futterengpässe, da die Asche bis zu 50 cm hoch auf den Feldern lag. In den Seen und Flüssen der Umgebung führte die Asche zu einem Fischsterben. Noch heute sehen wir links und rechts der Passstrasse meterhohe Berge von grauweisser Asche. Die Fauna erholt sich nur zögerlich von dieser Naturkatastrophe. Man hat das Gefühl, durch eine Schneelandschaft zu fahren. Auf dem Weg Richtung Osorno kommen wir am Automuseum Moncopulli vorbei. Das müssen wir natürlich unbedingt besichtigen.
Der rüstige Inhaber begrüsst uns persönlich und erzählt voller Euphorie aus seinem Leben und wie es zur Gründung dieses Museums gekommen ist. Speziell die Marke „ Studebaker“ haben es dem Sammler angetan. Von den 140 Modellen sind 70 Exemplare vom besagten Hersteller. Die mehr oder weniger gut restaurierten Fahrzeuge wecken Kindheitserinnerungen in uns, denn die meisten Exponate stammen aus den 50iger und 60iger-Jahren. Heute übernachten wir auf dem Grundstück eines deutschen Auswanderers, der in Chile ein gutgehendes Restaurant und eine kleine Bierbrauerei betreibt. Er bietet vor allem deutsche Hausmannskost an. Entsprechend deftig, aber sehr lecker ist das Nachtessen ausgefallen. Am nächsten Tag fahren wir durch den Ort Frutillar. Das Städtchen ist sehr touristisch mit seinen schmucken Häusern und dem extravaganten Theater und Musikhaus. Es liegt am Westufer des Lago Llanquihue, dem zweitgrössten See Chiles. Blickt man von Frutillar auf die gegenüberliegende Seeseite, erblickt man den mächtigen, 2'650 m hohen Vulkan Osorno. Die Fahrt geht am See entlang weiter. Wir erreichen Petrohué, das nach dem gleichnamigen Fluss benannt ist. Etwa 6 km nachdem der Fluss den See verlässt, stürzt er über einige Basaltklippen und Schwellen   20 m in die Tiefe. Dieses Schauspiel erleben wir auf einem gut ausgebauten Rundweg, der durch eine dschungelartige Landschaft führt. Heute übernachten wir auf halber Höhe des mächtigen Vulkans Osorno. Am späteren Nachmittag fahren wir von Las Cascadas hinauf zu dem von Wolken verhüllten Berg. Oben angelangt haben wir eine tolle Sicht auf den Lago Llanquihue und auf den mit schwarzem Lavagestein überzogenen Kraterkegel.  Das Grün des spärlichen Pflanzenwuchses und das Rot des eisenhaltigen Gesteins kontrastieren die dunkle Färbung der erkalteten Lava. Leider ist der oberste Teil des Osorno in dichten Nebel gehüllt. Trotzdem unternehmen wir eine Wanderung bis an den Rand des Schneefeldes resp. zum Gletscher des Kraters. Bei der Rückkehr zu unserem Camper senkt sich die Wolkendecke stetig und wir können „Gecko“ im dichten Nebel kaum mehr finden. Es ist empfindlich kalt geworden. Umso gemütlicher ist es nun in unserer kleinen Wohnung auf Rädern. Die Sonne geht langsam unter, der Nebel lichtet sich und am Horizont leuchtet ein prächtiges Abendrot. Mitten in der Nacht stehen wir auf und schauen aus dem Fenster. Die Wolken haben sich verzogen und wir haben einen ungetrübten
