Motorradtour 2003


Reisebericht
Bildergalerie
Videoclips


11.09.03   Abflug von Zürich nach Las Vegas


Pünktlich um 09.10 Uhr startet unser Flieger der Swiss von Zürich Richtung Chicago und landet wie vorgesehen nach ca. 9 Stunden später bei regnerischem Wetter. Nach einem  Aufenthalt von 1 Stunde und 40 Minuten geht es dann weiter nach Las Vegas, wo wir um 16.20 Uhr Ortszeit unser Ziel erreicht haben. Nach den etwas nervigen Einreisekontrollen besteigen wir den Bus, der uns zu unserem Hotel Aladdin am Las Vegas Strip bringt. Etwas müde von der Reise aber immer noch top motiviert geht es nach einer erfrischenden Dusche auf Entdeckungsreise durch unser Hotel. Obwohl wir schon einmal in Las Vegas waren, beeindruckt diese Stadt immer wieder. Dieser Ort verändert sich stetig. Permanent wird gebaut. Immer grösser, luxuriöser und teurer soll es sein, damit die verwöhnte Kundschaft zufrieden gestellt werden kann. Man kann über Sinn und Unsinn dieses Wahnsinns denken wie man will, beeindruckend ist es auf jeden Fall. Nach dem Nachtessen beschliessen wir, die Seizing Tour zu beenden, denn wir müssen morgen früh aus den Federn um die Harley beim Vermieter abzuholen. Wir können es kaum erwarten uns auf das Bike zu setzen und unserem ersten Etappenziel entgegen zu tuckern.


12.09.2003  Von Las Vegas zum Zion Nationalpark / 200 km


Nach einer kurzen Nacht geht es nun per Taxi zu unserem Motorradvermieter (Moturis LTD). Ein Schweizer Unternehmen, das in verschiedenen Ländern tätig ist und vor allem im Bereich Mobilhome Vermietung einen guten Namen hat. Nach dem üblichen Papierkrieg, den wir mit dem deutsch sprechenden
Personal locker erledigt haben, bekommen wir nun unsere Wegbegleiterin für die nächsten Wochen. Eine Harley Davidson Electra Glide. Für Interessierte die folgenden Spezifikationen zu diesem Bike: Luftgekühlter V-Twin mit 1450 ccm, mit ca. 80 PS und 110 Nm Drehmoment. Ein typischer Cruiser, der wie geschaffen ist, um auch zu zweit über längere Strecken bequem und entspannt zu reisen. Nach einer kurzen Einführung durch das geschulte Personal und nach ein paar Fahr- und Bremstest auf dem Firmengelände geht es nun direkt auf die Interstate 15 Richtung St. George. Schnell sind wir aus dieser pulsierenden Stadt raus und fahren entspannt auf dieser verkehrsarmen Strasse. Über uns der stahlblaue Himmel, vor uns die unendliche Weite – ein Gefühl der absoluten Freiheit kommt auf, wie sie oft in
kitschigen amerikanischen Spielfilmen beschrieben wird. Auf halbem Weg sehen wir plötzlich ein Strassenschild, das den Weg zum State Park Valley of Fire weist. Von diesem Park haben wir bis jetzt noch nie etwas gehört. Da wir aber noch genügend Zeit haben, entscheiden wir uns für diesen  Abzweiger zum Valley of Fire. Nach kurzer Zeit und nach dem bezahlen eines kleinen Obolus an der Zahlstelle sind wir nun in diesem prächtigen Park unterwegs. Leuchtend rote Felsformationen, korallfarbener feiner Sand, laden zu einem kleinen Spaziergang ein. Wir sind völlig alleine und so wirkt diese zauberhafte Kulisse noch beeindruckender auf uns. Der Abstecher ist auf jeden Fall lohnenswert. Nach einem mehrstündigen Aufenthalt in diesem Park geht es wieder auf die Interstate. Wir verlassen den Bundesstaat Nevada und befinden uns nun in Arizona und schon bald in Utah. Am späteren Nachmittag erreichen wir die gebuchte Pioneer Lodge am Eingang des Zion Nationalparks. Zum Glück gibt es in dieser Lodge einen tollen Swimmingpool, der uns nach dem heutigen sehr warmen Tag die gewünschte Abkühlung bringt. Vom Pool aus geniessen wir ein einmaliges Bergpanorama, das uns schon einen Vorgeschmack auf den nächsten Tag in diesem Park verspricht.


13.09.2003  Von Zion Nationalpark zum Bryce Canyon / 210 km


Wir haben mitten in der Natur herrlich geschlafen und schwingen uns nach einem reichhaltigen American Breakfast auf den Sattel unserer Harley. Das heutige Etappenziel ist nicht so weit entfernt. Somit haben wir genügend Zeit, im Zion NP eine kleine Wanderung zu unternehmen. Wir fahren zuerst am Fuss steiler Felswände durch den Canyon
aus rotem Sandstein, bevor wir an den Ausgangspunkt dieser Wanderung gelangen. Ein schmaler aber gut begehbarer Pfad führt uns über Felsplatten an den ca. 2 km entfernten Aussichtspunkt, dem Canyon Overlook. Es erwartet uns ein fantastisches Panorama von Bergen und Schluchten und wir verweilen einige Minuten an diesem wunderschönen Platz. Laut unseren Informationen gibt es in dieser Gegend viele Wildtiere. Als da wären Dickhornschafe, Schlangen, grosse Spinnen, Hirsche, Pumas usw. Wir haben aber ausser ein paar exotischen Vögel keine anderen Tiere gesehen. Nach einem kurzen Abstieg zu unserem Bike geht es wieder weiter Richtung Bryce Canyon. Nach ca. 2 Stunden Fahrzeit treffen wir noch relativ früh im Parkgelände ein. Der Bryce Canyon ist eine Märchenlandschaft aus tausenden
von Kalksteinskulpturen. Je nach Tageszeit leuchten die Türmchen, Säulen und Schlösser in immer neuen Farbschattierungen. Die so genannten Hoodoos wurden durch Wind, Regen und Frost aus dem relativ weichen Gestein geschaffen. Die Färbung von weiss bis purpur ist auf die unterschiedliche Konzentration von Eisen und Mangan im Gestein zurückzuführen. Begeistert von diesem Anblick erkunden wir auf einem der vielen Wanderwegen einen Teil dieses Parks. Es ist ein stetiges Auf und Ab und geht bei einer Marschzeit von ca. 2 bis 3 Stunden schon recht in die Knochen. Doch das Spektakel, das die Natur uns bereitet,entschädigt locker für die Strapazen. Unsere Unterkunft (Bryce View Lodge) befindet sich etwas ausserhalb des
Parks und ist mit unserem Stahlesel in kurzer Zeit erreicht. Das Zimmer ist reserviert und so sollte es eigentlich beim Einchecken keine Schwierigkeiten geben. Doch halt – wo ist meine Bauchtasche; sicher noch in den Seitenkoffern des Motorrades. Der Schreck fährt mir nun endgültig in die Glieder, denn auch bei der Harley ist das Täschchen nicht zu finden. Die Gedanken jagen mir durch den Kopf – wo könnte das Objekt der Begierde noch sein. Wir haben alles mehrmals durchwühlt aber leider nichts gefunden. Unser Fazit, entweder habe ich die Tasche verloren oder sie ist mir gestohlen worden. Dann hat Martha eine Idee. Nach der Wanderung im Park haben wir uns beim Motorrad umgezogen. Vermutlich hast du dort die Tasche irgendwo hingelegt. Also mit Schwung auf das Motorrad und mit „100 Sachen“ in den Park gebraust. Langsam wird es dunkel und keine Menschenseele mehr auf dieser Strecke. Über Stock und Stein kommen wir zu dem Punkt, wo ich die Tasche zum letzten Mal in der Hand gehabt habe. Wir suchen intensiv und fast schon verzweifelt doch wir finden nichts. Das Teil müssen wir wohl endgültig abschreiben. Was ist denn alles in der Tasche gewesen, fragt Martha? Ich wage es kaum zu sagen. Also die Kreditkarte, Bargeld im Wert von 650 Dollar, Handy, Ausweise und mein Schlüsselbund. Das ist
eine Katastrophe, schreit Martha. Recht hat sie. Mit hängenden Köpfen fahren wir zurück zur Lodge. Unterweges machen wir bei der Parkinformation halt und fragen nach der Tasche. Vielleicht wurde sie gefunden und hier abgegeben – doch leider Fehlanzeige. Also zurück zur Lodge und mit der Zweitkarte von Martha einchecken. Es folgt eine unruhige Nacht, in der ich mehrmals versuche von der Lodge aus eine Verbindung in die Schweiz zu bekommen, um meine Kreditkarte und das Handy zu sperren. Leider gelingt auch das nicht. Nun mache ich mich zu Fuss auf den Weg zu einem Restaurant, das etwas abseits der Lodge gelegen ist. Als ich das Zimmer verlasse rutsche ich auf dem Vorplatz fast aus. Verdammt, da ist ja alles gefroren. Erst jetzt wird mir bewusst, dass wir uns hier auf ca. 2400 Meter über Meer befinden und wir tagsüber Temperaturen von über 20° C plus aber nachts unter 10° C minus haben. Also nochmals zurück und warm anziehen. Im Restaurant kann ich dann eine Telefonkarte kaufen und an einer öffentlichen Telefonzelle die Schweiz erreichen und Kreditkarte und das Handy sperren lassen. Auch der kurze Rest der Nacht habe ich dann kaum mehr ein Auge zugemacht.


