Northern Territory


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10.8. - 22.8.2012  Von Alice Springs über Glen Helen, West MacDonnell NP, Rainbow Valley,

Uluru-Kata Tjuta NP,  Watarrka NP über Ernest Giles Road zurück nach Alice Springs


Am späteren Nachmittag des 10. August fahren wir über den Stuart Highway nach Alice Springs. Mitten im Red Centre Australiens gelegen, ist die Stadt wichtiger Knotenpunkt im australischen Hinterland und eines der beliebtesten Ausflugsziele für Urlauber. Der Tourismus ist mittlerweile der wichtigste Wirtschaftszweig und so wird das Stadtbild geprägt von Hotels, Läden und Lokalen, ohne jedoch den typischen Charakter
einer Outback-Stadt zu verlieren. Wir begeben uns zum Anzac Hill, um einen Blick auf die City zu werfen. "The Alice" liegt am Todd River – einem Fluss, der nur an wenigen Tagen im Jahr Wasser führt. Das Rote Zentrum bietet wegen seines trockenen Klimas herrliche Farbspiele von stahlblauem Himmel und roter Erde. Immer noch etwas müde von der anstrengenden Tour auf den Wellblechpisten des Outbackways, suchen wir uns einen Campground, auf dem wir ein paar Tage bleiben und uns inkl. „Bushi“ wieder etwas herrichten können. Doch mit früh schlafen gehen wird es heute nichts. Schnell kommen wir mit unseren Campnachbarn ins Gespräch. Ihnen ist das Nummernschild am Bushcamper (Western Australia) aufgefallen. Sie kommen ebenfalls aus diesem Bundesstaat und verbringen einige Tage in Alice Springs und der näheren Umgebung. Judy und Neil, ein australisches Ehepaar, wie es im Buche steht. Kontaktfreudig, herzlich, aufgestellt, naturverbunden, redselig und trinkfest. Sofort werden wir aufgefordert unsere Weingläser und die Campingstühle zu hohlen. In gemütlicher Runde verbringen wir einen interessanten, unterhaltsamen und langen Abend mit dem sehr sympathischen Pärchen. Sie geben uns Tipps für die Weiterreise im Northern Territory. Solche Informationen von einheimischen Landsleuten sind äusserst wertvoll, denn offizielle Publikationen beinhalten sehr oft rein kommerzielle Interessen. So erfahren wir, was wirklich sehenswert ist. Am nächsten Morgen bringen wir den „Bushi“ zum regulären Service in eine Werkstatt. Alle 10'000 km ist ein Ölwechsel fällig. Ausserdem werden alle wichtigen Teile überprüft und wenn nötig repariert oder ersetzt. So z.B. ein Frontscheinwerfer und ein Rücklicht, denen die tiefen Wasserdurchfahrten auf dem Weg zum Cape York nicht bekommen sind. Ebenso muss die von mir notdürftig reparierte Halterung des Auspuffs fachmännisch geschweisst werden. Die kurzen Service-Intervalle sind bei so stark beanspruchten Fahrzeugen völlig normal. Neil erklärt mir, dass sein Wagen bei den vielen Off-Road-Fahrten sogar alle 5'000 km in die Werkstatt muss. Während unser 4WD auf dem Operationstisch liegt,  erkunden wir Alice Springs zu Fuss. In der Stadt fallen uns sofort die vielen Aboriginal People auf. Ein offenbar überwiegender Teil von ihnen hat Schwierigkeiten, sich an die schnelle und profitorientierte australische Konsumgesellschaft anzupassen und flüchtet sich auch hier in den unsäglichen Alkohol. Das ist sehr schade, vor allem wenn man bedenkt, wie reich die Kultur der Aborigines ist. Plötzlich vernehmen wir lautes Motorengeheul aus dem Stadtkern. So etwas klingt wie Musik in meinen
Ohren und schnellen Schrittes begeben wir uns an den Ort des Geschehens. Eine Motorrad Stunt Show – toll! Auf einem Parkplatz, nur notdürftig abgesperrt, zeigt ein Profi wie man richtig mit einem Motorbike umgeht. Unglaublich was ein solches Gerät in den Händen eines Könners zulässt. Für ein „Grufti“, wie ich es inzwischen bin, nicht zur Nachahmung empfohlen. Aber auch Zusehen macht unheimlich viel Spass. Anschliessend geht’s zum Grosseinkauf, denn die Lebensmittelvorräte müssen aufgefüllt werden. In den abgelegenen Gebieten des Outbacks bekommt man nur selten Gelegenheit dies zu tun. In Alice Springs bieten verschiedene Supermärkte alles im Food-Bereich an, was das Herz begehrt und sogar der zu neige gehende Biervorrat kann wieder aufgefüllt werden. Das ist allerdings nicht so einfach, denn an der Kasse werden die Personalien festgestellt. Wer sich nicht durch Pass oder Driver's License ausweisen kann geht leer aus. Eine eher fragwürdige Vorgehensweise um dem Alkoholproblem in der Stadt Herr zu werden. A propos Alkohol – Judy, die Frau von Neil, feiert heute ihren 65. Geburtstag. So gegen 18.00 Uhr vernehmen wir ein Klopfen an der Hecktüre unseres Campers. „Anybody Home?“, tönt es mit kräftiger Stimme. Wir öffnen die Tür und Neil lädt uns zu einem kleinen Umtrunk in der Camp Kitchen ein. Eigentlich unnötig zu sagen, dass es nicht bei einem Glas Wein bleibt, es wieder ein schöner und gemütlicher Abend mit den beiden wird und es natürlich wieder nichts ist, mit dem früh ins Bett gehen. Aber sei’s drum, das gehört ebenso zu Australien wie die prächtigen Landschaften in den unendlichen Weiten. Aufgestellte und liebenswerte Menschen, bei denen man sich sofort wohl fühlt – sowie bei Judy und Neil. Nach dem Motto: wer fit genug ist zum Feiern kann selbstverständlich auch früh aufstehen, fahren wir andern tags in den Desert Park ca. 6 km
ausserhalb der Stadt. Der unterhalb eines Felsmassivs gelegene Wildlife Park beherbergt eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen, die vor allem in dieser trockenen Klimazone heimisch sind. Der Park ist aufgeteilt in drei verschiedene Wüstengebiete, die jeweils unterschiedliche Ökosysteme repräsentieren: die Wälder der Wüste, die Flüsse der Wüste und das so genannte Wüstensandland. Auf einer kleinen Wanderung durchstreifen wir einen Teil dieses weitläufigen Parks. Auf dem Namtjira Drive fahren wir in den West MacDonnell Nationalpark. Auf dieser Strasse welche zu verschiedenen Schluchten führt, cruisen wir entlang farbenprächtiger Bergketten der MacDonnell Ranges. Unseren ersten Halt machen wir beim Simpsons Gap. Die faszinierende Schlucht gehört zu den bekanntesten Attraktionen in der unmittelbaren Nähe von Alice Springs. Beim markanten Felseinschnitt befindet sich ein kleines Wasserloch. Die tiefstehende Sonne färbt die Felsen grellrot. Hier entdecken wir im Geröll die seltenen schwarzfüssigen Felswallabys (Black-Footed Rock Wallabys). Die
kleinen Hüpfer sitzen oft reglos und somit sehr gut getarnt zwischen den roten Steinen im Schatten und sind eigentlich nur zu sehen, wenn sie sich bewegen. Wir lassen uns Zeit und entdecken plötzlich eine Mutter mit ihrem Sprössling beim Sonnenbaden. Die kleinen Racker sind wirklich süss. Auf der Weiterfahrt begegnet uns ein Dingo. Er ist nicht scheu und duldet unsere Nähe bis auf eine Distanz von etwa 10 Meter. Er scheint ziemlich abgemagert und hat wohl schon lange nichts mehr gefressen. Obwohl wir gerne möchten, füttern wir den armen Kerl nicht. Dingos sind keine zahmen Haushunde sondern Wildtiere. Ob wilde Hunde für Menschen eine
Gefahr darstellen, hängt zum grossen Teil davon ab, wie wir uns gegenüber diesen Tieren verhalten. Je häufiger sie gefüttert werden oder Essensreste vorfinden, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie sämtliche Vorsicht vor Menschen verlieren und in manchen Fällen aggressiv reagieren. Erst vor ein paar Wochen wurde auf Fraser Island ein Tourist von einem Dingo angefallen und schwer verletzt. In den meisten Fällen ist der Mensch selber Schuld, wenn es zu unliebsamen Begegnungen mit Wildtieren kommt. Wenn man Dingos in Ruhe lässt, braucht man keine Angst vor diesen faszinierenden Tieren zu haben. Wir fahren weiter und gelangen zum Ellery Creek Big Hole. Hier findet man das tiefste Water Hole der MacDonnell Ranges. Der 18 Meter tiefe See ist malerisch von giftgrünem Schilf und Flussgummibäumen umgeben. Er ist ein Teil des Finke River, mit 15 Millionen Jahren sicherlich einer der ältesten Flüsse der Welt. Den grössten Teil des Jahres ist er jedoch ausgetrocknet, wie die meisten Flüsse im roten Zentrum. Hauptattraktion sind die eindrucksvollen Felsverwerfungen der kleinen Schlucht und eine kleine Sandbank, die zu einem Sonnenbad einlädt. Wir haben Glück und können einige Zebrafinken beim Trinken beobachten. Unser nächstes Ziel ist die Serpentine Gorge. Ihren Namen verdankt die Schlucht den schlangenartig gewundenen, engen Felswänden mit Wasserlöchern an beiden Enden. Ein weiteres geologisches Kleinod in den Western