Blick auf den majestätischen Osorno. Auch bei Sonnenaufgang präsentiert sich der weisse Riese von seiner schönsten Seite – ein Bild für Götter! Die Fahrt ins Tal führt uns zunächst über ein Feld mit feinem Lavagestein bis wir auf der von Blumen gesäumten Strasse sind. Kleine Erdrutsche haben in der Nacht ein paar Engstellen geschaffen, die wir aber mit unserem Allrad problemlos meistern. Die heutige Etappe Richtung Pucón geht weiter am See entlang. Das Städtchen liegt am Lago Villarrica mit seinen weissen Stränden. Hier kaufen wir beim Becker „Rostock“ ein richtig feines dunkles Brot – welch ein Genuss. Unser Ziel ist der Nationalpark Huerquehue. Auf einer 6,5-stündigen Wanderung mit über 1'000 Höhenmetern erkunden wir den 125 km² grossen Park. Der Pfad „Los Lagos“ verläuft an mehreren Lagunen  entlang. Speziell die Laguna Verde mit ihrem tiefgrünen Wasser ist eine Augenweide. Wir sind begeistert von der unverfälschten Natur, den Urwäldern mit alten Araukarien-Beständen, Bergseen und Wasserfällen. Immer wieder erheischen wir einen Blick auf den in der Ferne aufragenden Vulkan Villarrica. Er ist einer der aktivsten Vulkane Südamerikas. Auf der Weiterfahrt Richtung Chillán kommen wir am grössten Wasserfall Chiles vorbei. Dieser ist zwar hübsch anzusehen, beeindruckend ist er allerdings nicht. Da haben wir schon weit imposantere gesehen. Natürlich wird auch dieses „Naturschauspiel“ touristisch ausgeschlachtet. Bevor man zu dem etwas über 20 m hohen Fall gelangt, passieren wir viele kleine Verkaufsstände. Diese bieten allerlei „Plunder“ an – jeder muss halt von irgendetwas leben. Lustig finden wir die kleinen Hütten, die direkt an der Autobahn stehen. Alle paar hundert Meter eine notdürftig zusammengeschusterte „Bude“ in der Käse, Honig und Tortillas feilgeboten werden. Interessanterweise preist jeder die selben Waren an. Es wäre sicherlich geschäftsfördernd wenn die Leute etwas kreativer wären und ihr Sortiment erweitern oder variieren würden. Wir übernachten heute auf dem Weingut „Wiña Chillán“. Ruedi, so heisst der ausgewanderte Schweizer, zeigt uns sein Weingut und führt uns etwas langatmig in die Geheimnisse des
Rebbaus ein. Im Jahr 2010 wurden grosse Teile seiner Anlage bei einem schweren Erdbeben (8,8 auf der Richterskala) zerstört. Das Beben dauerte über 10 Min., was aussergewöhnlich lang ist. Grosse Metalltanks, gefüllt mit jungem Wein, hat es umgeworfen oder zerrissen und der edle Saft ist ausgelaufen. Ein schwerer geschäftlicher Rückschlag, wenn man bedenkt, dass der Gewinn pro Flasche Wein unter einem Franken liegt. In Erdbebenregionen kann sich kaum jemand eine Versicherung leisten. Eine solche wäre viel zu teuer und so musste Ruedi damals selbst für den Schaden aufkommen. Mit Romantik hat der Weinbau in Chile nicht viel zu tun. Zu hart müssen die Produzenten bei den niedrigen Preisen ums Überleben kämpfen. Am Abend dinieren wir im hauseigenen Restaurant. Die Winzerfamilie kocht uns ein leckeres Mal, dazu kredenzt Ruedi eine Auswahl seiner Weine – geht's uns nicht grossartig? Am nächsten Tag fahren wir in die Hauptstadt, nach Santiago de Chile, das unbestrittene politische Zentrum, auch wenn das chilenische Parlament, in Valparaíso tagt. Santiago ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt sowie das bedeutendste Wirtschafts- und Kulturzentrum von Chile. Zahlreiche Universitäten, Hochschulen, Museen und Baudenkmäler findet man in der Metropole. Die bedeutendsten Unternehmen Chiles haben ihren Sitz in Santiago, ebenso viele ausländische Dependancen. Die Hauptstadt ist auch das Medienzentrum des Landes. Charakteristisch für die Grossregion ist der starke Vulkanismus. Noch heute gibt es zahlreiche
