Victoria


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22.3. - 28.3.2012  Von Mount Gambier über Portland, Hamilton in den Grampians NP


Nach entspannten und geruhsamen Tagen in Mount Gambier geht die Reise weiter in den nächsten Bundesstaat. Wir überschreiten resp. überfahren die Grenze am Vormittag des 22. März. Auch in Victoria gibt es Einfuhrbestimmungen für Lebensmittel. So dürfen von Südaustralien keine Früchte importiert werden. Kontrollieren tut das hier offenbar niemand. Trotzdem halten wir uns ans Gesetz und verdrücken vor der Grenze unsere letzten beiden Bananen. Die Wettersituation für die nächsten Tage ist nicht berauschend. Regen mit z.T. trockenen Abschnitten ist angesagt. Kurz vor dem Lower Glenelg
Nationalpark bekommen wir etwas Sonne zu sehen und so entschliessen wir uns für einen Abstecher in den Park. Auf einem Rundwanderweg oberhalb des Glenelg River bekommt man einen kleinen Eindruck vom Naturschutzgebiet. Der Blick hinunter auf den breiten Fluss, der zu beiden Seiten mit üppigem Grün bewachsen ist, hat Ähnlichkeit mit dem Südamerikanischen Regenwald. Wo Regenwald ist, gibt es natürlich immer reichlich Nass von oben. So auch hier. Dunkle Wolken sind in kurzer Zeit aufgezogen und lassen schon die ersten schweren Tropfen fallen. Obwohl wir entsprechende Schutzkleidung bei uns haben, brechen wir die Wanderung ab und kehren zurück zum Camper, denn klitschnass im Bush umherirren macht nicht wirklich Spass. Wir fahren weiter und erreichen am späten Nachmittag den Mount Richmond Nationalpark. Auf einer Erkundungstour durchqueren wir das kleine Reservat. Zuerst fällt die Ruhe auf, wenn man sich dem Mount Richmond nähert. Der erloschene Vulkan liegt im Zentrum des kleinen Nationalparks, etwa 20 Autominuten von Portland entfernt. Auf den zweiten Blick erschliesst sich dem Besucher die aussergewöhnliche Vielfalt der Flora, vor allem im Frühling, wenn unzählige Wildblumen blühen und ihren
Duft verströmen. Rund 450 Pflanzenarten wachsen hier, darunter 50 verschiedene Orchideen. Campieren ist im Park leider nicht erlaubt. So fahren wir wieder etwas nordwärts zum Swan Lake. Über Koordinaten geben wir im Navi unser Ziel ein. Der kürzeste Weg wird errechnet und schon kann es losgehen. Leider ist der kürzeste nicht immer der beste und schnellste Weg. Bald bemerken wir, dass uns das Navigationssystem mitten durch den Bush führt. Die Wege sind zum teil kaum mehr als solche zu erkennen und vielfach von Bäumen und Sträuchern schon halb zugewachsen. Wir zwängen uns mit unserem 4WD durch diese verschlammten und mit Löchern übersäten Pisten. Dicke Äste machen sich mit Quitschgeräuschen am Lack unseres „Bushis“ zu schaffen. Hoffentlich bleiben wenigstens die Moskitonetze heil, sonst können wir am Abend kein Fenster öffnen. Zwischendurch bricht die Verbindung zum Satelliten ab und die freundliche Navi-Damenstimme verstummt. Wir haben zwar Kartenmaterial bei uns, doch solche „Wege“ sind da natürlich nicht vermerkt. Zum Glück schaut nun ab und zu die Sonne wieder hinter den Wolken hervor und so können wir uns Anhand ihres Standes etwas orientieren. Nach einer geschlagenen Stunde in diesem Irrgarten finden wir endlich die Off Road Piste zum Swan Lake. Ein wunderschöner Süsswassersee in eine dichte Buschlandschaft eingebetet taucht vor uns auf. Wolken, von heftigen Winden angetrieben, verdunkeln den Abendhimmel. Es ist empfindlich kalt geworden und wenn es aufklaren sollte wird es eine eisige Nacht. Obwohl es schon bald dunkel wird packt Martha den Gaskocher aus und bereitet uns an einem windgeschützten Ort ein köstliches Abendessen zu. Wir sind völlig alleine hier draussen und geniessen trotz einsetzendem Regen die Prächtige Natur. WC und Dusche – Fehlanzeige, aber das sind wir uns inzwischen gewohnt. In Perth hatten wir in der Nacht manchmal über 30° Celsius und hier fallen die Temperaturen in den niedrigen einstelligen Bereich. Heizen können wir unseren Camper nur, wenn wir Stromanschluss haben. Den gibt es hier natürlich nicht, dafür – man glaubt es kaum, Internetempfang. Schnell checken wir die Mails und prüfen die Wettersituation für die