MacDonnell Ranges. Wir begeben uns auf einen steilen Bergtrail hinauf zum Serpentine Lookout. Von oben geniessen wir die Aussicht in die zerklüftete Schlucht und den Weitblick ins Tal. Unser Tagesziel, das Glen Helen Resort, erreichen wir am frühen Abend. Ein idyllisch im Nationalpark gelegener Campground ist heute unser Nachtquartier. Zeitig zum Sonnenaufgang gehen wir auf einen Spaziergang zur Glen Helen Gorge. Hier verbreitert sich der Finke River zu einer tiefblauen Lagune, die mit den orange-roten Felswänden kontrastiert. Aus der Ferne können wir die Vögel bei der Nahrungssuche im seichten Wasser beobachten. Das Farbenspektrum ist bei Sonnenauf- und -untergang am intensivsten. Auf dem Namatjira Drive fahren wir zu einer weiteren Sehenswürdigkeit. Bei den so genannten Ochre Pits handelt es sich um eine heilige Stätte der Ureinwohner. Die Tagebau-Mine, die Gesteine in verschiedensten Erdfarben aufweist, gehört heute den Western Arrernte People. Ausführliche Schautafeln informieren über die Bedeutung des rotgelben Ockers (Ochre), der von den Aborigines für zeremonielle und medizinische Zwecke gewonnen wird. Man trieb damit sogar Handel mit benachbarten Stämmen. Die örtlichen Aborigines kommen immer noch hierher, um den für sie wertvollen Ocker zu gewinnen. Eine weitere
Schlucht auf unserem Weg ist die Ormiston Gorge. Auf einer ausgedehnten Wanderung bewältigen wir zunächst den Aufstieg zum Ghost Gum Lookout. Von oben bekommen wir einen ersten Eindruck von der grandiosen Schlucht. Am Südende der Gorge erreichen wir ein nie austrocknendes Wasserloch inmitten einer wilden Landschaft und beobachten zahlreiche kleine Fische vom Ufer aus. Schwimmen ist hier verboten, denn die Schlucht ist ein wichtiges Rückzugsgebiet für Pflanzen und Tiere. Wie bei allen anderen Gorges gilt auch hier: bei Sonnenschein leuchten die hohen Felsformationen in verschiedensten Rottönen. Die eckigen Felsen wirken fast kubistisch. Die Farbenpracht ist auf den unterschiedlichen Mineraliengehalt des Gesteins zurückzuführen. Die letzte Schlucht, die wir besuchen, ist die Redbank Gorge. Die 10 km lange Zufahrt ist 4WD-Land und nichts für normale PKW’s. Wir machen uns auf den Weg, sofern vorhanden, in die enge Schlucht, die sich in einem felsigen Bachbett verliert. Über Stock und Stein kommen wir zum Waterhole am Ende der Gorge. Die Sonne steht genau richtig am Horizont und beleuchtet die Sandsteinfelsen ideal aus, so dass
Spiegelungen deutlich im Wasser sichtbar sind. Trotz Temperaturen um die 30° Celsius ist das Wasser im kleinen Teich eiskalt und so verzichten wir „Warmduscher“ auf das Badevergnügen. Unsere Weiterfahrt Richtung Stuart Highway führt zunächst über eine 100 km lange Gravel Road an Hermannsburg vorbei. Der kleine Ort zeigt uns abermals eine trostlose Aboriginal Siedlung. Unterwegs fällt uns ein wild gestikulierender Autofahrer am Strassenrand auf. Offensichtlich hat sein Wagen ein technisches Problem. In Australien ist es Ehrensache, dass einer dem anderen hilft, wenn er irgendwo im einsamen Outback eine Panne hat. So halte ich selbstverständlich an und frage, ob er Hilfe benötige. Martha befürchtet, dass es sich hier um eine Falle handelt und ich auf keinen Fall aussteigen soll. Zudem ist der Fahrer ein angetrunkener Aborigines, der uns nicht besonders vertrauensvoll erscheint. Offenbar ist sein Auto mangels Sprit stehen geblieben. Wir geben ihm zu verstehen, dass wir nur Diesel und kein Benzin an Bord haben. Der Ford Falcon des Aborigines ist in einem erbärmlichen Zustand. Die Rücklichter sind mit Isolierband abgeklebt, damit sie nicht aus den Halterungen fallen. Die Reifen sind völlig abgelaufen und an wenigen Stellen, die nicht mit Dreck zugeschmiert sind, kann man sogar die Originalfarbe des Fahrzeugs erkennen. Nach mehrmaliger Rückfrage ist mir nun klar, was der gute Mann möchte. Er hat Benzin in einem Kanister bei sich, kann aber dieses mangels Trichter nicht alleine in den Tankstutzen füllen. Er hat sich eine Pet Flasche zurechtgeschnitten, welche als Trichter verwendet werden kann. Das funktioniert aber nur zu zweit. Einer hält die Flasche, der andere füllt das Benzin ein. So machen wir es auch. Die nächste Tankstelle ist 50 km entfernt. Wir erklären dem jungen Mann, er möchte doch vor uns herfahren. Sollte die Benzinmenge nicht reichen, würden wir ihn zur nächsten Zapfsäule chauffieren. Der Aborigines hat uns anscheinend verstanden. Er setzt sich in seinen Wagen und braust in einem Affenzahn los. Wir haben ihn nie wieder
gesehen. Offenbar ist er mit dem eingefüllten Benzin tatsächlich bis zur besagten Tankstelle gekommen. Unser nächstes Ziel ist das Rainbow Valley. Eine 20 km lange Holperpiste (Wellblechabschnitte und ein wenig Bulldust, auch mal etwas Sand, scharfe Kurven und Engstellen) führt zu den berühmten Felsformationen. Die malerischen Sandsteinklippen, ein Teil der James Range, sind im Laufe der Jahre durch Wasser und Erosion zum heutigen Rainbow Valley geworden. Ein Paradies für Fotografen. Beim richtigen Licht erstrahlen die Felswände in wunderbaren Farben, von hellem Gelb bis zu leuchtendem Dunkelrot. Das Schauspiel lässt sich von einer Besucherplattform aus gut beobachten. Wir unternehmen eine kleine Wanderung bis zum Mushroom Rock. Dieses Felsgebilde ist durch Form und Farbgebung besonders eindrucksvoll und hat tatsächlich das Aussehen eines Pilzes. Wer die verwitterten Felsen einmal im Sonnenlicht hat erglühen sehen versteht, warum den Aborigines dieser Ort im Rainbow Valley seit jeher heilig ist. Eine weitere Etappe bringt uns zum sagenumwobenen Ayers Rock oder Uluru, wie ihn die Ureinwohner nennen. Mit einem Übernachtungsstopp im Roadhouse in Erlunda erreichen wir auf dem Red Centre Way den ca. 400 km entfernten Uluru-Kata Tjuta Nationalpark. Doch bevor wir zum heiligen Berg der Aborigines gelangen, sehen wir aus der Ferne den Mount Conner. Im ersten Moment glaubt man, den Ayers Rock in seinem Blickfeld auftauchen zu sehen. Der Tafelberg erhebt sich aus der umliegenden Steppe und ähnelt jedoch dem Uluru in Wirklichkeit nur wenig. Die Entstehungsgeschichte ist ebenfalls eine ganz andere. Dann endlich ist es soweit. Aus der weiten Ebene im Herzen Australiens erhebt sich der Ayers Rock, das wohl bekannteste Wahrzeichen des Kontinents. 348 Meter überragt der Felsen die Wüstenlandschaft. Jedoch, eines Eisberges gleich, reicht der Ayers Rock etwa 5000 Meter tief in den Boden. Einige weitere Daten zum Uluru. Der Felsgigant ist der zweitgrösste Monolith* der Erde. Umfang: 9,4 km; Breite: 2,4 km; Länge: 3,6 km; Alter: ca. 600 Mio Jahre; Material: Arkosesandstein. Der Felsgigant ist das grösste Heiligtum der
Anangu-Aborigines. 1985 gab die australische Regierung den Nationalpark zurück in die Hände der Aborigines. Ein Pachtvertrag regelt die touristische Nutzung. Ein Teil der Eintrittsgelder kommt den Ureinwohnern zugute. Im Gegenzug gewähren sie Touristen Einblicke in ihre Kultur und erläutern auf Führungen die Schöpfungsgeschichte, welche der Uluru für sie verkörpert. Viele Australier haben uns gesagt, dass es sich nicht unbedingt lohnt, die weite Strecke zum Ayers Rock zu fahren. Das Ganze sei ein grosses Touristenspektakel. Die Campingplätze wären überfüllt und rund um den Berg sei ein einziges Gewusel von Menschenmassen. Beides können wir nicht