14.09.2003  Vom Bryce Canyon nach Moab / 560 km


Endlich Morgen. Nach dieser Nacht bin ich froh, dass es nun wieder weiter geht. Heute haben wir eine Monsteretappe vor uns. In der Nacht ist es eiskalt geworden und wir müssen alle verfügbaren Kleider anziehen, um uns auf dem Motorrad nicht zu erkälten. Ob die Harley bei diesen Temperaturen überhaupt anspringt? Die ganze
Maschine ist mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Schlüssel drehen, Startknopf drücken und schon bollert der typische Harley-Sound aus den Auspuffrohren. Da bin ich echt überrascht, denn dass das gleich auf anhieb klappen würde hätte ich nicht erwartet. Da auch die Strassen teilweise mit einer feinen Eisschicht überzogen sind fahren wir sehr behutsam los. Im Hinterkopf nervt mich immer noch der Gedanke, dass ich gestern meine Bauchtasche irgendwo liegen gelassen habe. Im Bryce Canyon Park gibt es nebst dem Informationscenter auch noch eine exklusive Lodge. Vielleicht hat ja jemand die Tasche gefunden und nicht bei den Rangers im Informationscenter sondern in der besagten Lodge abgegeben. Also einen letzten, eigentlich hoffnungslosen Versuch machen wir noch und steuern diese Lodge an. An der gediegenen Rezeption frage ich nach dem kleinen Täschchen. Und ich kann es kaum glauben. Die nette Receptionistin holt aus einer Schublade im Tresen meine Bauchtasche und fragt, ist es das was sie suchen? Ich kann mein Glück nicht fassen. Alles inkl. Geld ist noch in der Tasche. Nun bin ich mit mir und der Welt wieder zufrieden. Es gibt  sie also noch, die ehrlichen Menschen. Sofort fragen wir nach dem Finder. Doch leider ist dieser schon abgereist und wir können uns nicht mal bei ihm bedanken. Nach diesem Erfolgserlebnis haben wir nun
mächtig Hunger bekommen. Und wir haben in dieser prächtigen Lodge, bei knisterndem Kaminfeuer, ein feudales Frühstück zu uns genommen. Frisch gestärkt geht es nun auf grosse Fahrt. Die nächsten beiden Stunden geht es schlotternd durch den Dixie National Forest bevor wir dann in die unendlichen Weiten des Canyonlands Nationalparks kommen. Die Temperaturen steigen nun  schnell über 20° C an, was das Cruisen wesentlich angenehmer macht. Auf der Utah State Route 95 geht es Richtung Süden durch eine unberührte Landschaft. Wir sind hier stundenlang alleine unterwegs. Wenn man hier eine Panne hätte wäre es wohl sehr übel. Weit und breit keine Menschenseele und kein Handyempfang. Aber alles läuft perfekt. Die Hary schnurrt fröhlich vor sich hin. Nach  rund 560 km, die wir heute zurück gelegt haben, erreichen wir das für diverse Outdoor-Aktivitäten bekannte Städtchen Moab. Am Abend gehen wir in die City und lassen es uns bei italienischem Essen so richtig gut gehen. Bei einem oder auch zwei Glas Wein bekommen wir dann die richtige Bettmüde und bald darauf schlummern wir friedliche ein.


15./16.09.2003  Von Moab nach Durango / 360 km


Als erstes geht es am frühen Morgen zum Arches Nationalpark. Der Park befindet sich ca. 30 km nördlich von Moab. Besondere Sehenswürdigkeiten sind die durch Winderosion entstandenen Sandsteinbögen. Diese gewaltigen
Gebilde sind bei tiefstehender Sonne besonders eindrucksvoll und farbenprächtig. Punkt 6.45 Uhr kommen wir am Eingang des Parks an. Schade, dass erst um 7.30 Uhr geöffnet wird. Also hätten wir ruhig etwas länger schlafen können. Doch uns wird es natürlich nicht langweilig. Eifrig studieren wir die kleinen Prospekte, die uns über die Sehenswürdigkeiten Auskunft geben. Mit dem Golden Eagle Pass ca. Fr. 80.- für ein ganzes Jahr, haben wir in den meisten Nationalparks freien Eintritt. Nun ist es soweit und wir können mit dem Motorrad auf das 400 Meter höher gelegne Hochplateau fahren. Wer sich für Steinlandschaften begeistern kann ist hier genau richtig. Riesige Steinbögen, balancierende Felsblöcke, mächtige Steinsäulen und Reihen übergrosser Felslamellen erwarten uns. Die gut ausgebaute, 35 km lange Parkstrasse führt uns an den erstaunlichsten Gebilden aus rotem Sandstein vorbei, deren Entstehung hauptsächlich auf folgender Ursache beruht: die Gesteinsgebilde bestehen aus drei Schichten oder Zonen unterschiedlicher Härte, wobei die mittlere die weichste ist und folglich am schnellsten verwittert. In diesem Bereich nun entstehen zunächst kleine Nischen, dann Höhlen und Löcher, die sich im Laufe der Jahrtausende zu Steinbögen ausweiten. Wenn die Bögen einstürzen, bleiben Steinsäulen oder Pfeiler mit balancierenden Steinblöcken aus der härteren Oberschicht zurück. Unzählige kurze oder längere Wanderungen führen in abgelegene Orte dieser formenreichen und Phantasie anregenden Wildnis. Am frühen Nachmittag machen wir uns auf Richtung Durango. Die Fahrt führt uns durch eine
Voralpenlandschaft der Rocky Mountains. Als wir dann bei einer kleinen Rast den Wegweiser mit der Aufschrift „Matterhorn Drive“ lesen, fühlen wir uns schon fast wie zu Hause. Eigentlich wäre heute auf dem Weg nach Durango noch der Mesa Verde Nationalpark zu besichtigen. Doch ist es inzwischen auch schon recht spät und wir verschieben die Sache lieber auf den nächsten Tag. Durango ist eine wunderschöne Kleinstadt mit rund 15000 Einwohner und liegt auf einer Höhe von fast 2000 Metern über Meer, was für europäische Verhältnisse doch recht beachtlich ist. Mitten durch Durango fliesst der schöne Animas River und die umliegenden Berge sind die San Juan Mountains. Der ganz grosse Publikumsmagnet ist eine der schönsten historischen Bahnstrecken der USA, die von Durango nach Silverton führt: die Durango and Silverton Narrow Gauge Railroad. Die Museumsbahn von 1920 fährt mit Dampflokomotiven in ca. 3 Stunden in das historische Silverton und war Kulisse für viele Hollywoodfilme. Leider ist diese Bahn meistens ausgebucht und so bekommen auch wir keine Tickets mehr. Am Abend haben wir mitten im Städtchen ein China-Restaurant gefunden, in dem man für relativ wenig Geld ausgezeichnet Essen kann und Portionen bekommt, denen wir Europäer einfach nicht gewachsen sind. Mit vollen Bäuchen begeben wir uns zur Nachtruhe.


Am nächsten Morgen schlafen wir etwas länger aus. Wir können uns den ganzen Tag Zeit nehmen, um einer der grössten und wichtigsten archäologischen Stätten in den Vereinigten Staaten zu besuchen, den Mesa Verde Nationalpark. Schon der Anfahrtsweg vom Parkeingang zu den ersten Sehenswürdigkeiten ist lang und Tankstellen
gibt es im Park keine. Also haben wir zuerst mal randvoll Benzin aufgefüllt. Nach unserer Berechnung sollte es für die heutige Tour knapp reichen. Der Mesa Verde National Park liegt in der Südwest Ecke des Colorado, in der Nähe der Grenzen mit den Staaten Utah, Arizona und Neu Mexiko. Der Park liegt 16 km  östlich von Cortez und 48 km  westlich von Durango. Die Zufahrt zum Park geht über eine starke Steigung zum Hochplateau. Die Anasazi oder "Alten" bewohnten dies Gegend von 500 bis 1300 nach Christus. Sie besetzten zuerst die Gipfel der Mesas, welche etwas natürlichen Schutz vor ihren Gegnern brachten. Sie lernten schnell, gut befestigte Gemeinschaftswohnungen in geschützte Höhlen in die Felsen zu bauen. Die Ruinen zahlreicher solcher alter Städte sind im Mesa Verde Nationalpark erhalten. Im Informationszentrum im Park kann man Tickets für die verschiedenen Führungen zu den Felsnischen Siedlungen kaufen. Man darf diese nur geführt besuchen. Für manche Touren sind gewisse körperliche Voraussetzungen notwendig. Deshalb muss vor dem Kauf des Tickets ein Parcours absolviert werden, in dem geprüft wird ob man gelenkig genug ist, um durch kleine Erdhöhlen zu robben und über Strickleitern die Felsen zu erklimmen. Diesen Test haben wir natürlich mit Bravour bestanden. Wir haben eine Tour zu dem wohl bekanntesten Bauwerk, dem „Cliff Palace“ gebucht. Ein Park Ranger führt uns über Klettersteige zu den Siedlungen. Er erklärt uns, dass die Uhreinwohner (Pueblos) ihre Erfahrungen im Bau von Lehmhütten mit den neu gewonnenen Kenntnissen des Steinhandwerks verbanden. Ihre Häuser waren meist aus Sandstein gemauert und mit Lehm verputzt. Einige der Gebäude erreichten eine Höhe von vier Stockwerken. Meist waren die oberen Stockwerke nach hinten versetzt, sodass die Flachdächer der unteren Etagen als Terrassen für die darüber liegenden dienten. Der Zugang zu den Häusern erfolgte meist über eine Leiter. Die unteren Etagen waren nicht ebenerdig zugänglich.
Funde in den Innenräumen deuten auf eine gemeinschaftliche Nutzung hin. So findet sich beispielsweise in einem Raum eine Reihe aus mehreren Mahlsteinen. Dort wurde von den Frauen gemeinsam Maismehl hergestellt. Darüber hinaus gibt es einige Vorratsräume, die mit handwerklich meisterhaft verarbeiteten Steintüren regelrecht versiegelt waren. Aus der beeindruckenden Menge an Häusern des Cliff Palace stechen zwei besonders hervor. Zum einen ein runder Turm mit zwei Etagen, der als Beobachtungspunkt gedient haben wird, zum anderen ein vier Stockwerke hoher viereckiger Turm, der bis an die Felsendecke reicht. In dem höheren der beiden Türme finden sich Spuren künstlerischer Tätigkeit. Die Wände der dritten Etage sind mit ornamentalen Wandzeichnungen in roter und weisser Farbe versehen. Nach einem Nachmittag voll gestopft mit Informationen und beindruckenden Bildern von diesen aussergewöhnlichen Bauwerken, treten wir unseren Heimweg an. Mit dem letzten Tropfen Benzin retten wir uns zur nächsten Tankstelle, die direkt ausserhalb des Parks liegt. Etwas müde vom ewigen „Rumkraxeln“ geht es wieder Richtung Durango in unser Days Inn, wo wir den Abend gemütlich ausklingen lassen.