nächsten Tage, bevor wir uns warm anziehen und ins Bett schlüpfen. Die ganze Nacht heult der Wind und bringt unseren Camper heftig ins Schwanken. Am Morgen fahren wir ohne Frühstück los. In der nächsten Stadt werden wir uns in einem gemütlichen und warmen Restaurant ein kleines Breakfast gönnen. Der Weg aus dem Park (ohne Navigationssystem) gestaltet sich wesentlich entspannter. Am frühen Morgen begegnen uns unzählige Kängurus und einige Straussenfamilien grasen gemütlich in den Grünflächen am Rand des Waldes. Die Tiere sind Menschen offenbar nicht gewohnt und fliehen schon beim kleinsten Geräusch in den Bush. Die Reise führt uns heute nach Portland. Einst war die Stadt eine Walfangstation, heute werden vor allem landwirtschaftliche Produkte erzeugt und ausgeführt. Wir werden einige Tage in dieser Gegend bleiben und warten, bis sich die Wettersituation bessert und wir in den Grampians Nationalpark im Norden fahren können. Beim schlendern durch die kleine Innenstadt, sehen wir plötzlich ein paar Flugzeuge über dem Hafenbecken. Sie formieren sich und zeigen eine perfekte Flugshow am aufklarenden Himmel. Vier Pilatus Porter aus den Stanser Flugzeugwerken zeigen, was die Schweizer im Flugzeugbau drauf haben. Ungefähr 13 Kilometer von Portland entfernt, beim Cape-Nelson, befindet sich der letzte bemannte Leuchtturm. Er steht inmitten des Cape-Nelson State Park. Eine Attraktion ist der 250 Kilometer lange Wanderweg Great South West Walk, der hier beginnt und auch wieder hier endet. Wir begeben uns bei wechselnden
Wetterbedingungen auf einen kleinen Abschnitt dieses South West Walks. Der Weg führt vom Leuchtturm an die Klippen. Eine Dunkle Wolkenwand, die rasend schnell näher kommt, breitet sich über der vorgelagerten Küste aus. Die Wellen branden mit voller Wucht an die Felsen. Die Böen werden immer stärker und wir können uns kaum mehr auf den Beinen halten. Die Gischt reicht bis zu uns hinauf und mischt sich mit dem einsetzenden Regen. Wir sprinten schnell zu unserem Camper zurück und verschieben die Wanderung gezwungenermassen auf den nächsten Tag. Das Warten hat sich gelohnt. Am darauf folgenden Morgen fahren wir erneut zum
Leuchtturm und machen uns auf den ca. 8 km langen Loop (Rundwanderweg) der Küste entlang. Das Meer ist immer noch aufgewühlt, gebärdet sich allerdings nicht mehr so bedrohlich wie gestern. Auf dem Weg sehen wir da und dort frisch gegrabene, ca. 10 bis 20 cm tiefe Löcher, die uns Rätsel aufgeben. Wer oder was hat hier wohl gebuddelt. Des Rätsels Lösung folgt auf dem Fusse. Einige Kilometer später sehen wir den Erdarbeiter. Es ist ein Ameisenigel, der nach Insekten und Würmern gräbt. Er wird auch als Schnabeligel oder Eichidna bezeichnet. Sie gelten als primitive Säugetiere, da der Körperbau einige Reptilienmerkmale aufweist. Wie die meisten Reptilien legen sie Eier. Nach der Paarung erfolgt ca. einen Monat später die Eiablage in den Bauchbeutel, welcher sich beim Weibchen zur Paarungszeit gebildet hat. Die 1 - 2 Eier werden 7 - 10 Tage lang bebrütet. Die 12 - 15 mm langen nackten und noch blinden Jungen werden von der Mutter mit Milch ernährt. Die Stillzeit beträgt ungefähr 200 Tage. Die Jungen erreichen mit 1 Jahr ihre Geschlechtsreife. Nachdem uns der Putzige Kerl (kann auch eine Sie gewesen sein, wir haben nicht nachgeschaut, weil zu stachlig) entdeckt hat, verkriecht er sich sofort im nächsten Gebüsch. Auf manchen Teilen des Pfades haben wir
eine prächtige Aussicht auf die Küste, den Leuchtturm und die unzähligen Windturbinen, die hier in grosser Zahl für die nötigte Energie sogen. Nach drei Tagen in Portland zeichnet sich eine Wetterbesserung ab. Nun können wir endlich den Grampians Nationalpark besuchen. Im Januar 2011 wurde der Park von einem heftigen Sturm heimgesucht. Obwohl sofort Aufräumarbeiten in die Wege geleitet wurden, sind bis heute noch viele Strassen und Wanderwege unpassierbar. Die Hauptattraktionen des Nationalparks sind aber jetzt wieder zugänglich. Bekannt ist dieses Refugium für seine schroffen Felsen, die an der Ostflanke des Gebirges aus dichtem Wald herausragen. Wir fahren auf der Grampians Tourist Road von Süden her in das Naturschutzgebiet. Der erste Abzweiger führt uns zum Mount William, der höchsten Erhebung im Park. Eine kurvenreiche Strasse schlängelt sich den Berg hinauf. Die letzten zwei steilen Kilometer müssen wir zu Fuss gehen, da der Weg für Fahrzeuge gesperrt ist. Der Kraftakt lohnt sich aber auf jeden Fall, denn der Ausblick in das weite Tal ist fantastisch. Wir suchen uns bei Halls Gap (Hauptort im Nationalpark) einen Campground, von dem aus wir in den nächsten Tagen unsere Touren planen und unternehmen. Als erstes gehen wir zu den Mackanzie Falls, die über Felsenterrassen zu Tal rauschen. 