bestätigen. Wir haben auf dem überhaupt nicht ausgebuchten Campground, rund 7 km vom Uluru entfernt, ein wunderschönes Plätzchen bekommen und auch beim Besuch des Monolithen sind wir überrascht, wie ruhig und gesittet alles abläuft. Die relativ wenigen „Touris“ verlieren sich schnell in den Weiten des Nationalparks. Viele Besucher steigen Jahr für Jahr auf den Ayers Rock und treten das Heiligtum im wahrsten Sinne des Wortes mit Füssen. Deshalb möchten die Ureinwohner ein generelles Besteigungsverbot des Uluru bewirken. Wir beide sind Atheisten, doch respektieren selbstverständlich die religiösen Bedürfnisse anderer Kulturen. So kommt für uns die Besteigung dieses Felsens nicht in Frage. Ein Gefühl dafür, warum der Berg so heilig ist, vermittelt eigentlich nur eine Wanderung um den Monolithen. Im und um den zerklüfteten Riesen gibt es Höhlen, Wasserstellen, Felszeichnungen und andere Heiligtümer. Die Wanderung dauert etwa drei bis vier Stunden (ca. 10 km) und ist ein absolutes MUSS. Wir sind von der Landschaft, der immer wieder neuen Ansichten des gewaltigen Felsens, dessen Struktur, der Flora und der Fauna hell begeistert. Als krönenden Abschluss des Tages erleben wir einen fast kitschigen Sonnenuntergang am Sunset Point, bei dem sich der Uluru von braunen Farbtönen in ein leuchtendes Rot verwandelt. Bei diesem Spektakel sind wir allerdings nicht alleine. Sicher weitere zweihundert Leute verfolgen mit uns dieses Schauspiel. Martha hat ein leichtes Nachtessen zubereitet, das wir auf unseren Campingstühlen einnehmen, während die Sonne langsam am Horizont verschwindet und alles in ein mystisches Licht verwandelt. Wir erleben eine nicht ganz ruhige Nacht auf unserem Campground. Dingos schleichen um unser Heim auf vier Rädern und suchen nach Fressbarem. Sie jaulen resp. heulen ähnlich wie Wölfe. Das fahle Mondlicht lässt ihre Umrisse in der Dunkelheit erkennen. Ein wildromantischer Anblick. Der Nationalpark hat nebst dem Uluru noch einiges mehr zu bieten. So begeben wir uns am nächsten Morgen zu den nicht ganz so berühmten Olgas und unternehmen eine 3 bis 4 stündige Wanderung durchs Valley of the Winds. Die riesigen, vom Wetter gezeichneten, 36 Felsendome von Kata Tjuta, sind schätzungsweise 500 Millionen Jahre alt. Die kuppelförmigen Formationen unterscheiden sich erheblich vom Uluru. Durch den hohen Gehalt an Eisenoxyd sind auch diese Felsen, so wie ihr geologischer Vetter, beeindruckend rot
und bieten ein spektakuläres Farbenspiel bei Sonnenauf- und -untergang. Bei der 7,4 km langen Wanderung durch das Valley of the Winds werden unsere Anstrengungen mit atemberaubenden Ausblicken über die Wüstenlandschaft des Roten Zentrums belohnt. Die anschliessende, etwas leichtere Wanderung, in die Walpa Gorge ist ebenfalls ein lohnender Abstecher. In beeindruckender Weise werden die hohen Felswände im wahrsten Sinne des Wortes ins richtige Licht gesetzt. Wir haben das Gefühl, als ob die Sandsteinschluchten rot glühen würden, so intensiv ist das Farbenspiel. Selten zuvor sind wir uns so klein und unbedeutend vorgekommen; man muss es einfach erlebt haben. Nach ein paar wunderschönen Tagen im Uluru-Kata Tjuta Nationalpark heisst es Abschied nehmen vom Ayers Rock und den Olgas. Über den Red Centre Way fahren wir Richtung Kings Canyon. Der grösste Canyon Australiens liegt im Watarrka Nationalpark. Wir werden zwei Tage in dieser Region verweilen und vom nahe gelegenen Campground (Kings Canyon Resort & Caravan Park) die Gegend erkunden. Es ist mittlerweile kurz nach Mittag und wir haben genügend Zeit eine erste Kurzwanderung (Kings Creek Walk) im Nationalpark zu unternehmen. Der Weg führt am Talgrund entlang durch ein Flussbett unter riesigen Eukalyptusbäumen entlang. Botanisch gesehen ist die Schlucht hoch interessant. Es gedeihen hier fast 600 Pflanzenarten, darunter viele Reliktpflanzen aus Urzeiten der ehemals feuchttropischen Vegetation, die sich hier erhalten haben. Die ständig gefüllten Wasserlöcher locken insbesondere in der jetzt sehr trockenen Winterzeit Tiere aus weitem Umkreis in die Schlucht. Zwischen den Sandsteinfelsen tummeln sich Eidechsen. Auch Schlangen leben in
den zerklüfteten Felswänden, diese bekommt man aber nur ganz selten zu Gesicht. Wir haben jedenfalls keine gesehen, dafür eine abgestossene Schlangenhaut entdeckt, was beweist, dass diese Reptilien hier tatsächlich vorkommen. Am Ende des Weges gelangen wir zu einer hölzernen Aussichtsplattform, von der man die eindrucksvollen Steilwände der Schlucht gut einsehen kann. Wir haben uns von der ersten Begegnung mit dem Kings Canyon etwas mehr erhofft und befürchten, dass unsere längere Wandertour am nächsten Tag auch nicht wesentlich andere Eindrücke bringen wird als das bereits Gesehene. Doch zum Glück werden wir am anderen Morgen eines Besseren belehrt. Denn viel interessanter und sehenswerter ist der "Kings Canyon Rim Walk", ein gut markierter Rundweg entlang der oberen Klippen des Canyons (Distanz 8 km, Dauer ca. 4 Stunden). Die meisten Höhenmeter dieser Tour sind bereits zu Beginn zu bewältigen, aufgrund der gut ausgebauten Felstreppe ist dies aber kein grösseres Hindernis und so erklimmen wir in einer guten Viertelstunde den ersten lohnenswerten Aussichtspunkt. Von dort aus führt ein Pfad entlang der Klippen des Kings Canyons. Vorbei an bizarren Felsformationen und Sandsteinkuppeln geht es sprichwörtlich über Stock und Stein durch breite Hochtäler
bis zu einem Aussichtsplateau mit Blick in und über den Canyon. Bienenstockartige Sandsteinformationen bedecken diese Hochebene. Vorsicht ist hier geboten, es existieren keine Abschrankungen am Klippenrand. Vereinzelt klaffen darüber hinaus tiefe Spalten im Felsboden. Von oben erhaschen wir einen tollen Ausblick auf die gegenüberliegenden Steilwände. Martha überwindet ihre Höhenangst und robbt bäuchlings an eine steil abfallende Abbruchkante – bravo! Im Zentrum des Canyons angekommen führt eine Holztreppe hinunter ins idyllische Innere, dem "Garden of Eden". Ein fruchtbarer Taleinschnitt, welcher einen Grossteil der Pflanzenarten, die im Watarrka National Park vorkommen, beheimatet. Unten angekommen überqueren wir eine Brücke welche uns auf die andere Seite des Flusses bringt und steigen die dort angebrachte Holztreppe wieder hinauf. Auf halber Höhe kann man zu einem paradiesischen Wasserloch abbiegen, das gerne zum Abkühlen genutzt wird. Nach dem kurzen Aufstieg befinden wir uns quasi auf dem Gipfel. Die Hälfte der Tour ist geschafft und wir geniessen nun von der anderen Seite aus den Blick auf den Kings Canyon mit seinen prächtigen Färbungen, während wir langsam weiter südwärts wandern. Die über 200 m hohen Sandsteinwände wirken teilweise wie mit dem Messer abgeschnitten. Der Weg führt uns noch zu einigen weiteren lohnenden Aussichtspunkten. An einer Stelle kann man direkt auf den bereits erwähnten „Garden of Eden“ blicken, wo sich einige Touristen tummeln und im kühlen Nass baden. Entlang des markierten Pfades geht es nach ca. 3,5 Stunden wieder hinunter ins Tal. Eine grossartige Wanderung, die all unsere Erwartungen weit übertroffen hat. Der Abstecher zum Kings Canyon hat sich somit auf jeden Fall gelohnt. Am nächsten Morgen fahren wir auf der ca.100 km langen Ernest Giles Road, eine Wellblechpiste mit z.T. tiefen Sandlöchern (4WD-Land) durch eine typische
Steppenlandschaft im zentralen Australien. Auf dieser einsamen Strecke begegnen uns kaum Menschen. Dafür können wir Dingos, australische Wildpferde und wild lebende Dromedare, die schon mal unvermittelt die Piste überqueren, beobachten. Nach ca. 80 km nehmen wir den Abzweiger zu den „Henbury Meteorites Craters“. Das Schutzgebiet umfasst zwölf Krater, geformt von einem Meteoriteneinschlag vor etwa 4700 Jahren. Der Meteor wog mehrere Tonnen und raste mit ca. 4000 Stundenkilometern auf die Erde zu. Er zerbarst beim Eintritt in die Atmosphäre in mehrere Fragmente, die zwölf Krater formten. Die meisten Meteoriten-Stücke sind inzwischen verschwunden. Geblieben sind die Krater: Der grösste misst 160 Meter im Durchmesser und ist 15 Meter tief, welcher durch ein 200 kg Fragment verursacht wurde. Der kleinste ist gerade einmal sechs Meter breit und nur ein paar Zentimeter tief. Heute ist natürlich alles wieder mit den typischen Wüstenpflanzen überwuchert und die Krater würde man als solche kaum erkennen. Unsere letzte Etappe im Zentrum des Roten Kontinents führt uns zurück nach Alice Springs. Wir haben in den letzten Wochen das Kontrastprogramm zu den vorher gesehenen Landschaften erlebt. Vom dichten feuchten Regenwald sind wir in die trockenen, menschenleeren und unendlich weiten Wüstengebiete im Herzen von Down Under vorgedrungen. Vom üppigen Pflanzenwuchs im tropischen Teil Australiens zu kargen, von Steinen und Sand geprägten Gebieten, in denen nur ganz robuste Gräser und Büsche überleben können. Die Vielfalt, die für diesen Kontinent so typisch ist, fasziniert uns immer wieder von neuem. Wir sind gespannt, was wir in den kommenden Monaten, die uns hier noch bleiben, alles sehen und erleben dürfen. Eine kleine Randbemerkung zum Schluss. Natürlich haben die tausende Kilometer Off-Road-Strecken der letzten Wochen ihre Spuren hinterlassen. Nicht nur bei uns, sondern auch beim „Bushi“. Reifenschaden Nr. 6 und Nr. 7 waren die Folge. Aber das sind wir uns inzwischen gewöhnt und das Prozedere Radwechsel haben wir schon völlig intus.