aktive Vulkane. Die ganze Region um und in Santiago de Chile ist stark erdbebengefährdet. So gab es in den letzten Jahrhunderten mehrere schwere Beben bei denen mehr als 12'000 Menschen umgekommen sind. Wir nehmen an einer Stadtführung teil. Roberto, unser Guide, erklärt in einer lebendigen Sprache wissenswertes über die Entstehungsgeschichte und die politischen Entwicklungen der Vergangenheit und der Gegenwart. Am Schluss der Führung fahren wir mit der Standseilbahn auf den „Cerro San Cristóbal“, ein Hügel im Stadtteil Bellavista. Von dort aus haben wir einen perfekten Blick über  ganz Santiago. Auf dem Gipfel befindet sich die 22 m hohe Statue der Jungfrau Maria. Papst Johannes Paul II. hielt dort 1987 eine Messe, was für die sehr gläubigen Südamerikaner ein Jahrhundertereignis gewesen ist. Wir fahren ausgesprochen gerne in architektonisch schöne Städte. Noch mehr Freude jedoch bereitet uns eine Fahrt durch unberührte Landschaften, wie z.B. unsere heutige Tagesetappe nach Uspallata. Die Strasse führt uns über den „Paso Los Libertadores“, der sich serpentinenartig in die Höhe windet. Seit einigen Jahren gibt es auf ca. 3'000 m Höhe den Tunnel „Cristo Redentor“, so dass einem das Überqueren der ganz hohen Bergkette erspart bleibt. Wir wählen die anspruchsvolle Variante und fahren die steile und steinige Piste hinauf zur Querung des Hauptkammes der Anden. Offensichtlich sind wir die einzigen, die sich für diese Piste entscheiden, denn auf der ganzen Wegstrecke begegnen wir keiner Menschenseele. Dabei ist diese landschaftlich
wunderschön. Immer wieder eröffnen sich uns Ausblicke ins tief gelegene Tal und die weissen Gipfel der über 6'000 m hohen Andenkette. Auf der Passhöhe von 3'800 m überschreiten wir wieder die Grenze zwischen Chile und Argentinien. Die Grenzformalitäten werden aber erst später nach der ebenso spektakulären Talfahrt auf der Hauptachse erledigt. Die Strasse Richtung Uspallata schlängelt sich durch ein landschaftlich wunderschönes Tal gesäumt von Steinmassiven, die in allen Erdfarben leuchten. Beim Nationalpark Aconcagua unterbrechen wir die Fahrt und gehen auf eine kleine Rundwanderung. Wir sind auf einer Höhe von knapp 3'000 m und rund um uns sind Berge, deren Gipfel nochmals 3'000 m höher liegen. Ein imposanter Anblick. Am Wendepunkt der Rundwanderung erblicken wir in der Ferne den „Cerro Aconcagua“, der mit 6'962 m höchste Berg Südamerikas und zugleich höchster Berg der Welt, ausserhalb Asiens. Mit seinen vom ewigen Schnee und Eis bedeckten Flanken ist er weithin sichtbar. Kurz vor Uspallata machen wir an der „Puente de Inca“ halt. Anders als der Name vermuten lässt, ist die Brücke kein Bauwerk der Inkas, sondern ein durch Erosion natürlich gebildeter Bogen, der sich 47 m hoch und 28 m breit über den Rio Mendoza spannt. An der Puente entspringt eine heisse schwefelhaltige Quelle, die das Gestein rotgelb färbt. Nach einer Nacht in
Uspallata geht es weiter nach Mendoza. Wir haben uns für die heutige Fahrt wieder eine Piste und nicht die normale asphaltierte Strasse ausgesucht. Das ist zwar für Fahrzeug und Besatzung wesentlich anspruchsvoller, hat aber den Vorteil, dass man durch verkehrsarme und landschaftlich tolle Gegenden fährt. Links und rechts der Piste findet man eine reichhaltige Flora und Fauna. Besonders Guanakos lieben diese Bergregionen. Die staubige und mit Steinen übersäte Naturstrasse ist steil und an vielen Stellen so eng, dass