British Columbia

Teil 1


Reisebericht
Bildergalerie


17.06. - 06.07.2015  Von Port Angeles über Victoria, Ducan, Nanaimo, Vancouver,

Surrey, Okanagan Valley, Lac Ha Hache, Quasnel, Prince Georges, Smithers,

Stewart, Hyder, Dease Lake nach Teslin


Nach 90-minütiger Überfahrt von Port Angeles nach Vancouver Island läuft die Fähre bei völlig ruhiger See in den Hafen von Victoria ein. Kurz vor dem Anlegen steigen wir hinunter zum Fahrzeugdeck und nehmen in
unserem Camper Platz. Zum Spass schalte ich das „Navi“ ein und siehe da, es erkennt, dass wir uns auf der Fähre befinden und zeigt die genaue Route, die das Schiff bis zum Anlegepunkt fahren muss. Schon toll die moderne Technik. Über eine Rampe verlassen wir den Bauch der Fähre, erledigen vom Fahrzeug aus die lockeren Grenzformalitäten bei der Einreise nach Kanada und suchen uns einen günstig gelegenen Parkplatz direkt am Meer. Die Hauptstadt British Columbias ist gross genug, um weltstädtisch zu sein und doch so kompakt, dass sie problemlos zu Fuss erkundet werden kann. So schlendern
wir der Küste entlang und gelangen an schönen Hotelanlagen vorbei zur Fisherman's Wharf. An mehreren Stegen befinden sich pittoreske, bunt bemalte Hausboote und Imbissbuden, die leckeren Seafood anbieten, aber auch Pizzas und Nudeln können bestellt werden. Strassenmusiker spielen und singen und während wir ihren Klängen lauschen stöbern wir in den kleinen Galerien und Geschäften, die über Holzstege erreichbar sein. Die schmucken schwimmenden Häuschen werden gehegt und gepflegt, mit Blumen geschmückt und mit allerlei Krimskrams dekoriert. Die
Wharf ist ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Wer nicht zurück in die Stadt laufen will, nimmt eines der originellen Wassertaxis nach Downtown. Die Innenstadt ist zum Bummeln wie geschaffen. Grünanlagen erinnern an britische Gartenkünste und rote Doppeldeckerbusse touren durch die Gassen. Wir spazieren zum imposanten Parlamentsgebäude mit seiner gut 150 m breiten Fassade. In der Nacht lassen tausende Lämpchen die Konturen des Prunkbaus erstrahlen. Ohne grosse Sicherheitskontrolle erkunden wir den Innenbereich des Parlaments. Durch eine altehrwürdige Wandelhalle, wie im Bundeshaus Bern, gelangen wir in den opulent ausgestatteten Saal, wo das Parlament tagt. 79 Abgeordnete, die in ebenso vielen Wahlkreisen nach dem Mehrheitswahlsystem gewählt werden, leiten während vier Jahren die Geschicke des Landes. Direkt an der Waterfront spazieren wir zum Empress
Hotel. Im architektonischen Wahrzeichen der Stadt wird noch heute stilvoll der Afternoon High Tea serviert. Draussen spielt ein Schotte im Kilt gekonnt den Dudelsack. Alles „very British“, wäre da nicht 500 m weiter das Chinesenviertel, wähnte man sich in England. Victorias Chinatown ist die älteste und wohlhabendste des Kontinentes. Sie entstand in den 1850 Jahren im Zuge des Goldrausches in den Cariboo Mountains. Ferraris, Lamborghinis und AMG Mercedes stehen vor den Eingängen. Mir ist es ein Rätsel wie die kleinen Chinesen mit ihren kurzen Beinen bis ans Gaspedal dieser Luxusschlitten kommen. Im Hafen liegen Motor- und Segelyachten wohlhabender Pensionäre, bei denen Victoria wegen dem ganzjährig milden Klima sehr beliebt ist. Wir unternehmen am nächsten Morgen einen ganztägigen Ausflug in die Blumenanlage „The Butchart Gardens“, eine der schönsten Gartenanlagen Nordamerikas. Entlang gewundener Pfade und weitläufigen Grünflächen erwartet uns auf mehr als 20 Hektaren eine fantastische Blumen- und Pflanzenwelt. Der erste Garten wurde 1904 von Jennie Butchart angelegt. Sie beschloss, den ehemaligen
