South Australia


Reisebericht
Bildergalerie
Videoclips


23.2. - 28.2.2012  Von Eucla über Ceduna, Streaky Bay, Elliston nach Port Lincoln


Am Donnerstag kurz nach 10 Uhr fahren wir bei Border Village über die Grenze nach Südaustralien. Trotz reichhaltigem Frühstück haben wir kurz vor dem Grenzübergang einen Halt eingelegt und die letzten Früchte (Pflaumen und Äpfel) gegessen (in uns reingewürgt) damit wir gesetzeskonform ohne Frischprodukte in den neuen Bundesstaat einreisen. Zu unserer Verwunderung sind aber die Kontrollposten verweist und niemand überprüft uns nach unerlaubten Lebensmitteln. Also hätten wir getrost alles mitnehmen und erst später essen können. Wir fahren weiter auf dem Eyre Highway der Südküste
entlang. Bei Kooalda machen wir einen kurzen Abstecher in den Great Australian Bight Park. Die Strasse endet kurz vor den steil abfallenden Klippen. Die letzten 100 Meter bis an die Klippenkante müssen wir zu Fuss gehen. Alles ausserhalb dieses Pfades ist Sperrgebiet und auf Hinweistafeln wird man auf die Gefahr der bröckelnden Felsen aufmerksam gemacht. Wenn man sich ein wenig über die Vorschriften hinwegsetzt, über die Absperrungen steigt und zuvorderst an die Kante geht, dann erst kann man die Dimensionen der Erosion an der Front überblicken. Wasser und Wind fressen sich immer mehr ins Landesinnere und hinterlassen eine „schrecklich-schöne“ Küstenregion. Inzwischen sind wir uns lange Autofahrten (immer nur geradeaus kaum Kurven) gewohnt und wir machen nur ab und zu Halt um zu tanken, oder die Füsse zu vertreten. An einer
Tankstelle bei Yalata füllen wir die beiden 90 Liter Diesel-Tanks unseres Campers. Plötzlich vernehmen wir ein dumpfes grollen und brummen. Wenige Sekunden später sind wir in eine dichte Staubwolke gehüllt. Kurze Zeit später lüftet sich der Schleier und vor uns steht ein gewaltiger Road Train (bis zu 70 Meter lange Lastwagen mit 3 bis 4 Anhängern). Zum Glück haben wir alle Türen und Fenster am „Bushi“ geschlossen, sonst wäre im Innern wohl alles von einer dicken Staubschicht zugedeckt. Neben diesem Brocken sieht unser Heim auf vier Rädern richtig winzig aus und wir bekommen schon leichte Anzeichen von Minderwertigkeitskomplexen. Aus dem Führerhaus des Lastwagens steigt ein typischer Asphaltcowboy mit Filzhut und tüchtigem Bauchansatz. Er holt sich beim Road House nur schnell einen Becher heissen Kaffee, bevor er sich wieder hinters Lenkrad schwingt und den Schwertransporter mit 24 Achsen und 86 Rädern langsam wieder in Schwung bringt. Wir setzten unsere Fahrt fort und nach rund 500 km erreichen wir Ceduna. Kurz vor der Stadteinfahrt steht ein Kontrollposten an dem wir zum Anhalten aufgefordert werden. Ein Mann in Uniform kommt auf uns zu, begrüsst uns und fragt, ob wir frisches Gemüse oder Obst mitführen. Jetzt sind wir so eine lange Strecke auf Südaustralischem Gebiet gefahren und werden nicht beim Grenzübertritt sondern erst einige hundert Kilometer später kontrolliert – das ist doch ein Witz. Prüfend schaut der „Zöllner“ in unser Fahrzeug. Martha ergreift die Initiative und erklärt dem Beamten auf charmante Art und Weise, dass wir nichts mitführen was verboten wäre und sämtliche Frischprodukte nicht mehr im Kühlschrank, sondern in unseren beiden Mägen seien. Der Beamte kann sich ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen. Aber die Antwort von Martha hat ihm wohl gefallen und er lässt uns ohne Kontrolle weiterfahren. Es ist nun schon später Nachmittag, denn wir sind in einer neuen Zeitzone angelangt und müssen die Uhren um 2,5 Stunden nach vorn stellen. Jetzt haben wir 9,5 Stunden Zeitdifferenz zur Schweiz. Am nächsten Morgen geht es auf dem Flinders Highway der Küste entlang weiter südwärts. Unser erster Halt ist beim kleinen
und hübschen Örtchen Streaky Bay. An einem wunderschönen Picknickplatz am Meer schauen wir den Fischern und Krabbenfängern zu. Wenn die Angler mit ihren Booten zurückkehren, fährt ein Helfer mit dem Traktor samt Anhänger bis auf Hüfthöhe ins Wasser des sanft abfallenden Sandstrandes. Der Bootsführer fährt nun mit etwas Schwung auf den Anhänger, das Boot wird mit einem Haken befestigt und schon fährt das ganze Gespann samt aufgeladenem Boot aus dem Wasser. Der Bootsführer bleibt im Schiff (auf dem Anhänger sitzen) und sortiert während der Fahrt über die Landstrasse den Fang. Bei uns in der Schweiz wäre im nu die Polizei da und würde den „Übeltäter“ vom Schiff holen. Nach den schönen Eindrücken in dem touristischen Städtchen führt unser Weg zu den „Murphy's Hay Stacks“. Das sind riesige Gesteinsbrocken, etwa 1,5 Milliarden
