Guatemala


Reisebericht
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28.03.2015 - 04.04.2015  Von Costa del Sol über Santa Ana, Antigua, Rio Dulce nach Tikal


Wir reisen heute nach Guatemala, ein Land das fast jedem vom Namen her geläufig ist, aber über das man in der Regel nur sehr wenig weiss. Guatemala (offiziell Republik Guatemala) ist mit rund
12 Mio. Einwohnern der bevölkerungsreichste Staat in Zentralamerika und liegt im Süden der Halbinsel Yucatán. Es grenzt im Südosten an Honduras, im Süden an El Salvador, im Norden an Mexiko und im Osten an Belize. Das Land hat zwei Küsten, im Osten einen schmalen Zugang zum Golf von Honduras, einem Teil des Karibischen Meers, und im Südwesten die Pazifikküste. Der flache und fruchtbare Küstenstreifen am Pazifik ist vom feucht tropischem Klima geprägt. Im Hochland gibt es sehr
unterschiedlichen Klimazonen. Wegen seiner Lage zwischen 1'300 und 1'800 Metern über dem Meer herrscht fast das ganze Jahr über ein mildes Klima mit Tagestemperaturen zwischen 18 und 28 Grad Celsius. In höheren Regionen kann die Lufttemperatur vor allem im Januar und Februar stark sinken. Darüber hinaus gibt es in den Bergen eine ausgeprägte Regenzeit.  Teil der Sierra Madre de Chiapas ist eine Vulkankette. In ihrem Westen befindet sich einer der höchsten Vulkane Mittelamerikas, der Tajumulco. Mit seinen 4'220 Metern überragt er das Hochland von Guatemala.  Es handelt sich in der Mehrheit um vergleichsweise junge Schichtvulkane mit reger Aktivität. Wir reisen bei unserer Panamericana Tour durch viele Regionen, die durch Vulkanausbrüche und Erdbeben bedroht sind. Trotzdem sind wir bis jetzt von diesen Naturkatastrophen verschont geblieben. Das ist aber reiner Zufall oder besser gesagt Glücksache. Denn wären wir nur ein paar Wochen später unterwegs gewesen, hätten wir drei Vulkanausbrüche hautnah miterlebt. Bei einem dieser „Feuerspeier“ waren wir sogar fast ganz oben, bei den anderen beiden in unmittelbarer Nähe. Generell steht unsere Reise unter einem guten Stern. Wir haben z.B. die Atakamawüste, einer der trockensten Regionen der Erde, auf einer mehrtägigen Tour bei optimalen Wetterbedingungen bereisen können. Nur wenige Tage später hören wir, dass die Region von gewaltigen Überschwemmungen, die schlimmsten seit Jahrzehnten, heimgesucht wurde – ja wenn „Engel“ reisen ....! Unsere heutige Tagesetappe bringt
uns, nach einem gewohnt aufwändigen Grenzprozedere, nach Antigua. Die ehemalige Hauptstadt von Guatemala ist im Laufe ihrer Geschichte mehrmals von Erdbeben fast völlig zerstört und immer wieder aufgebaut worden. Zahlreiche Ruinen erinnern heute noch an die verschiedenen Naturkatastrophen. Es ist Ostern, deshalb sind wir genau zur richtigen Zeit in der Stadt mit rund 50'000 Einwohnern angekommen. „Semana Santa“ ist das wichtigste Ereignis des Jahres. Eine Woche lang zelebrieren die doch meist religiösen Guatemalteken das Osterfest. Niemand arbeitet (wenn irgendwie möglich), es ist die wärmste Zeit des Jahres und alle sind in Feierstimmung. Es ist wahrlich ein Spektakel, das man sich nur schwer vorstellen kann. Die Stadt ist gerammelt voll mit hunderttausenden Menschen. All die vielen Hotelbetten, die den Rest des Jahres wenig Auslastung haben, sind belegt; die vielen weniger betuchten Menschen schlafen einfach mit ein paar Decken eingewickelt irgendwo am Strassenrand. Überall sind Menschen, die feiern, essen, trinken, kaufen oder verkaufen, fotografieren und vor allem schauen. Jahrmarktstimmung also, aber nicht nur. Denn wie wir wissen