ein Kreuzen mit anderen Fahrzeugen nicht möglich ist. Der talwärts fahrende muss dann jeweils rückwärts fahren, bis zur nächsten Ausweichstelle. Weil es keine Leitplanken gibt und die Pisten auf der Hangseite leicht abrutschen, ist bei diesen Manövern höchste Vorsicht geboten. Die Strasse schlängelt sich serpentinenartig ins Tal wo wir auf einer unendlich langen und schnurgeraden Betonstrasse nach Mendoza fahren. Weihnachten werden wir hier verbringen und uns kulinarisch verwöhnen lassen. Einen Wermutstropfen allerdings müssen wir nach der ersten Nacht auf dem Campingplatz hinnehmen. Der Campground bietet für Wohnmobile eine Stromversorgung an, die wir dummerweise annehmen und „Gecko“ ans Stromnetz anschliessen. Irgendwann in der Nacht gibt es im Netz eine gewaltige Überspannung, die unser Bordbatterieladegerät und das des einen Laptops zerstört. So etwas wäre in Europa kein grosses Problem, weil man diese Geräte ohne weiteres ersetzen könnte. Hier in Südamerika sind diese leider nicht erhältlich. Das heisst für uns, dass wir auf einen Computer verzichten und unsere Bordbatterien ausschliesslich mit Solarenergie oder durch den Alternator beim Fahren laden können. Das kann bei schlechter Witterung oder fahrfreien Tagen zu Stromknappheit im Camper führen. Wir lassen uns die Feiertage durch diesen Zwischenfall nicht vermiesen und geniessen die etwas geruhsamere Zeit in Mendoza. In der geschmackvoll urbanisierten Oasenmetropole werden alle Grünflächen künstlich bewässert. Der dominierende Wirtschaftszweig der rund 120'000 Einwohner zählenden Stadt ist der Weinanbau. Zudem gilt Mendoza als Tor zu Chile und ist daher eine wichtige Handelsmetropole. Ohne spezielle Sehenswürdigkeiten aufzuweisen, gehört Mendoza dennoch zu den schönsten Städten Argentiniens. Die weiten alleenartigen Strassen, die schattigen Plätze, die grosszügige Fussgängerzone sowie die zahlreichen einladenden Cafés und nicht zu letzt das ganzjährig angenehme Klima verleihen der Stadt ein tolles Ambiente. Wir schreiben den 24. Dezember. Weihnachten – unglaublich wie schnell die Zeit vergeht! Zum Mittagessen gehts auf das Weingut „Prodega Ruga Malen“. Idyllisch gelegen, mitten in den Rebbergen mit Blick auf die Anden-Gebirgsketten werden wir mit einem Fünf-Gang-Menü vom Feinsten verwöhnt. Zu jedem Gang serviert man uns den passende Wein und zum Dessert gibt es einen richtig guten Espresso, nicht wie sonst üblich den wässerigen Nescafe. Am Abend auf dem Campground gehen die Festivitäten weiter. Jean Paul und
Peter, unsere Grillmeister, haben die Holzkohle zum Glühen gebracht und grillieren das Fleisch punktgenau. Dazu werden leckere Salate serviert. In gemütlicher Runde wird geschlemmt und zu vorgerückter Stunde erscheint der Weihnachtsmann (Hans) mit seinem Esel. Es gibt die obligate Bescherung. Janette und Maria, unsere aufgestellten Reiseleiterinnen, tragen ein selbstverfasstes Gedicht vor, in dem die „Macken“ der einzelnen Torteilnehmer auf humorvolle weise parodiert werden. Ein rundum gelungener Tag geht in den frühen Morgenstunden zu Ende. Die Reise geht weiter von Mendoza Richtung Ischigualasto. Dabei fahren wir am Wallfahrtsort Difunta Correa vorbei. Hier findet man eine unglaubliche Ansammlung kleiner Schreine mit Danksagungen und Opfergaben. Die Difunta Correa geht zurück auf eine Legende. Eine Frau, die 1841 auf