Arizona

Teil 2


Reisebericht
Bildergalerie


07.10.2015 - 11.10.2015  Von Durango zum Grand Canyon NP nach Page


Vom abwechslungsreichen Bundesstaat Colorado fahren wir ein zweites Mal nach Arizona, um einen der spektakulärsten Nationalparks der USA zu besuchen. Der Grand Canyon zählt zu den grossen Naturwundern auf dieser  Erde und wird jedes Jahr von rund fünf Millionen Menschen „heimgesucht“. Während Jahrmillionen hat der Colorado River eine tiefe Schlucht ins Gestein des Colorado-Plateaus
gegraben. Der Grand Canyon ist etwa 450 km lang, zwischen 6 und 30 km breit und bis zu 1800 m tief. Bereits vor über 3000 Jahren lebten Menschen im Bereich des Grand Canyon. Die Desert Culture Indianer waren Jäger und Sammler, die Körbe und Sandalen herstellen konnten und mit Speerspitzen aus Stein auf die Jagd gingen. Ab den 1880er Jahren wurde die Gegend als touristisches Ziel entdeckt und erhielt 1901 eine direkte Anbindung durch die Eisenbahn. Im Grand Canyon herrschen von November bis März Minusgrade; von Mai bis September steigt die Temperatur bis über 30° C. Die
Vielfalt des Grand Canyon ergibt sich aus den Höhen- und Klimaunterschieden, die fünf Vegetationszonen umfassen. Am höchsten Punkt des Grand Canyons (2683 m) wächst Nadelwald, in der Schlucht gedeihen Kakteen und Sträucher. Wir fahren auf einer gut ausgebauten, stetig ansteigenden Strasse von Osten her auf das Hochplateau. Kurz vor dem Parkeingang stehen einfache Holzhütten in denen indianisch stämmige Frauen Souvenirs anpreisen. Obwohl wir schon mehrmals zum Grand Canyon gereist sind, ist es jedes mal ein Erlebnis, wenn man vom South Rim in die bis zu 1800 m tiefe Schlucht blickt. Es ist früher Vormittag, trotzdem fahren wir bereits zum Campground am Osteingang, um einen der begehrten Stellplätze für die Nacht zu reservieren. Doch oh Schreck, alle sind bereits ausgebucht. Das erstaunt uns sehr, denn in der Nebensaison und an Werktagen sollte doch eigentlich ein Plätzchen frei sein. Vielleicht klappt es auf einem der anderen beiden Campingplätze im Zentralbereich des Parks, die wir im Verlaufe des heutigen Tages anfahren. Eine der häufigen Besucher-Aktivitäten besteht darin, verschiedene Aussichtspunkte anzufahren und ein Stück des Canyonrandes zu Fuss zu erkunden. Genau das werden wir nun auch tun. Auf der Strasse, die dem Verlauf der Schlucht folgt gibt es in kurzen Abständen fantastische „View Points“, die immer wieder neue Impressionen des Canyons vermitteln. Auf
den wenigen Parkplätzen bei den neuralgischen Punkten wird es schnell eng, ebenso auf den Aussichts-Plattformen, wo sich Menschenansammlungen bilden. Interessanterweise muss man sich nur ein paar Schritte von diesen beliebten Plätzen entfernen und schon hat man das ganze Panorama für sich alleine. Man kann stundenlang am Rim entlang schlendern und begegnet nur wenigen Leuten. So erlebt man den echten Grand Canyon. Denn nur in absoluter Stille kommt die Ästhetik und schiere Grösse dieser einzigartigen Schlucht zur Geltung. In der von der Thermik bewegten Luft kreisen