Jahre alt (kein Schreibfehler). Es sind dies Verwitterungsreste ehemaliger Felsformationen. Die Erosion hat hier alle möglichen Formen geschaffen. Im Morgen- oder Abendlicht kommen diese Felsgruppierungen besonders gut zur Geltung. Dann leuchten die flechtenartigen Gewächse auf den Steinen in verschiedenen Rottönen. Und weiter geht die Fahrt auf dem Flinders Highway. Ein Strassenschild mit der viel versprechenden Aufschrift „Venus Bay“ (da kann kein Mann dran vorbeifahren) weist uns den Weg auf eine Gravel Road. Wieder einmal kommt uns die Geländetauglichkeit unseres Bushcampers zu gute. Die 4WD Strecke führt durch Bushland ans Wasser. Von weitem sehen wir Kängurus, die sich am Strand und im Meer aufhalten. Was diese Tiere im Salzwasser suchen und offenbar auch finden ist uns ein Rätsel. Wir nähern uns vorsichtig, bleiben aber nicht lange unentdeckt. Die scheuen Tiere fliehen in grossen Sprüngen ins Dickicht. Es ist unglaublich wie die Kängurus aus dem Stand beschleunigen und was für eine Geschwindigkeit sie auf der Flucht erreichen. Nun sehen wir unweit vom Ort, wo die Kängurus ihr „Bad“ genommen haben etwas Undefiniertes am Strand liegen. Wir nähern uns langsam, doch nichts rührt sich an der besagten Stelle. Nun erkennen wir , dass dort ein Delphin liegt. Doch dem armen Kerl kann niemand mehr helfen. Vermutlich ist er vor ein oder zwei Tagen gestrandet und nicht mehr weggekommen und dabei möglicherweise qualvoll verendet. Kein schöner Anblick aber das ist halt Teil der Natur und des ewigen Kreislaufs von Geborenwerden und Sterben. In Elliston beziehen wir unser heutiges Nachtquartier und begeben uns tags darauf schon früh wieder auf den Weg. Bei Locks Well machen wir einen Abstecher an die Küste. Die eindrucksvollen Felsklippen ragen bis zu 70 Meter über den Meeresspiegel hinaus. Martha entdeckt in der
Brandung ein paar Wellenreiter. Aber wie gelangen diese überhaupt ans Wasser? Wir gehen noch ein paar Schritte an die Abrisskante der Klippen und können einen Surfer erkennen, der auf einem engen und gefährlichen Pfad mit seinem Board nach unten klettert. Ein waghalsiges Unterfangen, denn hier bröckelt der Fels gewaltig. Das sind wirklich wilde und ganz verrückte Kerle, die ein solches Risiko eingehen. Einige Stunden später fahren wir an die Sheringa Beach. Vor der Küste gibt es reiche Fischgründe. Über eine Holztreppe gelangen wir zum Strand hinunter.  Hier stehen die Angler in Reih und Glied und versuchen ihr Glück vom Ufer aus. Und tatsächlich,
fast im Minutentakt schnappen hier mehr oder weniger grosse Fische nach den ausgeworfenen Ködern. Wenn dann einer angebissen hat, heisst das noch lange nicht, dass er auch an Land gezogen werden kann. Mindestens die Hälfte der Fische können sich wieder vom Haken befreien und entkommen so dem Kochtopf. Unser heutiges Etappenziel heisst Port Lincoln. Mediterranes Klima, eine abwechslungsreiche Küste und ein ländlich verträumtes Hinterland machen die Stadt im Süden der Eyre-Halbinsel touristisch attraktiv. Wunderschöne Badestrände säumen die Boston Bay im südlich
angrenzenden Lincoln Nationalpark. Die natürliche Hafenbucht, dreimal so gross wie der berühmte Sydney Harbour, ist für alle möglichen Wassersportarten gut – und beherbergt die grösste Thunfischflotte Australiens. Wir lassen uns auf einem Campground etwas ausserhalb der Stadt nieder und wollen uns hier ein paar Tage von „Ferienstress“ erholen. Spass bei Seite; es ist mal wieder grosse Wäsche angesagt, unser Bushcamper hat auch eine gründliche Reinigung nötig und Martha möchte mir die wenigen Haare schneiden, die mir noch geblieben sind. Also drei gute Gründe hier zu verweilen. Nach diesen eher geruhsamen Tagen sind wir wieder heiss auf Abenteuer. Wir fahren in den nur 15 km von Port Lincoln entfernten Lincoln Nationalpark. Er ist geprägt von Klippen, umsäumt von Stränden sowie feinen Sanddünen. Am Stamford Hill Lookout hat man einen 360°-Rundumblick über das Naturschutzgebiet, Port Lincoln und die Boston Bay. Die schönsten Badestrände sind Memory Cove (nur mit Allradantrieb zu erreichen), Woodcutters Beach, Surfleet Cove, September Beach und Spalding Cove. Zum Wandern eignet sich der Investigator Trail, insgesamt 93 km lang, der aber auch in Teilabschnitten begangen werden kann. Wer fischen möchte, hält seine Angel am besten am Fishermans Point, am Cape Donington und am MacLaren Point ins Wasser. Am Eingang des Parks zahlen wir die Eintrittsgebühr von 10 Dollar und eine Übernachtungspauschale von 7 Dollar. Natürlich ist hier keiner, der das Geld einkassiert. Man nimmt ein bereitgelegtes Kuvert, schreibt das Datum und die Autonummer drauf, legt die 17 Dollar rein und wirft den Umschlag in den dafür vorgesehenen Briefkasten. Es kontrolliert niemand, ob man bezahlt oder nicht – wir bezahlen natürlich gerne den kleinen Unkostenbeitrag, denn die Parks müssen ja auch unterhalten und die zum Teil aufwendige Infrastruktur gebaut werden. Wir fahren zunächst über eine asphaltierte, dann über eine Gravel Road an die Steilküste von Wanna. Über kleine Wanderwege gelangen wir zu verschiedenen Aussichtspunkten. Wir blicken auf die zerklüftete Küstenlinie, die durch den heftigen Wellengang immer weiter abgetragen wird und somit Jahr für Jahr Land vom Meer verschlungen wird. Die Weiterfahrt führt über eine ausgesprochene 4WD-Strecke. Wieder einmal sind wir froh, dass unser Fahrzeug so geländetaugliches ist. Die schönsten Orte erreicht man meistens nur über schwer zu befahrende Pisten.