17.09.2003  Von Durango nach Santa Fe / 396 km


Nach einer weiteren Nacht in Durango geht es nach dem Frühstück mit unserem Drahtesel nach Santa Fe. Wir haben uns in der Zwischenzeit an die langen Tagesetappen gewöhnt und das stete Sitzen auf dem komfortablen
Sattel der Harley ist auch kein Problem. Das sanfte Vibrieren des grossen V-Twin Motors liefert unterwegs auf den unendlichen Highways eine wohltuende Entspannungsmassage. Die heutige Fahrt führt durch eine abwechslungsreiche Landschaft mit weiten Ausblicken in wüstenähnliche Gebiete, dann wieder durch bewaldete Gegenden in denen die Temperaturen auf angenehme 20° Celsius sinken. Unser Weg führt uns an dem berühmt-berüchtigten Los Alamos vorbei. An diesem Ort wurde während des Zweiten Weltkriegs – unter dem Decknamen "Manhattan Project" – von Robert J. Oppenheimer die erste Atombombe entwickelt. Die Bomben, die Hiroshima und Nagasaki zerstörten, stammten von hier. Bis heute ist Los Alamos Ort militärischer
Geheimhaltung, bis heute haben Atomwaffen und ihre Instandhaltung – Stockpile Stewardship genannt – Priorität. Das Labor ist ausserdem ein Zentrum der Genforschung. Auf dem Tafelberg von Los Alamos trifft das Geheime auf das Heilige. Das Los Alamos National Laboratory erstreckt sich über 43 Quadratmeilen – Land der Tewa aus den Pueblos San Ildefonso und Santa Clara, die ihre heiligen Stätten nicht mehr betreten können: Die indianischen Gebetsplätze sind entweder abgesperrt oder radioaktiv verseucht. Das zur unrühmlichen Geschichte Amerikas, die uns bis in die heutige Zeit noch belastet. Gegen 17 Uhr treffen wir im malerischen Santa Fe ein. Santa Fe ist eine typisch Mexikanische Stadt, mit traditionellen Lehmgebäuden. Eigentlich besteht die Stadt heute nur noch aus Galerien,
Antikläden, hochpreisigen Geschenkeshops, Kaffees und Restaurants. Es gilt als ziemlich hip hier zu wohnen. Eine Attraktion für die männliche Fraktion ist die Cowgirl Bar.  Die Shorts und Shirts der Bedienungs-Girls sind super knapp.  Doch Martha hat heut keine Lust auf einen längeren Ausgang. Sie mag auch kein Nachtessen im einen der angesagten Restaurants. So begnügen wir uns mit einem kleinen Snack bevor wir dann hundemüde in die Kojen sinken. Wir müssen nach dem ambitionierten Fahrplan von Martha am nächsten Morgen wieder früh aus den Federn, um das vorgesehene Pensum zu schaffen. So ist es uns auch nicht möglich an den Rio Grande zu fahren oder die schneeweissen Sanddünen zu besuchen. Santa Fe ist eine Reise wert - man müsste einfach mehr Zeit haben, die auf unsere Tour leider viel zu knapp berechnet ist.


18.09.2003  Von Santa Fe nach Farmington / 420 km


Die heutige Etappe führt uns Richtung Nordwesten nach Farmington. Doch Martha wollte vorher unbedingt noch das Hotel Loretto von Innen bestaunen während ich mich um unsere täglichen Einkäufe kümmerte. Nun geht's los wir fahren auf der Stadtautobahn am bekannten Indianerstädtchen Santo Domingo Pueblo vorbei. In keinem anderen Staat der USA existiert eine lebendigere und differenzierte indianische Kulturwelt wie in New Mexico. Hier haben zahlreiche Kunstfertigkeiten und Bräuche überlebt. Der heutige Pueblo Santo Domingo stammt aus der Zeit um 1700. Eine verheerende Flut im Jahre 1886 zerstörte einen grossen Teil des Dorfes. Es war bald wieder aufgebaut und die neue Kirche wurde 1890 errichtet, die heute noch existiert.


Auf dem Weg nach Farmingto
n durchqueren wir wieder einsame bis zum Horizont reichende Wüstenlandschaften. Wenn man durch diese ausgetrockneten, vegetationslosen Steinwüsten wandert, mag man kaum glauben, dass sich hier vor etwa 65 bis 70 Millionen Jahren eine von Dinosauriern bevölkerte dschungelähnliche Sumpflandschaft befand. Erst als sich die grossen Inlandsmeere im Gefolge einer Klimaänderung nach Norden verlagerten, trockneten die Sümpfe aus. Zurück blieben die Ablagerungen dieser einzigartigen Pflanzen- und Tierwelt – versteinerte Baumstämme, Fische, Schildkröten und Eidechsen sowie Knochenreste von Säugetieren und Dinosauriern, die bis heute auf eine genauere wissenschaftliche Untersuchung warten. Farmington selbst ist eine typische amerikanische Kleinstadt, in der man eigentlich nur übernachtet, um am anderen Tag wieder weiter zu fahren. Doch eines ist noch erwähnenswert. Am Abend haben wir uns bei einem Chinesen so richtig die Bäuche voll geschlagen. Bei diesem ausgezeichneten Menü à discretion konnten wir einfach nicht widerstehen.


19.09.2003  Von Farmington nach Mexican Hat / 208 km


Wieder war die Nacht, die wir in einem kleinen Motel verbracht haben, relativ kurz. Wir müssen früh raus und nach einem mehr oder weniger reichhaltigen Frühstück; für Martha ein Continental Breakfast, ein Frühstück wie es auch in Europa üblich ist und für mich ein etwas nahrhafteres Essen – Eggs Benedict, ein amerikanisches Frühstücksgericht aus pochierten Eiern auf halbierten englischen Muffins mit einer Scheibe gekochtem Schinken. Ich muss ja schliesslich fahren und trage die Verantwortung! Unser Weg führt uns heute zuerst zum Goosenecks State Park. Hier hat sich der San Juan River in zwei sehr alte Gesteinsformationen geschnitten. Es sind die rund 300 Millionen Jahre alten Salzpakete der Paradox-Formation und die darüberliegende Honacker-Trail-Formation. Abgelagert haben diese sich in einer Phase des Übergangs vom Meer zum Land. Die Honacker-Trail-Formation setzt sich aus einzelnen Schichten von Kalksandstein und Schiefer zusammen. Deren unterschiedliche Widerstandskraft gegenüber der Abtragung findet ihren Ausdruck in den Klippen und Vorsprüngen, die den oberen Teil der Schlucht beherrschen. Der stark geschwungene Fluss legt hier auf einer Strecke von nur 3km Luftlinie fast 10km zurück. Ein wirklich toller Abstecher, für den wir etwa eine Stunde gebraucht haben.
Weiter geht es zum San Juan Inn Motel in Mexican Hat. Seinen Namen verdankt dieser Ort einem auffälligen Sandsteingebilde, das an einen mexikanischen Sombrero erinnert. In Fahrtrichtung Norden befindet sich der Mexican Hat wenige hundert Meter hinter der Ortschaft auf der rechten Seite. Es gibt einen ausgeschilderten Mexican Hat Loop, eine Schotterpiste, die rund um diese Felsformation führt. Mexican Hat ist gleichzeitig der Ausgangspunkt für einen Abstecher ins Monument Valley. Nach dem einchecken machen wir uns auf den Weg in dieses sagenumwobne Valley. Wenn es eine Landschaft auf der Welt gibt, die als „klassisch“ für den Western-Film gilt, dann ist es wohl das Monument Valley. Das im Norden der Navajo Indian Reservation (Navajoland) im Gebiet der Four Corners des amerikanischen Süd-Westens gelegene Monument Valley zählt zu den bemerkenswertesten Landschaften der USA, ein Synonym für den „Wilden Westen“. Es erstreckt sich auf Teile des Nordosten Arizonas und des Südostens Utahs. Nicht zuletzt aus der Zigarettenwerbung (Marlboro) sind die markanten Landschaftspunkte jedem auch hierzulande bekannt. Tatsächlich handelt es sich nicht um ein Tal, sondern um flaches Steppen- und Wüstenland, aus dem sich monolithische Sandsteingebilde in der Form von Tafelbergen, Nadeln, Zinnen, Burgen (butes), Plateaus (mesas ) und Felsbögen bis zu 300 m hoch erheben. Je nach Sonneneinstrahlung wechselt das Farbenspiel von hellrot bis
violett und einem besonderen dunkelrot bei Sonnenuntergang. Für passionierte Biker wie wir zwei es sind ist der Besuch dieser Gegend ein absolutes Muss. Leider konnten wir mit der Harley nicht ins Innere des Parks. Wir hätten uns im tiefen Sand bald mal festgefahren. Deshalb haben wir uns entschlossen einen Guide mit einem 4x4 Geländewagen zu engagieren. So konnten wir die gewaltigen Felsformationen auf unserer 3-stündigen Tour weit ab von normalen Strassen aus nächster Nähe bewundern. Es ist ein einmaliges Erlebnis wenn die Sonne untergeht und die Felsen in tief roter Farbe leuchten. Nach der nächtlichen Rückfahrt zu unserem Motel sind wir von dem Gesehenen immer  noch völlig überwältigt. Im Motel, das von Indianern geführt wird, haben wir ein köstliches Essen zu uns genommen. Da ich nach diesem Tag in dieser Steinwüste immer noch einwenig Staub in der Kehle hatte  bestellte ich gleich noch ein zweites Bier nach dem Essen. Doch das konnte ich gleich vergessen. Die hübsche Squaw erklärte mir, dass man nur ein alkoholisches Getränk zum Essen bestellen könne. Wenn ich also noch ein Bier haben wolle müsse ich nochmals ein Essen bestellen. Das war für mich aber doch des Guten zuviel. Fremde Länder – fremde Sitten, dachte ich als ich mich mit Sand gefüllter Kehle ins Bett legte und die traumhaften Bilder des Tages im Geiste an mir vorbeigezogen sind.


20.09.2003  Von Mexican Hat zum Grand Canyon / 317 km


Unser 10. Reisetag führt uns durch die Navajo Indian Reservation. Die Navajo Indian Reservation ist mit einer Fläche von knapp 71 000 km² das bei weitem grösste Indianerreservat der Vereinigten Staaten. Es wurde 1868 gegründet. Der Hauptteil des Reservats liegt im Nordosten des Bundesstaates Arizona. Ein weiterer Teil liegt im Nordwesten von New Mexico und ein kleiner Teil ragt im Norden des Reservats nach Utah hinein. Die Navajos leben z.T. noch in ihren traditionellen Hogans, das sind Wohnhütten, die aus Lehm, Holz und Reisig geformt sind. Andere Behausungen sind schmucklose Fertigbauten, moderne Mobilhomes oder Wohncontainer. Die Haupteinkommensquelle ist für viele Bewohner der Tourismus. An den Durchgangstrassen verkaufen sie kunstgewerbliche Artikel wie handgewebte Teppiche, Silberschmuck und Töpferwaren. Andere arbeiten in Hotels, Restaurants oder als Fremdenführer. Doch die Arbeitslosigkeit in der Reservation ist gross, und als Folge ist der Alkoholmissbrauch ein ernstes Problem. Es ist für uns bedrückend die Perspektivlosigkeit dieser Menschen zu sehen. Man hat Ihnen das Land und den grössten Teil ihrer Kultur geraubt und überlässt sie in dem für sie eingerichteten Reservat ihrem Schicksal.