270 Stufen führen bis an den Fuss des Wasserfalls. Auf dem Weg befinden sich diverse Plattformen, von denen man aus unterschiedlichen Perspektiven das Spektakel beobachten kann. Weitere Attraktionen sind der Reids Lookout und die faszinierenden Balconies; Felsscheiben, die wie Balkone waagrecht aus dem Gestein hinausragen. Das Stehen auf diesen Felsvorsprüngen ist ein beliebtes Fotomotiv, das aber nur schwindelfreien Personen zu empfehlen ist. In der Nähe befindet sich der Boroka Lookout, der einen weiten Blick ins Halls Gap Valley öffnet. Am
Nachmittag fahren wir in den Norden des Nationalparks zu den Ngamadjidi Felszeichnungen. Es handelt sich um Aborigianl Höhlenmalereien, die beim ersten Hinsehen kindlich und primitiv erscheinen. Es sind Zeitzeugen der Ureinwohner Australiens und haben für sie eine hohe spirituelle Bedeutung. Auf der Heimfahrt über eine 40 Kilometer lange Off Road Strecke kommen wir beim Mount Stapylton vorbei. Es ist zwar schon später Nachmittag, doch der Aufstieg zum Gipfel des Berges reizt uns natürlich. Das Streckenprofil wird als schwer und hart bezeichnet. Und tatsächlich erweist sich der 2,4 km lange Weg als Anspruchsvoll und steil. An einigen Stellen muss man sich überwinden und heikle Passagen bewältigen. Auf einer Hochebene steht plötzlich ein Wallaby (kleines Felsenkänguru) auf dem Weg. Aufmerksam beobachtet es uns. Vorsichtig gehen wir näher. Es stellt sich senkrecht auf seine Hinterbeine und mit wenigen Sätzen ist es in den Felsen des Massivs verschwunden. Leuchtend farbige Papageien hören und sehen wir da und dort, bevor wir den letzten kräftezehrenden Aufstieg zum Gipfel in Angriff nehmen. In einer grossen Felsnische sammeln wir
nochmals Energie und steigen dann die letzten hundert Meter auf einer Felsplatte zum Aussichtspunkt hinauf. Der Blick über den Nationalpark und die umliegenden Gebirge lässt einen die Strapazen schnell vergessen. Wir verweilen hier oben nur kurz, denn wir wollen vor Einbruch der Dunkelheit den Abstieg schaffen und in Halls Gap zurück sein. Es sind bis zum Campground noch ca. 35 km Gravel Road zu bewältigen. So knapp vor dem Eindunkeln fahren wir besonders vorsichtig. Immer wieder begegnen uns Kängurus und Strausse, welche die Strasse queren. Wir sind alleine unterwegs und ziehen eine riesige Staubwolke hinter uns her. Das wird in den
nächsten Tagen Arbeit für den Aussen- und Innendienst geben. Der Staub ist so fein, dass er durch die kleinsten Ritzen ins Innere des Wagens gelangt und alles mit einer feinen Schicht überzieht. Am nächsten Morgen fahren wir zum Wonderland Carpark. Ein ca. 3-stündiger Weg führt auf verschlungenen Pfaden zu den Pinnacle Formationen. Im unteren Teil des Weges klettert man durch eine Schlucht mit dem verheissenden Namen „Grand Canyon“. Diese kann natürlich nicht mit dem Original im Westen der USA mithalten, ist aber sehr spektakulär und je nach Sonneneinstrahlung auch farbenprächtig. Zwischen den Felsen tummeln sich verschiedenste Reptilien, die sich auf den warmen Steinen die nötige Betriebstemperatur holen. Am höchsten Punkt der Wanderung sehen wir die Pinnacles (Felsnadeln). Sie sind ein Produkt der unterschiedlichen Erosion von verschiedenen Gesteinsarten. Bizarre Felsplattenschichtungen verleihen den Pinnacels ihre Formenvielfalt. Am späteren Nachmittag schlendern wir über Holzstege durch die hübsche und originelle Einkaufspassage von Halls Gap. Anschliessend führt uns ein kleiner Rundweg „Fyans Creek Loop“ durch eine mannigfaltige Tier- und Pflanzenwelt. Viele an den Menschen gewöhnte Kängurus können so aus der Nähe beobachtet werden. In den letzen Tagen ist Martha oftmals bedrückt und in sich gekehrt. Eine schlechte Nachricht aus der Schweiz hat uns via Mail erreicht. Ein ehemaliger Arbeitskollege von Martha ist leider viel zu früh an einer schweren Krankheit verstorben. So ein Ereignis macht traurig, betroffen und nachdenklich. Es zeigt uns, wie fragil und unberechenbar das Leben ist. Es bestätig uns aber in unserem Tun, Träume in die Tat umzusetzen. Manchmal werden wir gefragt: „wann ist der richtige Zeitpunkt für einen solchen Schritt?“ Die Antwort kann nur heissen – jetzt, denn niemand weiss, was der morgige Tag bringt, vielleicht ist es dann bereits zu spät.