Wir kurven im Schritttempo (4-Rad-Antrieb und Differenzialsperre) durch dieses anspruchsvolle Gelände an riesigen Dünen vorbei. Mal wühlen wir uns durch tiefen Sand, dann wieder über felsige Abschnitte, die steil abfallen und dann ebenso steil wieder ansteigen. Nach einer halben Stunde gelangen wir ans Cape Tournefort. Es erübrigt sich eigentlich zu sagen, dass wir hier die einzigen Menschen sind. Auf einem etwa 1 km langen Strandabschnitt, der nur zu Fuss über steil abfallende Sanddünen erreicht werden kann, sehen wir die bis jetzt eindruckvollste Brandung auf unserer Reise. Die Wellen erreichen auf dem vorgelagerten Riff eine Höhe von sieben bis acht Metern bevor sie donnernd zusammenbrechen. Ein Anblick der einen vor Ehrfurcht erstarren lässt. Wir schauen der Szenerie minutenlang schweigend und überwältigt zu. Welch eine Kraft in Wind und Wasser ist, bekommt man hier eindrücklich demonstriert. Bevor wir noch eine ca. zweistündige Wanderung auf dem Investigator Trail unternehmen, suchen wir einen Übernachtungsplatz. Am Fishermans Point, direkt am Meer an erhöhter Lage, werden wir fündig. Ein Ort wie im Bilderbuch. Nur Natur und wir. Es gibt hier zwar keine Duschen und kein Wasser und wenn man Pipi machen muss passiert das hinter irgendeinem Gebüsch. Aber einen Tag können wir auf die Annehmlichkeiten der Zivilisation gut verzichten. Ausserdem haben wir 80 Liter Frischwasser in unserem Camper. Das reicht zum Kochen und für eine „Katzenwäsche“. Am Abend erleben wir einen schönen Sonnenuntergang in der absoluten Stille der Wildnis. Nach dem Eindunkeln, das ist hier wörtlich gemeint, ist es zapfenduster. Man kann ohne
Taschenlampe nichts mehr erkennen. Leider sind in der Nacht ein paar Wolken aufgezogen und so müssen wir auf unseren geliebten Sternenhimmel verzichten. Nach dem Zubettgehen hören wir draussen plötzlich Geräusche. Kängurus, Emus und was da kreucht und fleucht suchen im Schutz der Dunkelheit nach Fressbarem. Kaum machen wir uns durch Laute oder Licht bemerkbar, sind die Besucher blitzartig verschwunden und es wird wieder still um unser Häuschen auf vier Rädern. Am anderen Morgen bekommen wir dann tatsächlich noch einer unserer nächtlichen Besucher vor die Linse. Ein fast mannshoher Emu läuft uns bei der Morgentoilette über den Weg. Leider geht auch im Rentnerleben die Zeit sehr schnell vorbei. Obwohl wir 12 Monate in Australien bleiben, müssen wir uns an einen Zeitplan halten, der uns möglichst optimale Wetterbedingungen an den verschiedenen Orten verspricht. So brechen wir unsere Zelte in Port Lincoln ab und fahren die nächsten Tage wieder nordwärts Richtung Port Augusta.


29.2. - 9.3.2012  Von Port Lincoln über Port Augusta, Flinders Ranges nach Adelaide


Diesmal hat es mit dem Reisebericht ein paar Tage länger gedauert als sonst. Nicht weil etwa die Redaktion eingeschlafen oder im Streik wäre, der Grund ist die heikle Hardware, die auf einer solchen Reise extrem strapaziert wird. Unser treuer Begleiter, der Laptop, zeigt uns eines Abends in der Mitte des
Displays farbige Streifen. Wir können zwar auf der linken und rechten Seite des Bildschirms noch alles erkennen aber gut ein Drittel wird durch dieses eigenwillige Kunstwerk abgedeckt. Nun ist guter Rat im wahrsten Sinne des Wortes „teuer“. Wir haben verschiedene Möglichkeiten, dieses leidige Problem zu lösen. Zum Mac-Händler gehen und den Computer reparieren lassen. Das ist aber nicht so einfach. Repariert wird heute sowieso nichts mehr, es wird ausgetauscht. Das heisst, der „Läpi“ wird eingeschickt, das Display gewechselt und der Computer wieder zurück geschickt. Eigentlich kein Problem, es dauert halt ca. 4 bis 5 Wochen, bis er wieder verfügbar wäre. Bis dahin sind wir natürlich schon „über alle Berge“. Eine weitere Möglichkeit wäre – ein neues Gerät zu kaufen. Das ist teurer als eine Reparatur, hätte aber den Vorteil der sofortigen Verfügbarkeit. Leider bekommt man den Laptop nicht mit deutscher Tastatur. Somit ist das keine Option. Der einzige Apple Store in Australien, der den Bildschirm im Laden ersetzen kann, befindet sich in Melbourne. In einigen Wochen werden wir in dieser schönen Stadt sein und dann wird als erstes das Equipment wieder hergestellt. Damit wir weiter Berichte schreiben können, müssen nun einige Dinge besorgt werden. Alsda wären: ein Zweitmonitor (einen 20-Zoll gibt es beim Discounter für 150 Dollar), ein Mini-DVI auf DVI-Port (gibt es beim Apple Store für 30 Dollar) und dann noch ein DVI Monitorkabel (gibt es ebenfalls beim Discounter für 50 Dollar). Wir haben innerhalb zweier Tage alles bekommen und siehe da, es funktioniert sogar einwandfrei. Einziger Nachteil, wir müssen noch mehr Utensilien bei unseren sonst schon sehr eingeschränkten Platzverhältnissen unterbringen. Aber Martha, das „Packtalent“, hat auch dieses Problem souverän gelöst.
Am 29. Februar (wir haben auch in Australien ein Schaltjahr – wer hätte das gedacht?) füllen wir zuerst in Port Lincoln alle unsere Lebensmittelvorräte, den Wasser- und die beiden Diesel-Tanks auf. Pünktlich zur Abfahrt kommt das vorhergesagte schlechte Wetter. Es sollte am heutigen Tag nur einmal regnen und zwar vom Morgen bis zum Abend auf den gesamten 350 km. So etwas haben wir bis jetzt noch nie erlebt. Ohne die kleinste Pause oder Aufhellung giesst es unentwegt. Etwas Gutes hat es trotzdem. Unser „Bushi“ wird nach den vielen Off Road Pisten endlich gründlich geduscht. Was wir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, dieser heftige Regen wird wesentlichen Einfluss auf unsere Weiterreise haben. Am späteren Nachmittag erreichen wir Port Augusta, das sich „Tor zum Outback“ nennt und auch als „Kreuzweg Australiens“ bezeichnet wird. In dieser Stadt kreuzen sich die Strassen- und Schienenwege von West nach Ost und von Süd nach Nord. Alle Wege – ausser dem nach Süden – führen ins Outback. Weil wir die Natur lieben und uns die Tier- und Pflanzenwelt interessiert, gehen wir am Donnerstag in den Australian Arid Lands Botanic Garden. Dieser zeigt die Flora, die typisch ist für das trockene und heisse Innere des
