Bolivien / Chile


Reisebericht
Bildergalerie


05.01.2015 - 16.01.2015  Von Antofagasta über Ollagüe, San Juán, Salar de Uyuni,

Uyuni, Geysire Sol de Mañana, San Pedro de Atacama, Iquique, Arica, La Paz,

Putre nach Copocabana


Auf unserer Tour in die Atacama Wüste fahren wir nicht den üblichen Weg über San Pedro de Atacama sondern nehmen einen kleinen Grenzübergang bei Ollagüe nach Bolivien. Ina & Mario mit ihrem 12-Tonnen-Wohnmobil und wir mit unserem kleinen „Gecko“ sind bereit für das Abenteuer „Desierto de Atacama“. Wir haben diverses Kartenmaterial zusammengetragen, das aber zu unserem Erstaunen wenig aussagekräftig ist, da jede Karte von der anderen erheblich abweicht. Das „Navi“ ist auch keine grosse Hilfe. Es ist in diesen Gegenden schlichtweg überfordert. Trotzdem werden wir es versuchen. Wir fahren wie beschlossen nach Ollagüe und erledigen die Aus- und Einreise-Formalitäten bei der Grenze von Chile nach Bolivien. Überraschenderweise erfolgt diese völlig problemlos. Nur der bolivianische Grenzbeamte will für seine Dienste ein wenig Schmiergeld einfordern. Wir stellen uns völlig dumm und verstehen nur „Bahnhof“. So lässt er uns nach einiger Zeit ohne Bezahlung des geforderten Obolus die Grenze passieren. Das fängt doch schon mal richtig gut an. Schnell merken wir, dass die Strassen und Pisten in Bolivien in einem erbärmlichen Zustand sind. Und auf kleinen Nebenstrecken, wie wir sie fahren, wird gar nichts in den Unterhalt investiert. Weil die Pisten so schlecht sind kommen wir nur langsam voran. Trotz umsichtiger Fahrweise werden unsere Fahrzeuge heftig durchgeschüttelt. Die Schlaglöcher sind mörderisch. Wir trösten uns dann gegenseitig mit der Bemerkung, dass es ja nur besser werden kann. Doch da haben wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Je weiter wir ins Landesinnere fahren, desto brutaler werden die Pisten. Spät abends und völlig geschafft kommen wir zu unserem ersten Übernachtungsplatz bei San Juán. Wir sind uns nicht mehr sicher, ob unsere Entscheidung die Atacama Wüste auf eigene Faust zu erkunden, klug war. Doch erstmal ein paar Stunden schlafen, dann sehen wir weiter. Viel zu früh kommt der nächste Morgen und es wird Zeit zum Weiterfahren. Zuerst reduzieren wir den Luftdruck in den Reifen erheblich. Das erhöht bei den bevorstehenden Sandtrecks die Traktion. Ausserdem wird die Abstimmung etwas weicher, so dass die extreme mit Schlaglöchern übersäten Wellblechpisten besser bewältigt werden können. Die Rüttelpartie geht weiter vorbei an grasenden Vicuña-Herden. Auf dem Weg zum grossen
Salzsee fahren wir an riesigen Säulen-Kakteen vorbei. Plötzlich wird die Piste enger und wir erkennen auf einer Anhöhe einige kleine Steinhäuser und Einheimische, die sich angeregt unterhalten. Wir  fragen die Leute nach dem Weg zum Salar. Doch bald müssen wir feststellen, dass sie weder schreiben noch lesen, geschweige denn Karten lesen können. Der Südamerikaner würde nie  zugeben, dass er etwas nicht weiss. Lieber erzählt er dir irgendetwas, auch wenn es grundverkehrt ist. Wir fahren ein paar Kilometer zurück und nehmen einen anderen Abzweiger. Plötzlich hören wir aus dem Bereich der linken Vorderradaufhängung heftige Klappergeräusche. Diese ignorieren