Noch ca. 100 km Fahrt und wir erreichen unser Etappenziel, den Grand Canyon. Wahrscheinlich wirkt kaum ein anderes Naturwunder dieser Erde beeindruckender auf dessen Betrachter als der Grand Canyon. Seine immense Grösse relativiert jedes bekannt geglaubte Gefühl für Dimensionen. Und der Grand Canyon offenbart ungeahnte Einblicke in tiefe Canyons und Schluchten. Schluchten, die von den kraftvollen Wassern des Colorado Rivers im Laufe von Jahrmillionen in den Fels des Colorado Plateaus geschliffen wurden. In seinen Felswänden legt der Grand Canyon Millionen Jahre geologischer Geschichte frei. Wir sind vor ein paar Jahren schon mal am South Rim des Canyons gestanden. Trotzdem stockt uns auch diesmal wieder der Atem. Wir haben eine Lodge direkt an der Kante des Canyons
gebucht, von der man in die über 1000 Meter tiefe Schlucht schaut. Besonders eindrucksvoll sind auch hier die Sonnenuntergänge. Leider ist man beim Vorhaben diese zu beobachten selten alleine. Das laute Gerede und Gelächter der unsensiblen Tagestouristen geht uns echt auf den Geist. Aber kein Problem. Wenn man bereit ist, einen längeren Spaziergang am Canyon entlang zu machen ist man bald fernab der pöbelnden Meute und man kann das grandiose Schauspiel in stiller Einsamkeit in ihrer vollen Pracht geniessen. Wer das einmal erlebt hat, sagt man, sei nachher ein anderer Mensch. Man ist tief berührt und es zeigt uns wie klein und unbedeutend wir doch eigentlich sind. Auch die stärksten Männer bekommen beim Anblick dieses Spektakels und vor Ehrfurcht vor dieser grandiosen Natur das eine oder andere feuchte Auge. Wir versuchen dieses unbeschreibliche Gefühl mit in unseren Alltag zu nehmen, bis wir eines Tages, bestimmt noch einmal in unserem Leben am Rand des einzigartigen Grand Canyon stehen.


21.09.2003  Vom Grand Canyon nach Prescott / 284 km


Die heutige Route führt durch eine abwechslungsreiche Landschaft, die für Biker ein absoluter Traum  ist. Wir fahren durch Flagstaff und den malerischen Oak Creek Canyon. Der Canyon ist recht schmal, gerade mal 1,5 km an der breitesten Stelle! Das einem die Szenerie so merkwürdig bekannt vorkommt, mag an den zahllosen Western-Filmen liegen, die hier gedreht worden sind. Wir geniessen diese kurvenreiche Strasse bei herrlichem Bilderbuchwetter, das uns seit beginn unseres Trips begleitet. Nach ca. 45 km erreichen wir Sedona. Dieses wunderschöne Städtchen ist
von einer einzigartigen Landschaft umgeben, die auch als „Land der roten Felsen“ (Red Rock Country) bekannt ist. Es ist eine faszinierende Gegend für Historiker, Geologen, Archäologen, Künstler, Kunstsammler, Abenteurer und vor allem für Outdoorfans, die immer wieder neue und spektakuläre Landschaften suchen. Sedona ist umgeben von Monolithen aus rotem Felsgestein mit zauberhaften Namen wie „Coffeepot“ (Kaffeekanne), „Cathedral“ (Kathedrale) und „Bell“ (Glocke) oder sogar „Snoopy“ – Kosenamen, die sich aus der jeweiligen Ähnlichkeit ergeben. Wir schlendern durch das Ständchen mit den schönen Kaffees, kitschigen Souvenirläden und Eikaufsshops für Besserbetuchte. Bei einer Eisdiele, die mit ihren Glacespezialitäten lockt kommen wir nicht vorbei, ohne einen grossen Eisbecher zu bestellen. Bei den Temperaturen ist das genau das Richtige. Doch nach dem ersten Löffel von diesem „Eistraum“ haben wir den Zuckerbedarf für ein ganzes Jahr gedeckt. Das Zeugs ist dermassen süss, dass es ungeniessbar ist. Wir können uns einfach nicht ans amerikanische Essen gewöhnen. Martha drängt dann auch gleich leicht frustriert zur Weiterfahrt. Die Route führt uns durch Cottenwood über einen kleinen Pass zu einem schnuggligen ehemaligen Bergbaustädtchen namens Jerome. Nachdem die Kumpels die Stadt verlassen hatten, eroberte ein anderes Völkchen Jerome: die Hippies. Sie setzten sich in den heruntergekommenen Häusern fest – frühe Versionen heutiger Hausbesetzer – und manche von ihnen wurden tatsächlich zu Grundbesitzern. Hier konnte man im Jahr 1963 ein Haus für 50 Dollar kaufen und bis in die 80er Jahre kostete hier ein nettes Häuschen nur 99
Dollar Jahresmiete. Mit den Hippies kamen auch die Biker, und manchmal sind sich die Einheimischen nicht sicher, ...ob Jerome ein Hippie-Nest mit einem Biker-Problem oder ein Biker-Nest mit einem Hippie-Problem ist. Das spannende an diesem Städtchen sind nicht nur die aufgemotzten Harley‘s sondern die Westernkeipen in denen Livebands Jazz und Countrymusic spielen und Einheimische und Touristen spontan dazu tanzen. Der letzte Teil der heutigen Etappe führt uns nach Prescott. Die Geschichte von Prescott beginnt 1864 mit der Entdeckung von Goldvorkommen. Bis 1889 war die Stadt Hauptstadt von Arizona. Das Sharlot Hall Museum und die Smoki und Phippen Museen erinnern an diese Zeit. Erhalten geblieben ist auch die Whiskey Row in der Innenstadt mit zahlreichen historischen Gebäuden, u.a. dem Palace, das älteste Restaurant in Arizona. Wir haben ein lauschiges Plätzchen zum Übernachten gefunden. Ein Cottage mit einer verspielten Einrichtung – so typisch amerikanisch halt. Ein paar Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt wo wir uns heute Abend in einem Westernsaloon ein saftiges Steak und den einen oder anderen Pitcher Bier gönnen werden.


22./23.09.2003  Von Prescott nach Tucson / 380 km


Das heutige Frühstück bereiten wir in unserer kleinen Küche in unserem „schnuggligen“ Cottage selber zu. Noch kurz ein Blick auf die Karte, alles schnell in einer Tasche verstaut und schon sind wir wieder „on the Road“.  Es ist erstaunlich mit wie wenig Dingen man auskommen kann. Und dank den Packkünsten von Martha passt schlussendlich alles in und auf unserer Harley. Es ist für uns ein Stück Lebensqualität, mit wenig Gepäck zu reisen und nur das Notwendigste mit auf unsere Tour zu nehmen. Die Route führt uns Richtung Süden. Die Temperaturen steigen sehr schnell an und schon bald sind die 40° Celsius geknackt. Bei dieser Hitze wird es selbst auf dem Motorrad trotz stetem Fahrtwind ungemütlich. So ist es unumgänglich kurze Pausen einzulegen und uns, während
wir die Harley volltanken, im klimatisieren Tankstellenshop mit Getränken eindecken und unsere Körpertemperatur wieder in den grünen Bereich bringen. Unglücklicherweise habe ich beim letzten Halt unseren Stahlesel an der Sonne  stehen lassen. Nach der obligaten Pause habe ich mich wieder auf‘s Bike gesetzt, den Motor gestartet und mit der linken Hand den Kupplungshebl betätigt. Das hätte ich doch besser bleiben lassen. Ich habe mir an dem von der Sonne aufgeheiztem Metall tatsächlich die Finger verbrannt. Mir blieb also nichts anders übrig als die nächsten paar Kilometer trotz unsäglicher Hitze mit Handschuhen zu fahren. Wir cruisen auf dem Highway Richtung Phönix und lesen bei einer Ausfahrt das Strassenschild mit der Aufschrift „Sun City“. Weil sowieso wieder ein Halt fällig war haben wir diese spezielle Siedlung besucht. Unter dem Motto: „ein Patz an der Sonne“ leben und arbeiten in dieser Kleinstadt nur Menschen, die über 55 Jahre alt sind. In Sun City hat man vor allem die Einstellung, dass Altsein eine grossartige Sache ist. Dafür ist Sun City berühmt geworden: eine Siedlung in der Wüste Arizonas, 1960 vom Bauunternehmer Del Webb eröffnet, perfekt angepasst an die Bedürfnisse älterer Menschen. Die Häuser sind grosszügig geschnitten und ordentlich aufgereiht wie in einem Ferienpark, die Strassen breit und sauber. Im Zentrum gibt es Fitnessanlagen und Schwimmbäder. Golfplätze sorgen für Grün. Ein Grossteil der Bewohner hat mit Arthritis und Rheuma zu kämpfen,
da ist es gut, dass in Sun City fast nie Regen fällt. Inzwischen gibt es auch in anderen Teilen des Landes Sun Cities, vor allem im Süden, in Florida und Texas, wo das Klima ähnlich gelenkschonend ist. Ungefähr 90000 Menschen leben heute in dieser Retortenstadt, und es werden immer mehr. Vielleicht in ein paar Jahren auch wir?!? Weiter geht die Fahrt Richtung Tucson zu unserer heutigen Unterkunft, die ganz entgegen unserer sonstigen Gepflogenheit ausgesprochen luxuriös ist. Das Loews Ventana Cnyon Resort liegt auf einem Plateau über der Stadt Tucson. Direkt vor der Tür befindet sich ein Wasserfall, der 24 m tief von den Catalina Mountains in einen See fällt. 5 Restaurants und Lounges, Poolbar, zwei 18-Loch Golfplätze, 2 Whirlpools und Spa-Anlagen runden das umfangreiche Angebot ab. Ab und zu hat ein bisschen Luxus auch sein Gutes und so haben wir den Abend in einem dieser tollen Restaurants bei einem exquisitem Mahl mit phantastischer Aussicht auf See und Berge ausklingen lassen.