29.3. - 6.4.2012  Vom Grampians NP über Ballarat, Warrnambool, Torquay nach Geelong


Die Tage im Grampians Nationalpark waren schlichtweg grossartig. Das Wetter hat gepasst, eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt durften wir auf unzähligen Wanderungen im Gebirge und in den verzweigten Tälern kennen lernen und eindrucksvolle Landschaftsbilder haben uns so manches Aah! und Ooh! entlockt. Körperlich war die Zeit ziemlich fordernd und so freuen wir uns auf eine etwas entspanntere Phase der Reise, in dem sich unsere geschundenen Körper wieder regenerieren können. Der Weg führt
uns zunächst über Ararat, einem blitzsauberen Vorzeige-Ort, nach Ballarat, der zu den historischen Goldstädten zählt. 1855 wurde hier massenweise Gold gefunden. Die Prachtsbauten im viktorianischen Stil zeugen vom Reichtum vergangener Tage. Heute ist der Tourismus der sprichwörtliche Goldesel. Tausende Besucher bringen der Stadt und den ansässigen Leuten ein erkleckliches Einkommen. Im ziemlich authentisch gestalteten Freilichtmuseum „Sovereign Hill“ werden die goldigen Zeiten mit einer Aufführung des Goldgräberaufstandes alltäglich wieder belebt. Uns hat vor allem der blumengeschmückte Stadtpark und die naturbelassene Teichanlage an der Fussgängerpromenade mit ihren unzähligen Wasservögeln fasziniert. Am nächsten Tag fahren wir an den Southern Ocean nach Warrnambool, dem einstigen Walfängerstädtchen. Von hier aus führt der Weg auf der legendären Traumstrasse, der Great Ocean Road, Richtung Melbourne. Warum sollte man ausgerechnet diese Strasse der Küste entlang fahren? Die Great Ocean Road bietet so ziemlich alles, was man sich als Australienreisender wünscht. Angefangen von langen Sandstränden, die zum Schwimmen und Surfen einladen, über faszinierende Steilklippen mit spektakulären Ausblicken bis hin zu grossen Eukalyptuswäldern. Selbst ein Regenwald befindet sich an der wohl berühmtesten Strasse Australiens. Also Gründe genug um sich genau diese Route auszuwählen. Schon auf der ersten Wegstrecke, der über 300 km langen Great Ocean Road, laden verschiedene Lookouts zum Verweilen ein.
Wir lachen und rätseln, geht es 200 oder 300 Meter bis zur nächsten Sehenswürdigkeit oder vielleicht gar einen ganzen Kilometer. Das tönt etwas übertrieben, aber es trifft des Pudels Kern. Bereits beim ersten Lookout wird einem klar, warum die Küste diesen Namen trägt. Meterhohe Wellen peitschen unaufhörlich gegen die emporragenden Kalksteinfelsen. Es braucht keine grosse Vorstellungskraft, um zu verstehen, warum diese gefährliche Brandung in der Vergangenheit dutzenden von Schiffen zum Verhängnis wurde. Gleichzeitig schafft die raue See aber auch jenes wunderschöne Szenario, was wir heute zu sehen bekommen. Überall hat sich das
unnachgiebige Salzwasser in den Kalkstein gefressen und teilweise sogar durch ihn hindurch. Entstanden sind daraus einzigartige Kalksteinskulpturen mit so vielsagenden Namen wie The Arch, The Grotto, The London Bridge oder eben die weltberühmten Twelve Apostles (von denen allerdings nur noch sieben stehen). Entlang dieses Küstenabschnitts machen wir lieber einen Stopp mehr als zu wenig. Es gibt einfach so viel zu sehen! Jeder der Aussichtspunkte eröffnet eine neue atemberaubende Perspektive auf die zerklüftete Steilküste. Bei den Twelve Apostles hat man zudem die Möglichkeit, zumindest einen der Apostel von unten aus zu betrachten. Wir unternehmen diese kleine Wanderung am späteren Nachmittag, wo die tiefstehende Sonne die Kalksteingebilde besonders spektakulär beleuchtet. Bei den Gibson Steps führt uns eine schmale Treppe hinunter zum Meer. Von hier sehen die bis zu 65 Meter hohen Skulpturen noch beeindruckender aus. Auf unserer Weiterfahrt besuchen
wir den kleinen Urlaubsort Port Campbell, der ganz untypisch für die Shipwreck Coast, über einen Badestrand in einer geschützten Bucht verfügt. Kleine Restaurants und Imbissbuden bieten den Kunden kulinarische Köstlichkeiten aus allen Herrenländern an. In Princetown finden wir einen Campground im Great Otway Nationalpark und können es kaum glauben, sogar mit WC und Dusche. Vor dem Eindunkeln sehen wir rund um unseren Camper mehrere Dutzend Kängurus herumschleichen. Sie suchen nach zarten und feinen Gräsern, die hier auf dem Rasenplatz wachsen. Ein Hütehund hat die Aufgabe, diese Eindringlinge wieder in den Bush zu jagen. Er schleicht sich geduckt an und rennt los. Pfeilschnell sprintet er an uns vorbei in Richtung der Beuteltiere. Ein grosses Männchen hat aber aufgepasst und die ganze Sippschaft gewarnt. In riesigen Sätzen hüpfen die grossen über, die kleinen unter dem Zaun hindurch in das mannshohe Steppengras im angrenzenden Park. Der kleine Hund hat nun das Nachsehen, weil er im Dickicht nichts mehr erkennen kann. Kaum hat sich die Situation beruhigt, schleichen die Kängurus wieder zu unserem Stellplatz und machen sich über das saftige Grün her, bis das Räuber- und Schandarmspiel von neuem beginnt. Am nächsten Morgen fahren wir weiter der Küste Entlang und gelangen zu einem anderen Abschnitt des Great Otway National Parks. Dieser besteht zu einem grossen Teil aus den für Australien so