Kontinents. Ein Netz von Wanderwegen durchzieht das mehr als 200 ha grosse Areal. Im Park selbst gibt es ein schönes Informationszentrum wo wir das Kartenmaterial für die verschiedenen Trails bekommen. Was man uns nicht sagt, viele Abschnitte auf dem längsten Wanderweg (den wir natürlich gemacht haben), stehen unter Wasser. So wird leider das Ganze zu einer rutschigen und stachligen Angelegenheit. Weil wir nicht auf, sondern neben den Wegen gehen müssen, fangen wir uns im angrenzenden Bushland den einen oder anderen Dorn ein. Alles in Allem ist es aber ein schöner Ausflug und der Blick auf die roten Felsen beim Red Cliff Lookout lässt den Ärger über die Stacheln in den Schuhen, Socken und Hosen schnell vergessen. Weil die Wetterprognosen für die nördliche Region von Port Augusta immer noch nicht gut sind, bleiben wir
zusätzlich zwei Tage in dieser Stadt. Wir besuchen das Wadlata Outback Centre. Hier werden die Geschichte und die Mythen der örtlichen Aborigines, die Erkundung des Outbacks durch die Europäer und schliesslich der Alltag fernab der Strassen vorgestellt. Der Eintritt ins Museum ist kostenpflichtig aber ausnahmsweise ist das Geld hier gut angelegt. Auf interessante Art und Weise wird uns das Outback etwas näher gebracht. Unser nächstes Ziel ist der Flinders Ranges Nationalpark, der ca. 160 km nördlich liegt. Nach einem viertel der Wegstrecke erreichen wir Quorn. Die Stadt drohte in eine Art Dornröschenschlaf zu fallen, als die Schmalspurbahn 1937 stillgelegt wurde. Einigen Eisenbahnenthusiasten gelang es den alten Bahnhof und die Strecke am reizvollen Pichi-Richi-Pass zu erhalten. Der nostalgische Zug ist seither zwischen März und November an allen Wochenenden unterwegs. 66 km weiter nördlich gelangen wir zum Städtchen Hawker. Auch dieser
Ort ist eine alte Eisenbahnstadt. Von dort aus führte die Great North Railway, die eine Schienenverbindung von Süd- bis zur Nordküste schaffen sollte. Die Schmalspurbahn erreichte jedoch nur Alice Springs und wurde in den 50er Jahren zugunsten einer neuen, breiteren Schienenverbindung weiter westlich eingestellt. Ab Hawker führt eine schöne 4WD-Strecke in den Flinders Nationalpark. Bei der Abzweigung zur Gravel Road bleiben wir vor einem Strassenschild stehen. In grossen Lettern ist zu lesen, „Road closed“. Die schweren Regenfälle der letzten Tage hat die Strecke unpassierbar gemacht. Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als auf der asphaltierten Strasse in den Park zu fahren. Auf einer schönen Route mit zahlreichen Aussichtspunkten, erreichen wir Wilpena Pound, das touristische Zentrum der Flinders Ranges. Der Nationalpark gehört zu den schönsten Outbackregionen Australiens. Die meisten Gipfel der beiden talformenden Bergketten sind knapp über oder unter 1000 m hoch. Zwei Bäche fliessen durch den Wilpena Pound und sorgen für üppiges Grün. Wanderwege, auf denen wir den Park erkunden möchten,
durchziehen das Tal. Wir gehen zuerst zum Informationszentrum und besorgen uns alle nötigen Unterlagen. Zu unserem Verdruss erklärt man uns, dass der Norden des Parks nach den Regenfällen unpassierbar sei und somit der schönste Teil weder zu Fuss noch mit dem Allradfahrzeug zugänglich ist. Das ist für uns eine herbe Enttäuschung. Aber der Ärger wird noch grösser als wir begreifen, dass der Oodnadtta Track (ausgesprochen schöne und z.T. schwierige 4WD-Strecke), über die wir nach Coober Pedy fahren wollten, ebenfalls für längere Zeit gesperrt ist. Wir erfahren aus dem Internet, dass Ostaustralien die schwersten Regenfälle seit 1920 erlebt
und dass es sogar Tote gegeben hat. Viele Menschen sind auf der Flucht vor den Wassermassen und werden evakuiert. Sogar in Sydney soll es Überschwemmungen gegeben haben.  Die Ausläufer dieses Tiefdruckgebietes sind schlussendlich für die Probleme in unserer Region verantwortlich. In solchen Momenten muss man tief durchatmen und aus der Situation das Beste machen. Wir haben ja noch den südlichen Teil des Parks für ein paar Wanderungen und Fahrten zur Verfügung. Ein Campground, direkt beim Visitor Center, mitten in einem Laubwald, wird unser Zuhause für die nächsten beiden Tage. Nach dem Nachtessen planen wir die erste Wandertour. Die heimkehrenden Papageien sorgen für ein gebührendes Abendkonzert (schreckliches gekrächze!). Nach einer halben Stunde geben sie endlich Ruhe. Eine kalte und sternenklare Nacht senkt sich über das Tal. Am nächsten Morgen stehen wir zeitig auf und bereiten das Frühstück zu. Plötzlich raschelt es im Unterholz. Nach einiger Zeit bemerken wir ein
kleines Känguru, das sich langsam anschleicht und nach Fressbarem sucht. Ich hole die Kamera. Das Beuteltier wagt sich an unser Auto heran. Neugierig untersucht es alles und entdeckt plötzlich Martha, die aus dem Wagen guckt. Offenbar ist das Tier an Menschen gewöhnt. Als das Känguru realisiert, dass es nichts zu futtern gibt, legt es sich dicht neben uns auf den Boden und geniesst die wärmende Sonne. Unsere Wanderung zum Wangara Lookout beginnt mit einem eher flacheren Teil, der durch eine typische, wunderschöne Outbacklandschaft führt. Überall sieht man Wildtiere. Kängurus, Strausse, farbenprächtige Papageien, Echsen, Falken und Adler. Zur Aussichtsplattform gelangt man über einen halbstündigen Aufstieg, der den Blick auf das natürliche Amphitheater des oval geformten Felskessels frei gibt. Am späteren Nachmittag geht es mit unserem 4WD weiter ins Innere des Parks bis uns immer wieder Hinweistafeln „Road closed“ zur Umkehr zwingen. Trotzdem bekommen wir an verschiedenen Aussichtspunkten einen Überblick dieser grossartigen Natur und der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt des Nationalparks. Am folgenden Tag geht es mangels