Am anderen Morgen machen wir uns auf den Weg zur Armee-Airbase von Tucson an deren Anschluss sich gleich das riesige Flugzeugmuseum „Pima Air & Space“ befindet. Ein Besuch dieses Museums ist für einen Aviatik begeisterten ein absolutes „Must“. Das Pima Air & Space Museum in Tucson Arizona ist eines der grössten Flugzeugmuseen der USA. Mehrere Hallen und ein grosses Freigelände beherbergen unzählige Flugzeuge und Hubschrauber. Im Pima Air & Space Museum gibt‘s zum Beispiel  eine SR-71 Blackbird, diverse MIGs, den Fieseler Storch, den Harrier, die Intruder, den F-104 Starfigter, die F-15A Eagle, die F-4 Phantom, die deutsche V1 Flugbombe, deren weitere Entwicklung zur Cruise Missile führte sowie die Maschine des Präsidenten (Airforce One) von J.F. Kennedy. Es besteht sogar die Möglichkeit die Präsidentenmaschine von innen zu besichtigen. Über fünf Stunden haben wir  in diesem Museum zugebracht und wir haben noch lange nicht alles gesehen. Doch auch heute ist das Tagesprogramm von Martha recht straff. Wir fahren über eine kurvenreiche und hügelige Landstrasse in den Saguaro Nationalpark. Der Saguaro-Nationalpark in
Arizona ist nur ein kleiner Teil einer der grössten, artenreichsten und vielfältigsten Wüsten der Welt, der Sonora-Wüste, die sich auf einer Fläche von über 320‘000 Quadratkilometern von Mexiko bis nach Arizona und Kalifornien erstreckt. Seinen Namen erhielt der Park vom Kandelaberkaktus Saguaro, der in der Sonora-Wüste zuhause ist und bis zu 15 Meter hoch werden kann. Die hügelige Ebene liegt rund 800 Meter über dem Meeresspiegel, die Berge erreichen hier eine Höhe von rund 1‘500 Metern. In der Tucson Mountain Unit befinden sich der zehn Kilometer lange ungeteerte Bajada Loop Drive, der jedoch mit dem Auto oder Motorrad gut befahrbar ist sowie zwei Naturlehrpfade, der Desert Discovery Nature Trail und der Valley View Overlook Trail. Hier im Westteil gibt es auch ein Visitor Center, wo man jede Menge Informationen über die Gegend erhält. Nicht weit vom Visitor Center befindet sich das Arizona Sonora Desert Museum, das einen Einblick in Flora und Fauna der Sonora-Wüste bietet. Da auch hier die Temperaturen schon  bald um die 40° Celsius betragen wäre ein Besuch in den Morgenstunden ratsam gewesen. Nach einigen Stunden in diesem prächtigen Park sind wir dann froh, dass wir uns in die klimatisierten Räume unseres Luxushotels zurückziehen können.


24.09.2003  Von Tucson nach Kingman / 548 km


Ein undefinierbares Geräusch dringt von draussen in unser Hotelzimmer. Ich stehe sofort auf, ziehe die Vorhänge auf und sehe das Unfassbare. Es regnet! Seit wir hier im Westen der USA unterwegs sind haben wir noch keinen Tropfen Wasser von oben gehabt. Und jetzt „schifft“ es als hätte Petrus sämtlich Schleusen geöffnet. Das kann ja heiter werden, bei diesen sintflutartigen Regenfällen mit dem Motorrad unterwegs zu sein. Gerade heute wo wir über
500 km zurücklegen müssen. Alles Sinnieren nützt nichts. Wir ziehen zum ersten Mal unsere Regenkombis an und fahren Richtung Zentrum von Tucson. Die Strasse geht in Wellenbewegungen auf und ab und in den Senken bleibt das Wasser in grossen Tümpeln liegen. In diesen Senken sind die Enden der Auspuffrohre unter Wasser. Hoffentlich muss ich hier nicht anhalten. Dann würde vermutlich der Motor ausgehen und wir dürften die Harley in dieser Badewanne schieben. Aber wir sind sehr früh unterwegs, das Verkehrsaufkommen noch gering und so kommen wir ohne Zwischenhalt auf den Highway, der Richtung Norden führt. Immer noch giesst es aus allen Rohren und wir können auf der Autobahn kaum 60 Meilen/h fahren. Nur die grossen Trucks scheint der Regen nicht zu beeindrucken. Sie rasen mit deutlich mehr als 80 Meilen/h an uns vorbei und so bekommen wir nicht nur von oben sondern auch von der Seite jeweils eine kräftige Dusche. So kämpfen wir uns über 2 Stunden weiter Richtung Norden. Wir sind trotz Regenkombi völlig durchnässt. Doch dann hat Petrus ein Einsehen, der Regen wird weniger und schon bald zeigen sich die ersten blauen Flecken am Himmel. Nach den Ferien können wir dann mit Genugtuung sangen, dass das der einzige Regenschauer in der ganzen Zeit in Amerika war. Unser Stimmung wird nun wie das Wetter von Minute zu Minute besser. Bald können wir unsere nassen Sachen ausziehen und verstauen und die Sonne brennt schon wieder vom kitschig blauen Himmel. Nun können wir das Cruisen wieder in vollen Zügen geniessen. Die Strecke führt westlich an Phoenix vorbei über Glendale, Wickenburg an den malerischen Hualapai Mountains vorbei. Diese Berge mit Höhen von bis zu 2565 Metern sind mehrheitlich mit Pinien bewaldet. Hier befindet sich der Mountain Park, ein in den 30er Jahren eingerichtetes Freizeitgebiet, in dem es unter anderem Campingplätze gibt und von denen man über Wander- und Radwege die Natur zu entdecken kann. Das Tagesziel Kingman erreichen wir gegen 18 Uhr. Die berühmte Route 66 führt durch Kingman und bis heute kommen viele Besucher, die der historischen
Strecke folgen, hierher. Ein langer Abschnitt der “Mother Road” ist in Arizona, von Flagstaff kommend, erhalten geblieben und ist heute als “Historic Route 66” ausgeschildert. Entsprechend bemüht man sich um den Erhalt der historischen Fassaden in der Stadt und in der Historic Downtown befinden sich 60 Gebäude, die liebevoll im alten Stil restauriert worden sind. Dazu gehören unter anderem das ehemalige Little Red School House, ein ehemaliger Drugstore und das Powerhouse, das Anfang des 20. Jahrhunderts zur Versorgung der Stadt mit Strom in Betrieb genommen worden war und in dem sich heute unter anderem das Besucherzentrum Kingmans befindet. Ebenfalls in dem Gebäude untergebracht ist das Historic Route 66 Museum, das mit zahlreichen sehenswerten Exponaten die Bedeutung der Strasse vor Augen führt. Die Harley sieht nach diesem regnerischen Tag auch nicht mehr so toll aus. So habe ich an einer Waschanlage angehalten und unseren Stahlesel so richtig eingeseift und anschliessend aufgetankt. Nachdem wir nun unser Ross versorgt haben machen wir eine kurze Stadtbesichtigung mit anschliessendem Dinner. Danach hauen wir uns hundemüde in die Kojen.


25.09.2003  Von Kingman nach Las Vegas / 251 km


Am heutigen Tag müssen wir uns leider von der geliebten Harley trennen. Sie hat uns ohne die kleinste Reparatur und ohne zu Murren über 6‘000 km, bei Minus 15 C° bis über 40 C° Plus-Temperaturen zuverlässig von Ort zu Ort gebracht. Das hätte ich von einer Harley nie erwartet. Gelten sie doch als anspruchsvolle Diven, die gehegt und gepflegt sein wollen und die dann trotzdem ihre Macken (Defekte) haben. Wir würden dieses Motorrad jederzeit
wieder für einen Amerikatrip buchen. Sie ist der perfekte Begleiter für die unendlichen Highways, bequem für Fahrer und Beifahrer, schluckt jede Menge Gepäck (und Treibstoff) und selbst nach Tagesetappen von über 500 km steigt man entspannt vom Motorrad ab. Doch zuerst geniessen wir noch die letzte Fahrt mit unserem Super-Bike Richtung Las Vegas. Der Weg führt uns über den legendären Sitgreaves Pass durch das Westernstädtchen Oatman. Oatman liegt in den Black Mountains im Westen von Arizona an der alten Route 66. Von Kingman her kommend erreicht man das Städtchen über abenteuerliche Haarnadelkurven. Unterwegs sind immer wieder wilde Esel zu sehen, die auch in Oatman anzutreffen sind. Dies sind die Nachkommen der von den Minenarbeitern zurückgelassenen Lasttiere. Diese ehemalige Goldgräberstadt, die 1906 entstand und 1942 Pleite machte, ist eine der sehenswertesten Geisterstädte Arizonas, und ihre zweite Karriere als Filmkulisse und Touristenhaltestelle hat dafür gesorgt, dass sie nie gänzlich aufgegeben wurde. Eine der Attraktionen ist das Oatman Hotel, ein historisches Gebäude, das ursprünglich 1902 erbaut und 1920 nach einem Brand wieder neu aufgebaut wurde. Hier werden immer noch einfache Zimmer vermietet. Wir müssen uns nun beeilen damit wir die Harley zum vereinbarten Termin um 11 Uhr bei Moturis zurückbringen können. Im gestreckten Galopp geht es über Boulder City nach Las Vegas. Pünktlich liefern wir das vollgetankte Bike ab. Martha ist untröstlich – sie hätte die Harley am liebsten adoptiert. Doch für Sentimentalitäten haben wir wieder mal keine Zeit. Wir müssen unseren nächsten fahrbaren Untersatz beim Autovermieter Alamo abholen. Ein fast neuer Chevi Impala wird nun die nächsten Tage unser Begleiter sein. Nach Erledigung aller Formalitäten fahren
wir auf dem Las Vegas Strip zu unserem Hotel Stratosphere. Diese Hotel hat wie fast jedes Hotel in Vegas einige Attraktionen zu bieten. Der Stratosphere Tower ist mit 350 Meter der höchste freistehende Aussichtsturm der Vereinigten Staaten und birgt in seiner Aussichtsplattform das Top of the World Restaurant. Das Turm- beziehungsweise Drehrestaurant dreht sich innerhalb einer Stunde einmal um seine Achse und bietet dabei einen kompletten Rundblick über Las Vegas und seine Umgebung. Oberhalb der Aussichtsplattform befindet sich der Big Shot. Mit dem kann man sich am Turmmast 40 Meter hochkatapultieren lassen, anschliessend kehrt man im freien Fall auf den Ausgangspunkt, hoch über den Dächern von Las Vegas zurück. Bei Big Shot wirken 4G auf den Fahrer, an der Spitze ist man für eine kurze Zeit schwerelos. Das habe ich vor Jahren schon mal ausprobiert. Es ist gigantisch – ich kann es jedem nur empfehlen. Wir sind ja zu beginn unserer Reise schon kurz hier in Vegas gewesen. Nun haben wir mehr Zeit, um die einzelnen Hotels am Strip genauer zu erkunden. Man muss schon sehr gut zu Fuss sein wenn man nur einige Sehenswürdigkeiten hier ansehen möchte. Die Themenhotels sind riesig und die Shows, Attraktionen und die feinen Leckereien laden immer wieder zum Verweilen ein. Vor allem  bei Nacht ist diese Leuchtenstadt ein absoluter Knaller. Müde vom stundenlangen Schlendern wollte ich dann irgendwann nach Mitternacht ins Bett gehen. Ich konnte aber Martha erst einige Stunden Später von den Einarmigen Banditen losreissen und sie davon überzeugen, dass man ja am anderen Tag auch noch weiterspielen kann.


