Nevada

Teil 2


Reisebericht
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10.01. - 14.01.2016  Von Zürich nach Las Vegas


Unseren Aufenthalt über die Festtage in der Schweiz haben wir in vollen Zügen genossen. Es war ein toller Moment, als wir unsere Liebsten nach einem Jahr „Abstinenz“ wieder in die Arme schliessen durften. Wir kommunizieren zwar häufig via Skype mit den Daheimgebliebenen, die gemütlichen Abende mit Familie und Freunden kann die moderne Technik aber nicht ansatzweise ersetzen. Vor allem in der weihnachtlichen Zeit ist das physische Beisammensein eine Herzensangelegenheit. In der Heimat ist im
vergangenen Jahr viel passiert – erfreuliches aber auch trauriges. Das Leben nimmt, auch wenn man weit weg von zu Hause ist, unaufhaltbaren seinen Lauf. Gerade deshalb ist es wichtig den Moment, das Hier und Jetzt zu geniessen und dankbar zu sein für all das Schöne und Gute, was einem zu teil wird. Wir sind sehr glücklich, dass wir nach unseren Reisen jeweils in ein intaktes Heim zurückkehren können, wo wir von der ganzen Familie nach Strich und Faden verwöhnt werden. Die überzähligen Pfunde, die wir in der kurzen Zeit in der Schweiz „angefressen“ haben sprechen eine deutliche Sprache. Es besteht aber berechtigter Optimismus, dass wir in Nordamerika in kurzer Zeit wieder unser optimales „Kampfgewicht“ erreichen werden. Am 10. Januar haben wir die Schweiz mit einem lachenden und weinenden Auge Richtung Las Vegas verlassen. Die rund 16-stündige Reise mit Zwischenstopp in Frankfurt verging im wahrsten Sinne des Wortes wie im „Fluge“. Das schlechte Essen der Bordküche hat das perfekte Ferienfeeling etwas getrübt. Beim Anflug auf die
Spielerstadt blicken wir auf die schneebedeckten Gipfel des Grand Teton Nationalparks, auf Salt Lake City und das Valley of Fire. Pünktlich landet die Maschine der Condor auf dem McCarran International Airport. Nach unproblematischen Einreise- und Zollformalitäten geht es mit dem Taxi zum Oasis Campgrund, wo wir unseren heiss geliebten „Gecko“ eingestellt haben. Die bange Frage nach zweieinhalbmonatiger Standzeit: Springt die „Karre“ an oder spielt sie die beleidigte Leberwurst oder den sterbenden Schwan. Doch eine kurze Drehung am Zündschlüssel bringen die Lebensgeister unseres Campers sofort zum Erwachen. Weil die meisten Campgrounds relativ weit vom Las Vegas Strip entfernt sind, haben wir fünf Nächte auf dem Camping-Parkplatz vom Casino Hotel Circus Circus gebucht. Ein strategisch perfekter Ort direkt am Strip, wo fast alle Spielhöllen leicht zu Fuss erreichbar sind. Doch bevor gezockt wird müssen Kleinigkeiten am Camper in Ordnung gebracht werden. Bei Discount Tire haben wir vier neue Reifen des Typs „BF Goodrich T/A“ geordert. Die alten haben nach fast 70'000 km ihre Schuldigkeit getan. Natürlich sind Reifendimensionen
europäischer Fahrzeuge keine Lagerartikel und müssen zuerst beschafft werden. Doch bereits einen Tag später ziehen die motivierten Serviceleute, die aus Arizona eilends angelieferten Gummis auf. Fachmännisch werden die Räder ausgewuchtet und montiert. Eine kleine aber entscheidende Reparatur kann ich selber ausführen. Die Pumpe der WC Spülung hat noch vor unserer Rückreise in die Schweiz ihren Geist aufgegeben. Eine entsprechende Tauchpumpe konnte ich in den USA nirgends auftreiben, also haben wir eine aus der Heimat mitgebracht. In 5 Minuten ist das Teil ersetzt und man glaubt es kaum – die Spülung funktioniert wieder. Endlich machen wir uns auf, den Sündenpfuhl Las Vegas zu erkunden. Die Stadt ist wegen seinen berühmt-berüchtigten Casinos