majestätische Condore mühelos in den Aufwinden. Unweit der Strasse beobachten wir Hirsche an einer der wenigen Wasserstellen auf dem Hochplateau. Nachdem wir uns erfolglos bei den verbleibenden zwei Campgrounds um einen Stellplatz bemüht haben, müssen wir zum Übernachten leider den Park verlassen. Etwas mürrisch und verärgert reisen wir zum Südausgang. Ausserhalb des Nationalparks fahren wir an einigen Campingplätzen vorbei wo die Wohnmobile dicht an dicht stehen – genau so wie wir es nicht mögen. Doch wenige Minuten später entdecke ich eine Naturstrasse, die direkt in einen „State Forest“ führt. Diese staatlichen Waldgebiete sind öffentlich zugänglich, ganz im Gegensatz zu den Wäldern auf privatem Boden. Auf der Holperpiste fahren wir in einen lichten Mischwald und finden an idyllisch ruhiger Lage unser lang ersehntes Übernachtungsplätzchen. Ein perfekter Ort nur zehn Minuten ausserhalb des Nationalparks, weitab lärmiger „Touris“ und obendrein noch gratis. Nur  röhrende Hirsche brechen die Stille bei Anbruch einer sternenklaren und kalten Nacht. Nach erholsamem Schlaf und einem ausgiebigen Frühstück fahren wir die kurze Strecke zurück zum Grand-Canyon-Nationalpark, unternehmen weitere kleine Wanderungen am South Rim und steuern verschiedene Aussichtspunkte an. Eigentlich wollten wir eine Wanderung zum Grund des Canyon unternehmen. Das ist für sehr fitte und junge Menschen ein Tagesausflug. Wir ältere Semester mit durchschnittlicher Kondition benötigen dafür mindesten zwei Tage. Für Übernachtungen innerhalb des Grand Canyon benötigt man eine Erlaubnis
(„Permit“). Die Zahl der Permits ist begrenzt und zum jetzigen Zeitpunkt über Wochen bereits vergeben. Also bleibt uns nur der wehmütige Blick von oben in den zerklüfteten Grand Canyon, wo der Colorado River in engen Windungen talwärts strömt. Am frühen Nachmittag fahren wir Richtung Page und gelangen zu einer weiteren Sehenswürdigkeit, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Auf einer kurzen Wanderung geht es etwa einen Kilometer landeinwärts. Nichts deutet auf eine Touristenatraktion hin. Doch dann blickt man plötzlich in die Tiefe auf den „Horseshoe Bend“, eine Felsformation um die der Colorado River ein hufeisenförmiges Flussbett gegraben hat. Ein grandioser Anblick eines von der Natur geschaffenen Postkarten-Sujet.Vorsicht ist geboten, da der Zugang zum Aussichtspunkt über keine Absperrung verfügt und die Felswände 300 m senkrecht abfallen. Vom „Horseshoe Bend“ ist es nur noch ein Katzensprung bis nach Page und zum Lake Powell. Ein schön gestaltetes Visitor Center befindet sich direkt beim Glen-Canyon-Staudamm, der den
Colorado River zum Lake Powell aufstaut. Die Küstenlinie des Sees ist mit 3150 km länger als die gesamte Westküste der USA. Nach sechs niederschlagsarmen Jahren und intensiver Wasserentnahme (u. a. aus Las Vegas) sank der Pegel um etwa 45 m, was rund zwei Drittel des ursprünglichen Wasservolumens entspricht. Durch den Rückgang sind breite Strände entstanden und die Enden der äusseren Canyons sind trockengelegt. Es sind Felsformationen aus dem Wasser aufgetaucht, die seit 30 Jahren nicht mehr zu sehen waren. Enge Canyons, karge Badlands, versteckte Buchten und Inseln prägen das Landschaftsbild. Mit einem der beliebten Hausboote (natürlich mit Jetski an Bord) könnte man wochenlang auf dem See unterwegs sein ohne zweimal die selbe Stelle zu passieren. Wir suchen uns einen schönen Campground direkt am Lake Powell und verbringen gemütliche Tage am schönsten Stausee der USA. Weil das Wetter und die Temperaturen perfekt sind und das glasklare Wasser des Sees äusserst einladend ist, geniessen wir den erholsamen Badeurlaub an den Ufern des Lake Powell. Unsere Zeit in Arizona neigt sich dem Ende zu. Die restlichen Wochen bis zu unserem Abflug (Kurzbesuch über die Festtage in der Schweiz) werden wir in den einzigartigen National- und Stateparks des Bundesstaates Utah verbringen.


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