wir zunächst stoisch. Als diese aber immer lauter werden befürchten wir schon das Schlimmste. Vermutlich ein Aufhängungsschaden, sage ich zu Martha. Das wäre genau das, was wir in dieser verlassenen Gegend gar nicht gebrauchen könnten. Wir fahren etwas zur Seite und ich krieche unter den Camper. Auf den ersten Blick ist alles i.O. Ich checke alle Feder- und Dämpferelemente. Alles ist intakt. Woher kommt den dieses verd..... Geräusch. Ich kontrolliere nun das linke Federbein noch etwas intensiver. Dabei entdecke ich eine lose Mutter am oberen Haltepunkt des Dämpfers. Vermutlich haben die starken Erschütterungen des Fahrwerks diese Mutter gelöst. Nachdem ich sie festgezogen habe fahren wir weiter und siehe da, das Geräusch ist verschwunden. Noch einmal Glück gehabt. Nach ca. einer weiteren Stunde Fahrt gelangen wir zum „Salar de Uyuni“. Die Salzfläche ist 12x so gross wie der Bodensee und liegt auf einer Höhe von 3'650 m ü.M. Die Tiefe des Sees wird auf 72 bis 120 m geschätzt. Während der Regenzeit ist der Salar mit einer Wasserschicht bedeckt und ist dann nur bedingt befahrbar. Wir haben aber Glück, es ist kein Wasser auf dem See. An den richtigen Stellen kann man den Salar auch mit schwereren Fahrzeugen befahren. Doch wo sind diese Stellen? Weil wir von einer wenig benutzten Piste zum See gelangt sind können wir kaum  Fahrspuren erkennen. Nach einer kurzen Besprechung mit Ina und Mario beschliessen Martha und ich, mit unserem relativ leichten Gefährt nach der richtigen Spur zu suchen. Wir sehen in etwa 200 km Entfernung einen Vulkan, den wir als Fixpunkt für unseren Weg miteinbeziehen. Wir wollen zu einer Kakteeninsel in der Mitte vom Salar fahren. Die Insel muss nordöstlich unserer jetzigen Position liegen. Also sollten wir diese auch finden. Wir fahren auf den riesigen Salar und finden nach einigen Minuten tatsächlich eine Spur, die in die gewünschte Richtung zeigt. Ina & Mario folgen uns mit ihrem 12-Tönner in gebührendem Abstand. Nach fast einer Sunde Fahrzeit entdecken wir in der Ferne einen kleinen flackernden Punkt auf dem See. Das könnte die Insel sein. Ich sage zu Martha, dass wir in
ca. 5 Minuten dort ankommen werden. Doch weit gefehlt. Auf dem schneeweissen See kann man Distanzen kaum einschätzen. Erst nach einer weiteren halben Stunde Fahrzeit wird der Punkt grösser und wir atmen erleichtert auf. Es ist tatsächlich die Insel „Incahuasi“, die für ihre vielen meterhohen und teilweise mehr als 1'200 Jahre alten Säulenkakteen bekannt ist. Ein wichtiges Etappenziel haben wir erreicht. Wir sind nicht wie erhofft alleine bei dieser Insel. Einige Touristen, die eine geführte 4WD-Tour gebucht haben sind bereits dort. Doch das schmälert unsere Freude keineswegs. Auf einem
Rundgang erkunden wir die Insel und können uns kaum an den Kakteen und dem unendlichen Blick über den Salzsee sattsehen. So gegen Abend, als der letzte Landcruiser mit seinen Touristen Richtung Uyuni abgefahren ist, packt Mario seinen Holzkohlegrill aus und bereitet uns butterzarte Steaks zu. Ina und Martha sind für die Salate besorgt. Wir geniessen das vorzügliche Mal in absoluter Stille und Einsamkeit mit einer unbeschreiblichen Aussicht. Wir erleben einen wunderschönen Sonnenuntergang auf dem Salar und der
