Dänemark



Reisebericht
Bildergalerie Teil 1


12.06.2017 - 21.06.2017  Von Luzern nach Bad Kissingen und Puttgarden in

Deutschland, danach über Rødby, Lolland, Falster, Møn, Roskilde, Helsingør nach Dänemark


Nach unserer Traum-Reise durch den Amerikanischen Kontinent, die all unsere hohen Erwartungen weit übertroffen hat und der Rückverschiffung unseres „Geckos“ nach Hamburg, haben wir uns ein paar Monate der Besinnung und der geistigen Aufarbeitung dieses zweijährigen Trips gegönnt. Die Emotionen und Erlebnisse waren so eindrücklich, dass man einige Zeit braucht, um das Gesehene richtig einordnen und verarbeiten zu können. Zudem musste Martha die Überfunktion ihrer Schilddrüsen behandeln lassen. In den letzten Wochen unserer Reise hatte sie sehr unter dieser schwerwiegenden Erkrankung gelitten. Doch jetzt ist laut ärztlichem Befund alles auf gutem Weg und wir können wieder für einige Monate auf „Wanderschaft“ gehen. „Gecko“ fühlt sich nach seinem „Wellness-Aufenthalt“ beim Fahrzeugbauer Woelcke wieder fit und zu allen „Schandtaten“ bereit. Unsere bevorstehende Reise wird uns in den hohen Norden führen. Skandinavien kennen wir bis anhin nur vom Hörensagen. Zudem ist das nach unserer letzten Tour durch vorwiegend tropisch heisse Regionen eine wohltuende Abwechslung. Unser erstes Etappenziel führt uns zunächst nach Deutschland, genauer gesagt nach Bad Kissingen. Der Grund: Im sonst beschaulichen Ort findet einmal im Jahr die grösste „Off-Road-Camper Messe“ der
Welt statt. Rund 250 Aussteller präsentierten bei ABENTEUER & ALLRAD Offroad-Fahrzeuge und Outdoor-Equipment. Grosses Highlight der Messe sind die spektakulären Allrad-Wohnmobile und Expeditionsfahrzeuge – vom Allrad-Bulli bis zum dreiachsigen MAN-Truck. Diese Fahrzeuge sollen einen bis ans Ende der Welt bringen und wieder zurück. Auf abgesperrten Strecken kann man seine Fähigkeiten im Off-Road-Fahren unter Beweis stellen, Fahrzeuge Testen oder als Passagier
mitfahren. Es ist absolut genial durch die Camp-Area zu gehen und sich die unglaubliche Vielfalt von Fahrzeugen aus nächster Nähe anzuschauen. Rund 1800 Fahrzeuge befinden sich auf dem Campingplatz. Vom normalen PKW bis hin zum vierachsigen Armee LKW und wir mit unserem kleinen „Gecko“ mittendrin. Wir campen gemeinsam mit unseren Freunden, die wir auf der Panamericana kennengelernt haben, auf diesem Gelände. Tagsüber besuchen wir die Messe mit interessanten Exponaten
oder schlendern durch den Fuhrpark der Camper, der in vielerlei Hinsicht noch spannender ist als die Ausstellung. Denn was man hier von kreativen, innovativen aber auch obskuren Vehikeln zu sehen bekommt ist schlichtweg sensationell. Am Abend sitzen wir mit unseren „Panamericanos“ (20 Freunde mit ihren Wohnmobilen resp. Motorrädern) in gemütlicher Runde zusammen. Es werden Reiseerlebnisse ausgetauscht, Sprüche geklopft, gut gegessen und gebührend viel getrunken. Fondue von
Monika und Otto, Raclette und Walliser Spezialitäten inkl. Wein vom höchsten Weinberg Europas von Vreni & Peter und andere Leckereien die Herz und Seele erfreuen. Nach ein paar unvergesslichen Tagen in aufgestellter und geselliger Runde verabschieden wir uns mit einem lachenden und weinenden Auge und geben uns das Versprechen, dass ein Treffen dieser Art schon bald wieder stattfinden muss. Zufrieden und mit dickem, angefressenem Bauch setzen wir uns in unsere Wohnmobile, stellen die Sitze etwas nach hinten, damit sich das Steuerrand wieder drehen lässt und fahren mit erheblich erhöhter Achslast in alle Himmelsrichtungen davon. Unsere Reise führt über Soltau nach Puttgarden im Norden der Insel Fehmarn. Wir übernachten im Naturschutzgebiet Grüner Brink, welches sich längs der Küste in die Ostsee erstreckt. Die malerische Dünenlandschaft in Puttgarden lädt zu ausgiebigen
Spaziergängen oder Radtouren ein. Der Sonnenuntergang über dem Meer ist fantastisch. Am nächsten Morgen cruisen wir in den Hafen und setzen mit der Auto- und Lastwagenfähre „Scandlines“ von Puttgarden nach Rødby in Dänemark über. Die Zollformalitäten gestalten sich „easy“, wir werden lediglich nach den Personalausweisen gefragt, und schon fahren wir an unser erstes Ziel im Süden von Dänemark ins Gebiet von Lolland. Wir machen halt in Maribo, das eingebettet in das Gewässerbiotop des Naturparks Maribsøerne liegt. Seen, Sumpf- und Waldgebiete bilden hier ein einzigartiges Ökosystem, in welchem zahlreiche Vogelarten und seltene Pflanzen beheimatet sind. Eine kurze Wanderung in den Naturpark führt an der schön am Wasser gelegenen Klosterkirche von Maribo vorbei. Im