26.09.2003  Von Las Vegas ins Death Valley / 237 km


Wegen der “Spielsucht“ von Martha haben wir diese Nacht kaum geschlafen. Zudem haben wir uns nach anfänglichen Spiel-Gewinnen mächtig verzockt – „what else“. Also wird‘s vorerst nichts mit der frühzeitigen Pensionierung. Wir fahren wieder auf dem Las Vegas Strip nordwestlich Richtung Indian Springs. Kaum ist man 15 Minuten ausserhalb
dieses lauten und pulsierenden Molochs fährt man wieder durch unendliche Wüstenlandschaften. Man hört und sieht nichts mehr von kreischenden Menschenmassen und einarmigen Banditen. Wir sind völlig alleine auf dem Weg zum Death Valley. Viele unserer Bekannten haben uns gesagt, dass sich ein Aufenthalt im Tal des Todes nicht lohnen würde – man sähe ja nur Steine und Wüste und unerträglich heiss sei es auch. Mit der unglaublichen Hitze hatten sie Recht, mit allem Anderen nicht. Das Death Valley ist eine einmalig schöne und anspruchsvolle Landschaft, in der nur wenige Pflanzen und Kreaturen überleben können. Der Death-Valley-Nationalpark ist insgesamt 13‘600 km2 gross und fast 200 km lang, aber nur zwischen 6 und 26 km breit. Die Höhenunterschiede innerhalb des Nationalparks sind erheblich.
Der Telescope Peak ist 3‘366 m hoch und Badwater liegt 85,5 m unter dem Meeresspiegel – und ist damit der tiefstgelegene Ort der USA. Aufgrund der geologischen Tieflage zählt das Death Valley zu den heissesten Plätzen der Erde. Von Mai bis September herrschen hier Temperaturen von durchschnittlich 47 Grad Celsius im Schatten. Die Bodentemperatur kann bis auf 95 Grad Celsius ansteigen. Einer der schönsten Aussichtspunkte im Death Valley ist Dante's View hoch oben in den Bergen auf der Ostseite des Tals. Auch hier beeindruckt die Landschaft durch Weite und absolute Stille. Schon fast andächtig stehen wir auf diesem Viewpoint. Doch schon bald werden wir wieder in die Wirklichkeit zurück geholt. Ein Car voller Japaner fährt vor. Die Türen gehen auf und ein unerträgliches Geschnatter, Gekicher und Geknipse geht los. Zum Glück dauern solche Momente in der Regel nicht so lange, denn sie wollen ja die ganze Welt in zwei Wochen sehen und müssen sich deshalb sehr beeilen. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der Zabriskie Point. Er liegt etwas tiefer als Dante's View am Highhway 190 nicht weit von Furnace Creek. Besonders schön ist die Stimmung hier am frühen Morgen, wenn die aufgehende Sonne tiefe, dunkle Schatten erzeugt, so dass die gezackten Konturen dieser zerfurchten Felslandschaft besonders eindrucksvoll zur Geltung kommen. Vom Artists Drive aus eröffnen sich wunderbare Blicke auf unterschiedlich farbige Gesteinsformationen. Der Farbenreichtum der so genannten Artists Palette reicht von rot über türkis bis grün und entsteht durch die Oxidation verschiedener Metallarten. Ein paar Kilometer östlich von Stovepipe Wells führt
eine Schotterstrasse zu den Mesquite Sand Dunes. Sie bilden einen 36 km2 grossen gelben Teppich. Diese Sanddünen waren schon Drehort von Star Wars. Am schönsten ist der Anblick der Sanddünen, wenn sie vom Sonnenauf- oder Sonnenuntergang beleuchtet werden. Nachdem wir einige Exkursionen in dieser märchenhaften Wüstenlandschaft gemacht haben und Martha so knapp am Hitzschlag vorbeigeschrammt ist, gehen wir in unser klimatisiertes Hotelzimmer auf der Furnace Creek Ranch in mitten des Death Valley. Gross Hunger bekommt man bei dieser Hitze nicht und so fällt unser Nachtessen, das wir im westernstyle eingerichteten Restaurant einnehmen, recht spartanisch aus. Nach einem romantischen Sonnenuntergang legen wir uns gemütlich
schlafen. Lang werde ich Martha allerdings nicht schlafen lassen. Ich hab noch ein kleines Attentat auf sie vor. Um Punkt Mitternacht wecke ich sie ganz behutsam auf. Völlig schlaftrunken meint sie: „hast du noch alle Tassen  im Schrank?“, mich zu dieser Uhrzeit aus den Träumen zu reissen. Als ich ihr erkläre, dass sie sich nun anziehen soll und wir anschliessend mitten in die Wüste fahren wollen werden die Fragezeichen in ihren Augen immer grösser. Doch endlich habe ich es geschafft, Martha von unserem Vorhaben zu überzeugen. Wir fahren also bei stockdunkler Nacht bei immer noch 30° Celsius mitten in die Wüste. Natürlich ist zu dieser Uhrzeit niemand unterwegs, kein Licht ist zu sehen, nur das unserer Scheinwerfer. An einer geeigneten Stelle halte ich an, lösche die Lichter am Auto und stelle den Motor ab. Die Augen müssen sich nun zuerst an die Dunkelheit gewöhnen. Dann sage ich zu Martha: „steig aus mein Schatz und schau zum Himmel auf“! Was wir dann sehen ist etwas vom Eindrücklichsten, was man hier erleben kann. Die Luft in dieser Gegend ist absolut trocken und somit die Atmosphäre glasklar und rein, kein Umgebungslicht stört die Sicht auf einen gigantischen, unvergleichlichen Sternenhimmel. Es ist so still, dass wir unsere Herzen schlagen hören und es wird uns bewusst wie klein und unbedeutend wir doch sind. Wir geniessen diesen magischen Moment und wissen, dass wir diese Nacht niemals vergessen werden.


27.09.2003  Vom Death Valley nach Visalia / 508 km


Weil das Licht der aufgehenden Sonne im Death Valley besonders eindrucksvoll ist müssen wir auch heute früh aus den Federn. Ausserdem hat Martha wieder eine „Minietappe“ von knapp über 500 km geplant. Bevor der erste Sonnenstrahl ins Tal des Todes trifft sind wir schon auf Achse. Wichtig ist es bei diesen Touren abseits der Zivilisation jede Tankmöglichkeit zu ergreifen, die sich bietet. Also auch wenn der Tank noch über die Hälfte voll ist sollte man den nächsten Zapfhahn ansteuern und Benzin nachfüllen. Manchmal vergehen dann wieder hunderte von Kilometer bis man Gelegenheit bekommt, Treibstoff zu bunkern. Bald schon blinzelt die Sonne über die Bergkette im Osten und gibt dem Sand und den Felsformationen einen zuerst leicht gedeckten Anstrich. Von Minute zu Mininute wird das Licht heller und die Farben immer kräftiger und bunter. Das Licht- und das Schattenspiel lässt die Strukturen der grandiosen Wüstenlandschaft in zuerst weichen, später in immer härteren Konturen vor dem rotblauen Horizont aufleben. Ein wirklich beeindruckendes Schauspiel, das wir wieder in völliger Einsamkeit und Ruhe geniessen können. Nach ca. zwei Stunden Autofahrt Richtung Osten und dann nach Süden verlassen wir etwas wehmütig das Tal des Todes. Sollten wir irgendwann wieder ins Death Valley zurückkehren, werden wir sicher eine Woche an diesem mystischen Ort verweilen. Die Landschaft der kommenden Fahrstunden wird hügliger und schon sehen wir die ersten bewaldeten Berge. Es sind dies die Ausläufer des Sequoia National Forest. Unsere
Route führt uns über Bakersfield Richtung Norden zu unserem Etappenziel Visalia. Diese kleine Stadt liegt am Fuss des Sequoia Nationalpark. Wir beschliessen, gleich auf Erkundungstour durch diesen Park zu gehen. Am Eingang studieren wir die Karten und es wird uns schnell bewusst, dass auch hier die Zeit sehr knapp bemessen ist, um nur einen kleinen Eindruck von dieser Landschaft zu bekommen. Eigentlich sollte man diesen Park auf den vielen gut begehbaren Wanderwegen kennenlernen. Da wir aber ein etwas gedrängtes Programm haben fahren wir die ersten Kilometer mit dem Auto in den Park. Wir können es kaum erwarten die Giganten unter den Bäumen, die Sequoia‘s oder Mammutbäume, zu sehen. Die Strasse windet sich den Berg hinauf und schon bald sind wir auf einer Höhe, auf der es meiner
Meinung nach keine solch grossen Bäume mehr geben kann. Haben wir uns verfahren? Martha meint aber: „nicht aufgeben und weiter fahren“ – sie sollte Recht behalten. Nach einigen weiteren Strassenwindungen stehen sie plötzlich vor uns, diese Riesen aus der Urzeit. Es sind immergrüne Bäume, die über 100 m hoch werden und einen Stammdurchmesser von über 12 m an der Basis erreichen können. Sie wachsen auf einer Höhe von 1400 bis 2500 m über Meer. Bei alten Bäumen können die Stämme bis auf 50 m astfrei sein. Die Kronen der berühmtesten und grössten ihrer Art wirken aufgrund erlittener Sturm- und Blitzschäden arg „zerzaust“. Die ältesten dieser Riesen sind vermutlich über 3000 Jahre alt. Mammutbäume werden praktisch nie lebend vom Sturm geworfen, sterben aber manchmal durch eine Wurzelpilzkrankheit ab. Wir lassen das Auto stehen und gehen auf eine kleine Rundwanderung. Die ganze Atmosphäre in diesem Märchenwald wirkt auf uns etwas surreal. Man kommt sich vor wie im Jurassic Park. Man glaubt es müsse jeden Augenblick ein Dino aus dem Unterholz hervor kommen. Es muss ja nicht gleich ein Dinosaurier sein, sage ich zu Martha und zeige mit dem Finger auf eine Waldlichtung. Eine
Schwarzbärin ist mit ihren beiden Jungen am Kräuter und Beeren fressen. Martha ist wie zu einem Eisblock erstarrt und verspürt plötzlich den unwiderstehlichen Drang in die Lodge zurückzukehren. Doch den Gefallen kann ich leider nicht gleich erfüllen. Ich muss ja zuerst Bilder und ein Videoclip von dieser tollen Begegnung machen. Zu diesem Zweck muss ich näher ran ans Geschehen. Martha hat inzwischen schon ein paar mal die Farbe gewechselt und ist nur noch am Schreien „komm zurück, das ist gefährlich – bist du lebensmüde!“ Es ist dazu zu sagen, dass ich immer noch gut zehn Meter von den Bären entfernt bin und diese mich völlig ignorieren, denn ich stehe gar nicht auf ihrem Speiseplan. So kann ich unbehelligt meine Arbeit machen und hab sogar das Glück, ein prächtiges Männchen aus noch kürzerer Distanz fotografieren zu können. So – das war genug Aufregung für heute, denke ich und kehre mit Martha in die besagte Lodge zurück. Nachdem dem Dinner habe ich mir von ihr noch einige Belehrungen zum Verhalten gegenüber von Bären in freier Wildbahn anhören müssen. Trotzdem bin anschliessend friedlich und zufrieden eingeschlafen.