bekannt, die sich fast alle entlang des Las Vegas Strip befinden. Mit dem Bau des Hoover-Staudamms 1935 und der Legalisierung des Glücksspiels in Nevada wurde der Grundstein für das schnelle Wachstum der Stadt gelegt. In den 1950er Jahren kamen zahlreiche Besucher in die Region, welche Atombombentests sehen wollten, die in der Nähe von Las Vegas stattfanden. In dieser Zeit machte sich der Einfluss der US-amerikanischen Cosa Nostra breit. Zahlreiche Hotels wurden von ihr kontrolliert. Teile der Casino-Gewinne wurden von den Gangstern abgeschöpft, bevor sie versteuert werden konnten, und landeten in den Privatschatullen der Bosse, die fernab in Chicago oder Miami wohnten. Eine Trendwende leitete Steve Wynn 1989 mit der Eröffnung des Hotels Mirage ein, das unter anderem mit der Siegfried & Roy Show neue und zahlungskräftige Kundschaft anlocken konnte. In den letzten Jahren wurde von offizieller Seite versucht, das Image der Stadt von Sin City (Stadt der Sünde) mit Casinos, Nacktbars und illegaler Prostitution nach City of Entertainment (Stadt der Unterhaltung) zu ändern. Trotzdem ist die
ganze Stadtentwicklung ambivalent. Während einerseits viele Shows und Hotels familienfreundlich gestaltet wurden, ist die Rotlichtbranche noch immer allgegenwärtig. Vor allem die massenhaft durch Latinos verteilten Flugblätter von Strippern und Prostituierten nerven ungemein. Die Wüstenstadt Las Vegas bezieht ihr Wasser zu 90 Prozent aus dem Lake Mead. 1999 war der Stausee zum letzten Mal vollständig gefüllt, seitdem ist der Wasserspiegel um mehr als 30 Meter gesunken. Die Trinkwasser-Knappheit, ausgelöst durch Vergeudung, rasche Bevölkerungsexplosion sowie den expandierenden Tourismus (zirka 40 Millionen Besucher jährlich), ist kaum mehr zu händeln. Zudem braucht die Stadt Unmengen an Energie, um die Casino Hotels zu betreiben. Las Vegas ist ein Paradebeispiel wie man Probleme nicht löst, sondern auf unbestimmte Zeit vor sich herschiebt. Aber so sind sie halt die „Amis“, sollen doch kommende Generationen sehen, wie sie mit dem angerichteten Schlamassel klarkommen. Die Frage drängt sich auf, warum dieser ressourcenfressende Ort Teil unserer Reise ist? Die Antwort ist einfach. Obwohl die Retortenstadt jenseits jeder Vernunft am Laufen gehalten wird, fasziniert sie ungemein. Wir schlendern tagelang von einem Hotelkomplex zum andern und stellen voller erstaunen fest, dass der Dekadenz und dem Grössenwahn kaum Grenzen gesetzt sind. Ein paar der Attraktionen und Sehenswürdigkeiten im Überblick:
Casino Hotel Circus Circus: Ein bisschen Spass muss sein. Das einzige Hotel in Las Vegas, das den grössten permanenten Zirkus der Welt sowie den grössten überdachten Freizeitpark Amerikas sein eigen nennt. Eines der ehrwürdigsten Häuser in Las Vegas hat für jeden etwas zu bieten und das zu einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis.
Casino Hotel Mirage: Der Vulkan vor dem Hotel steht tagsüber friedlich in der Lagune zwischen Palmen, Wasserfällen und tropischer Szenerie. Aber nach
Einbruch der Dämmerung kündigt er seinen Ausbruch mit einem dumpfen Grollen an, um dann fauchend und Feuer speiend die "Lava" bis zu 40 Meter hoch in die Luft zu schleudern. Das Schauspiel wiederholt sich bis Mitternacht alle 15 Minuten.
Casino Hotel Venetian: Unter künstlichem Himmel entlang des über 400 m langen Canale Grande entdecken wir vornehme Geschäfte, Galerien und Boutiquen. Höhepunkt der Einkaufspassage ist der Markusplatz mit Cafés und Strassenkünstlern. Von hier aus kann man auch zur einer Gondelfahrt über den Canale Grande
starten.