Traum auf dem Salzsee zu übernachten wird Wirklichkeit. Doch kaum ist es dunkel erhellen Blitze aus der Ferne den Nachthimmel. Nur kein Regen jetzt, das könnte für die Weiterfahrt am anderen Morgen problematisch werden. Tatsächlich beginnt es langsam an zu Tröpfeln. Es Regnet die ganze Nacht durch, aber nicht sehr stark. Es kann sich keine Wasserdecke auf dem Salar bilden und so sind wir heilfroh, dass wir am anderen Morgen Richtung Uyuni weiterfahren können. Es haben sich bei der Feuchtigkeit neue Salzkristalle gebildet und die richtige Spur zu finden ist dadurch kein leichtes Unterfangen. Zum Glück kommen uns Tagestouristen entgegen. Anhand derer Fahrzeuge können wir die Position bestimmen und finden somit den richtigen Weg. Kurz vor Verlassen des Salars machen wir einen Halt beim Salzhotel. Dieses wird gerade frisch renoviert. Trotzdem können wir einen Blick ins Innere werfen. Der grösste Teil dieses Hotels ist aus Salz gefertigt: Mauern, Swimmingpool, Mobiliar inkl. Standuhr usw. So etwas haben wir noch nie zuvor gesehen. In einigen Tagen wird hier die Dakar Rallye vorbei brausen. Weil sich  bis dann wieder eine Wasserdecke auf dem Salar gebildet hat, können nur die Autos nicht aber die Motorräder die Etappe fahren. Das haben wir erst im Nachhinein erfahren. Der Zeitpunkt für unsere Tour war also goldrichtig. Im Touristenort Uyuni haben wir eine Möglichkeit gefunden unsere Fahrzeuge vom aggressiven Salz zu reinigen. In einer verschmutzen Einfahrt entdecken wir zwei Rampen, wo wir mit unseren Campern rauffahren können. Nun wird eine ganze Familie aktiv. Vater, Mutter und Kind reinigen unsere beiden Fahrzeuge mit Hochdruckschläuchen von allen Seiten und selbstverständlich auch von unten. Eine wahre Freude zuzusehen. Anschliessend suchen wir eine Tankstelle um etwas Diesel aufzufüllen. Der Treibstoff kostet für Ausländer doppelt soviel wie für Einheimische. Bei den Ortsansässigen wird der Sprit subventioniert. Aber bei einem Preis von einem Franken für einen Liter Diesel wollen wir nicht meckern. Der härtere Teil unseres Trips steht uns noch bevor. Auf dem Weg Richtung Süden wollen wir verschiedene Lagunen besuchen. Diese erreicht man aber nur über die inzwischen verhassten Rumpelpisten. Wir fragen uns manchmal, warum tun wir das unseren Fahrzeugen an? Wenn wir jedoch die traumhaft schönen Landschaften sehen, wissen wir warum. Die Atacama Wüste ist eine der trockensten Landschaften der Erde. In ihrem zentralen Bereich besteht dieses Klima schon seit 15 Millionen Jahren. Es gibt Orte, an denen jahrzehntelang kein einziger Tropfen Regen fällt. Trotzdem gibt es Wasserfurten, die wir durchqueren müssen. Vor der Durchfahrt prüfen wir Wassertiefe und Beschaffenheit des Untergrundes. Allradantrieb ist keine Garantie für problemloses Vorwärtskommen. An den Wasserstellen können wir Lamas und Vögel beobachten. Nach weiteren Kilometern mühseliger Fahrt kommen wir zur Laguna