typischen Eukalyptuswäldern. Dessen ungeachtet hat sich an einer Stelle namens Maits Rest ein kleiner Regenwald erhalten. Hier machen wir einen Halt und begeben uns auf den ca. 45-minütigen gut ausgebauten Rundweg durch den Regenwald. Nach der langen Fahrt entlang der Küste fühlt man sich nun regelrecht in eine andere Welt versetzt. Das Szenario mit den bis zu 100 Metern hohen Baumriesen und den gewaltigen Baumfarnen gleicht einer Märchenlandschaft. Bei Apollo Bay, der wahrscheinlich schönsten Stadt der Great Ocean Road, machen wir unseren nächsten Stopp. Zahlreiche Fischrestaurants bieten leckeren Seafood an. Man kann sich auch einfach eine Packung Fish & Chips hohlen und damit zum nahe gelegenen Strand spazieren. Spätestens dann stellt sich bei jedem ein entspanntes Urlaubsgefühl ein. Nach einigen weiteren Windungen der Great Ocean Road erreichen wir den beliebten Urlaubsort Lorne, der sich mit seinen Souvenirläden und Restaurants völlig dem Tourismus verschrieben hat. Hier sieht man jede Menge Motorradfahrer, denn was gibt es schöneres, als auf einer Harley an einer so fantastischen Küste entlang zu cruisen. Mangels Motorrad, es steht zu Hause in der Garage, gehen wir ein Stück zu Fuss dem Meer entlang. Plötzlich entdecken wir unweit des Strandes einen dunklen Schatten im Wasser. Wir begeben uns auf den angrenzenden Pier und
können von oben einen riesigen Manta Rochen erkennen, der mindestens eine Spannweite von 2,5 bis 3 Meter hat. Er pflügt auf der Suche nach Nahrung durch den feinen Sand. Staunend betrachten wir dieses minutenlange Schauspiel, bis der Stingray mit grazilen Flügelschlägen ins offene Meer entschwindet. Der letzte Abschnitt auf der Great Ocean Road führt uns nach Torquay, an die Bells Beach. Wir haben gelesen, dass hier ein grosser Surfevent stattfindet. Bereits von weiten hören wir Lautsprecherdurchsagen des Speakers. Strassensperren und Umleitungen führen uns auf einen Besucherparkplatz.
Von den Klippen aus beobachten wir die Wellenreiter bei ihren waghalsigen Manövern. Eine Treppe führt uns zum Strand. Von hier aus können wir diese Akrobaten aus nächster Nähe bestaunen. Es sind vorwiegend sehr junge und leichtgewichtige Surfer, die ihr Können unter Beweis stellen. In Ausscheidungswettkämpfen, Mann gegen Mann, müssen sie sich für die Finals qualifizieren. Zum Abschluss dieser wirklich einzigartigen Tour auf der Great Ocean Road suchen wir uns ein schönes Plätzchen, gönnen uns ein kleines Picknick und stossen auf die Traumstrasse am Southern Ocean und der Tasman Sea an. Am nächsten Tag fahren wir zunächst nach Barwon Heads. An einem riesigen Sandstrand vergnügen sich ganze Familien in den Brandungswellen des Ozeans. Es sind Osterferien und viele Australier verbringen diese vorzugsweise am Meer. Ein paar Kilometer weiter östlich gelangen wir nach Queenscliff. Das schmucke Städtchen begeistert durch eine schöne Parkanlage und liebevoll restaurierte Häuser in der
Einkaufspassage. Ein Leuchtturm und ein vorgelagertes Riff im Port Phillip Heads Marine Nationalpark sind die Hauptattraktionen des Ortes. Wir lassen es uns nicht nehmen und begeben uns bei Ebbe barfuss auf eine Riffwanderung. In den wassergefüllten Tümpeln und natürlichen Felsbecken wimmelt es von Fischen, Muscheln, Krebsen und Kleinlebewesen. Am Abend fahren wir nach Geelong, der zweitgrössten Stadt Victorias. Da es jetzt schon um 18 Uhr eindunkelt, verschieben wir die Stadtbesichtigung auf den nächsten Tag. Nach dem Frühstück machen wir uns frisch gestärkt auf den Weg. Am romantischen Hafen mit den Fischerboten und einem Riesenrad im Hintergrund wähnt man sich in einer Filmkulisse. Überall stehen bunt bemalte Holzfiguren, die aus alten Pollern gefertigt wurden. Sie illustrieren die Geschichte der Stadt. In einem modernen Glasfassaden-Gebäude an der Cario Bay steht ein prächtiges mit Dampf betriebenes Karussell – man sollte nochmals Kind sein. Gleich daneben führt ein langer Pier hinaus zu einem