Casino Hotel Flamingo: Im Hotelgelände finden für Gäste ab 21 Jahren Poolpartys statt. Natürlich darf ein Gehege mit den Namensvettern des Hotels, den Flamingos, nicht fehlen. Schildkröten, Kois und Enten leisten den Flamingos Gesellschaft. Auf dem Parkgelände befindet sich eine kleine Hochzeitskapelle, in der Paare den Bund der Ehe schliessen können.

Casino Hotel Paris: Wer dachte, der Eiffelturm sei nur in Paris zu finden, der irrt. Vor Hotel steht eine rund 165
Meter hohe Kopie des Pariser Wahrzeichens. Der Las Vegas-Eiffel-Turm wurde im Massstab 1:2 errichtet und im Jahr 1999 eröffnet. Zu Füssen des Turms befinden sich Nachbauten des Louvre, des Triumphbogens und weiterer Pariser Bauten.
Casino Hotel Caesars Palace: Wie der Name schon vermuten lässt, wurde das Hotel ganz nach antikem römischem Vorbild errichtet. Insgesamt verfügt das Top-Hotel am Strip über mehr als 3'300 Zimmer und Suiten. Das Showprogramm kann sich sehen lassen. Celine Dion
und Rod Stewart treten regelmässig im Colosseum auch ebenso häufig zu Gast ist die Country-Sängerin Shania Twain.
Casino Hotel Wynn: Das Hotel ist die „grosse Schwester“ des benachbarten Encore Hotels. Das Luxushotel galt bei seiner Eröffnung im Jahr 2005 als teuerstes Hotelprojekt weltweit. Insgesamt verschlang der exklusive Komplex Baukosten in Höhe von 3 Milliarden US-Dollar. Das Hotel bietet keine der sonst am Strip üblichen Attraktionen um Gäste in seine Räumlichkeiten zu locken sondern setzt in erster Linie auf stilvolle
Eleganz und gehobenes Ambiente.

Casino Hotel Palazzo: Mit seinen erstklassigen Zimmern und den renommierten Küchenchefs ist das Palazzo der perfekte Ort für jene, die schönen Dinge mögen. Das Hotelgebäude hat eine Höhe von 196 Metern und ist mit 53 Etagen der höchste Wolkenkratzer der Stadt. Mit dem Schwesterhotel Venetian bilden die beiden Häuser mit 7'100 Zimmern den grössten Hotelkomplex der Welt.

Casino Hotel Bellagio: Vor dem Hotel liegt die künstliche, dem Comer See nachempfundene Landschaft
in der Abend für Abend das spektakuläre Wasserballett der "Bellagio Fountains" stattfindet. In einer beeindruckenden Komposition aus Wasser, Musik, Licht und Wasserspiele verleihen der Umgebung eine romantische Atmosphäre. Bekannt ist das Hotel nicht zuletzt aus den amerikanischen Filmen "Oceans Eleven" und "Oceans Thirtheen".
Casino Hotel Luxor: Am südlichen Ende des Strips liegt das Luxor, das seinem Namen angemessen ganz im ägyptischen Stil daherkommt. Das Hotel präsentiert sich
in Form einer riesigen schwarzen Glaspyramide mit mehr als 100 Metern Höhe. Am Hoteleingang werden die Gäste von einem Nachbau der Sphinx begrüsst. In Zusammenarbeit mit dem Cirque de Soleil zeigt der Magier Criss Angel seine spektakuläre Zaubershow.
Casino Hotel MGM: Mit mehr als 5'000 Zimmern ist das MGM das drittgrösste Hotel weltweit. Neben Hotelzimmern stehen den Gästen Suiten, Lofts und sogar private Villen zur Verfügung. Das MGM ist für seine grossen Shows bekannt. Boxkämpfe und Konzerte
bekannter Künstler finden regelmässig in der Grand Garden Arena statt. Darüber hinaus präsentiert der Cirque de Soleil seine Akrobatikshow.

The Rollercoaster im New York New York: Der Ein- und Ausgangsbereich ist einer New Yorker U-Bahn Station nach empfunden. Die Fahrt im Rollercoaster beginnt mit einer Steigung von über 50 Meter Länge, gefolgt von zahlreichen Auf- und Abfahrten. Das Highlight ist ein 180° Spiral-Luping. Die Fahrzeit beträgt drei Minuten und man erreicht eine maximale Geschwindigkeit von 108 km/h.

High Roller Riesenrad: 2014 hat in Las Vegas das weltgrösste Riesenrad (167 m) seinen Betrieb aufgenommen. In der Mega-Fahrattraktion geniesst man einen atemberaubenden Blick über die Glitzerstadt.

Die hier aufgeführten Beispiele sind keinesfalls abschliessend, sondern nur ein kleiner Ausschnitt aus dem unerschöpflichen Unterhaltungsprogramm von Las Vegas. Es würde mehrere Wochen in Anspruch nehmen wenn man alles sehen und erleben möchte. Doch weil all der Glanz und Glämmer so gar nicht zu uns passt, reicht ein Kurzbesuch völlig aus. Nach aufregenden Tagen in der vielleicht verrücktesten Stadt der Welt haben wir Genug vom Rummel der Blender-Metropole. Martha verzockt nochmals ein paar Dollars an den inzwischen elektronischen „Einarmigen Banditen“, bevor wir unsere „Zelte“ abbrechen und zur Erholung, Besinnung und Läuterung in einsame Wüstenlandschaften im Süden von Kalifornien fahren.


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