28.09.2003  Von Visalia in den Yosemite NP / 220 km


Schon mit einer ganz normalen Selbstverständlichkeit begrüsst uns der neue Tag mit strahlendem Sonnenschein von einem wolkenlos blauen Himmel. Das macht richtig Laune und es zieht uns nach draussen in die Natur. Heute können wir uns etwas Zeit lassen, denn die 220 Tageskilometer sind für amerikanische Verhältnisse ein Kurztrip. Es ist schnell gepackt und schon geht‘s nordwärts über Fresno in den Yosemite Nationalpark. Der Park liegt in den
Sierra Nevada Bergen in Kalifornien ungefähr 300 km östlich von San Francisco. Das Yosemite Tal liegt auf ungefähr 1300 Meter Höhe. Das Wetter ist während des Sommers sehr warm doch die Nächte können sehr kühl sein. Im Winter ist es ausgesprochen kalt mit regelmässigem Schneefall. Der Tioga Pass und die höheren Teile des Parks sind normalerweise von November bis Mai für den Verkehr geschlossen, weil die Schneemassen immens sind. Der Frühling ist oft unbeständig, Sonne, Schnee und Regen wechseln sich ab. Zu dieser Jahreszeit bietet die Schneeschmelze aber ein einzigartiges Schauspiel wenn die Wassermassen über die zahlreichen z.T. über 700 m hohen Wasserfälle zu Tal donnern. Der Sommer ist die wärmste Zeit, ist aber mit Touristen überlaufen. Der Herbst mit seinem gewöhnlich schönen Wetter und den
bunten Herbstfarben ist für uns die perfekte Jahreszeit und wir sind froh, dass wir uns jetzt im September nicht in Massen von Touristen bewegen müssen. Der Yosemite Park hat weniger als 300 km Asphalt Strassen, jedoch mehr als 1300 km Wanderwege. Mehr als 95% des Parks ist als Wildnisfläche ausgewiesen. Dies ist ein herrlicher Ort zum spazieren gehen, Rucksackwandern und Campen. Aber wenn man das möchte muss man hier mindestens ein bis zwei Wochen verbringen können. So müssen wir uns auf ein paar kleine Wanderungen beschränken. Trotzdem bekommt man einen kleinen Eindruck von der Tier- und Pflanzenwelt und es wird uns nun auch klar, warum dass der Yosemite einer der beliebtesten Nationalparks in Amerika ist. Auf dem Weg Richtung Tioga Pass fahren wir durch dichten Rauch. Leider gibt es im Sommer und Herbst immer wieder längere Trockenperioden. Dann reicht schon ein unachtsames Wegwerfen einer Zigarettenkippe oder ein Blitzschlag aus, um riesige Waldbrände auszulösen. Das Feuer wütet zu dieser Zeit im ganzen Park. Überall begegnen wir den
Firefighters, die versuchen die Flammen einzudämmen. Zum Teil kommt das Feuer schon bis an die Strasse ran. Wir sind froh, dass wir dieses Stück der Route noch passieren können. Später haben wir dann im Radio gehört, dass kurz darauf die Strecke gesperrt werden musste. Glück gehabt, denn das hätte ein Umweg von mehreren hundert Kilometer bedeutet. An einem glasklaren See, der zum Angeln einlädt machen wir eine kurze Pause und lassen die imposante Kulisse auf uns wirken. Auch diesen Ort müssen wir noch einmal besuchen und dann ein bis zwei Wochen durch die Wildnis streifen. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft, der Cedar Lodge im Nationalpark, sehen wir in der Abenddämmerung immer noch die Flugzeuge, die in den unzugänglichen Orten des Parks versuchen die Feuer zu löschen. Es macht einen betroffen, wenn man die Natur brennen sieht. Doch das Feuer und die Rauchwolken zeichnen schaurig-schöne Bilder in den nächtlichen Himmel. In unserer Lodge beschliessen wir den Abend bei einem typisch amerikanischen Abendessen (Riesensteak mit Bratkartoffeln) und sinnieren zusammen über das Erlebte am heutigen Tag.


29.09.2003  Vom Yosemite NP nach Monterey / 320 km


Langsam wird uns bewusst, dass unsere Ferien bald dem Ende zu gehen. So versuchen wir bewusst, noch alles möglichst intensiv zu erleben. Darum heisst es auch heute: „der frühe Vogel fängt den Wurm“. Unser Ziel, Monterey, liegt am Pazifik und der Weg dorthin ist nicht so spektakulär. Deshalb machen wir auch schön Kilometer. Unterwegs sehen wir grosse Rinderfarmen. Bei einem Gehege halten wir kurz an. Als uns die Kälber entdecken rennen alle wie
auf Kommando auf uns zu. Einen halben Meter vor dem Zaun bleiben sie aber plötzlich stehen. Sie sind zwar sehr neugierig, aber anfassen lassen sie sich nicht. Wenn ich so in die treuen Augen dieser Tiere gucke bekomme ich gleich ein schlechtes Gewissen wenn ich an das gestrige Nachtessen denke. Ich glaube heute legen wir einen vegetarischen Tag ein. An einem grossen See in der Nähe von Santa Nella legen wir einen weiteren Zwischenstopp ein. In vielen Teilen Amerikas kann man ungehindert an die schönsten Seen fahren, das Wohnmobil abstellen, die Jetskis abladen und über das Wasser brettern und das erst noch gratis. Ein Stück Freiheit, das wir längst verloren haben.  Man muss natürlich auch bedenken, dass es eben hier mehr Platz gibt. Jeder der hier seinen Wassersport betreibt und seinen fahrbaren Untersatz am See parkiert hat mindestens zwei- bis dreihundert Meter Abstand zum Nachbarn. Gegen Mittag kommen wir in Monterey an. Die Stadt liegt an der zentralen Küste von Kalifornien ungefähr 160 km südlich von San Francisco und 480 km nördlich von Los Angeles. Mit einem milden Klima, der wunderbaren Landschaft und den fantastischen Stränden ist die Stadt ein beliebter Wohnort für Leute die im nahen Silicone Valley arbeiten. Die Stadt liegt an dem nördlichen Ende des Kalifornischen Küstengebietes, das als Big Sur bekannt ist und
unter Touristen sehr beliebt ist. Ebenfalls touristisch ist der 17 Mile Drive. Gegen einen Obolus von 8$ kann man die prächtige 27 km lange Küsten-Strasse abfahren, die um die Halbinsel herum führt. Gut betuchte Leute leben hier in Prachts-Villen umgeben von den schönsten Golfplätzen der Welt an fantastischen Stränden. Da kann manchmal sogar ein bisschen Neid aufkommen. Grosse Kreuzfahrtschiffe ankern draussen vor der Stadt. Wegen der geringen Wassertiefe können sie nicht bis zum Landungssteg fahren. So viele Eindrücke machen hungrig. Wir entschliessen uns, in einem netten Restaurant am Pier zu speisen. Spagetti mit Meeresfrüchten soll es sein. Hier bekommt man alles fangfrisch aus dem Meer. Und so hat es auch geschmeckt. Ich könnte diese Art Spagetti‘s jeden Tag essen. Am Abend ist die Stimmung in Monterey absolut romantisch. Die Sonne geht als rote Scheibe im Meer unter, die Seehunde spielen im Wasser mit sich und den Bojen, die Möven fliegen schreiend ihre Runden über dem Hafen und die Wellen gleiten rauschend auf den langen Sandstrand. Das war wieder ein ausgesprochen schöner Tag – leider geht auch dieser mal zu Ende. Arm in Arm schlendern wir zu unserem Hotel, das nicht so romanisch an einer Hauptstrasse gelegen ist und uns ehre unruhig schlafen liess.