Alternativen wieder südwärts Richtung Port Augusta, denn auch der Abzweiger nach Broken Hill im Osten ist wegen den Unwettern nicht befahrbar. Zu unserem Erstaunen ist nun aber der 4WD-Track von Hawker nach Quorn offen und wir müssen nicht wieder die gleiche Strecke auf der wir gekommen sind zurückfahren. Die Off Road Piste ist sehr abwechslungsreich und an verschiedenen Stellen wegen des vielen Wassers und Schlamms auch anspruchsvoll. Gewisse Passagen können nicht befahren werden, da immer noch Baumstämme quer über der Piste liegen, die selbst von der starken Seilwinde nicht beseitigt werden können. Im Waren Gorge, der Schlucht mit den roten Felsformationen, gönnen wir uns einen kleinen Apéro. Am Abend übernachten wir nochmals in Port Augusta bevor es am anderen Tag die Strecke von 300 km nach Adelaide zu bewältigen gilt. Auf der ganzen Route gibt es nur wenige Sehenswürdigkeiten und so erreichen wir schon am frühen Nachmittag die Millionenstadt Adelaide. Die City ist geprägt von breiten, sich
rechtwinklig kreuzenden Strassen. An Adelaides Prachtsmeile, der North Terrace, geht die Stadt über in die Grünanlagen des Torrens River. Das Herz der Metropole bildet die Rundle Street. Tagsüber pulsierende Einkaufsstrasse, abends beliebter Restaurant Treff. An Sommerabenden rollen hier die „Beautiful people“ mit ihren aufgemotzten Sportwagen vor. In den Strassenzügen sehen und hören wir musizierende Künstler. An der Rundle Mall gibt es einen „Performance Place“, bei dem das Musik Equipment zur Verfügung gestellt wird und jeder der sich berufen fühlt kann seine Darbietungen vortragen – hoch interessant und amüsant. Wir besuchen das South Australien Museum. An der Glasfront sind verschiedene Walskelette, eines von ca. 20 Meter Länge ausgestellt. Der Schwerpunkt des Museums bildet eine der umfangreichsten Sammlungen über Kunst und Kultur der Aborigines. Der Eintritt ist frei und die Ausstellung ist wirklich beeindruckend. Für Naturinteressierte ist der gepflegte Botanische Garten an der North Terrace ein absolutes Muss. Eine fülle tropischer und mediterraner Pflanzen gedeihen hier am Rande der City. Hauptanziehungspunkte sind das Palmenhaus von 1877 mit Pflanzen aus Madagaskar, das Bicentennial Conservatory mit Regenwaldpflanzen und der internationale Rosengarten mit über 5000 Rosen. Auf dem Rückmarsch zum Auto führt der Weg am „Light’s Vision“ Punkt vorbei. Von der Anhöhe geniesst man einen tollen Ausblick auf die Skyline der Stadt. Als schönes Fotomotiv bietet sich der Leuchtturm von Port Adelaide an. Wegen eines einzigen Fotos sind wir 15 km hin und 15 km zurück gefahren. Der Leuchtturm ist wirklich schön aber der Pier und die ganze Hafenanlage lohnt den Besuch nicht. Am Wochenende fahren wir ins Weingebiet des bekannten Barossa Valley und besuchen anschliessend die Adelaide Hills, bevor wir mit der Fähre nach Kangaroo Island übersetzen.


10.3. - 16.3.2012  Von Adelaide übers Barossa Valley, Hahndorf nach Kangaroo Island


Nach schönen und aufregenden Tagen im urbanen Adelaide zieht es uns wieder in ländliche Gefilde. Unser Ziel ist das Barossa Valley. Das Tal im Nordosten der Grossstadt ist ca. 40 km lang und 10 km breit und gilt
als eines der besten Weinanbaugebiete Australiens. Es waren deutschstämmige Einwanderer, die 1842 im weiten hügeligen Gebiet mit dem Pflanzen von Rebstöcken begonnen haben. Heute produzieren über fünfzig Weingüter, darunter so bekannte Namen wie Orlando, Yalumba und Seppelt Spitzenweine, die Weltweit Beachtung und Anerkennung finden. Bei der Fahrt durch das saftig grüne Tal werden wir zwangsläufig an die Schweiz oder an den Süddeutschen Raum erinnert. Niemand würde bei diesen Landschaftsbildern vermuten, dass es sich um eine Region in Australien handeln würde. Kleine Städte wie Angaston oder Hahndorf können ihre deutsche Herkunft nicht verleugnen. Zum einen tragen viele Gasthöfe deutsche Namen, zum anderen sieht alles akkurat und ordentlich aus, was nicht unbedingt der australischen aber schon eher der deutschen Mentalität entspricht. Unweit von Hahndorf befindet sich der Mount Lofty. Ein dichtes Netz von
Wanderwegen durchzieht das Gebiet, das zu den Adelaide Hills gehört. Obwohl der Berg nur ca. 700 Meter hoch ist, sind die Wege „stotzig“ und es braucht eine gehörige Portion Kondition, wenn man sich auf eine dieser Pfade begibt. Die Natur zeigt sich uns im herbstlichen Gewand. Die Laubbäume färben sich in verschiedenen Rot- und Gelbtönen. Trotzdem ist es sommerlich mild und die Blumen blühen, als stünde der Frühling vor der Tür. Ein Bild, das man sich als Schweizer(in) kaum vorstellen kann. Papageien und kleine Beuteltiere, die Ähnlichkeit mit grossen Ratten haben, bekommen wir da und dort zu Gesicht. Weil wir uns in der
besagten „German Region“ befinden, gönnen wir uns am Abend in einem bayrischen Wirtshaus ein deftiges Abendessen. Schweinshaxe mit Sauerkraut und Kartoffeln, danach ein warmer Apfelstrudel und dazu ein Cappuccino. Damit das Süddeutsche Feeling so richtig zum Tragen kommt wird bayerische Volksmusik gespielt. Wir müssen gestehen, dass alles vorzüglich geschmeckt hat. Trotzdem schlägt uns diese Kalorienbombe kräftig auf den Magen und wir haben noch nach Tagen ein unsägliches Völlegefühl. Wir sind uns diese mastige Kost halt nicht gewohnt. Wir haben per Internet die Fähre für den Montag nach Kangaroo Island gebucht. Leider hat es aber für eine definitive Bestätigung nicht mehr gereicht. Das heisst für uns, früh ins Bett gehen, damit wir am Morgen nach einer Fahrt von 80 km pünktlich beim Cape Jervis eintreffen. Wir gehen zum Eincheck-Schalter. Die nette Dame bestätigt unsere Reservation, gibt uns aber zu verstehen, dass die Fähre eigentlich schon ausgebucht ist und wir evtl. erst mit der nächsten Passage (zwei Stunden später) übersetzen können. Wir sollen uns aber bereithalten, vielleicht finden sie doch noch ein Plätzchen für uns. Die relativ kleine Fähre füllt sich immer mehr mit Autos, Lastwagen, und Camper. Wir haben uns schon damit abgefunden, dass wir bei dieser Überfahrt wohl nicht mitgenommen werden. Plötzlich erscheint ein Angestellter der Sealink und weist uns den letzten freien Platz auf dem Schiff zu. Glück gehabt, sagen wir lächelnd und begeben uns an Bord. Die Überfahrt bei stürmischer See ist nichts für Zartbesaitete. Der Wellengang ist heftig und wir entschliessen uns vorsichtshalber, auf das Frühstück an Bord zu verzichten. Die dreiviertelstündige Fahrt auf die Insel haben wir aber ohne Anzeichen eines