* Wissenschaftlich gesehen ist der Uluru kein Monolith, kein eigenständiger Gesteinskörper, sondern ein Teil einer unterirdischen Gesteinsschicht.


23.8. - 4.9.2012  Von Alice Springs über Wycliffe Well, Ti Tree, Aileron, Wauchope,

Larrimah, Mataranka, Elsey NP, Nitmiluk NP, Kakadu NP nach Darwin


Vom Red Centre auf dem Stuart Highway zum Top End nach Darwin (mit allen Abstechern rund 2'000 km), das ist unser Weg in den kommenden Tagen. Der Explorer's Way, wie der Highway auch genannt wird, ist eine der wichtigsten Fernverkehrsstrassen in Australien und verbindet den Süden von Port Augusta aus mit
dem Norden bis nach Darwin. Kurz nach Alice Springs erreichen wir das Monument „Tropic of Capricom“, welches den südlichen Wendekreis der Sonne markiert (auch Wendekreis des Steinbocks genannt). Jeweils zur Sonnenwende (20./21. Juni und 21./22. Dezember) erreicht der Sonnenstand auf der Nord- bzw. Südhalbkugel auf den Wendekreisen den Zenit; die Sonne steht damit mittags am höchstmöglichen Punkt und ein senkrecht auf dem Boden stehender Stab würde keinen Schatten werfen. Nach weiteren 300 km fast schnurgerader Strasse erreichen wir Wycliffe Well. Ein kleiner Ort so richtig nach dem Geschmack Erich von Däniken‘s, denn er gilt als UFO-Hauptstadt Australiens. An keiner anderen Stelle auf dem Kontinent sollen so viele UFO’s gesehen worden sein, wie in der Umgebung der Station. Im Roadhouse sind Zeitungsberichte über die UFO Sichtungen dieser Gegend ausgestellt. Alles um Wycliffe Well begann am 15. März 2002. Damals wurden im australischen Hinterland angeblich fast jede Nacht UFO’s gesehen. Die Zeitungen waren voll von derartigen Meldungen. Augenzeugenberichte, Fotografien, sogar einen kurzen Film gibt es darüber. Offensichtlich haben diese Geschichten viele Leute dazu bewogen diese Gegend aufzusuchen, in der Hoffnung, selbst ein UFO zu
sehen. Beim Roadhouse wurde ein grosser Ferienpark gebaut. Er bietet neben fast 250 Caravan-Stellplätzen und Rasenflächen für Zelte auch ein Restaurant und eine Poolanlage. Die UFO-Mania hat in den letzten Jahren spürbar nachgelassen und so die Einnahmen des Ressorts drastisch schwinden lassen. Der Campground ist völlig heruntergekommen, das Restaurant geschlossen und in den Pool würden wir nicht ohne wasserdichten Taucheranzug springen. Alles ein bisschen gruselig, nicht wegen den Aliens sondern wegen dem Schmutz und der verlotterten Anlage. Es hilft nichts, wir müssen hier mangels Alternativen wohl oder übel nächtigen. Am nächsten Morgen fahren wir zeitig weiter auf dem etwas monotonen Stuart Highway Richtung Norden. Der kleine Ort Ti Tree bietet eine willkommene Abwechslung. Neben einer Polizei- und Hospitalstation gibt es auch eine Tankstelle, eine Schule und einen Einkaufsladen. Der Caravanpark mit einem kleinen Tierwaisenhaus schliesst sich an das Roadhouse an. Der Magen knurrt und so gönnen wir uns im Pub, der sich selbst „The most central Pub in Australia“ nennt, eine Portion Fish & Chips. Es hat uns vorzüglich geschmeckt! Im urchigen Lokal, in dem auch einige Biker ein kühles Bier zischen, wird Aboriginal Art (Bilder, bemalte Stoffe, Didgeridoos, Boomerangs usw.)
ausgestellt und verkauft. Frisch gestärkt geht es weiter. Wir fahren an tausenden Termitenhügeln vorbei. Plötzlich taucht am Horizont auf einem kleinen Hügel eine riesige Statue auf. Wir nehmen den Abzweiger nach Aileron und nach kurzer Wegstrecke gelangen wir zu diesem Aboriginal Dorf. Es muss sich hier wohl um das kleine Hollywood in Australien handeln, denn auf dem Hügel wo die Statue steht, gibt es einen überdimensionalen Aileron Schriftzug im Hollywood Style. Eine zweite Statue, eine Frau und ein Kind, befinden sich neben der Art Galerie beim Roadhouse. Die Kunstwerke von Mark Egan sind ca. 17 m hoch und rund 8 Tonnen schwer und einfach nur klasse. Auch die nächste Sehenswürdigkeit befindet sich am Stuart Highway. Es sind die Devil‘s Marbles von Wauchope. Felsgebilde aus Granit, die durch Verwitterung kugelähnliche Formen bekommen haben. Karlu Karlu (rundes Objekt), wie das Gebiet in der Sprache der Ureinwohner genannt wird, ist eine heilige Stätte. Nach ihrer Überlieferung handelt es sich bei den Felsen um die Eier der Regenbogenschlange aus der Traumzeit. Der Ort spielt daher in den Zeremonien und Legenden der Ureinwohner eine grosse Rolle. Bei den meisten damit in Verbindung stehenden Ritualen und Geschichten handelt es sich um geheimes Wissen, welches Aussenstehenden nicht zugänglich gemacht wird. Bekannt ist jedoch, dass die Ureinwohner davon überzeugt sind, dass Geister aus der Traumzeit in den Höhlen unter den Steinen wohnen. Für uns, die etwas weniger spirituellen Wesen, ist es einfach eine wunderschöne Laune der Natur, die am frühen
Morgen oder späteren Nachmittag durch ihre Farbenpracht so richtig zur Geltung kommt. Manche Felsbrocken wiegen mehrere hundert Tonnen. Wärme und Kälte erzeugen Risse im Gestein und trennen diese oftmals wie mit dem Messer geschnitten mittendurch. Die Devil's Marbles sind vielleicht nicht so bekannt wie der Uluru, aber auf ihre Art genauso beeindruckend. Ein Kuriosum am Stuart Highway ist das Larrimah Hotel. Nach dem Motto: jedes Mittel ist Recht um aufzufallen, haben die lieben Besitzer alles pinkfarbig angestrichen. Häuser, Autos, Utensilien usw. Natürlich darf auch der Pink Panter nicht fehlen. Als riesige Figur sieht man ihn sitzend beim Eingang oder schwebend in einem kleinen Heli. Ein Zoo, der diesen Namen allerdings nicht verdient, ist ebenfalls Bestandteil des Hotels. Die armen Tiere (Känguru, Süsswasserkrokodil, Schildkröten und viele Vögel) werden in viel zu kleinen Käfigen und unter tieresunwürdigen Verhältnissen gehalten. Wir sind in Australien nur Gäste und sollten uns nicht anmassen, den Einheimischen Ratschläge zu erteilen. Hier tun wir es aber trotzdem. In diesem wunderschönen und riesigen Land gibt es eine grosse und freilebende, in ihrem Artenreichtum kaum zu überbietende Tierwelt, die für jedermann zugänglich ist. Es ist absoluter Blödsinn, die Tiere einzusperren und unter solch miserablen Bedingungen zu halten. Also schnell weg von Larrimah nach Mataranka. Die Ortschaft liegt am Oberlauf des Roper River, eine Autostunde südöstlich von Katherine am Explorer’s Way. In Mataranka selbst, auf den umliegenden Rinderfarmen und in Aborigines-Gemeinden leben nur 250 Menschen. Reisende finden hier jedoch eine gute Infrastruktur. Es
gibt Campingplätze, Hotel- und Motelunterkünfte, sowie einen Supermarkt. Bekannt wurde das Gebiet im Jahr 1908 durch den Roman „We of the Never Never“ von Jeannie Gunn. Never Never ist der Name der Region. Das Buch beschreibt das Leben auf der Farm Elsey Station, unweit von Mataranka. Viele der im Roman erwähnten Charaktere haben ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof 20 Kilometer südlich der Stadt gefunden. Auf dem Gelände schlendern wir von Grab zu Grab und lesen die Inschriften auf den verwitterten Steinen. Wir fahren zu der Farm Elsy Station, die nur ein paar Autominuten vom Friedhof entfernt ist. Leider sind von den ehemaligen Gebäuden nur noch ein paar Grundmauern vorhanden. Das Anwesen wurde beim Bau einer Armeestrasse im zweiten Weltkrieg zerstört. Wir fahren von Mataranka zum acht Kilometer entfernten Elsey Nationalpark. Der Roper River fliesst hier durch Wasserlöcher, über Felsen und Dämme und hat ein beliebtes Naherholungsgebiet geschaffen. Eine Besonderheit des Parks sind die heissen (warmen)