30.09.2003  Von Monterey nach Santa Barbara / 440 km


Heute haben wir wieder eine längere aber landschaftlich sehr schöne Etappe vor. Monterey hat eines der spektakulärsten Meeraquarien der Welt. Ein Besuch ist also Pflicht. Die Monterey Bay. Sie ist eingebettet zwischen Santa Cruz im Norden, Pajero Dunes im Osten und Monterey im Süden. Im Westen geht die Monterey Bay in das offene Meer des weiten Pazifiks über. Als eine der grössten Meeresschutzgebiete der ganzen Welt zieht sie jährlich Millionen von Besuchern aus aller Herren Länder an. Seeotter, die berühmten kalifornischen Seelöwen und die Vögel, die man stets an den Stränden hin- und herlaufen sieht, machen den Reiz dieser wunderbaren Bucht aus.
Unter der Wasseroberfläche wimmelt es von einer unübertroffenen Vielfalt an Meeresbewohnern, die Ihresgleichen sucht. Hier ist auch der berühmte Kelp-Wald zu Hause. Das ist Seetang, der als Kinderstube für viele kleine heranwachsende Fische dient. Einen sehr guten Einblick in die Unterwasserwelt bietet das gleichnamige Monterey Bay Aquarium. Viele Fische, Haie und andere Meeresbewohner können in einem riesigen Aquarium hautnah bewundert werden. Eine ganze Wand aus dickem Panzerglas trennt sie von den Besuchern. Wenn Fütterungszeit ist, springen Taucher in das Becken, um die Tiere zu füttern. Das ist ein echtes Highlight. Also alles wie im Basler Zoo aber halt einfach viel grösser. Wir fahren nun auf der Küstenstrasse (Highway Nr. 1) Richtung Süden. Am frühen Morgen herrscht hier am Pazifik
entlang eine geheimnisvolle Atmosphäre. Zwischen den dichten Nebelschwaden, die sich übers Wasser bewegen und die Küste mit einem weissen Schleier bedeckt, blinzelt da und dort die Sonne durch und hüllt die Landschaft in eine mystische Stimmung. Dieses Schauspiel können wir nun auf den nächsten Kilometern entlang des Pazifiks in vollen Zügen geniessen. Nach einer ca. zweistündigen Autofahrt knurrt uns schon mächtig der Magen. In einem verschwiegenen Fischerdörfchen gehen wir nun frühstücken. Die Luft ist je nach Sonneneinstrahlung mal warm, dann wieder kalt und ein eisiger Wind bläst über die Hügel. Also nichts mit Draussen essen. Wir gehen in ein schmuckes Restaurant, das mit lauter Walfangutensilien liebevoll eingerichtet ist. Je nach Saison werden von hier aus Whale-Watching-Touren unternommen. Wie meistens bestelle ich mir ein üppiges landesübliches Frühstück. Martha ist da viel bescheidener. Eine typisch amerikanische Serviertochter mit Sopranstimme bringt uns die Köstlichkeiten. Nach diesem Morgenschmaus verlangen wir die Rechnung und fallen fast von den Stühlen als wir diese bekommen. Wir sind ja nicht pingelig aber mit dem Geld hätte man in der  Schweiz ein feines Nachtessen bestellen können. Aus irgendwelchen Gründen ist in Amerika das Frühstück im Verhältnis zu den anderen Mahlzeiten unverhältnismässig teuer. Was lernen wir daraus? Das nächste Frühstück essen wir bei McDonald’s – ist auch lecker, kostet nur ein Bruchteil und man bekommt einen kleinen Röstifladen, der so was von köstlich ist. Frisch gestärkt geht es nun wieder weiter südwärts. Immer noch schlängelt sich die Strasse
hoch über dem Wasser an dieser Traumküste entlang. An einem schönen Ausstellplatz machen wir Halt und sehen ein Schild, das Auskunft über die Seeelefanten gibt, die es wohl an dieser Küste gibt. Plötzlich schwimmen direkt vor uns zwei Jungtiere vorbei. Unauffällig und geduckt folgen wir den beiden am Strand entlang. Plötzlich entdecken wir eine kleine Bucht mit über hundert Tieren. Jetzt „robben“ wir zu einem kleinen Abhang vor wo wir das ganze Szenario überblicken können. Es ist eindrücklich, diese schweren Tiere bei ihren Revierkämpfen zu beobachten. Die See-Elefanten sind die grössten Robben der Welt. Die Grössenunterschiede zwischen Männchen und Weibchen sind beträchtlich. Ein Bulle
kann sechseinhalb, eine Kuh nur dreieinhalb Meter werden. Das Gewicht eines Männchens liegt bei bis zu dreieinhalb Tonnen, das eines Weibchens bei maximal 900 kg. Um unliebsame Begegnungen zu vermeiden, halten wir immer einen kleinen Respektsabstand. Noch immer berauscht von diesen Eindrücken geht es nun Richtung Santa Barbara wo wir unser Zimmer im Best Western Pepper Tree beziehen. Fast jeder in Santa Barbara scheint glücklich und ausschliesslich mit seinem Lifestyle beschäftigt zu sein. Santa Barbara ist eine wohlhabende, freundliche und einladende Stadt, und jeder, der in Hollywood was auf sich hält, entspannt sich in seiner Freizeit dort. Das gilt nicht nur für bekannte Stars, sondern auch für die betuchten Bewohner von Los Angeles. Das hat leider für den Urlauber den Nachteil, dass man ein Hotelzimmer im Voraus buchen sollte und die Übernachtung nicht gerade billig ist. Wir beschliessen den Abend am Strand bei angenehm sommerlichen Temperaturen und schauen den Girls und Boys zu, die mit ihren Skateboards kunstvolle Sprünge und Figuren auf einer riesigen Freizeitanlage vorführen.


01./03.10.2003  Von Santa Barbara nach Anaheim LA / 220 km


Heute fahren wir zu unserem letzten Etappenziel nach Los Angeles Anaheim. Der Weg führt uns weiter auf dem legendären Highway Nr. 1 nach Süden. Menschenleere und endlos lange Strände schlängeln sich der Küste entlang. Selbst in Malibu, dem berühmten Baywatch-Strand ist keine Menschenseele zu sehen. Wir schlendern über den feinen Sand ans Meer und gönnen unseren Füssen ein erfrischendes Bad. Das Wasser ist eiskalt. Vermutlich sind deshalb keine Strandschönheiten zu sehen. Ein paar Kilometer weiter südlich, bei Santa Monica, sehen wir dann eine Filmcrew, die mit grosser Entourage Aufnahmen für die allseits bekannte Fernsehserie dreht.  Reihenweise räkeln sich blonde langhaarige Girls, die alle den gleichen Schönheitschirurgen haben, vor der Kamera. Wir können uns ein höhnisches lächeln nicht verkneifen. Und weiter geht es auf den 10- bis 14-spurgien Stadtautobahnen ins Hotel Hilton nach Anaheim. In Amerika ist das Autofahren viel entspannter als in Europa. Selbst in der Rush hour bewegt man sich unter dem Motto „Leben und Leben lassen“. Keiner drängelt, bei Spurwechseln (auch über mehrere Spuren) lässt man sich genügend Platz. Es darf links und rechts überholt werden. Das führt zu einem ruhigeren Verkehrsfluss und zu mehr Verkehrssicherheit auf den Strassen. Da wir nun schon mal in einem Hilton absteigen wollen wir gleich mal den Zimmerservice ausprobieren. Wir studieren die Menükarte und lassen uns diverse Köstlichkeiten aufs Zimmer servieren. Pünktlich zur vereinbarten Zeit klopft es an der Tür und der Kellner bringt die gewünschten Speisen, warm und schön angerichtet auf einen Servierboy. So ein bisschen Luxus ab und zu hat schon was. Plötzlich höheren wir ein leises Plätschern aus dem Bad. Hat da jemand von der Putzequipe das Wasser laufen lassen? Ich öffne die Badezimmertür und sehe, dass alle Wasserhähne geschlossen sind. Das plätschern stammt von einem kleinen Wasserfall, der durch die Decke kommt. Der Gast über uns hat das Wort Vollbad zu wörtlich genommen und die Badewanne mehr als gefüllt. Nach einer kleinen Feuerwehrübung hat das Hotelpersonal diese Situation schnell wieder in den Griff bekommen und wir können die Nacht ohne Gummistiefel verbringen. Früh am Morgen begeben wir uns in das 1955 eröffnete Disneyland in Anaheim, der erste Vergnügungspark der Welt. Heute befinden sich auf der 340’000 m² grossen Anlage über 60 Attraktionen. Direkt daneben liegt der 2001 eröffnete Disney’s California Adventure Park, ein typischer Freizeitpark mit Riesenachterbahn, Shows und Jahrmarkt Rides. Zwischen beiden Parks ist Downtown Disney, eine Einkaufsmeile mit Geschäften, Hotels und Restaurants. Für Kinder und junggebliebene Erwachsene ist dieser Park ein Riesenplausch. Ohne längere Wartezeiten gelangen wir zu den Hauptattraktionen und können so einen grossen Teil diese Parks sehen und erleben. Alles innerhalb eines Tage zu bewältigen ist völlig unmöglich und nach etwa 10 Stunden Aufenthalt geht einem die Puste aus. An unserem zweitletzten Ferientag machen wir noch einen kleinen
Abstecher  nach Palm Springs. Das Thermometer bewegt sich schon im Juni jenseits der 40° Marke. Palm Springs, die Stadt mit ca. 46’000 Einwohnern liegt im Coachella Valley im Riverside County im US-Bundesstaat Kalifornien. Das quirlige Stadtleben an der Pazifikküste, gerade in und um Los Angeles, mit der dort herrschenden Luftverpestung hat Palm Springs zu einem beliebten Ausflugsort, ja einer Art Erholungsoase der gestressten Grossstädter gemacht. Aufgrund der edlen Boutiquen und Hotels lassen sich hier auch gerne die Reichen und Prominenten von Beverly Hills und Bel Air blicken. Es gibt aber durchaus Hotels und Restaurants für den Normalbetuchten. In einem schön gelegenen Mexikanischen Gartenrestaurant lassen wir uns die vielfältigen Spezialitäten schmecken. Damit man hier überhaupt im Freien
Essen kann wird über feine Düsen Wasser zerstäubt. Das bewirkt eine deutliche Absenkung der Lufttemperatur ist aber an einem Ort, der mit grosser Wasserknappheit zu kämpfen hat, ein ökologischer Unsinn. Aber auch das ist halt typisch Amerika. Frisch gestärkt haben wir entschlossen, den berühmten Mount San Jacinto zu besuchen. Die Palm Springs Aerial Tramway ist eine 1963 eröffnete Luftseilbahn in der Nähe von Palm Springs. Von der Talstation in 806 m Höhe bis zur 2597 m hoch gelegenen Bergstation überwindet sie einen Höhenunterschied von 1791 m und mehrere Klimazonen. Die Pendelbahn fährt dabei über 5 Stützen und legt eine schräge Länge von 3895 m zurück. Wir geniessen, den traumhaften Blick in die Weite Wüstenlandschaft im Tal und auf ein Bergpanorama, wie es auch in der Schweiz sein könnte. Wer den Mitbesucherscharen entfliehen will, macht sich besser gleich auf den Weg in den Mt. San Jacinto State Park, der sich über etwas mehr als 5’600 Hektar erstreckt. 54 Meilen Trails warten auf den Wanderer, egal ob Anfänger oder Profi es hat für jeden eine passende Wegstrecke. Nie vergessen sollte man aber: So heiss es unten im Tal auch sein mag, der Weg führt weit nach oben und die Temperaturen entsprechend der Jahreszeit ebenso weit nach unten. Passende Kleidung ist für alle Besuche, egal ob
Stippvisite zur Aussichtsplattform oder Tageswanderung, auf jeden Fall notwendig. Der Besuch dieses eindrucksvollen Berges ist ein würdiger Abschluss unserer Amerika-Reise. Wir haben tausende Kilometer mit dem Motorrad, dem Auto und zu Fuss zurückgelegt. Wir haben unheimlich viel gesehen und erlebt aber wir haben für all das viel zu wenig Zeit gehabt. Die Eindrücke dieser Reise werden wir erst in den nächsten paar Wochen verarbeitet haben und in einigen Jahren werden wir sagen, dass dies die schönsten Ferien gewesen sind, die wir je gemacht haben. Nun fahren wir für unsere letzte Übernachtung zurück nach Anaheim. Am andern Morgen checken wir im Hilton aus, fahren über die Stadtautobahn zum Flughafen, geben das Auto an der Mietstation zurück, lassen die lästigen Ausreisekontrollen über uns ergehen und setzen uns ins Flugzeug. Der Airbus der Swiss hebt ab und hoch über den Wolken läuft diese Traumreise nochmals wie in einem Film in unseren Köpfen ab.  Es wird sicher nicht unser letzter Besuch im Westen von Amerika gewesen sein. Wir kommen wieder – ganz bestimmt!