der Suche nach ihrem Mann angeblich in der Wüste Argentiniens verdurstet ist. Als sich Maria Antonia Deolinda y Correa 1841 mit ihrem Säugling in die Wüste begab, herrschte in Argentinien Bürgerkrieg. Kurz nach ihrer Entbindung war ihr Mann von spanischen Soldaten verschleppt worden. In ihrer Verzweiflung wollte sie ihrem Liebsten durch die Wüste folgen und zog los. Tage später fand eine Gruppe von Maultiertreibern Correa tot in der Wüste. Das Kind hatte wie durch ein Wunder überlebt. Dank der Muttermilch war es nicht verdurstet. Der Leichnam der Mutter wurde von den Gauchos bei einem nahe gelegenen Hügel begraben. Ihr Grab ist heute ein berühmter Wallfahrtsort. Jeder Argentinier sollte ihn zumindest einmal im Leben besuchen. Vor allem LKW-Fahrer verehren sie, da sie die Schutzheilige der Reisenden ist. Oft findet man in Argentinien kleine Schreine der Difunta, bei denen die gläubigen Fahrer Halt machen, die alleine durch das grosse Land reisen. Am späteren Nachmittag erreichen wir den Nationalpark Ischigualasto. Das Naturreservat wird wegen seiner vollkommenen Trockenheit auch Valle de
la Luna (Mondtal) genannt. Der Park zeichnet sich durch guterhaltene, etwa 230 Millionen Jahre alte Fossilien aus. Unter anderem entstammen dieser Formation einige der ältesten bekannten Dinosaurierfunde. Das Reservat hat eine Grösse von 8'000 Quadratkilometer und beherbergt eine wüstenhafte Landschaft mit durch Erosion hervorgerufene Skulpturen. Das Gebiet liegt etwa 1'300 Meter über dem Meeresspiegel und zeigt eine typische Wüstenvegetation bestehend aus Kakteen und Büschen. Das Klima ist ausgesprochen trocken. Temperaturschwankungen von −10 °C bis +45 °C sind hier völlig normal. Das Reservat erkunden wir mit unseren eigenen Fahrzeugen. Allerdings fährt ein Führer mit, der zum einen alles Wissenswerte über den Park erzählt und zum anderen aufpasst, dass niemand Gesteine als Souvenir einsteckt. Fast angrenzend zum Ischigualasto ist der Talampaya Nationalpark. Dieser zeichnet sich durch seine markanten Steilwände, den archäologischen Fundstätten und Petroglyphen (Felsritzungen) aus. Der darin enthaltene Fossilbericht ist weltweit einmalig. Die sandigen Pisten dieses Parks dürfen nur geführt und nicht mit den eigenen
Fahrzeugen befahren werden. Im Jahr 2000 erklärte die UNESCO Talampaya und Ischigualasto gemeinsam zum Weltnaturerbe. Richtung Vicuña überqueren wir den höchstgelegenen Pass (4780 m) zwischen Argentinien und Chile. Die Luft in diesen Höhen ist sehr dünn und daher eine echte Herausforderung für Mensch und Fahrzeug. Die markanten Büsserschnee-Formationen (Gletscherfelder, deren Form durch Winderosion entstanden sind) werden uns immer in Erinnerung bleiben. Die 83 km lange Schotterpiste entlang des Río de la Laguna ist nur in den Sommermonaten geöffnet. Oben auf dem Pass messen wir minus 2° C während es im Tal plus 30° C sind. Das Licht und die steinigen Landschaften in dieser Höhe sind einzigartig. Wir haben riesiges Glück und dürfen die Strecke durch farbenprächtige Bergketten und Lagunen bei strahlendem Sonnenschein geniessen. Nach stundenlanger Fahrt durch faszinierende Steinlandschaften erreichen wir eine grüne Oase. Der Ort mit dem Namen Vicuña wird unser Übernachtungsplatz. Vor dem Einnachten besuchen wir ein Observatorium auf einem Hügel in der Nähe der Stadt. Mit wissenschaftlichen