„Chico“. In der ganzen Lagunenlandschaft leben drei verschiedene Flamingo-Arten. Die nach fressbaren Kleinstlebewesen suchenden Vögel lassen sich von uns nicht stören. Wir stellen Camping-Tisch und -Stühle auf, trinken leckeren Kaffee und bestaunen die tolle Szenerie. Weil die Pisten nicht einfacher werden müssen wir möglichst schnell weiterfahren. Wir gelangen zu Felsformationen aus Lavagestein, die durch Wind und Wetter zu skurrilen Gebilden geformt wurden. Diese markanten Felsen befinden sich auf einer Höhe von fast 4'800 Metern. Schnell bewegen darf man sich hier nicht sonst gerät man sofort in Atemnot. Ein weiterer Höhepunkt auf der Tour ist die Laguna „Colorado“, wo tausende Flamingos nach Nahrung suchen. Der See hat seinen Namen aufgrund seiner auffällig roten Färbung, die von der vorherrschenden Algenart und vom hohen Mineralstoffgehalt des Wassers hervorgerufen wird. Wir nähern uns unaufhaltsam der 5'000-Meter-Grenze und erreichen die Geysire „Sol de Mañana“. Schon bei der Anfahrt kommen wir an fauchenden Dampf -Fontainen vorbei. Das Geothermalgebiet ist ca. 2 km² gross und ist vulkanischen Ursprungs. Die nach faulen Eiern riechenden Dämpfe weht der Wind glücklicherweise von uns weg. Die Szenerie beim Einnachten ist besonders dramatisch. Denn bei sinkenden Temperaturen ist die Dampfentwicklung sehr ausgeprägt. Wir tun nun etwas, was Fachleute für nicht ungefährlich halten. Weil wir bei Dunkelheit keine dieser heiklen Pisten fahren möchten, übernachten wir auf knapp 5'000 m Höhe. Das ist für den nicht dafür trainierten Körper eine Herausforderung, weil der Ruhepuls auf dieser Höhe bei weit über hundert Schlägen pro Minute liegt und die dünne Luft das Atmen merklich erschwert. Ina, Mario und Martha verbringen eine
unruhige Nacht, ich hingegen schlafe wie ein Murmeltier. Martha ist es am nächsten Morgen speiübel und sie klagt über heftige Kopfschmerzen und Schwindelgefühl. Ein Aspirin, starker Kaffee und etwas Coca-Cola wirken aber Wunder. Weil wir heute wieder nach Chile einreisen, muss das Formular der temporären Einfuhr unser Fahrzeuge beim bolivianischen Zoll abgestempelt werden. Dieser Zoll liegt unweit von unserem Übernachtungsplatz auf sage und schreibe 5'033 m – Wahnsinn! Das fünftägige Abenteuer durch die Atacama Wüste geht seinem Ende entgegen. Als letzte Lagune auf unserem Weg besuchen wird die Laguna „Verde“, die mit ihrem grünen Wasser wie ein Bild in der Landschaft steht. Leider endet unsere Schlussetappe mit einem traurigen Ereignis. Auf den letzten Kilometern vor der chilenischen Grenze fahren wir an eine Unfallstelle heran. Ein Landcruiser, besetzt mit Touristen, hat sich überschlagen. Zwei junge Mädchen aus Dänemark und Schweden liegen verletzt neben dem verunfallten Fahrzeug. Ca. 20 Leute rennen kopflos durch die Gegend und wissen nicht was zu tun ist. Die Fahrer dieser Landcruiser haben keine Erstehilfe-Ausbildung, kein Verbandszeug, kein Telefon, keine Bergungswerkzeuge – einfach nichts. Wir erfahren, dass die beiden Mädchen schon zwei Stunden hier liegen und noch niemand Hilfe geholt hat. Mario hat zum Glück