Steinbruch zu verschönern, der durch das Zementgeschäft Ihres Ehemannes entstanden war. Seit über einem Jahrhundert widmet sich die Familie nun schon der Gartenbaukunst und Gastlichkeit und heisst jedes Jahr fast eine Million Besucher willkommen. Über die Jahrzehnte ist ein wunderschöner Park mit verschiedenen Themenbereichen entstanden. So gibt es einen Rosengarten, einen japanischen mit vielen nahezu eingewachsenen Brücken und Teichen sowie einen mediterranen und einen italienischen. Der Versunkene Garten ist besonders eindrucksvoll, wartet er doch mit
bewachsenen Felsen und einer bewegten Wasserfontäne in einem See auf. Fast eine Million Pflanzen werden jedes Jahr gesetzt um sicherzustellen, dass die Gärten von März bis Oktober in voller Blüte stehen. Über 50 Gärtner sind fest angestellt und halten die ganze Anlage in Schuss. Auf unserer Weiterreise durch Vancouver Island gelangen wir zum schmucken Städtchen Chemainus, das sich für die „Touris“ prächtig herausputzt. Was uns sofort ins Auge springt sind die individuell bemalten Hausfassaden, schönen Gartenanlagen und blumengeschmückte Strassenzüge. Kleine Geschäfte und Kaffees finden wir in liebevoll dekorierten Innenhöfen. Hier verweilen wir gerne und schlendern durch die engen Gassen. Bevor wir mit der Fähre wieder aufs Festland übersetzen übernachten wir auf einem Campground in Nanaimo. Dieser wird von einem freundlichen und sehr gesprächigen Chinesen geleitet. Obwohl wir nur übernachten und am nächsten Tag gleich weiterfahren, preist er uns sämtliche Sehenswürdigkeiten von Nanaimo vollmundig an. Dann will er alles über unsere Reise erfahren. Er ist hell begeistert, knipst ein Foto von uns und „Gecko“ und will alles mit dem kompletten Tourverlauf am Reissbrett anschlagen, was wir ihm natürlich gerne zugestehen. Am nächsten Morgen machen wir wie immer unseren Camper für die Weiterfahrt startklar. Martha ist für den Innendienst zuständig; putzt, räumt auf, verschliesst Fenster, Türen und Ablagen. Ich bin für das äussere Wohl von „Gecko“ zuständig. Grauwasser und WC entleeren, Frischwasser auffüllen, aufs Dach kraxeln und die Solarpaneelen reinigen, Frontscheibe von Insektenleichen befreien, Aussenklappen verschliessen usw. Weil wir uns diesen Morgen beeilen müssen, habe ich prompt etwas übersehen, was wir aber erst nach einigen hundert Metern auf dem Highway bemerken. Martha hört plötzlich ein völlig unbekanntes Geräusch und macht mich darauf aufmerksam. Ich kann es nun auch wahrnehmen, aber mir keinen Reim darauf machen. Dann kommt die entscheidende Quizfrage von Martha: „Hast du den Wäscheständer hinten am Camper abgehängt und die Handtücher abgenommen?“ „Nö“, sage ich etwas konsterniert. Dies muss das undefinierbare Geräusch sein. Sofort trete ich in die Eisen. Tatsächlich hängt der Wäscheständer nach wie vor an seinem Platz und die Handtücher, in der Zwischenzeit trocken, sind ebenfalls noch dran. Unglaublich, wir waren mit knapp 100 km/h unterwegs und nichts ist weggeflogen. „Super, das machen wir jetzt immer so, dann ist alles viel schneller trocken“, sage ich scherzhaft. Weil die Wohnkabine hinten völlig gerade ist, konnte der Luftstrom  „d'Wöschhänki“ nicht erfassen und wegreissen. Für einmal hat diese Bauweise einen Vorteil. Normalerweise ärgere ich mich immer über den Schmutz, der durch das flache Heck förmlich angezogen wird und der Camper schon nach einem kurzen Regenschauer aussieht wie ein Rallye Fahrzeug. Nach einer Viertelstunde erreichen wir den Fährhafen und können Dank der Vorbuchung übers Internet ohne
Verzögerung in den Bauch des Schiffes fahren. Nach einer Stunde auf See erscheint am Horizont, leicht in Nebel gehüllt, die Skyline von Vancouver. Nach einer weiteren halben Stunde dockt die Fähre bereits an der Horseshoe Bay an. Bis nach Vancouver sind es nun noch ca. 30 km, die durch dichtes Verkehrsgewühl erkämpft werden müssen. Trotz mehrspurigen Stadtautobahnen dauert es über eine Stunde bis wir am Ziel sind. Was macht den Reiz dieser Mio.-Metropole aus? Die Stadt ist in eine fantastische Natur eingebettet und versprüht eine Atmosphäre von kultureller Offenheit. Vancouver entstand