Feinschmeckerlokal. Vom Steg aus bieten Wassertaxis Rundflüge in die nähere Umgebung an. Uns interessiert aber vor allem das Wool Museum, welches für die in Australien so wichtige Schafzucht und Wollwirtschaft im historischen Wollager von 1872 eingerichtet wurde. Zu unserer grossen Überraschung bekommen Martha und ich eine Exklusiv-Führung mit eigenem Guide. Jeff führt uns durch die historischen Räume und erklärt uns an Hand verschiedener Ausstellungsobjekte alles Wissenswerte zum Thema Wolle. Von der Schafzucht über das Scheren und die Weiterverarbeitung bis hin zu den Endprodukten. Alte Maschinen und Webstühle
neueren Datums sind anschauliche Zeitzeugen der Geschichte. Unser Entdeckungshunger ist nach dem Besuch dieses Museums so richtig geweckt. Wir schlendern zum Ford Discovery Center. In einem extravaganten Gebäude präsentiert Ford ihren Werdegang anhand von verschiedenen Exponaten aus unterschiedlichen Epochen des Automobilbaus. Von den ersten Modellen, die kaum als Auto bezeichnet werden können, über das legendäre T-Modell (das erste Auto, das am Fliessband produziert wurde) bis zu aktuellen Fahrzeugen ist alles ausgestellt. Darunter auch solche aus unserer Teenager-Zeit. Ich denke da an den Ford Taunus, Ford Cortina oder meinen Bubentraum – den Ford Capri V6 mit Drei-Liter-Motor. Martha und ich sehen uns lächelnd an; sind wir wirklich schon so alt, dass unsere einstigen Traumautos bereits in Museen gezeigt werden? Offensichtlich schon – aber wir lassen uns nichts anmerken. Am kommenden Tag werden wir in die Mega-City Melbourne fahren. Dort bekommt unser „Bushi“ nach den tausenden von Kilometern über z.T. harte Off Road Strecken eine Frischzellenkur resp. einen Service.


7.4. - 16.4.2012  Von Geelong über Melbourne, Wilson‘s Promontory NP, Lakes Entrance,

Omeo, Alpine NP, Snowy Mountains, Kosciusko NP nach Jindabyne


Schon die Einfahrt über die mehrspurige Stadtautobahn ins Herz Melbournes ist ein Erlebnis. Bevor wir aber die City erreichen geht es knapp eine Stunde durch die Vororte der 3,5 Mio. Bürger zählenden Stadt.
Strassenbahnen und weite Parks rings um die City geben Victorias Hauptstadt einen europäischen Charakter. Nachdem wir einen ersten Augenschein vom Fahrzeug aus genommen haben suchen wir uns einen Campground etwas ausserhalb des Zentrums. Ostern steht vor der Tür und in Australien haben die Schulferien begonnen. Viele Geschäfte bleiben über die Ostertage geschlossen. Also tätigen wir vorher noch fällige Einkäufe und füllen die Lebensmittelvorräte auf. Unser Bushcamper braucht dringend ein paar Streicheleinheiten einer Fachwerkstatt, sprich einen Service. Das wird vermutlich vor Ostern nicht mehr möglich sein. Per Mail avisiere ich eine Werkstatt, die sich auf Unterhaltsarbeiten an Off Road Fahrzeugen spezialisiert hat. Leider bekommen wir aber auf unser Schreiben keine Antwort. Also fahren wir am nächsten Morgen kurzerhand zur besagten Garage. Peter, Mitinhaber der Werkstatt, begrüsst uns freundlich. Sein Bürotisch ist überfüllt mit Papierkram und das Telefon läutet im Minutentakt. Auf meine Frage, ob er denn meine Mail erhalten habe, lächelt er verlegen und glaubt sich daran erinnern zu können. Vermutlich hätte ich bis zum jüngsten Tag auf eine Antwort warten müssen. In Australien erledigt man halt solche Dinge im persönlichen Gespräch von Angesicht zu Angesicht. Peter ist im vorösterlichen Stress. Offenbar sind wir ihm aber sympathisch und er bietet uns kurzfristig einen Termin an. Wir sollen den Bushcamper gleich da lassen und wenn keine≈ grösseren Probleme zum Vorschein kommen könnten wir den Wagen gegen 19.00 Uhr wieder abholen. Das ist natürlich grossartig, doch was machen wir solange hier draussen in der Pampa? Zum Glück sind in Australien rund um Grossstädte die öffentlichen Verkehrsmittel gut ausgebaut. So erreichen wir mit einmal umsteigen von Bus auf Tram die Stadt am Yarra River. Hier werden wir die nächsten Tage durch die Einkaufspssagen und Parks schlendern. Was uns sofort auffällt, ist die Gelassenheit dieser City. Obwohl ein Gewusel in den Gassen und Strassen herrscht, läuft alles entspannt und locker ab. Die Leute sind fröhlich und ausgelassen – typisch für Aussis! Man könnte in dieser Stadt Wochen verbringen und hätte