autofreien Zentrum des hübschen Städtchens decken wir uns mit etwas Bargeld in Form von Dänischen Kronen ein. Über Marielist und Nykøbing fahren wir in die Region von Falster. Kilometerlange, flach abfallende Sandstrände an der Südküste und rund 5000 Ferienhäuser prägen die von Feldern und Wäldern bedeckte grüne Insel. Wäre das Wasser nicht so kalt, könnte hier der perfekte Ort für Badeferien sein. Nach einem ausgedehnten Strandspaziergang fahren wir Richtung Nordosten an Getreidefeldern mit blühendem Mohn vorbei. Wir erreichen den kleinen Ort Møn, der Grosses zu bieten hat. Auf einer Länge von 7 km und fast 140 m hoch türmen sich an der Ostküste die berühmten Kreidefelsen Møns Klint empor. Spaziergänge nahe der Abbruchkante, deren Verlauf sich durch Erosion immer wieder verändert, eröffnet uns
herrliche Ausblicke über die Ostsee. Wir kraxeln über nicht enden wollende Treppen bis hinunter ans Meer zum Fuss der Klippen. Von hier aus sehen diese Kreidefelsen grandios aus. Bei Ebbe wandern wir über einen tiefen Kieselstrand entlang dieser weissen Giganten und blicken zu der über uns drohenden Abbruchkante hoch. Zurück geht es wieder über die steilen Treppenkonstruktionen. Beim Hinaufsteigen ist diese Aktion natürlich einiges beschwerlicher als beim Hinabsteigen. Aber es gibt genügend Plattformen, wo man etwas Luft holen und die Aussicht geniessen kann. Wie schon mehrfach erwähnt sind wir Atheisten, trotzdem sind wir fasziniert von sakralen Bauwerken, welche die Handwerkskunst und die grosse Schaffenskraft vergangener Epochen manifestieren. Dazu gehören auch die einsam stehenden mittelalterlichen
Kirchen von Elmelunde. Ihnen gemeinsam ist die Ausschmückung mit Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert, die uns durch ihre naive Schönheit begeistern. Noch ein grösseres „Kaliber“ ist die gewaltige Domkirche von Roskilde. Weithin sichtbar erheben sich die spitzen Doppeltürme dieses monströsen Bauwerks. Der Dom ist der berühmteste Sakralbau des Landes und Zentrum des geistigen und weltlichen dänischen Königreichs. Beim Schlendern durch die mächtigen Gewölbe, die über mehrere Etagen führen, wird einem die schiere
Grösse dieses Bauwerks bewusst. Äusserst prachtvoll gestaltet sind die Seitenkapellen und die im Laufe der Jahrhunderte entstandenen Anbauten in denen dänische Könige und Königinnen ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. 38 gekrönte Häupter sind hier beigesetzt. Das pompöseste Grab ist der Sarkophag der Königin Margrethe I., den eine liegende Figur der Monarchin aus Alabaster ziert. Nach dem Besuch im Dom, der uns trotz seiner Schönheit ein morbides Gefühl in der Magengegend beschert hat, geht die „Kulturreise“ weiter zum Schloss Ledreborg, welches ebenfalls in der Nähe von Roskilde liegt. Das zauberhafte Rokokoschloss gehört seit Mitte des 18. Jahrhunderts der Familie Holstein-Ledreborg, die noch heute auf dem Anwesen lebt. Umgeben von einem riesigen barocken Terrassenpark mit Wasserspielen und Gehwegen geniessen wir den Blick auf die
gesamte Anlage, die durch ihren exzellenten Erhaltungszustand besticht. Schon die Anfahrt durch eine alte Allee ist ein Genuss. Beim Rundgang durch das Schloss mit Filzpantoffeln an den Füssen sind originale Möbel und Gemälde zu sehen. Weil wir jahreszeitlich bedingt schnell in den Norden von Skandinavien fahren wollen werden wir uns Kopenhagen und den Westen von Dänemark auf der Rückreise näher ansehen. Vorerst muss uns dieser kurze Abstecher also genügen. Bis jetzt hatten wir, atypisch für die Region, vorwiegend regenfreies und sommerliches Hochdruck-Wetter. Hoffentlich bleibt uns der Wettergott bei unserer Reise weiterhin wohlgesonnen. Denn vor allem die Nationalparks in Norwegen sind natürlich bei guten Bedingungen viel eindrucksvoller. Wanderungen bei idealen Verhältnissen machen einfach mehr Spass als bei widrigem Schmuddelwetter. Nun reisen wir zügig in den Norden des Königreichs, nach Helsingør. Die Auto- und Lastwagenfähre bringt uns in rund einer Viertelstunde nach Helsingborg in Südschweden. Mal schauen, was uns im Land der tausend Seen erwartet.


Die weiteren Berichte sind unter der Rubrik Schweden (Reiseberichte / Bildergalerie) zu finden.