Schweden

Teil 1


Reisebericht
Bildergalerie


22.06.2017 - 28.06.2017  Von Helsingborg über Mölle, Laholm, Halmstad,

Falkenberg, Jönköping, Karlsborg, Karlstad, Åmål, Håverud, Smögen nach Tanumshede


Nach sonnenverwöhnten Tagen in Dänemark setzen wir mit der Personen- und Autofähre von Helsingør nach Helsinborg (Schweden) über. Prompt wechselt auch das Wetter und es wird typisch skandinavisch, wechselnd bewölkt mit Regenschauern. Nach dem Motto: Es gibt kein gutes oder
schlechtes Wetter, sondern nur richtige oder falsche Kleidung, gehen wir auf Entdeckungstour. Nur 5 km nördlich vom Fährhafen entfernt befindet sich „Sofiero Slott“, ein Schloss aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, das vom Kronprinz Oscar II. für seine Frau Sophia von Nassau erbaut wurde. Einige Räume dürfen wir besichtigen. Sie geben Einblick ins damalige königliche Leben. Uns interessiert aber in erster Linie der vollmundig angepriesene Schlossgarten. Der happige Eintrittspreis hält uns nicht davon ab dieses Wunderwerk der Gartenbaukunst zu besichtigen. Das Anwesen wurde 2010 mit dem Prädikat schönster Park Europas gekürt. Leider stellen wir schon bald resigniert fest, dass wir da einem Werbetrick aufgesessen sind. Der Park ist zwar mit Anlehnung an englisch gestylte Gärten nicht unansehnlich aber nichts Aussergewöhnliches. In Europa gibt es bestimmt hunderte Gartenanlagen, die
wesentlich beeindruckender sind. Also fahren wir etwas genervt nordwärts zum Nationalpark Kullaberg. Nicht nur das Wetter ist inzwischen besser geworden auch unsere Mimik hat sich wieder aufgehellt, nachdem wir in Mölle die windumtoste Steilküste sehen, die aus rotem Gneis in die Höhe ragt. Auf einer kleinen Wanderung, über die in Urzeiten von Gletschern geschliffenen Steinformationen, geniessen wir das raue Klima der Nordsee. Nordische Weite und weltoffene Metropolen, das zeichnet Südschweden aus. Rote Holzhäuser, malerische Waldseen und viel Ruhe. Wer kennt sie nicht, die klangvollen Namen der Dörfer aus Astrid Lindgrens Büchern – Hultsfred, Katthult oder Lönneberga, wo der kleine Lausejunge Michel mit seinen Streichen seine Eltern stets auf Trab gehalten hat. Viele Orte haben bis heute den Charme aus der Zeit des vor-motorisierten Schwedens beibehalten. Genau zur Mitsommerwende
treffen wir in Lahom ein, der kleinsten und zugleich ältesten Stadt der Provinz Halland. Fachwerkhäuser mit prächtigen Gärten säumen im historischen Stadtteil Gamleby die Gassen und zeigen Idylle pur. Heute ist der längste Tag des Jahres, die Leute sind festlich gekleidet und ziehen in ihren Sonntagstrachten musizierend durch die mit Blumen geschmückten Strassen. Die berühmte Mitternachtssonne hat auch im Süden Schwedens spürbare Auswirkungen. Im Juni geht die Sonne erst um etwa 1 Uhr nachts unter, doch auch dann wird es nur dämmrig nicht richtig dunkel. Wenn wir also irgendwann weit nach Mitternacht schlafengehen, müssen wir im Camper die Rollos hochziehen und alles verdunkeln, denn bereits um 3 Uhr morgens steht die Sonne wieder hoch am Himmel. Wir fahren weiter der Küste entlang nordwärts und erreichen Halmstad. Hallands Provinzkapitale ist geprägt von den roten Bachsteinmauern der Befestigungsanlagen aus dem 17. Jahrhundert und das wenige Kilometer entfernte Falkenberg