Wasserquellen, in denen man sich vergnügen kann. Die Wassertemperatur von 34° Celsius ist bei der momentanen Hitze eine willkommene Abkühlung. Täglich sprudeln 30,5 Millionen Liter Wasser aus den Quellen empor. Das ermöglicht eine tropische Vegetation in der ganzen näheren Umgebung. Auf einer kleinen Wanderung am Fluss entlang können wir den Pflanzenreichtum bewundern. Ausserhalb der begrenzten Poollandschaft sollte man allerdings auf das Baden verzichten. Schilder weisen auf die immer latente Gefahr von Krokodilen hin. Wir übernachten heute auf einem Campground in Katherine und wollen am nächsten Tag in den Nitmiluk Nationalpark fahren. Bei der momentanen Hitze ist es ratsam, Wanderungen auf die frühen Morgenstunden zu verlegen. Wenn man denn nicht verschläft, so wie wir heute. Wir sind spät dran und fahren ohne zu frühstücken in den Park. Es ist schon bald Mittag, bis wir uns auf den 20 km langen Track begeben. Ein Kränzchen müssen wir den Parkverantwortlichen winden. Auf den längeren Wanderwegen haben sie Wasserstellen eingerichtet, an denen man seinen Trinkvorrat wieder auffüllen kann. Das ist bei diesen Temperaturen absolut notwendig. Es wäre fast unmöglich, die benötigte Menge Wasser mit sich zu schleppen. Trotz genügend Wasser merken wir bald, dass es ein Fehler war um die Mittagszeit los zu marschieren. Auf dem nicht so anspruchsvollen Pfad kommen wir in den Steigungen schon mächtig ins Pumpen und die Kleider sind vom Schwitzen klitschnass. Aufgeben kommt natürlich nicht in Frage und so beissen wir die Zähne zusammen und marschieren weiter auf dem „Butterfly Track“. Lange rätseln wir,
warum dieser Weg so benannt wurde. Ab und zu sieht man zwar einen Schmetterling aber das ist ja ganz normal wenn man sich in der Natur bewegt. Nach ca. 5 km führt der Weg hinab in eine schattige Schlucht. Wir sind dankbar, dass wir jetzt nicht mehr den direkten Sonnenstrahlen ausgesetzt sind. Trotzdem bleibt die Lufttemperatur unverändert hoch. Wir wandern nahe an den Felswänden entlang und stehen plötzlich in einer Wolke aufgescheuchter Schmetterlinge. Hunderte dieser filigranen Wesen, in allen Grössen, Farben und Formen umschwirren uns. Der Pfad wurde also zurecht als „Butterfly Track“ bezeichnet. Die kleinen Tierchen finden hier im Canyon mit seinen Wasserstellen ideale Lebensbedingungen. Nach weiteren zwei Kilometern erreichen wir die Katherine Schlucht durch die sich der gleichnamige Fluss schlängelt. Ein idealer Platz um sich einwenig auszuruhen und die malerische Gegend zu geniessen. Ein wirklich schöner Ort. Trotzdem sind wir von diesem Trail etwas enttäuscht. Wir haben zwar die versprochenen Schmetterlinge gesehen und der Platz hier am Wasser ist auch sehr schön aber sonst hat diese Wanderung nicht viel zu bieten, zumal es jetzt den selben Weg wieder zurück geht. Die Temperaturen sind inzwischen nochmals angestiegen und so gestaltet sich der Rückmarsch sehr beschwerlich. Trotz genügend Flüssigkeit, wir hängen ständig an der Flasche, befallen Martha Schwindelgefühle und Übelkeit. Wir gehen nur noch sehr langsam voran, machen immer wieder ausgedehnte Pausen und setzen uns wenn möglich zum Abkühlen
an ein schattiges Plätzchen. Martha geht es inzwischen wieder besser und so entschliessen wir uns zu einer Zusatzschleife zu einem Aussichtspunkt oberhalb der Katherine Gorge. Der Lookout ist wirklich grandios und die weiteren Kilometer bis dorthin haben sich gelohnt. Über Millionen von Jahren hat sich der Katherine River seinen Weg durch den Sandstein gebahnt. Dadurch ist ein System von 13 Schluchten entstanden. Fünf dieser Gorges kann man auch vom Fluss aus mit dem Kanu oder per Boot erkunden. Unseren Übernachtungsplatz erreichen wir über einen steilen Abstieg zum Fuss der Schlucht. Ziemlich geschafft lassen wir den Abend bei einem kühlen Bier (Martha eine Cola) ausklingen. Wallabys wagen sich immer näher an uns heran und beobachten jede unserer Bewegungen aufmerksam. Sie sind einfach süss, die kleinen Dinger. Am nächsten Tag sind wir für die Wanderung zu den Edith Falls, ebenfalls im Nitmiluk Nationalpark, bedeutend früher unterwegs als am Vortag. Die Temperaturen sind am Morgen viel erträglicher. Die Highlights dieser Wanderung sind nebst den tollen Aussichten einige Badepools, die mit ihren rund 25° Celsius eine herrliche Abkühlung bieten. Am Nachmittag fahren wir in den Kakadu Nationalpark, einen der bekanntesten im
Northern Territory. Hier werden wir mitten im Bush unser Nachtlager aufschlagen. Bevor es dunkel wird erklimmen wir eine Anhöhe (Gunlom Lookout), von der wir bei untergehender Sonne eine tolle Fernsicht ins weitläufige Umland geniessen. Der Kakadu ist mit 19'000 km2 der grösste australische Nationalpark. Er umfasst eine aussergewöhnliche Landschaft der Extreme: Eines der wichtigsten Feuchtgebiete der Welt ist das Tiefland, das in der Regenzeit von November bis Mai überschwemmt ist. In diesen Monaten "verschwimmt" im wahrsten Sinne des Wortes die Grenze zwischen Meer und Festland. Von trockenen Sandsteinplateaus stürzen dann rauschende Wasserfälle in Oasen hinunter. Die Region ist ein sehr wichtiges Brut- und Durchzugsgebiet für Wasservögel. Seit dem grossen Erfolg des Films Crocodile Dundee ist der Norden Australiens weltbekannt für seine Krokodile. Kakadu ist die Heimat von mehr als 1’000 Pflanzenarten, einem Viertel aller Süsswasserfischarten und mehr als einem Drittel aller Vogelarten Australiens und somit ein Paradies für Naturliebhaber. Uns begeistert das wirkliche Outdoor Abenteuer und so planen wir einige herausfordernde 4WD Touren. Ausgangspunkt für unsere Unternehmungen ist der Garnarmarr Campground, den wir über eine 20 km lange Gravel Road erreichen. Wir mögen solche Plätze, weitab vom „Schuss“, in der freien
Wildbahn. Hier wird es in der Nacht „zapfenduster“ und es schleichen Wildtiere um den Wagen. Man sieht sie selten aber hören kann man sie ganz deutlich. Das macht die Sache spannend. Unser erster Besuch gilt den Jim Jim Falls. Von unserem Stützpunkt aus sind das 10 km auf denen nur Allradfahrzeuge zugelassen sind, die wir mit unserem „Bushi“ problemlos bewältigen. Die letzten Kilometer zu den Falls erreichen wir über einen markierten Wanderweg. Der Jim Jim Creek fliesst auf einer Erhebung, die sich über 500 Kilometer durch den Park zum Arnhem Land zieht. Die Jim Jim Falls stürzen sich dann 213 Meter in die Tiefe, immerhin fast viermal die Höhe der berühmten Niagara-Fälle. Vom Pool aus fliesst das Gewässer im breiten Flussbett gemächlich weiter. Die Jim Jim Falls bestehen aus drei einzelnen Fällen. Das spektakuläre Schauspiel ist nur saisonal zu bewundern. Jetzt in der Trockenzeit ist der sonst so gewaltige Wasserfall zu einem Rinnsal verkümmert. Dass wir hier zu dieser Jahreszeit kein grandioses Wasserschauspiel zu sehen bekommen, haben wir natürlich schon vorher gewusst. Trotzdem hat sich der Besuch gelohnt, denn während der Regenzeit wird der Zugang gänzlich gesperrt und man kann die Fälle nur noch vom Hubschrauber aus betrachten. Unser zweiter Besuch gilt den Twin Falls. An diese gelangen wir auf einer weiteren Piste, die durch tiefe Flüsse führt. Selbst jetzt in der Trockenzeit reicht das Wasser bei manchen Flussquerungen
über die Front-Scheinwerfer bis an den oberen Rand der Motorhaube. Dann beschleicht einen ab und zu ein mulmiges Gefühl. Wir hören, wie es blubbert im Motorraum und spüren, dass der Wagen kurz davor ist leicht aufzuschwimmen. Die Flüsse sind oftmals trüb und die Tiefe kann nur erahnt werden. Manche haben eine Breite von 30 bis 40 Metern und sind das Wohnzimmer der gefürchteten Salzwasserkrokodile. Weil wir nur mit einem Fahrzeug unterwegs sind ist das zusätzlich problematisch. Sollte der Wagen in der Mitte des Flusses tatsächlich „absaufen“ müsste ich aussteigen, mit dem Seil der Winde ans nächste Ufer waten, in der Hoffnung, dass den „Solties“ greise (zähe) Rentner nicht schmecken und dann das Seil an einem Baum befestigen. So könnten wir uns selbst mit der Elektrowinde ans gegenüberliegende Ufer ziehen. Zum Glück sind wir bis anhin von solchen Manövern verschont geblieben. „Bushi“ hat es immer (meistens) aus eigener Kraft geschafft, so auch heute. Wir erreichen das Gebiet der Twin Falls, die jetzt in der Trockenzeit kaum Wasser führen. Auch hier gilt das Selbe wie bei den Jim Jim Falls, sie können nur in der „Dry Season“ auf dem Landweg besucht werden. Zuerst unternehmen wir eine mehrstündige Wanderung auf das Plateau der Wasserfälle. Der erste Teil des Pfades führt steil bergauf, bis wir die Schulterhöhe des Canyons erreicht haben. Exotische Vogelstimmen begleiten uns auf dem Marsch über unwegsames Gelände durch ausgetrocknete Bachläufe in dichtem Bushland. Nach ca. zwei Stunden stehen wir oberhalb der spektakulären Wasserfälle und blicken tief in den Canyon hinunter. Wir gehen über Stock und Stein durch das ausgetrocknete Flussbett bis wir an einen kleinen Pool gelangen, der mit Frischwasser gespeist wird. Auf der ganzen Wanderung haben wir keine Menschenseele angetroffen, es sind lediglich da und dort einige Dingospuren zu sehen. So gehört der Pool uns alleine und wir geniessen die Abkühlung im herrlichen Wasser. Anschliessend klettern wir über