geht es ja zu Ostern darum, des Todes von Jesus und dessen Auferstehung  zu gedenken. In Guatemala, speziell in Antigua, gibt es täglich riesige Prozessionen. Die Gassen sind  voll violett gewandeter Männer, die fast wie Scheichs aussehen. Dann sehen wir römische Soldaten, und jede Menge Frauen im Trauergewand. Ein grosser Teil der erzkatholischen Bewohner Antiguas nimmt aktiv, das heisst zumindest in adäquater Montur, an den Prozessionen teil.  Jede der unzähligen Kirchen der
Stadt hat ihre eigenen Plattformen mit darauf montierten Jesus- und Marienfiguren, die dann zumindest zwölf Stunden durch die Stadt getragen werden. Einem allgemein bekannten Zeit- und Wegplan folgend, damit man sich nicht in die Quere kommt. Zuerst sehen wir unzählige der violetten „Scheichs“ , die Speere und/oder Weihrauchgefässe schwenken. Die Luft ist dann zünftig von Weihrauch „geschwängert“ und es brennt in den Augen.  Dicht gedrängt  an Hauswänden stehen wir mit den
Einheimischen Spalier. Schon von weitem hört man den Trauermarsch, den die mitziehende Blaskapelle spielt. Dann nähert sich langsam eine hin und her wackelnde, von ca. 100 Männern getragene, aufwendig gestaltete und geschmückte Holzplattform, auf der eine kreuztragende Jesusfigur montiert ist. Dahinter in gebührendem Abstand kommt noch einmal so ein Riesending daher gewackelt, das jedoch von Frauen getragen wird und eine Maria in Trauerpose zeigt. Die Aufbauten sind dermassen riesig, dass sie teilweise nur unter langem Vor und Zurück bzw. Hin und Her um die engen Strassenecken getragen werden können. Zusätzliche Hindernisse sind die tief hängenden Stromkabel. Die Schweren Aufbauten werden stundenlang durch die Gassen getragen. Die Träger  resp. Trägerinnen sehen entsprechend mitgenommen aus, aber mit viel Stolz, Ehrgefühl und strenger Miene wird die Last weiter getragen. Nicht nur die direkt am Umzug beteiligten Leute sind in die Feierlichkeiten eingebunden. Das zeigt sich besonders in
den so genannten „Alfombras“ (Teppichen), die aus Sägespänen, buntem Sand, Blumen, Obst und Gemüse und allen möglichen Dingen in arbeitsreichen Stunden vor dem Eintreffen der Prozession von den Anwohnern auf  der Strasse drapiert werden. Dabei entstehen in grosser Hingabe und immensem materiellem Aufwand die schönsten „Mandalas“, die tatsächlich wie Teppiche aussehen. Diese sind nur für den einen Moment geschaffen, in dem die Prozession darüber hinweggeht. Danach kommt gleich die Müllbrigade, die alles zusammenwischt und die vormals schönen Strassengemälde enden auf dem Abfallhaufen. Obwohl wir nicht religiös sind, beeindruckt uns dieses Schauspiel in den Gassen, Innenhöfen und Kirchen. Man muss es mit eigenen Augen gesehen haben. Wir reisen weiter an die Küste, nach Río Dulce. Unser Stellplatz befindet sich bei einem Areal auf dem Segel- und Motorboote eingestellt resp. gewartet werden. Eine schöne Hotelanlage mit Pool und Restaurant stehet uns zur freien
Verfügung. Die Popularität von Rio Dulce beruht einzig und allein auf der Tatsache, dass es am Lago Izabal gelegen ist. Der ansonsten grossflächige See bildet hier eine Art Flaschenhals. Er ist so schmal, dass sogar eine Brücke über dieses Engnis gebaut wurde. Ob es sich bei dem Flaschenhals um einen Teil des Sees handelt oder ob es ein breiter Fluss ist, scheint umstritten. Man findet jedenfalls dauernd beide Bezeichnungen. Wir unternehmen eine rasante Bootsfahrt auf dem Fluss resp. See. Ein 250 PS