Brechreizes überstanden und kommen wohlbehalten in Penneshaw an. Kangaroo Island ist 16 km vom Festland entfernt, 4350 km2 gross, 150 km lang und etwa 55 km breit. Hier sind damals die ersten südaustralischen Siedler an Land gekommen. 18 Nationalparks und Schutzgebiete nehmen fast ein Drittel der Fläche ein. Wir wollen während 4 Tagen die Flora und Fauna dieser einzigartigen Insel erkunden. Schon auf den ersten Kilometern Autofahrt fallen uns die zahllos überfahrenen Tiere am Strassenrand auf. Sie sind traurige Zeugen der nächtlichen Raserei der vorwiegend einheimischen Bevölkerung. Nun ist uns klar, warum fast jedes Auto in Australien (auch unseres) eine Bull Bar (Rammbock) an der Frontseite hat. In der Dämmerung und in der Nacht sind die meisten Tiere unterwegs und überqueren Strassen und Wege. Weil die Vegetation bis an den Rand der Fahrbahn heranreicht gibt es bei der Begegnung Auto und Tier fast keine Möglichkeit, eine Kollision zu vermeiden. Deshalb haben wir von Anfang an Fahrten in den frühen Morgen- und Abendstunden unterlassen. Unser erster Zwischenhalt auf dem Weg nach Westen ist der Prospect Hill. Eine Erhebung, die man mühsam über Holztreppen erklimmen kann. Von der Anhöhe haben wir einen tollen Blick auf die gesamte Insel. Unseren ersten  Übernachtungsplatz finden wir in Kingscote, dem Hauptort der Insel. Hier befinden sich auch die schönsten Badestrände. Diese vermögen uns aber nicht ganz zu überzeugen. Da haben wir schon ganz andere auf unserer Reise gesehen und erlebt. Auch wenn wir ein paar Tage auf Kangaroo Island bleiben, können wir nicht jeden Nationalpark und jede Bucht oder Badestrand besuchen. Wir haben uns ein Programm zusammengestellt, das uns zunächst in den Flinders Chase Nationalpark führt. Beim Visitor Center holen wir wie gewohnt unser Informations- und Kartenmaterial. Wir fahren auf
einer Gravel Road zum Ausgangspunkt einer Wanderung zur Snake Lagoon. Auf sandigen Wegen geht es durch verschiedene Vegetations- und Geologie-Abschnitte. Teils üppiger Bush, dann spärlich bewachsene Dünen oder Felsformationen in verschiedensten Formen und Farbschattierungen. Unterschiedliche Vogelarten können wir auf dem kaum begangenen Weg zur Lagune beobachten. Warane, Echsen und Kängurus sehen wir dann und wann, bis wir am wunderschönen Sandstrand an der Maupertuis Bay angelangt sind. Auf dem Rückmarsch überqueren wir das ausgetrocknete Flussbett des Rocky River. Wir fahren auf der South Coast Strasse südwärts und gelangen zum Admirals Arch, einem fotogenen Kalksteinbogen. Am Cape du Couedic blicken wir auf die die Casuarina Inseln und beobachten eine riesige Seehundkolonie im Wasser und auf den Felsen der Küste entlang. Ein beeindruckendes Schauspiel, bei dem man stundenlang verweilen kann. Als nächstes sehen wir uns ein paar Kilometer weiter die Remarkables (Unvergleichlichen) an der Südküste an. Es sind dies mächtige, 550 Mio. Jahre alte Granitbrocken, die von Wind, Wasser und Salz bizarr geformt wurden. Wir sind von der Grösse und der Formenvielfalt dieser Skulpturen beeindruckt.
Die orange Farbe bekommen diese Zeugen der Urzeit von Eisenoxiden und von Flechten. Die Nacht verbringen wir an einem ruhigen und verschwiegenen Ort im Nationalpark. Ein prächtiger Buntwaran zeigt sich kurz bei unserem Camper, bevor er sich blitzschnell aus dem Staub macht. In der Nacht lebt der Wald. Kleine Kängurus (Wallabies), Opossums und anderes Getier schleicht um uns herum und erfüllt die Dunkelheit mit seltsamen Geräuschen. Am nächsten Morgen führt der Weg zum Cape Gantehaume Nationalpark. Auf einem verschlungenen Pfad im Bush und durch Eukalyptuswälder sind wir auf der Spur der Koalas, die in dieser Region heimisch sind. Nach zwei Stunden Wanderzeit haben wir aber noch kein einziges dieser possierlichen Tierchen gesichtet. Uns tut schon langsam der Nacken weh vom ewigen hinaufschauen. Wir sehen zwar wie sich der Himmel immer mehr eintrübt und wie die Blitze in der Ferne zucken, aber ein Koala ist weit und breit nicht in Sicht. Einige Minuten später beginnt es wie aus Eimern zu giessen. In Kürze ist alles, inklusive wir selbst, pudelnass. Wir haben die Suche nach den kleinen Bärchen schon längst aufgegeben und befinden uns auf dem Rückweg durch den nun tiefen und schweren Boden des Waldes. Beim Camper angelangt schlüpfen wir schnell in andere Kleider und hängen die nassen Sachen bei einer Regenpause zum Trocknen auf. Trocken werden diese bei einer Luftfeuchtigkeit von fast 100% natürlich nicht und im Bushcamper beschlagen wegen der Nässe schon bald alle Scheiben. Bei der Weiterfahrt wird die Heizung eingeschaltet und alles geöffnet, was Frischluft bringt, damit das lästige Nass endlich gebannt werden kann. Gegen Abend beruhigt sich das Wetter einigermassen und wir steuern einen Campground im Nationalpark zum Übernachten an. Idyllisch gelegen zwischen Bush und Sandstrand am Meer. Ein wirklich schöner Ort inmitten der Tierwelt von Kangaroo Island. Am frühen Morgen machen wir unseren Camper für die