besticht mit malerischen Holzhäusern und der wunderschönen Laurentiuskirche mit romanischen Bauelementen. Bevor wir etwas landeinwärts fahren führt unsere Reise zunächst nach Varberg. Zu seiner Blütezeit Ende des 19. Jahrhunderts gehörte der Flecken zu den elegantesten Badeorten Schwedens. Das auf Pfählen stehende, gut erhaltene Kaltbadehaus ist besonders sehenswert. Das Ortsbild dominiert jedoch die aus dem 13. Jahrhundert stammende Festung. Sie beherbergt heute das Länsmuseet mit Exponaten zur Kulturgeschichte der hiesigen Bauern und Fischer sowie den „Bockstensmann“ aus dem 14. Jahrhundert, Schwedens bekannteste Moorleiche. Auf der Schnellstrasse Richtung Borås und Jönköping bestaunen wir die farbenprächtigen Lupinen, die zu hunderttausenden am Wegesrand blühen. Man darf sich aber von der Fülle der Natur nicht zu fest ablenken lassen. Überall warnen Schilder vor unvermittelt auf die Strasse rennenden Elchen. Ein ausgewachsener Elchbulle wiegt weit über 500 kg. Es ist deshalb
ratsam eine unliebsame Begegnung mit diesem Schwergewicht tunlichst zu vermeiden. Am Westufer entlang des Vättern, des zweitgrössten Binnensees Schwedens, , erreichen wir Karlsborg. Natürlich gibt es auch hier eine gewaltige Festungsanlage aus dem 19. Jahrhundert, die der Königsfamilie als Zuflucht und als „Tresor“ für ihren Goldschatz und den Kronjuwelen diente. Karlsborg hat aber noch mehr zu bieten. Etwas ausserhalb der Stadt gibt es schöne menschenleere Sandstrände am Vättern See, die
einen glauben lassen am Meer zu sitzen. Die Wassertemperaturen im niedrigen zweistelligen Bereich sind für uns „Weicheier“ einfach etwas zu kalt. Damit wir unseren Bewegungsdrang stillen können begeben wir uns in den Tivedens Nationalpark. Auf einer 6-stündigen Wanderung durch den Park des naturbelassenen Stora Trehörnigen Sees tauchen wir in die fantastische Wasserlandschaft Schwedens ein. Die Wege sind nur rudimentär vorgegeben, wir müssen uns die Pfade oft selber suchen. Das Wetter bietet das ganze Spektrum von fast wolkenlos blauem Himmel bis hin zu heftigen Regenschauern. Weil wir oft durch hüfthohe Gras- und Buschlandschaften wandern sind wir trotz Regenjacken bis auf die Haut klitschnass. Selbst die Wanderschuhe füllen sich durch die tropfende Nässe der Kleidung mit Wasser, sodass wir in den Genuss eines zusätzlichen Kneippbades kommen. Resümierend stellen
wir auf einem schön gelegenen Campingplatz im Nationalpark fest, dass dies heute eine grossartige Wanderung war. Tags darauf führt unsere Fahrt zum westlich gelegenen Vänern, mit rund 5400 km² dem grössten Binnensee von Schweden. Wir entnehmen unseren Reiseunterlagen, dass in Kristinehamn ein Kunstwerk von Picasso zu besichtigen ist – also nichts wie hin. Direkt am See steht die monumentale Skulptur des egozentrischen Künstlers malerisch in einer Bucht an der Eigenheime in wildromantischer