Felsvorsprünge bis an die Abbruchkante des Wasserfalls. Da wo wir jetzt stehen ist in der Regenzeit meterhoch Wasser und ein mächtiger Fluss stürzt mit Getöse in die Tiefe. Wir verweilen ca. eine Stunde oberhalb der Twin Falls und geniessen die grandiose Aussicht. Auf demselben Weg gelangen wir wieder zum Ausgangspunkt dieser Wanderung. Dort angekommen wollen wir die Wasserfälle aus einer anderen Perspektive, von unten betrachten. Das bedeutet, eine kurze Wanderung am Fluss entlang bis zum Shuttle Boat Service. Ein Parkranger fährt uns mit einem kleinen Motorboot auf dem River, dessen Wasser leuchtend grün schimmert, in die Schlucht. Schon von weitem können wir den Wasserfall von unten her sehen. Die letzte Teilstrecke bis zum Fuss der Twin Falls geht es wieder per Pedes dem Canyon entlang. Ein paar Felsbrocken müssen noch bezwungen werden bevor wir an einem schneeweissen Sandstrand stehen, in dessen Pool sich der Wasserfall ergiesst. Ein perfekter Ort zum Verweilen. Vor wenigen Stunden waren wir noch zuoberst auf dem Plateau des Wasserfalls nun liegen wir ihm zu Füssen. Leider darf man seit einigen Jahren nicht mehr in der schönen Lagune schwimmen. Es haben sich in der Regenzeit Krokodile eingeschlichen, die man
versucht mit ausgelegten Fallen einzufangen. Auch hier geht es denselben Weg zurück den wir gekommen sind. Per Funk avisieren wir den Parkranger, der uns mit dem Boot wenig später an der vereinbarten Stelle wieder abholt. Die Heimfahrt zu unserem Campground (20 km 4WD Piste) kennen wir bereits von der Hinfahrt und bietet deshalb keine grösseren Probleme. Am nächsten Morgen brechen wir zeitig auf und fahren zum Anbangbang Billabong, eines der unzähligen Wasser- und Sumpfgebiete, die auch in der Dry Season nie austrocknen. Es ist das Rückzugsgebiet für tausende von Wasservögeln und selbstverständlich auch für „Krokos“ und befindet sich ebenfalls im Kakadu Nationalpark. Auf einer Rundwanderung können wir die scheuen Tiere gut beobachten. Unser nächstes Ziel sind die Felsmalereien „Rock Art of Nourlangie“. Auch diese befinden sich im Kakadu Nationalpark und sind absolut sehenswert. Im Schutz der Felsen gemalt haben einige Jahrtausende der Verwitterung getrotzt. Die Felsmalereien am Nourlangie Rock werden von Wissenschaftlern auf ein maximales Alter von 20’000 Jahren geschätzt. Die jüngsten Bilder entstanden im
20. Jahrhundert. Einige der sehr alten Kunstwerke wurden inzwischen aufwendig restauriert. Ein wunderschön angelegter Wanderweg führt an einigen bemalten Felswänden vorbei. Schautafeln erklären alles Wissenswerte über die Zeichnungen und deren Bedeutung. Auf keinen Fall darf man nach der Wanderung den Abstecher zum Gunwarddehwardde Lookout verpassen. Denn von dort aus bietet sich dem Besucher ein fantastischer Blick auf den gewaltigen Nourlangie Rock. Jabiru ist unser letzter Übernachtungsplatz im Kakadu Nationalpark. Es ist der einzige Ort im Park, in dem man wieder Lebensmittel und Getränke, allerdings zu völlig überhöhten Preisen, einkaufen kann. Unseren nächsten Halt machen wir bei den Mamukala Wetlands, einem Mekka für Vogelbeobachter. Gouldamadinen, Fuchshabichte sowie viele andere endemische Arten, die es nur in dieser Region gibt, können hier beobachtet werden. Millionen von Magpie-Gänsen bewohnen die Sümpfe im Norden und sie zu beobachten, kommt einem Spektakel gleich. Selbst für uns Nicht-Ornithologen sind die Mamukala Wetlands ein eindrucksvoller Anblick. Natürlich leben in diesem Schwemmland nicht nur Vögel. Uns begegnen auch Kängurus und Reptilien. Beim Alligator River halten wir vorsichtig Ausschau nach den grossen Panzerechsen, können aber ausser ein paar Fischen und
deren gefiederten Jägern keine weiteren Tiere entdecken. An einem Tümpel bekommen wir eine Herde Wasserbüffel zu sehen, die sich das Gewässer mit ein paar Pelikanen teilen. Für uns geht die Zeit im Kakadu Nationalpark zu Ende. Abseits der Hauptachse, wo wir uns meistens bewegt haben, bietet dieser Park für Naturfreunde alles. Eine artenreiche Flora und Fauna, naturbelassene Landschaften, viele Tracks zum Wandern und auch ein paar anspruchsvolle Off-Road-Pisten. Wir kehren nun zurück in die „Zivilisation“ und fahren nach Darwin, der tropischen Metropole im „Top End“. Von den Einheimischen als Nabel der Welt gesehen, ist sie für alle anderen ein Provinznest am anderen Ende des Kontinents. Von den meisten Städten ist es ein weiter Weg bis nach Darwin. Selbst die Indonesische Hauptstadt Jakarta liegt näher als die eigene Regierung in Canberra. Mit rund 100’000 Einwohnern ist Darwin die nördlichste Stadt Australiens und zugleich Hauptstadt des Northern Territory. Darwin nennt sich auch „The Most Different City". Tatsächlich scheint das Leben im „Top End" Australiens nach anderen Regeln abzulaufen. Durchschnittstemperaturen von 30-35° C in feuchtheisser Luft sind die Regel. Nachts bleibt die erhoffte Abkühlung zumindest im Sommer fast immer aus. Zum Glück sind wir in der Trockensaison hierher gereist und so sind wenigstens die Nächte erträglich. Wir werden in Darwin ein paar ruhige Tage verbringen und uns die Stadt ansehen. Der Weg führt zunächst in die City. Die Smith Street Mall bildet mit den umliegenden Strassen das geschäftige Herz der Stadt. Einige wenige historische Bauten haben dem verheerenden Wirbelsturm Tracy 1974 Stand gehalten. Der Rest von Darwin wurde damals fast dem Erdboden gleich gemacht. Wir schlendern der Esplanade entlang. Der mit vielen Kriegsmahnmalen bestückte Bicentennial Park trennt die Prachtstrasse vom Ozean. Nicht zu übersehen ist das architektonisch schön gestaltete, 1994 errichtete Parliament House. Am Darwin Harbour ist die Stokes Hill Wharf ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Dutzende
Restaurants, Kneipen und Cafés laden zum gemütlichen Verweilen ein. Interessant für uns wäre auch der Botanische Garten gewesen. Die Anlage wird neu gestaltet und ist deshalb leider geschlossen. Ein weiterer Touristenmagnet ist der Mindil Beach. Der Strand in der Fay Bay ist beliebtes Ziel für romantische Sonnenuntergänge. Besonders grosser Andrang herrscht beim Mindil Beach Night Market (immer am Donnerstag und nur während der Trockenzeit). Dann kommt zwischen den überquellenden Verkaufstischen und exotisch duftenden Imbiss-Ständen so richtige Volksfeststimmung auf. Weil man in Darwin wegen den Krokodilen, Haien und Quallen nicht im offenen Meer baden sollte, hat sich die Stadt ein luxuriöses Freiluftbad mit Wellenschlag direkt am Ozean gegönnt. Zu dieser schönen Anlage gelangen wir mit einem gläsernen Lift, von dem aus die prächtigen Wohnanlagen und der Freizeitpark am Meer eingesehen werden können. Jede Stadt, die etwas auf sich hält, hat selbstverständlich ein Casino. Wenn Martha so ein Gebäude aus der Ferne sieht packt sie gleich die Spielleidenschaft. So auch hier. Beim Betreten des Komplexes wird man kontrolliert. Prompt muss ich den Rucksack und meinen geliebten „Aussie-Hut“ bei der Security abgeben. Nun kann es losgehen. Martha hat bereits Spielmünzen gewechselt und hängt an einem Spielautomaten. Zum Glück sind bei diesen „einarmigen Banditen“ die Einsätze nur sehr klein, sonst wäre unsere Haushaltskasse wohl schnell geplündert. Nachdem mein Schatz eine Weile die Spielsucht befriedigen konnte und alles eingesetzte Geld verloren hat, begeben wir uns zurück auf unseren Campground etwas ausserhalb der Stadt. Martha hat heute Waschtag und bringt das Innenleben unseres „Bushi“ wieder auf Hochglanz. Eine gründliche Aussenreinigung nach den staubigen Off-Road-Pisten hat er bereits gestern bekommen. Mit Schrecken stellen wir ab und zu fest, wie schnell doch die Zeit vergeht. Schon bald sind wir ein Jahr unterwegs und es bleiben uns nur noch ein paar wenige Monate in diesem wunderschönen Land. Wir sehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge dem Abflugtermin im Januar entgegen. Bestimmt sagen wir dann zueinander: „schade, dass die Zeit schon vorbei ist, sie war viel zu kurz; schön, und darauf freuen wir uns riesig, dass wir unsere Lieben zu Hause bald wieder in die Arme schliessen können.“