Weiterfahrt startklar. Ich schaue nach oben um zu sehen, was das Wetter macht. Da bewegt sich doch irgendetwas in einer Astgabel gleich neben unserem Stellplatz. Beim genaueren hinsehen entdecken wir einen Koalabären. Da laufen wir stundenlang durch den nassen Dschungel und renken uns die Hälse aus, dabei hätten wir hier ruhig im trockenen sitzen bleiben und das possierliche Tierchen beobachten können. Ja so spielt halt das Leben. Trotzdem sind wir natürlich froh, doch noch einen frei lebenden Koala gesehen zu haben. Unseren letzten Tag verbringen wir in den Nationalparks im Osten der Insel. Über eine schöne 4WD Strecke geht die Fahrt zunächst in den Lashmar Conservation Park. Plötzlich sehen wir etwas über den Boden kriechen. Ich steige voll in die Eisen und kann diesmal noch rechtzeitig anhalten. Vor unserem Camper ist eine ca. 1,5 Meter lange Schlange. Ich schnappe die Kamera und renne aus dem Wagen. Das Reptil bleibt regungslos an Ort und Stelle liegen. Um der Sache etwas Schwung zu verleihen gehe ich bis ca. einen Meter an die Schlange heran und trete mit den Füssen kräftig auf den Boden. Eigentlich müsste sie sich jetzt aus dem Staub machen. Doch das Gegenteil passiert. Sie weitet ihren Hals und kommt direkt auf mich zu. Ich weiche erstaunt zurück. Es handelt sich um eine Eastern Tiger Snake (viertgiftigste Schlange der Welt). Diese Spezies zeigt keine Furcht vor dem Menschen und versucht deshalb auch nicht zu fliehen. Sie lässt einen sehr nahe an sich heran. Als Drohung spreizt sie ihren Hals dezent ab. Wird die Warnung übersehen beisst sie zu und versucht durch Kaubewegungen ein Maximum an Gift abzugeben. Soweit lass ich es selbstverständlich nicht kommen. Nach dem Motto: der Klügere gibt nach, weiche ich noch ein paar Schritte zurück, die Schlage beruhigt sich und verschwindet im nahen Bush. Natürlich habe ich vorher ein paar Schnappschüsse von dem reizbaren Wesen gemacht. Die letzte Wegstrecke führt heute zum Cape Willoughby, dem östlichsten Punkt der Insel. Ein Leuchtturm, eine markante Küstenlinie und eine raue See zeichnen diesen Ort aus. Leider sind die vier Tage auf Kangaroo Island viel zu schnell vergangen. Wie immer haben wir viel, aber natürlich nicht alles gesehen. Mit der Erkenntnis, dass man ruhig noch ein paar Tage hätte länger bleiben können, fahren wir am Freitagmorgen wieder auf die Fähre der Sealink und schippern ans Festland zurück. Die Überfahrt verläuft bei diesmal mässigem Wellengag viel gesitteter als die Hinfahrt. In den nächsten Tagen reisen wir weiter an der Küste Südaustraliens entlang und werden anschliessend den Bundesstaat Victoria besuchen.


17.3. - 21.3.2012  Von Kangaroo Island über Victor Harbor, Kingston nach Mount Gambier


Kangaroo Island war ein tolles Erlebnis. Obwohl auf dem kleinen Eiland auch schon der Kommerz Einzug gehalten hat (für jede „Attraktion“ möchte man gerne kassieren), ist ein Abstecher bei einem Australienaufenthalt sehr empfehlenswert. Die Insel ist ein Refugium für eine vielfältige Pflanzen- und einzigartige Tierwelt und somit ist der eine oder andere zuviel ausgegebene Dollar zu verkraften. Ein Rad unseres „Bushis“ verliert seit zwei Tagen regelmässig Luft. Offenbar sind die harten Off Road Strecken einem Pneu oder einer Felge nicht so gut bekommen. Jeden Morgen muss ich dem besagten Reifen das verlorene Atü Luft per Elektropumpe wieder einhauchen. Das entsprechende Equipment (Manometer und 12 Volt Pumpe) gehört zur Grundausstattung unseres 4WD. Trotzdem müssen wir bei nächster Gelegenheit eine Werkstätte aufsuchen und den Schaden beheben lassen. Wir fahren von Cape Jarvis auf der B23 Richtung Osten. Die Fleurieu Halbinsel im Süden von Adelaide ist umgeben vom Gulf St. Vincent und vom Pazifik. Die Südküste ist wildromantisch und von Klippen durchsetzt. Hauptort der Halbinsel ist Victor Harbor. Um einen Blick auf die Stadt und die angrenzenden Gebiete zu bekommen, fahren wir an die
Küste und „erklimmen“ den Hügel mit dem schönen Namen „The Bluff“. Ein ca. halbstündiger Weg führt auf diese Anhöhe. Nun liegt uns Victor Harbor zu Füssen – jedoch nicht lange. Am Himmel droht schon Ungemach. Wir haben in Neuseeland und Australien gelernt, dass sich Wettersituationen innerhalb von wenigen Minuten komplett ändern können. Bereits fallen die ersten Regentropfen. Das ist unser Startsignal für einen kurzen Sprint den Hügel hinunter. Gut zehn Minuten später erreichen wir (halbtrocken) unseren Camper, gerade noch rechtzeitig, bevor ein kräftiger Schauer über uns hereinbricht. Nun ist ein Schlechtwetterprogramm angesagt. Was kann als erstes erledigt werden? – Genau, ein Reifen verliert ja bekanntlich Luft! Also schnell ins Internet und unter „Tyre repair“ nachsehen, wer uns hier in Victor Harbor diesen Schaden reparieren kann. Es ist Freitagnachmittag und das Wochenende steht bevor. Vermutlich werden die Geschäfte heute nicht so lange geöffnet bleiben. Wir fahren in einen Vorort der Stadt zu einer kleinen Garage, die sich auf solche Arbeiten spezialisiert hat. Der Inhaber, ein sehr sympathischer „Aussi“ begrüsst uns herzlich. Er schmunzelt leicht, als er unseren etwas vom Kampf mit den Elementen gezeichneten „Bushi“ sieht. Ich schildere ihm kurz unser Problem und dass wir hier nur auf der Durchreise sind und nicht Tagelang auf einen Termin warten können. Wieder ist ein breites Grinsen in seinem Gesicht zu sehen. Er schaut in seinen vollen Terminkalender und hat uns prompt für den nächsten Morgen die erforderliche Reparatur zugesagt. Inzwischen haben sich die dichten Wolken über der Stadt wieder verzogen und wir können noch etwas unternehmen. Unser Ausflugsziel heisst Granite Island. Die Insel erreicht man über einen 630 m langen Holzdamm – zu Fuss oder mit der Victor Harbor Horse Drawn Tram – einem