nicht alles gesehen. So beschränken wir uns auf ein paar Sehenswürdigkeiten. Zunächst gehen wir zur Flinders Street Station, ein belebter mit Kuppeln und Ziegelfassaden geschmückter Bahnhof. Auf verschiedenen Freiluftbühnen zeigen Komiker, Musiker und Akrobaten ihr Können. Hier ist ein guter Startpunkt für Stadtbummler: Jenseits des Yarra Rivers die Museen, das Southgate-Viertel sowie die grossen Parks, diesseits die City. Es mischen sich Cafés, viktorianische Fassaden, teuere Boutiquen und Luxushotels. An der Little Bourke Street gehen wir durch einen grossen chinesischen Torbogen zur Chinatown. Hier beginnen die Feinschmeckerlokale im asiatischen Teil der Stadt. An der Royal Arcade und der Block Arcade fallen uns die gestylten Damen mit ihren noblen Einkaufstüten auf. Es gibt alles zu kaufen, was die Frau und der Mann von Welt benötigt, vorausgesetzt das nötige Kleingeld ist vorhanden.  Es grünt so grün! Zwei der grössten Parks Melbournes, die Kings Domain und die sich nahtlos anschliessenden Botanic Gardens zählen zu den schönsten Parks der Welt. Sehenswert ist der Shrine of Remembrance. Das eindrucksvolle Bauwerk ist Erinnerungsstätte der gefallenen Soldaten im Ersten Weltkrieg. Natürlich besuchen wir den Albert Park. Hier wird jedes Jahr das Formel 1 Rennen (Australischer GP) ausgetragen. Auf einer nicht
permanenten Rennstrecke führt der 5,3 km lange Rundkurs um den See im Park. Die einzelnen Kurven tragen so klangvolle Namen wie Ascari, Prost, Lauda, Senna, Steward usw. Leider ist bei unserer Visite nichts mehr vom Formel 1-Flair zu spüren. Die Tribünen und Leitplanken wurden vor einer Woche abgebaut und auf den Strassen auf denen die Boliden über 300 km/h erreichen, wird wieder gesittet mit 50 km/h gefahren. Wir haben in den Tagen in Melbourne viel aber lange nicht alles gesehen. Sie wird uns als eine offene, lebhafte und fröhliche Stadt in Erinnerung bleiben. Mit einem runderneuerten Bushcamper, Peter hat es tatsächlich geschafft den Service in der vorgesehenen Zeit zu erledigen, machen wir uns auf den Weg in ländlichere Gefilde. Wir fahren in südlicher Richtung zum Wilson‘s Promontory Nationalpark. Schöne Strände und alpine Landschaften zeichnen dieses Gebiet aus. Wir verbringen hier ein paar Tage und gehen wieder mit anderem Schuhwerk als in Melbourne auf Wanderschaft. Der Park verfügt über 80 km gut ausgebaute
Wege, von denen einige sehr viel versprechend sind. Sparkes Lookout, Lookout Rocks und Tongue Point stehen auf unserem Programm. Auf diesen Pfaden durchqueren wir dschungelartige Wälder, steile Felspartien, Sümpfe und lichte Bushgebiete, in denen Wombats, Kängurus und über  200 verschiedene Vogelarten leben. Wir sind von dieser abwechslungsreichen Landschaft begeistert. Obwohl Ferienzeit ist treffen wir nur vereinzelt Wanderer an. Das macht das Erlebnis in freier Natur noch eindrucksvoller. Eigentlich wollten wir nach dem Besuch dieses Nationalparks mit der Fähre nach Tasmanien übersetzen. Tasmanien ist der kleinste Bundesstaat aber gleichzeitig die grösste Insel Australiens. Für Naturliebhaber ein Paradies. Die Insel besteht zum grössten Teil aus Naturparks. Zwischen dem Festland und Tasmanien gibt es nur eine Fährverbindung. Täglich läuft die Spirit of Tasman zur Überfahrt nach Devenport aus. Geplant war ein dreiwöchiger Aufenthalt auf Tasmanien. Leider können wir dieses Vorhaben nicht in die Tat umsetzen. Die Höhe unseres Campers ist das Problem. Die Decks der Fähre sind für Fahrzeuge mit einer Höhe von max. 2.10 Meter ausgelegt. Unser „Bushi“ hat eine Höhe von 2.80 Meter. Nur wenige Plätze sind für solch hohe Fahrzeuge vorgesehen. Die Hinfahrt auf die Insel wäre zwar möglich gewesen, doch wir könnten frühestens Mitte Juni wieder zurückreisen. Zwei Monate auf Tasmanien ist definitiv zu lange. Zudem würde unsere ganze Reiseplanung über den Haufen geworfen und wir könnten uns nicht mehr zu den optimalen Jahreszeiten in den kommenden Destinationen aufhalten. So müssen wir schweren Herzens den Abstecher nach Tasmanien vergessen oder auf einen späteren Reisetermin verschieben. Wir passen unser Reiseprogramm für die nächsten Wochen den geänderten Bedingungen an und fahren zunächst über Sale und Bairnsdale nach Lakes Entrance. Im Gegensatz zur ruhigen Prom (so nennen die Einheimischen das Gebiet des Wilson‘s Promontory Nationalparks) ist das Seebad Lakes Entrance ein