ein Satellitentelefon dabei und versucht Hilfe zu organisieren. Leider nur mit mässigem Erfolg. Helikopter stehen keine zur Verfügung und auf dem Landweg würde der Rettungswagen auf bolivianischer Seite ca. 4 – 5 Std. brauchen. Von Chile aus wären es nur ca. 1 – 2 Std. Diese interessiert das aber nicht, weil der Unfall auf bolivianischem Boden passiert ist. Ina, Mario und wir holen unsere Erstehilfekoffer für eine notdürftige Versorgung. Zum Glück kommt einige Zeit  später ein Medizinstudent dazu und kann die Versorgung der beiden Mädchen übernehmen. Er entscheidet dann auch, dass diese unverzüglich mit zwei Jeeps nach Chile transportiert werden müssen. Als Trage nehmen wir zwei Sandbleche von Marios Camper auf denen die beiden Verletzten zu den bereitstehenden Fahrzeugen gebracht werden. Solche Unfälle passieren hier sehr häufig. Die Jeep's der Touranbieter sind in einem erbärmlichen Zustand. Das verunfallte Fahrzeug hatte auf allen Rädern eine unterschiedliche Bereifung. Der eine Vorderreifen war völlig profillos. Was aber noch erschreckender ist. Wichtige Aufhängungsteile, wie Radträger, Lenkungsdämpfer usw. waren nur mit Bändern fixiert. Autos werden in Bolivien keiner periodischen Prüfung unterzogen. Alles was noch einigermassen fährt wird auch für Personentransporte eingesetzt. Wir sind überzeugt, dass der eigentlich völlig abbruchreife Unfallwagen in ein paar Wochen wieder nichtsahnende Leute in die Atacama Wüste fahren wird. Das tragische Fazit der Geschichte ist; eines der beiden verunfallten Mädchen wird querschnittsgelähmt bleiben. So endet für uns eine so tolle Tour mit einem schweren Dämpfer. Wir können uns über die schönen Erlebnisse in den vergangenen Tagen gar nicht mehr freuen. Mit dem schwachen Trost, dass das Leben weiter geht, fahren wir nach San Pedro de Atacama. Tags darauf  reisen wir nach Iquique. Dabei begegnen uns Fahrzeuge der Dakar Rallye. Diese fahren z.T. die selben Strassen und Pisten wie wir. Vom grossen dreiachsigen Lastwagen, über aufgemotzte PKW's bis zu den Motorrädern ist
alles vertreten. Es ist ein ganz spezielles Gefühl, wenn wieder so ein Monster-Truck im Rückspiegel auftaucht. Wir fahren auf der Küstenstrasse dem Meer entlang Richtung Norden und sehen Iquique im Dunst des Ozeans auftauchen. Von Ferne sieht es aus, als sei die 200'000 Einwohner zählende Stadt auf Sand gebaut – völlig surreal. Wie in vielen südamerikanischen Städten befinden sich auch hier in den Agglomerationen die Armenviertel mit notdürftig zusammengeschusterten Blechhütten. In der Innenstadt herrscht ein farbenfrohes Bild. Die Häuser sind bunt bemalt und heben sich deutlich von den sandfarbenen Bergen im Hintergrund ab. Wir besuchen Humberstone, eine Geisterstadt aus der Zeit des Salpeter-Booms. Zur Blütezeit lebten hier 3'700 Menschen. Anfang der 30er Jahre brach der Salpeter-Markt nach Einführung eines synthetischen Verfahren zur Herstellung dieses Produktes völlig ein. Das führte dazu, dass die Anlage 1961 geschlossen wurde und seither dem Verfall ausgesetzt ist. Das trockene Wüstenklima verhindert, dass die Häuser und
Produktionsstätten schnell verrotten. So bekommen wir einen anschaulichen Eindruck von den Lebens- und Arbeitsbedingungen der damaligen Zeit. Unsere heutige Etappe führt uns nach Arica. Martha und ich sind frühzeitig am Übernachtungsplatz direkt am Meer. Wir treffen Vorbereitungen für Festivitäten am Abend. Meine Schatz hat heute Geburtstag und das muss natürlich in illusterer Runde ausgiebig gefeiert werden. Das Wetter ist perfekt und es wird eine laue Sommernacht. Die Leute sind in ausgelassener Partystimmung. Es wird geküsst, getrunken, geknabbert und bis