in den 1860er Jahren als Folge der Einwanderungswelle während des Fraser-Canyon-Goldrauschs und entwickelte sich nach der Eröffnung der transkontinentalen Eisenbahn im Jahr 1887 innerhalb weniger Jahrzehnte von einer kleinen Sägewerkssiedlung zu einer Metropole. Die Wirtschaft basierte zu Beginn auf der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen von British Columbia: Forstwirtschaft, Bergbau, Fischerei und Landwirtschaft. Der Hafen Vancouver erlangte nach der Eröffnung des Panamakanals internationale Bedeutung. Er ist heute der grösste in Kanada und exportiert mehr Güter als jeder andere Hafen in Nordamerika. Wir fahren zunächst zum Stanley Park, einem der grössten städtischen Parks weltweit. Über Trails wandern wir vorbei an Stränden, zum Beaver Lake und zur Lost Lagoon, wo Kanadas Gänse und Waschbären leben. Spaziergänger, Radfahrer und Skater arrangieren sich entlang des Seawall-Gürtels, der sich um den Park legt. Auf dem Stanley Park Drive fahren wir an schönen Aussichtspunkten vorbei zu den Totempfählen am Brockton Point. Momentan wird in Kanada die Frauenfussball Weltmeisterschaft ausgetragen. Zwei deutsche
Fussballerinnen werden gerade von einem ZDF Reporter an einem Strand interviewt. Es ist amüsant zuzusehen, dass es für eine kurze Sequenz von ein paar Sekunden fast eine halbe Stunde dauert, bis die Szene im Kasten ist. Von der Ostseite der Halbinsel blicken wir auf die glitzernde Skyline von Vancouver, von wo alle paar Minuten Wasserflugzeuge zu Rundflügen über die Stadt und die Region abheben. Vancouver kann man nicht an einem einzigen Tag besichtigen. Wir verbringen deshalb die Nacht auf einem Campground in der Agglomeration der Stadt und fahren am Nächsten Tag per „Park and
Ride“ mit der SkyTrain (Hochbahn) in die City. Die Endstation befindet sich direkt an der Waterfront beim Canada Place. Das Kongresszentrum am Pier des Coal Harbour hat dank seinen kühn geschwungenen Linien das Zeug zum Wahrzeichen. Die Ähnlichkeit mit einem weissen Fünfmaster kommt nicht von ungefähr, denn hier können bis zu fünf riesige Kreuzfahrtschiffe festmachen. Einer dieser Kolosse wird gerade für die bevorstehende Reise betankt und mit Lebensmitteln beladen. Die Coral Princess, vor der wir gerade staunend stehen, bietet 2000
Passagieren auf insgesamt 14 Decks alles, was eine Kreuzfahrt ausmacht. Per „Hop on, Hop off“ Bustour erkunden wir die Stadt. Bei einer solchen Rundfahrt bekommt man einen groben Überblick von den Sehenswerten Orten wie z.B. Chinatown, Yaletown oder Granville Island. Uns gefällt vor allem das ursprüngliche Gastown, das wir zu Fuss erkunden. Noch Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich nur eine Holzmühle an diesem Ort. Heute ist es die beliebte Ausgehgegend im ältesten Teil Vancouvers, mit Gaslaternen und Kopfsteinpflaster, Boutiquen, Galerien und Strassencafés. Blickfang ist die  Steam Clock an der Water Street. Die dampfbetriebene Uhr pfeift zur Viertelstunde den Glockenschlag von Londons Big Ben. Nach zwei Tagen Grossstadt zieht es uns unwiderstehlich in ländliche Gefilde. Doch so schnell lassen wir Vancouver nicht hinter uns. Auch nach stundenlanger Fahrt ist das Verkehrsaufkommen enorm. Eigentlich haben wir ein ganz anderes Kanadabild im Kopf, eines mit unendlichen Weiten, Seen, Wäldern und leeren Strassen. Bis jetzt sind wir noch weit von diesem Idealbild entfernt, was mich nach einem langen Warten für eine freie Einfahrt zum Highway genervt zu einem unschönen: „Scheiss Kanada“ ausrufen lässt. Doch dieser spontane Ärger ist schnell verflogen.