5.9. - 13.9.2012  Von Darwin über Litchfield NP, Victoria River, Timber Creek,

Gregory NP, Keep River NP nach Lake Argyle


Nach einigen gemütlichen Tagen in der Stadt, die Australiens Brücke nach Asien und gleichzeitig das Tor zum "Top End“ ist, zieht es uns wieder in die Einsamkeit und die fast unberührten Weiten des Landes. Ca. 130 Kilometer südlich von Darwin liegt der Litchfield National Park, unser nächstes Etappenziel. Dieses Naturrefugium befindet sich im Gebiet der Tabletop Range, einem langen Sandsteinplateau. In der Regenzeit, wenn es im Norden verstärkten Niederschlag gibt, tosen spektakuläre Wasserfälle donnernd in
die Tiefe. Jetzt, anfangs September, wenn der Wasserfluss sich etwas abgeschwächt hat, sind sie mit ihren natürlichen Pools die perfekten Orte zum Baden. Als erstes besuchen wir die „Magnetic Termite Mounds“, eine Art Termitenhügel. Eine grosse Fläche mit vielen Termitenburgen, welche die Form von Grabsteinen haben und alle genau nach Norden ausgerichtet sind. Sie sind weltweit einzigartig und können nur hier bewundert werden. Wie Forschungen ergeben haben, liegt das aber nicht am vermuteten Magnetsinn der Termiten, sondern daran, dass nur bei dieser Bauweise die Nahrungsvorräte in der Regenzeit nicht verschimmeln, weil die Vormittags-
und Nachmittagssonne die Hügel trocknen. Ein skurriler und aussergwöhnlicher Anblick. Neben diesen, wie von Menschenhand platzierten Termitenbauten, gibt es hier noch ein paar einzelne und freistehende Burgen, die zu den grössten auf dem ganzen Kontinent zählen. Über eine unbefestigte Piste (4WD) erreichen wir „The Lost City“, bizarre Sandsteinformationen in einer einmaligen Landschaft. Wind und Wetter haben im Laufe der Jahrtausende Felsen in Form einer im Dschungel versunkenen Stadt erodieren lassen. Es wäre ein perfekter Drehort für „Indiana Jones“. Wir können die ganze Szenerie alleine und in absoluter Stille geniessen. Dadurch ist alles noch viel beeindruckender. Weil wir viele Wandertouren in den Nationalparks unternehmen verbringen wir meistens mehrere Tage in diesen Naturschutzgebieten. Nur wer zu Fuss unterwegs ist bekommt die Vielfalt der Flora und Fauna zu sehen. Unser Nachtlager schlagen wir dann jeweils mitten in der Wildnis auf. Das ist bei den gegenwärtigen Wetterbedingungen auch gar kein Problem. Tagsüber um die 35° - 40° und in der Nacht knapp unter 20° Celsius sind ideale Bedingungen zum Campieren. Ausserdem haben wir seit Cairns (2 Monate) keinen Tropfen Regen gesehen. Die Reise geht weiter zu den Tolmer Falls. Vom Parkplatz aus gelangen wir nach wenigen 100 Metern auf das Plateau der Schlucht mit eindrucksvollem Blick auf die Fälle und den weit unten liegenden Teich (Achtung, Salzwasserkrokodile, Baden verboten!). Ein weiterer kleiner Trail führt uns ca. 2 km der Schlucht entlang am oberen Rand des Wasserfalls. Inzwischen ist es schon wieder drückend heiss und das Thermometer steigt unaufhörlich an. So kommt uns die Abkühlung bei den „Buley Rockhole“ gerade recht. Eine Reihe von über 50 Tümpeln, die untereinander durch kleine Wasserfälle verbunden sind, laden zum Baden ein. Die Wassertemperatur beträgt ganzjährig um die 25° Celsius. Einfach nur idyllisch und entspannend, besser als jeder Spa-Bereich. Es gibt hier zwar Süsswasserkrokodile (Freshies), aber solange man sie nicht ärgert sind die völlig ungefährlich. Nach dieser Erfrischung, die allerdings nicht lange anhält, begeben wir uns auf einen Trail entlang des Walker Creek. Von weitem hören wir ein lautes Gekrächze. Dann endlich entdecken wir die Ruhestörer auf einem Eukalyptusbaum. Die Red-tailed Black Cockatoos (Rotschwanz-Raben-Kakadus) sind nicht zu übersehen. Sie sind nicht nur besonders hübsch, sondern auch relativ gross. Bis zu 60 Zentimeter können die Tiere werden. Früher wurden viele dieser Vögel nach Europa gebracht und in grossen Käfigen gehalten. Zum Glück dürfen sie seit einigen Jahren nicht mehr exportiert werden. Leider sind die Kakadus sehr scheu und so können wir sie nur aus der Ferne
beobachten und fotografieren. Eine seltene, palmenähnliche Pflanze (Cycads), die aus der Dinosaurierzeit stammt und nur hier an einigen Stellen im Northern Territory vorkommt, können wir hingegen aus der Nähe bewundern. Nach dem Motto: nach einer Anstrengung ist ein Erfrischungsbad fällig, fahren wir zu den Wangi Falls. Die Wasserfälle mit einem einzigartigen Badeteich (normalerweise gibt es hier nur die relativ harmlosen Süsswasserkrokodile) können über eine gut ausgebaute Strasse erreicht werden. Deshalb ist man hier wohl auch nie ganz alleine. Zuerst begeben wir uns auf den Rundwanderweg über die Fälle auf das mit Buschland bewachsene Plateau. Der Abstieg führt durch feuchtheissen Regenwald und dann endlich im Teich baden – einfach grandios. Vom nahe gelegenen Greenant Creek gelangt man auf einem 90-minütigen Loop auf den Gipfel der Tjaetaba Falls, einer heiligen Aborigine-Stätte. Weil wir im Schweisse unseres Angesichts oben ankommen, genehmigen wir uns auch hier ein kühlendes Bad in einem der Pools. Wir hoffen, dass wir damit die Geister nicht erzürnt haben und sie uns weiterhin wohlgesonnen sind auf unserer Reise durch Australien. Der Litchfield Nationalpark hat noch mehr zu bieten. Wir fahren über
eine 4WD Strecke, die z.T. durch Bachläufe führt, zur 1929 erbauten Blyth Homestead. Sie ist im Originalzustand belassen und ein Zeugnis schwerer Pioniertage. Harry Sargent und seine 16-köpfige Familie haben hier in einem einfachen Haus aus Wellblech gelebt. Ein Erinnerungsstück an das harte Leben und die schweren Zeiten der früheren Viehwirtschaft und Minenindustrie. Während der Trockenzeit wurden Rinder gezüchtet und in der Regenzeit in der Mt. Tolmer Zinn Mine gearbeitet, die sich wenige Meter vom Blyth Homestead entfernt befindet. In einem Tagebuch mit Bildern finden wir interessante Informationen über das Leben dieser Familie. Einer der Jungs hat mit 8 Jahren bereits die halbe Familie gemanagt. Wenn er nicht für seine Geschwister gekocht hat, war er in der Mine am Arbeiten oder hat beim Viehtreiben geholfen. Wir fahren weiter im Bachbett eines trüben und langsam fliessenden Gewässers zum Sandy Creek. An dessen Ufern entlang gelangen wir über einen schmalen Pfad zu den Hidden Falls, die jetzt in der Trockenzeit nur noch spärlich Wasser führen. Dass das Leben in dieser Wildnis auch für „Krokos“ nicht einfach ist, können wir auf dem Rückmarsch sehen. Ein totes Süsswasserkrokodil treibt im seichten Gewässer des Sandy Creek. In der Trockenzeit gehen die Fischbestände drastisch zurück und die Panzerechsen sind einem harten Existenzkampf ausgesetzt, den nicht alle bis zur nächsten Regenzeit überleben. Nach ein paar eindrücklichen Tagen im Litchfield Nationalpark fahren wir auf dem Savannah Way weiter Richtung Westen. Bei Victoria River, einem Roadhouse, das nebst einer Tankstelle auch ein Restaurant und einen kleinen Einkaufsladen betreibt, begeben wir uns auf den Escarpment Walk zum Victoria River Plateau. Besonders schön ist diese kurze, aber anstrengende Wanderung vor Beginn des Sonnenunterganges.