traditionellen Doppeldecker, der von Pferden gezogen wird (momentan wegen Renovierungsarbeiten leider nicht in Betrieb). Wir gehen den Weg direkt von unserem Campground aus zu Fuss. Es ist später Nachmittag und das Licht nach dem Regen geradezu perfekt. Granite Island ist eine unbewohnte Insel und liegt in der Encounter Bay. Sie besteht, wie der Name vermuten lässt, aus Granit, der durch Verwitterung rundliche Formen angenommen hat. Ursprünglich war die Insel mit dem Festland verbunden, bis die Landverbindung erodierte. Das Granitvorkommen, das vor 480 Millionen Jahren entstanden ist, reicht bis in eine Tiefe von zehn Kilometern in die Erdkruste. Über Granite Island erstreckt sich der Granite Island Recreation Park, in dem sich ein modernes, in die Natur eingebettetes Restaurant befindet. Mehr als 2000 Zwergpinguine leben und brüten auf dieser Steininsel. Nach Einbruch der Dunkelheit kann man auf einer geführten Tour die Tiere beobachten, wenn sie von den Fischgründen zurück zu ihren Schlafplätzen kommen. Am nächsten Morgen geht unsere Fahrt zum Reifenreparatur-Service. Wieder werden wir freundlich begrüsst und der Chef erklärt uns, dass der Schaden in rund 45 Minuten behoben sein wird. In der Zwischenzeit machen wir einen kleinen Spaziergang und sind dann pünktlich zur vereinbarten Zeit zurück in der Werkstatt. Der Wagen steht schon abfahrtsbereit im Hof. Wir gehen ins Office, unsere Rechnung wird bereits vom Drucker ausgespuckt. Also – der Pneu ist okay, das Problem ist, resp. war die Felge. Durch ein kleines Leck bei der Schweissnaht ist Luft entwichen. Die notwendige Reparatur ist ausgeführt, der Reifen wieder montiert und das Rad ausgewuchtet, die anderen Reifen auch gleich auf evtl. Undichtheiten überprüft und auf den vorgegebenen Luftdruck gebracht. Ich schaue gebannt auf die Rechnung, die mir der Inhaber persönlich überreicht. Der ganze Spass kostet lächerliche 40 Dollar. Diesmal habe ich ein breites Grinsen im Gesicht. Bei unseren Garagen in der Schweiz kostet der Händedruck bei der Begrüssung schon mehr als 40 Franken. Unser Weg führt uns heute der Küste entlang südwärts. Wir lassen uns richtig Zeit und geniessen die Aussichtspunkte, die uns alle paar Kilometer erwarten. Das Tagesziel ist der Coorong Nationalpark. Ein
Schatz der Natur, welcher nur selten besucht wird. Dabei ist die 145 km lange und schmale Nehrung zwischen der Mündung des Murray und Kingston Heimat für rund 200 Vogelarten, vor allem für Seevögel wie Pelikane und Albatrosse. Mit unserem 4WD können wir durch den Park bis zu den Sanddünen am Pazifik fahren. Wir machen eine kleine Wanderung an einer Lagune entlang und sehen den Vögeln zu wie sie in grossen Schwärmen an uns vorbeiziehen. Ein grandioser Sonnenuntergang wie im Bilderbuch und die Dunkelheit und Stille der Nacht legen sich über den Nationalpark. An einem lauschigen Plätzchen parkieren wir unseren Bushcamper. Die
stimmungsvollen Bilder des Abends lassen uns sanft und entspannt einschlafen. Am nächsten Morgen ist eine kurze „Katzenwäsche“ angesagt, denn hier draussen in der Wildnis gibt es weder WC’s noch Duschen. Für ein oder zwei Tage müssen wir ab und zu auf diese Annehmlichkeiten verzichten. Weiter geht unsere Reise nach Kingston, dem Zentrum der Garnelenfischerei. Am Ortseingang können wir den grössten Hummer der Welt bestaunen. Das Schalentier aus Fiberglas ist 17 Meter hoch, wiegt rund 4 Tonnen und wird von den Einheimischen liebevoll „Larry“ genannt. Ein paar Stunden später erreichen wir Mount Gambier im äussersten Südosten des Bundesstaates South Australia. Der Ort liegt am Hang eines erloschenen Vulkans mit vier Kraterseen. Unser Campground, am Rande des Kraters, liegt oberhalb der Stadt und wird für die nächsten Tage unser zu Hause sein. Von hier aus unternehmen wir Wanderungen zu den verschiedenen Seen. Der bekannteste ist der rund 70 Meter tiefe Blue Lake, der
entgegen seinem Namen zwischen Dezember und Januar grau ist. Wir dürfen ihn in einem strahlenden Blau bestaunen, das völlig unwirklich ist. Man muss zweimal hinsehen und sich kneifen bis man realisiert, dass man nicht träumt sondern alles real ist. Warum der See seine Farbe ändert und wie das intensive Blau zustande kommt ist der Wissenschaft noch heute ein Rätsel. Ein fantastisches Bild! Der Valley Lake wirkt dagegen sehr bescheiden. Er ist aber in eine schöne Naturlandschaft eingebunden, die ein Naherholungsgebiet für die Städter bildet und mit Badegelegenheiten und Picknickplätzen glänzt. Im weiteren Umfeld der Stadt besuchen wir den
Mount Schank, ebenfalls ein erloschener Vulkan. Ein steiler Weg führt uns zum Kraterrand. Ein starker Wind begleitet von heftigen Böen erschwert unseren Aufstieg im oberen Teil des Kraters. Im Innern ist wegen des tiefen Grundwasserspiegels kein See, sondern eine üppige Vegetation. Der 1,5 km lange Weg am Kraterrand entlang bietet tolle Ausblicke in die weite Landschaft. Beim Abstieg müssen wir uns wegen drohender Regenwolken wieder mal sehr beeilen. Mount Gambier hat neben dem Blue Lake noch ein zweites Naturphänomen. Das
  „Umpherston Sinkhole“. Auf Grund der geologischen Entstehungsgeschichte mit gewaltigen vulkanischen Aktivitäten finden sich heute in und um die Stadt eine Vielzahl von Seen und ein riesiges unterirdisches Höhlensystem. Kohlendioxid und saures Wasser zersetzen den porösen Kalkstein und lassen Gewölbe einbrechen und es entstehen grosse runde Löcher im Boden, so genannte „Sinkholes“. Diese sind heute teils mit natürlicher, teils mit künstlich angelegter Vegetation überzogen und werden als versunkene Gärten bezeichnet. Das „Umpherston Sinkhole“ befindet sich am Rande der City. Auf kurzen Wegen gelangen wir hinunter in die grüne Oase mitten im Stadtgebiet. Wir verbringen hier in Mount Gambier schöne und ruhige Tage und geniessen selbstverständlich ab und zu das süsse Nichtstun. Wir sammeln unsere Kräfte für unser nächstes Etappenziel, den Grampiens Nationalpark. Dort wird unsere Bergsteigerqualität mehr gefordert und die Kondition stärker beansprucht.


Die weiteren Berichte sind jetzt unter der Rubrik Victoria (Reiseberichte / Bildergalerie) zu finden.