in die frühen Morgenstunden gesungen. Ein rundum gelungener Geburtstag. Etwas übernächtigt fahren wir weiter nach Putre. Nach ca. 80 km Fahrt durch die Wüste sehen wir wie aus dem Nichts Skulpturen auftauchen. Es sind Kunstwerke, die ca. neun Meter hoch sind und abstrakte menschliche Figuren darstellen.Weiter geht's auf einer gut ausgebauten Passstrassen, die uns durch enge Canyons führt. An einigen Hängen sind die hier typischen Leuchterkakteen zu sehen. Es ist eine trockene Wüstenlandschaft. Nur im Tal gibt es Wasser und grüne Oasen in der sonst öden Landschaft. Auf dem Weg von Putre nach La Paz verlassen wir Chile wieder und reisen erneut nach
Bolivien ein. Die Strasse führt durch das malerische Dorf Parinacota. Bei den ersten Sonnenstrahlen kommen die seltenen Viscachas (hasenartige Nager) aus ihren Höhlen und wärmen sich auf.  Wir durchqueren den Nationalpark Lauca. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Es hat in der Nacht in der Höhe geschneit und alles ist mit einem weissen Zuckerguss überzogen. Wir sehen die Zwillingsvulkane Pomerape und Parinacota, beide über 6'000 m hoch. Direkt an der Grenze erreichen wir den Lago Chungará, der mit 4570 m höchstgelegene See der Welt. Am Wasser tummeln sich unzählige Flamingos. Um dem grössten Verkehrschaos zu entgehen, fahren wir über die Dörfer nach La Paz. Die Stadt ist Regierungssitz Boliviens (Hauptstadt ist Sucre). Mit einer Höhe von 3200 bis 4100 m ist sie gleichzeitig der höchstgelegene Regierungssitz der Erde. In einem riesigen Talkessel leben rund 1 Mio. Menschen. Auf einer Stadtführung lernen wir das pulsierende Leben in der City kennen. Auf dem „Hexenmarkt“ in engen Gassen bekommt man alles was die Welt nicht braucht. Fussgängermassen und Autos teilen sich den knappen Platz. So ist es nicht verwunderlich, dass die Hupe eines der wichtigsten Teile an einem Fahrzeugs ist und immer funktionieren muss. Die bunt bemalten
Stadtbusse aus den 60er und 70er Jahren sind eine Augenweide. In einem feudalen Restaurant im 15. Stock nehmen wir das Mittagessen ein und geniessen eine tolle Rundumsicht auf die City. Das spezielle Highlight der Stadt ist eine Luftseilbahn, die einen für wenig Geld und sehr schnell zu fast jedem Punkt bringt. Weil La Paz in einem Talkessel liegt, kann es nur noch in die Höhe wachsen. Deshalb entstehen im Zentrum immer mehr Hochhäuser. In der Agglomeration gibt es noch Platz. El Alto, etwas ausserhalb von La Paz gelegen, ist die am schnellsten wachsende Stadt Südamerikas. Leider kann die Infrastruktur nicht mithalten. Alles ist verdreckt, Strassen sind nur im Ansatz zu erkennen und es ist in der Hauptverkehrszeit fast nicht möglich, durch die Stadt zu fahren. Überhaupt müssen wir Europäer unseren Fahrstil den südamerikanischen Gepflogenheiten etwas anpassen. Auf den Strassen wird um jeden Millimeter gekämpft. Jede Lücke, ist sie auch noch so klein, wird sofort zugefahren. Unter dem Motto: wer bremst hat verloren, gibts nur eins und das heisst Gasgeben. Eine gewisse Rücksichtslosigkeit ist unabdingbar, sonst wird man in Südamerika sein Ziel nie erreichen. In der Nähe von La Paz gibt es noch eine weitere Herausforderung. Die angeblich gefährlichste Strasse der Welt namens „Camino de la Muerte“. Wenn wir schon hier sind sollten wir diese eigentlich auch fahren – oder etwa nicht? Ein Pärchen aus Österreich, Karin & Erich und ich beschliessen, diese Piste mit den eigenen Fahrzeugen zu bewältigen. Martha ist sich unschlüssig ob sie mitfahren soll. Weil sie aber Höhenangst hat verzichtet sie auf das zumindest fragwürdige Abenteuer. Wer zur 65 km lange