Natur stehen. Auf der Fahrt Richtung Åmål gerät der Strassenverkehr schwedenuntypisch ins Stocken ja sogar zum erliegen. Alles steht still, es geht rein gar nichts mehr. Wir vermuten, dass ein heftiger Unfall die Ursache des Übels ist. Nach 1½ Stunden des Wartens werden wir aber eines Besseren belehrt. Wegen einer kleinen Asphaltreparatur mussten wir so lange gedulden. Dabei hätte man mit etwas Organisationstalent den Verkehr so führen können, dass nur kleine oder gar keine Verzögerungen aufgetreten wären – nein die grossen Organisatoren und Planer sind die Schweden wirklich nicht. Doch was wollen wir uns ärgern? Wir sind schliesslich auf Reisen und haben jede Menge Zeit. So eine Meditationsstunde im Stau hat ja auch was Gutes – ommm! Im Hafen von Åmål werden wir für das Verkehrschaos reichlich entschädigt. Wir haben einen super Stellplatz für die Nacht gefunden. Wir stehen direkt am Wasser inmitten blühender Lupinen – was will man mehr? Am nächsten Tag fahren wir querfeldein über Pisten nach Håverud. Schwedens seenreichste Region mit riesigen Wäldern, Heide, Mooren, glasklaren Seen und Wasserläufen ist ein Paradies für Outdoorfans. Hier wimmelt es nur so von Elchen, Füchsen und Bibern. Im Norden schlängelt sich der fast 250 km lange Dalsland-Kanal durch die üppige Natur.
Eine Bootsfahrt durch 12 Schleusen wäre sicherlich ein Erlebnis. Doch als wir die völlig überfüllten Schiffe sehen, auf denen die Passagiere dicht gedrängt wie Sardinen stehen, nehmen wir von dem Vorhaben einer Bootsfahrt auf dem Kanal Abstand. Natürlich lassen wir uns aber das Schleusen durch die Museumsreifen Anlagen nicht entgehen. Besonders spektakulär ist der Anblick, wenn die Schiffe über das Aquädukt in Håverud fahren. Unsere Reise führt uns wieder zurück an die Küste zur Nordsee. Das malerische im Schärengarten gelegene Smögen ist heute einer der grössten Fischereihäfen der schwedischen Westküste. Mit seiner Mischung aus bunten Bootschuppen an den Ufern schmaler Meeresarme und den blank geschliffenen Granitfelsen ist es natürlich ein Touristenmagnet. Besonders reizvoll finden wir die Smögenbryggan, ein etwa 1 km langer Holzsteg, der am Hafen entlang führt. Kleine Boutiquen,
Restaurants und Cafés prägen das Gesicht des „schnuckligen“ Ortes. Wieder finden wir einen tollen Stellplatz direkt am Wasser von dem aus ein Wanderweg an die Küste mit Blick auf die West-Schären beginnt. Auf den von Wind und Wetter blank geschliffenen Granitfelsen haben sich tiefblaue Tümpel gebildet in denen prächtige Seerosen gedeihen. Wir setzen uns auf einen grossen Stein und beobachten Meister Reineke (Fuchs) wie er aus seinem Bau kriecht und die Umgebung aufmerksam
mustert. Hier leben diese Tiere völlig unbehelligt und sind deshalb nicht sehr scheu. Bald werden wir uns vorerst von Schweden verabschieden und nach Norwegen fahren. Doch eine Destination der Wikinger wollen wir uns aber noch ansehen. In Tanumshede besichtigen wir Felsritzungen, die aus der Bronzezeit stammen. Rund 10'000 Motive wurden freigelegt und wegen der Sichtbarkeit mit roter Naturfarbe nachgezogen. Sie stehen auf der UNESCO-Liste des Weltnaturerbes. Ein Wanderpfad führt zu verschiedenen freigelegten Zeichnungen, die u.a. Schiffe, Sonnenräder und Krieger darstellen. Wissenswertes über die Funde bekommen wir im Vitlycke Museum, das modern und informativ aufgemacht ist. Morgen fahren wir bei Svinesund über die Grenze nach Norwegen und sehen uns den östlichen Teil von Schweden nach unserem Trip zum Nordkap auf der Rückreise an. Sicherlich werden uns dann Städte wie Stockholm und die weite, üppige Natur Schwedens erneut in den Bann ziehen.


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