Instrumenten beobachten wir den Sternenhimmel. Wir erkennen einzelne Himmelskörper des Sonnensystems und unserer Galaxi. Ein grossartiges Erlebnis, das einem die eigne Bedeutungslosigkeit vor Augen führt. Am nächsten Morgen fahren wir früh los in die Hafenstadt Caldera im Norden Chiles. Die Metropole lebt hauptsächlich vom Kupferbergbau und vom Zitrusfrüchten-Anbau. Fischfang und Tourismus spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Strände locken viele Besucher an, auch uns. Wir verbringen den Nachmittag direkt am Meer und beobachten die Pelikane bei der Nahrungssuche. Heute ist Silvester und die Vorbereitungen für die Party am Abend laufen auf Hochtouren. Die Frauen bereiten leckere Salate und feine Desserts zu. Die Männer, mit einer Flasche Bier in der Hand, schauen gemeinsam auf das Grillgut. Die Verantwortung wiegt schwer, denn die Meeresfrüchte müssen punktgenau gegart werden. Wir stossen zwei Mal aufs neue Jahr an. Das erste Mal nach europäischer, das zweite Mal 4 Stunden später nach südamerikanischer Zeit. Einige Schnapsnasen finden erst bei Morgendämmerung den Weg ins Bett. Wir verlassen den Rummel der Stadt und fahren zu einem weiteren Nationalpark. Die Strasse führt am Meer entlang und wir erreichen die einsamen Strände von Playa Amarilla und Playa Blanca. Feiner Sand,
warmes Wasser und ein fast wolkenloser Himmel. Auf ausgiebigen Spaziergängen geniessen wir dieses südseeähnliche Feeling. Interessant ist der Park wegen seiner Artenvielfalt. Über 20 unterschiedliche Kakteen gedeihen in dieser Gegen. Die Abwesenheit von Niederschlägen wird durch den Küstennebel ausgeglichen. Auf einer zweistündigen Wanderung erklimmen wir eine Anhöhe von der wir einen tollen Blick auf die Strände des Parks haben. Bevor es dunkel wird suchen wir ein einsames Plätzchen, wo wir die Nacht verbringen. Nur ab und an hören wir ein paar Wüstenfüchse, die um unser Fahrzeug herumstreichen. Auf dem Weg nach Antofagasta fahren wir an den Skulpturen „Mano del Desierto“ vorbei, einem Werk von Mario Irarrázababal. Eine überdimensionale Hand, die aus dem Wüstensand ragt. Ein tolles Fotosujet. Antofagasta ist eine Wüstenstadt am Pazifik mit über 300'000 Einwohnern. Den Aufschwung hat die Region durch den Abbau von Nitrat und Salpeter, das zur Herstellung von Dünger und Sprengstoff verwendet wurde, erfahren. Heute lebt die Stadt vorwiegend vom Tourismus. Viele Kreuzfahrtschiffe laufen  den Hafen von Antofagasta an. In der Stadt gibt es zwei Strände, deren Wasser durch den Humboldtstrom eher kalt ist. Die Sehenswürdigkeiten der City sind das Unabhängigkeitsdenkmal, das Eisenbahnmuseum, die Kathedrale sowie einige Gebäude aus kolonialspanischer Zeit. Wir verlassen Antofagasta Richtung Bolivien. Es geht in die Atacama Wüste. Wir haben zusammen mit Ina & Mario beschlossen, auf einer fünf-tägigen Tour dieses Abenteuer zu wagen. Wir mit unserem „Gecko“ und Ina & Mario mit ihrer „Hermine“. Eine beschwerliche Strecke durch Berg- und Wüstenregionen bis zum grossen Salzsee Uyuni und den wunderschönen Lagunen. Normalerweise werden diese Touren nur geführt und mit kleinen handlichen Landcruisern  unternommen. Unsere beiden Allradfahrzeuge sind sehr geländetauglich und wir sind überzeugt und frohen Mutes, dass wir das auch auf eigene Faust schaffen.


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