Wir fahren durchs landschaftlich wunderschöne Okanagan Valley. Zwar sind wir auch hier nicht die einzigen auf der Strasse, aber es herrscht zumindest kein Gedränge mehr. Eine Panoramastrasse führt an Weingütern, idyllisch gelegenen Seen, üppigen Obstgärten, Golfplätzen und Wüstenlandschaften vorbei. Das Klima ist aussergewöhnlich warm und trocken. Sommertemperaturen über 30 °C sind üblich. Das Tal wird als Tessin Kanadas bezeichnet. Die hügelige Landschaft ist im Norden mit lichten Wäldern durchsetzt. Trotz der relativ dichten Besiedlung sind in den
Randgebieten auch grössere Raubtiere, wie Schwarzbär und Luchs noch sehr häufig. Der Obstbau ist heute immer noch weit verbreitet, verliert aber zugunsten des Weinanbaus zunehmend an Bedeutung. Die Ernte wird auch an Verkaufsständen entlang der wichtigsten Durchgangsstrassen angeboten. Überall sehen wir Stände mit frischen Kirschen, Aprikosen und Pfirsichen. Leider gedeiht ohne künstliche Bewässerung fast gar nichts. Selbst die Weiden für die Kühe und die Greens der Golfer müssen tüchtig gewässert werden. Meistens übernachten wir irgendwo freistehend an einem schönen Platz. In dichter besiedelten Gegenden ist das nicht immer möglich. Dann suchen wir uns schöne Provincel Parks. Diese befinden sich meistens in ruhigen und naturbelassenen Waldgebieten. Nur wenn Martha Waschtag hat stehen wir wegen der Infrastruktur auf einem der wenig einladenden RV Parks, die zudem meistens relativ teuer sind. Zum heutigen kostenfreien Übernachtungsplatz fahren wir über eine staubige Piste an einen idyllisch gelegenen See in der Nähe von Merritt. Auf einer Waldlichtung unmittelbar am Wasser nächtigen wir. Bei Sonnenuntergang vernehmen wir die Laute von Wasservögeln, die einem Wolfsgeheul ähneln. Richtig romantisch in der sonst absoluten Stille. Je mehr wir nach Norden kommen, desto länger werden die Tage und entsprechend kürzer die Nächte. Schlecht für Martha, denn sie schläft gerne etwas länger. Doch sie trägt ihr Schicksal mit Fassung. Auf dem Highway 97, der auf den kommenden Teilstücken auch Cariboo Highway genannt wird, geht es Richtung Prince Georges. Langsam ähneln die Landschaften jenen, die uns in Dokumentarfilmen schon immer fasziniert haben. Vor uns liegt das ursprüngliche, weite und menschenleere Kanada. Auch das Verkehrsaufkommen wird stetig weniger.
In 108 Mile House, einem Ballenberg ähnlichen Örtchen, machen wir halt und schlendern durch das Freilichtmuseum mit Häusern und Gerätschaften aus der Siedlerzeit. Prince George ist die vorläufig letzte grössere Ortschaft auf dem Weg Richtung Norden. Wir bunkern frische aber auch haltbare Lebensmittel. Man kann zwar auf dem weiteren Streckenverlauf immer wieder einkaufen, doch in den kleineren Orten nicht immer das, was wir gerne möchten. In den nächsten Tagen gibt es nicht viel anderes zu sehen als eine Strasse, die durch die unendlichen Weiten Kanadas führt. Für viele mag das monoton erscheinen, wir hingegen lieben es. Allerdings ist es nicht einfach einen geeigneten Stellplatz für die Nacht zu finden. Die Wälder reichen bis an den Strassenrand heran und nur selten führen befahrbare Pisten in diese hinein, wo man nächtigen kann. Heute haben wir Glück. Wir entdecken eine kleine Zufahrt, die direkt an einen See führt, wo wir perfekt stehen. Martha hat inzwischen die Angst vor Bären etwas verloren und so ist das Campen schon wesentlich entspannter geworden. Doch heute bereiten uns nicht die grossen, sondern die kleinen Tiere bedeutend mehr Sorgen. Um ca. 23.30 Uhr bei Sonnenuntergang, belagern uns fiese Stechmücken. Draussen sitzen ist in der Nähe eines Gewässers fast nicht möglich. Also begeben wir uns in den Camper, öffnen die Fenster und ziehen die Moskitonetze. Innert wenigen Minuten sind diese voller durstiger Blutsauger. Schön anzusehen, wie sie vergeblich versuchen hineinzukommen. Doch oh Schreck, da fliegt doch eines dieser aufdringlichen Viecher direkt vor meiner Nase herum – und da noch eins