quirliger Ferienort mit diversen Motels und Caravanparks. Zugleich ist es auch Victorias grösster Fischereihafen. Wir queren die vorgelagerte Lagune über eine Fussgängerbrücke und erkunden die schmale Landzunge auf einer zweistündigen Wanderung. Im seichten Wasser entdecken wir Fische, verschiedenartige Krabben und Muscheln. Auf der anderen Seite der Landzunge gelangen wir zum Ninety Miles Beach. Am endlos langen Strand herrscht Ruhe und Einsamkeit. Wenn man Lakes Entrance aus der Vogelperspektive betrachtet ist kaum auszumachen, wo das Meer endet und wo die Küste beginnt, denn verschiedene Kanäle und Flüsse durchqueren die Seenplatte Richtung Ozean. Die nächste Grossstadt auf unserer Reise ist Sydney. Die Stadt am South Pacific kann über einen Weg der Küste entlang oder auf einer alpinen Route erreicht werden. Wir entscheiden uns für die Bergvariante. Von Bairnsdale aus geht es auf die über 300 km lange Great Alpine Road. Sie windet sich entlang der Berge, durch Täler und Wälder, über Flüsse vorbei an Weingärten und Farmen. Sie ist Australiens höchstgelegene und ganzjährig befahrbare Strasse, die auf
ihrem höchsten Punkt 1800 Meter erreicht. Zu den Sehenswürdigkeiten der Strecke zählen der Mount Buffalo National Park, die bekannte Touristenstadt Bright, die Alpenparks in Mount Hotham und Dinner Plain, die alte Goldgräberstadt Omeo, in der wir uns einen Übernachtungsplatz suchen. Er befindet sich in einem kleinen Tal mit herbstlich geschmückten Laubbäumen. Omeo liegt auf ca. 700 Meter über Meer und in der Nacht sinken die Temperaturen zu dieser Jahreszeit deutlich unter 10°C. Wir sind froh, dass der Campground über Strom verfügt. So können wir unseren kleinen Ofen benützen und im „Bushi“ wird es gemütlich warm. In Dinner Plain machen wir einen kleinen Zwischenstopp. Das Dörfchen gleicht im Sommer und Herbst einer Geistersiedlung. Es ist ein typischer Winterkurort. Erst wenn Schnee fällt blüht die Region auf. Die Immobilienpreise sind enorm. Eine kleine Zweizimmerwohnung (einfacher Holzbau) kostet umgerechnet 500'000 Franken. Unseren nächsten Halt machen wir in Mount Hotham. Auf einer zweistündigen Wanderung auf dem Razorback  (ca. 1800 Meter) erkunden wir die nähere Umgebung. Der fast kahle
Bergrücken erinnert vom Landschaftscharakter an die höchsten Gipfel der Vogesen und des Schweizer Jura. Plötzlich sehen wir auf unserem Pfad eine ca. 4 cm grosse Spinne. Sie entdeckt uns und nimmt sofort eine typische Abwehrhaltung ein. Weil man in Australien nichts anfassen soll was man nicht kennt, beherzigen wir zur Sicherheit diesen Grundsatz. Natürlich mache ich für die spätere Analyse ein Foto. Es hat sich bei diesem Exemplar um eine Wolfsspinne gehandelt, deren Biss zwar giftig aber nicht tödlich ist. In Bright ist der nächste Übernachtungsplatz, bevor wir uns auf eine Fahrt durch landschaftlich wunderschöne alpine Regionen mit beeindruckenden Aussichtspunkten begeben. Vor der Ortschaft Khancoban überschreiten wir die Grenze zum Bundesstaat New South Wales. Auch hier gelten in Bezug auf Lebensmittel spezielle Einreisebestimmung, die aber offenbar nicht kontrolliert werden. In Jindabyne werden wir einige Tage verbringen. Bei uns machen sich erste Erkältungssymptome bemerkbar. Die Nase läuft, der Hals schmerzt und einige Huster sind auch schon zu hören. Das hält uns aber nicht davon ab eine grössere Tour im
Kosciuszko Nationalpark zu unternehmen. Das alpine Naturschutzgebiet ist Teil der Snowy Mountains und umgibt den mit 2228 m höchsten Berg Australiens. Genau diesen Berg wollen wir auf einer mehr als 20 km langen Wanderung besteigen. Vom Charlotte Pass aus führt der Weg stetig ansteigend über Flüsse an Seen vorbei zu diversen Aussichtspunkten, von denen wir einen herrlichen Blick auf den mit rund 650'000 ha grössten Nationalpark Australiens geniessen. Es ist kalt und ein eisiger Wind treibt Schneewolken über die Bergkämme. Zum Glück können wir uns mit der richtigen Bekleidung vor der beissenden Kälte etwas schützen. An einigen Stellen liegt schon der erste Schnee, der vor ein paar Tagen gefallen ist. Stunden später stehen wir auf dem höchsten Punkt Australiens, dem Mount Kosciuszko. Nach ein paar Momenten der Ruhe und einem Blick auf die angrenzenden Berge und Täler beginnt der 8 km lange Abstieg. Die Tour hat es wirklich in sich und nach weiteren zwei Stunden Marschzeit erreichen wir den Ausgangspunkt unserer Wanderung. Ziemlich geschafft beschliessen wir uns auf dem Campground einen Tag auszuruhen, damit sich der Körper erholen und wir uns von der Erkältung kurieren können. In zwei Tagen werden wir dann Richtung Canberra fahren, der Hauptstadt Australiens.


Die weiteren Berichte sind jetzt unter der Rubrik New South Wales (Reiseberichte / Bildergalerie) zu finden.