Todesstrasse gelangen will muss zuerst von La Paz bis auf den La-Cumbre-Pass in 4'650 m Höhe fahren. Danach geht es auf dieser ominösen aber landschaftlich wunderschönen Piste über 3'000 m in engen Serpentinen talwärts. So vollzieht sich ein rascher Übergang von der schneebedeckten Passhöhe bis zum feuchten und warmen Regenwald der Yungas, wobei fast alle Klimazonen Südamerikas durchquert werden. Die einspurige Strasse führt zumeist ohne Leitplanken an steilen Abhängen entlang. Sie ist daher sehr gefährlich und ausserordentlich schwierig. Darüber hinaus sorgen Regen und Nebel sowie matschiger, morastartiger Untergrund häufig für einen schlechten Pistenzustand und geringe Sichtweiten. Mit Steinschlag oder Erdrutschen aufgrund von starker Erosion ist jederzeit zu rechnen. Ein Unglück vom 24. Juli 1983, bei dem ein Bus ins Schleudern geriet, in eine Schlucht stürzte und die 100 Insassen in den Tod riss, gilt als Boliviens schlimmster Verkehrsunfall. Einer Schätzung zufolge verunglückten bis 2007 pro Monat zwei Fahrzeuge und starben jährlich 200 bis 300 Reisende auf der Strasse. Wir sind sehr vorsichtig gefahren, haben die unglaubliche Flora und Fauna in vollen Zügen genossen und mussten wegen Gegenverkehr nur einmal etwas manövrieren. Es war ein ganz tolles Erlebnis! Von La Paz aus fahren wir zu unserem nächsten Etappenziel nach Copacabana. Noch einmal durch das Verkehrsgewühl der Grossstadt. Danach durchfahren wir mehrere kleine Hochlanddörfer und der Trubel der Mega-City ist vergessen. Wir erreichen San Pablo de Tiquina. Hier lassen wir uns mit einer Fähre auf die andere Seite des Titikakasees bringen.
Der Ausdruck Fähre ist ein bisschen übertrieben. Auf die aus Balken zusammengeschusterten Flosse passen gerade mal zwei Fahrzeuge. Das Be- und Entladen ist absolut filmreif. Wir mit unserem kleinen und wendigen 4WD kommen problemlos von der Rampe auf die Fähre. Fahrzeuge mit langem Überhang setzen unweigerlich auf. Kleine Randbemerkung. Das verschiffen mit der Fähre geschieht auf eigens Risiko. Sollte das Ding untergehen, was auch schon passiert ist, haftet niemand. Wir sind alle heil angekommen und fahren nun auf sicherem Untergrund nach Copacabana. Die Stadt am Titikakasee ist durch seine Lage und touristische Infrastruktur bei Individualtouristen sehr beliebt. Eine faszinierende Aussicht auf die Stadt und auf den See hat man vom nahegelegenen Cerro Calvario, dem 3'966 m hohen Hausberg von Copacabana. Unser  Übernachtungsplatz an erhöhter Lage ist auf dem gepflegten Rasen des Hotels Gloria mit ungetrübtem Blick auf den Titikakasee. Wir lassen den ereignisreichen Tag mit einem gemütlichen Beisammensein und einem gepflegten Apéro an dieser malerischen Kulisse ausklingen. Morgen wird uns ein langwieriger und mühsamer Grenzübertritt Richtung Peru bevorstehen.


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