und nochmals eins. Wo zum Teufel kommen die trotz geschlossenen Netzen herein? Nach einigen Minuten des stillen Beobachtens sehen wir, dass die Mücken durch die Zwangsentlüftung der Fenster eindringen. Es wird eine unruhige Nacht, die immer wieder von einer hektischen Mückenjagd aufgelockert wird. Bei nächster Gelegenheit besorgen wir uns Klebeband und verschliessen die unseligen Öffnungen an den Fenstern und der Dachluke. Auf der Weiterfahrt auf dem Cariboo Higway bemerken wir plötzlich einen Truck-Camper hinter uns, der mit den Scheinwerfern Lichtzeichen gibt. Bei genauerem Hinsehen erkennen wir ein rot-
weisses Schweizerwappen am Alkoven. Es ist Maya und Peter, mit denen wir schon in Süd- und Mittelamerika unterwegs gewesen sind. Spontan beschliessen wir, den Tag gemeinsam zu verbringen. Wir fahren zunächst nach Stewart um anschliessend über die Grenze nach Hyder (Alaska), auch wenn nur für einen Tag, einzureisen. In Stewart werden noch ein paar Kleinigkeiten eingekauft und schon treffen wir auf die nächsten Panamerikana-Reisenden. Hanny und Hans Rudolf hat es ebenfalls in das kleine Grenzörtchen verschlagen. Nach einem kurzen Schwatz trennen sich allerdings unsere Wege bereits
wieder. Wir, Maya und Peter fahren nach Hyder weiter und wollen den Bären beim Lachsfangen zusehen. Leider sind wir etwa zwei Wochen zu früh in der Region. Die Lachse werden erst Mitte Juli die Bäche hochsteigen. „No Fish, no Bear“, sagt uns der Ranger beim Fish Creek Wildlife Viewing Area. Nicht so schlimm, wir werden bestimmt anderswo auch Bären beobachten können. Zunächst fahren wir gemeinsam eine 37 km lange, mit Schlaglöchern durchsetzte Piste hoch zum Salmon Glacier. Das Wetter ist perfekt und oben angelangt geniessen wir einen fantastischen Blick auf das beeindruckende Bergpanorama und den mächtigen Gletscher. Wir können uns kaum satt sehen. Die Landschaft erinnert uns ein wenig ans Wallis, mit dem ebenfalls sehr schönen Aletschgletscher. Auf der selben Rüttelpiste geht es wieder ins Tal nach Hyder zurück, wo wir auf einem Campground bei einem gemeinsamen Nachtessen unsere Reiseerlebnisse mit May und Peter austauschen. Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege bereits wieder. Wir haben den gestrigen Tag mit den beiden richtig genossen. Unsere Reise geht auf dem Cassiar-Stewart Highway weiter Richtung Watson Lake. Plötzlich nimmt Martha während der Fahrt eine Bewegung im dicht bewachsenen Strassengraben war. „Ein Bär“, ruft sie halb
geschockt und halb erfreut. Tatsächlich erkennen wir, in dem wir langsam näher fahren, einen Schwarzbären, der junge grüne Triebe genüsslich verspeist. Wir können schnell ein paar Fotos knipsen, bevor sich Meister Pez wieder ins Dickicht verzieht. Noch voller Euphorie über unsere erste Bärensichtung sehen wir in einigen Kilometern Rauchschwaden über den Wäldern aufsteigen. Je näher wir kommen desto dichter werden diese und der Geruch von verbranntem Holz gelangt ins Innere des Fahrzeugs. Schon seit Wochen treten in der Region Waldbrände auf, die sich rasend schnell ausbreiten. Bald schon sehen wir die abgefackelten Baumstämme, die ein trostloses Bild abgeben. Das Feuer ist bereits weitergezogen und hat grösstenteils nur verbrannte Erde zurückgelassen. Obwohl die verkohlten Bäume sich wahrscheinlich nicht mehr erholen, hat die Natur im Bodenbereich schon für den einen oder andern Farbtupfer gesorgt. In weiten Flächen spriessen pinkfarbene Blumen zwischen den abgebrannten Bäumen. Der Regenerationsprozess hat bereits wieder begonnen – ein stetiger Kreislauf von Kommen und Gehen. Unsere Zeit in British Columbia ist vorläufig zu Ende. Wir reisen noch am heutigen Tag in die Provinz Yukon ein. In einigen Wochen werden wir British Columbia auf einer Nord-Süd-Route nochmals durchqueren und hoffentlich von dieser faszinierenden und vielseitigen Provinz noch mehr zu sehen bekommen.


Die weiteren Berichte sind unter der Rubrik Yukon (Reiseberichte / Bildergalerie) zu finden.