Oben angelangt, haben wir einen herrlichen Ausblick über die Stokes Range, den Victoria River und den Savannah Way, der dem Flusslauf folgt. Übernachten werden wir 70 km weiter westlich in Timber Creek. Der Campground liegt direkt am gleichnamigen Fluss. Auf einem Abendspaziergang beobachten wir die heimkehrenden „Flying Foxes“ (Flughunde), wie sie sich zu hunderten an Äste hängen und die Nacht dort oben verbringen. Unterhalb ihres Nachtlagers lauern einige Süsswasserkrokodile im Fluss. Sollte ein unvorsichtiges Tier runter ins Wasser fallen ist sein Schicksal besiegelt. Bevor wir uns am nächsten Morgen in den Gregory Nationalpark aufmachen bereitet Martha ein reichhaltiges Frühstück zu. Spiegeleier, Schinken und andere Leckereien lassen wir uns gut schmecken. Frisch gestärkt fahren wir in den Park, der nur über Naturstrassen und 4WD Tracks verfügt. Der Gregory Nationalpark umschliesst die schönsten Sehenswürdigkeiten im Einzugsgebiet des Victoria Rivers und ist mit 10’500 Quadratkilometern nach dem Kakadu Nationalpark der zweitgrösste Park des Northern Territory. Die langen und rauen 4WD-Tracks sind neben der Natur wohl die grössten Attraktionen im Nationalpark. Ein Allradfahrzeug mit hoher Bodenfreiheit ist auf den harten Pisten ein absolutes Muss. Einzig die Strecke von ca. 50 Kilometer vom Victoria Highway bis Bullita Homestead und der Abstecher in die Limestone Gorge, kann bei trockenen Bedingungen auch mit einem 2WD‘s bewältigt werden. Der Weg führt uns zunächst zu dieser Kalksteinschlucht. In einem ausgetrockneten Flussbett marschieren wir zu den ebenso ausgetrockneten Wasserfällen. Wir besteigen schneeweisse Kalksteinterrassen, die sich im Fluss gebildet haben und die sich malerisch von der umliegenden Buschlandschaft abheben. Die Fahrt geht weiter zur Bullita Station, die zu den ältesten Farmen im Northern Territory zählt. Hier können Besucher in die frühe Geschichte der Viehzucht dieser Region eintauchen. Bullita Homestead versank 1977 in den Fluten des Baines Rivers und ist seit dem verlassen. In den nun leerstehenden Gebäuden informieren Schautafeln über diese Jahrhundertflut und über das harte Leben der ersten Siedler. Es ist früher Nachmittag und wir noch immer unternehmungslustig. Deshalb entschliessen wir uns kurzfristig für eine Zusatzschleife durch den Gregory Nationalpark. Der Humbert Track führt aus dem Park heraus und verbindet die Bullita Station mit der Humbert River Station, indem er einem alten Eselspfad folgt. Am Ende der 120 km langen Strecke erreicht man die Top Springs Road. Südlich des Campgrounds beginnt der Track. Wenn man die Wegmarken quer durch das Flussbett sieht kann man schon auf die weiteren Schwierigkeiten schliessen, die man noch bewältigen muss. Nur mit genügend Trinkwasser, Ersatzteilen und Reservereifen sollte man sich in diesen abgelegenen Teilen des
Nationalparks bewegen. Ich habe nur einen kurzen Blick auf die Karte geworfen und die Länge, die Dauer und die Schwierigkeit dieser Piste völlig unterschätzt. Für die 48 härtesten Kilometer dieses Tracks werden über 4 Stunden veranschlagt. Auch das habe ich grosszügig übersehen. Zudem braucht man ein Permit (kostenpflichtige Bewilligung) und man muss sich in ein Buch bei der Ranger Station eintragen und bei Rückkehr wieder schriftlich zurückmelden. Auch das ist meiner Aufmerksamkeit völlig entgangen. Schon bald ist uns klar, dass wir im Schnitt kaum schneller als 10 km pro Stunde vorwärts kommen. Die wilde und einsame Natur mit ihren fantastischen „Boabs“ (Flaschenbäume) hat uns aber völlig in ihren Bann gezogen und so vergeht Stunde um Stunde in dieser wildromantischen Gegend. Wir kämpfen uns durch ausgetrocknete Flussläufe und scharfkantige Felsverwerfungen. Oftmals ist von einer Piste, geschweige denn von Wegmarkierungen nichts mehr zu sehen. Trotz allen Widrigkeiten schaffen wir die 48 km in 3,5 Stunden. Das Gröbste ist geschafft. Es erwartet uns aber noch eine 190 km lange Rückfahrt auf einer Naturpiste in absoluter Dunkelheit. Hundemüde und völlig geschafft erreichen wir nach weiteren drei Stunden unser Nachtlager in Timber Creek. Nach einer ausgiebigen Dusche sind wir erstaunlicher Weise wieder putzmunter. Wir holen unseren geräucherten Tasman Lachs aus dem Kühlschrank, der mit Toast, Meerrettich, Oliven, Essiggurken und einem gekühlten Weisswein ausgezeichnet mundet. In der Nachschau betrachtet ein völlig „verrückter“ Tag. Nachdem wir lange geschlafen haben fahren wir am nächsten Morgen zum Keep River Nationalpark. Direkt am Gurrandalng Campingplatz beginnt ein teilweise steiler, aber gut ausgebauter
Weg, der Gurrandalng Loop. Die 1,5 km sind in gut einer Stunde zu erwandern. Zuerst geht es durch dichte Vegetation, dann wird es lichter und am Übergang zwischen den oberen und unteren Felshängen ist es feucht. Hier gedeihen malerische Fächerpalmen und verschiedene Akazien. Das absolute Highlight sind jedoch die spektakulären Sandsteinformationen und Felsflanken am Wegesrand. Am Ende der Wanderung erreicht man den Ort Gurrandalng, nach dem Weg und Campground benannt sind. Gurrandalng ist der Name für den hübschen grauen Kranich mit rotem Fleck am Kopf, der in Australien Brolga genannt wird. Der Sage nach reisten in der Traumzeit zwei Ureinwohner vom Meer her in diese Gegend und bauten aus Gräsern und Büschen ein grosses Nest. Sie tanzten um dieses Nest herum und ahmten die Rufe der Kraniche nach, bis sie sich selbst in Brolgas verwandelten. Seitdem heisst der Ort "Heimat des Brolga". Auf der Weiterfahrt passieren wir kurz vor Kununurra die Grenze vom Northern Territory nach Western Australia. Prompt werden wir angehalten. Eine Beamtin befragt uns nach evtl. unerlaubt mitgeführten Lebensmitteln. Es besteht ein striktes Einfuhrverbot für Früchte, Gemüse, Honig, usw. Wir geben zu verstehen, dass wir keine dieser Lebensmittel mitführen. Offenbar haben wir aber die nette Dame nicht restlos überzeugen können. Sie besteht auf einer Kontrolle und durchsucht unseren Kühlschrank und einige Kästchen nach verbotenen „Fressalien“. Zum Glück ist mein Schatz bei solchen Dingen sehr genau. Sie ist ein Mensch, im Gegensatz zu mir, der sich strickte an die Vorschriften hält. So haben wir nur erlaubte Ware im Wagen und können unsere Fahrt mit dem Segen der Beamtin fortsetzen, nicht ohne die Uhren um 1,5 Stunden zurückzustellen, denn Westaustralien liegt wieder in einer anderen Zeitzone als das Northern Territory. Am frühen Abend
erreichen wir den Lake Argyle, einer der grössten künstlich gestauten Seen Australiens, der längst auch touristisch genutzt wird. Das Wohnhaus der Familie Durak aus dem Jahr 1886 wurde am Ufer als Museum wieder aufgebaut, nachdem der Stausee den ursprünglichen Standort überflutet hatte. Mythisch bedeutsame Stätten der Ureinwohner dagegen gingen in den blauen Wassern unter. Proteste wurden frühzeitig laut, blieben aber letztlich ungehört. Am und im See entwickelte sich ein einzigartiges Ökosystem mit einer grossen Vielfalt an Tieren und Pflanzen in einer spektakulären Landschaft. Auf den mehr als 90 Inseln im See befinden sich Brutstätten für Süsswasserkrokodile. Heute leben gegen 20’000 Tiere im riesigen See. Das Gewässer ist ein idealer Lebensraum für fast ein Drittel aller australischen Vogelarten. Wir schlagen beim malerischen Campground unser Nachtquartier auf. Das Herzstück dieses Campingplatzes ist eine traumhaft angelegte Poollandschaft. Von hier oben geniessen wir bei einem kühlenden Bad eine grandiose Sicht auf den gigantischen See mit seinen verschwiegenen Buchten. Ein schöner Ort um ein paar Tage zu bleiben, auf der faulen Haut zu liegen und die Wanderschuhe weit weg zu stellen.



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