starker Aussenborder bringt den Kahn so richtig auf „trab“. Wir erreichen nach kurzer Zeit das „Castillo San Felipe de Lara“. Die Festung wurde zum Schutz vor Piratenüberfällen gebaut und datiert ins 17. Jahrhundert.  Auf einem Rundgang besuchen wir das alte Gemäuer. Durch enge Gänge gelangt man hinauf zu den Festungsmauern, wo Kanonen stehen und wir einen schönen Blick auf den Fluss und die tropische Vegetation haben. Im weiteren Verlauf der Bootstour fahren wir an schönen Ferienhäuser begeldeter Amerikaner resp. den kleinen Behausungen der einheimischen Bevölkerung vorbei. Diese bewegen sich z.T. noch wie vor Jahrzehnten in einfachen Holzkanus auf den Gewässern. Ein schönes Fotomotiv, wenn sie zwischen hunderten Seerosen hindurch paddeln. Wir beobachten Fischer, die geschickt ihre kleinen Netze auswerfen. Ab und zu bekommen wir Besuch von Kindern, die in Kanus zu uns heran fahren und allerlei Krimskrams verkaufen möchten. Damit die Bildung nicht zu kurz kommt
reisen wir am kommenden Tag  durch tropische Landschaften nach Tikal, einer antiken Stadt der Maya in den Regenwäldern des Petén im nördlichen Guatemala, mit bemerkenswerten Stufentempeln. Unser Stellplatz ist direkt bei der Ausgrabungsstätte, so dass wir nach einer tropischen Nacht, untermalt mit dem Geschrei von Brüllaffen, möglichst früh die Anlage besuchen können. Der Nationalpark Tikal ist Weltnaturerbe und umfasst ein Areal von 580 km² unberührten Regenwaldes mit einer unglaublichen Artenvielfalt. Neben ca. 300 verschiedenen Vogelarten sind auch die besagten Brüllaffen und Spinnenaffen zu Hause. In den Wasserreservoiren leben Krokodile und natürlich ist auch der Jaguar hier zu Hause.  Kleine Gruppen von Nasenbären streifen ab und an übers Gelände. In diesem Paradies findet sich eine der grössten, vielleicht die wichtigste und für viele die schönste aller Maya-Ruinen. Nur ein kleiner Bruchteil der Anlage ist freigelegt. Doch schon alleine diese sind atemberaubend. Zwar sieht man viele Pyramiden in Form von Steinhaufen, die grössten Teils mit Regenwald überwachsen sind, doch dazwischen sind Bauwerke von gewaltiger Grösse und Schönheit. Und dieses ist im Zentrum
so kompakt, dass man sofort glaubt hier ein ehemaliges Machtzentrum in Form einer Grossstadt gefunden zu haben. Unser Guide, ein absoluter Kenner der Materie und selbst an den Erhaltungsmassnahmen von Tikal beteiligt, führt uns fundiert und mit viel Herzblut in die Geschichte dieser ehemaligen Maya-Stadt ein. Das wohl bekannteste Bauwerk in Tikal ist der Tempel I. Kaum ein Bildband über die Maya kommt ohne ein grosses Bild dieser Pyramide aus. Bekannt ist das 47 Meter hohe
Gebäude auch als Tempel des grossen Jaguars. Aufgrund einiger Unfälle ist der Tempel derzeit gesperrt und nicht besteigbar. Aber auch von unten betrachtet ist er eindrucksvoll und demonstriert die Baukunst der Mayas. Man kann einen ganzen Tag auf ausgedehnten Pfaden auf den Spuren dieser Kultur wandern ohne dass es langweilig wird. Viele der geschichtlichen Bauwerke dürfen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht mehr bestiegen werden. Eine Ausnahme bildet die sogenannte „Lost World Pyramide“. Der Tempel hat zu jeder Seite eine Treppe, die von Masken gesäumt sind. Auf der Spitze gibt es eine kleine Plattform, auf der früher vermutlich ein Gebäude aus Holz gestanden hat. Die Pyramide ist besteigbar. Die Stufen sind teilweise in einem schlechten Zustand und es gibt keine Hilfsmittel wie z.B. Seile für den Aufstieg. Festes Schuhwerk, gute Kondition und Schwindelfreiheit sind Voraussetzung, sagt man – aber in Tat und Wahrheit ist es problemlos machbar. Von oben sehen wir die Spitzen diverser Pyramiden aus dem Regenwald hinausragen. Ein mystisches Erlebnis, das aber wie länger der Tag dauert, von den Touristenmassen getrübt wird. Wir sind froh, dass wir in den frühen Morgenstunden diese Anlage für uns fast alleine geniessen durften. Mit dem Besuch dieser einmaligen Ausgrabungsstätte geht unsere Stippvisite in Guatemala zu Ende. Unser Fazit: Touristisch hat sich das Land seit dem Ende des Bürgerkriegs stark entwickelt. Die alte Hauptstadt Antigua Guatemala, die antike Mayastadt Tikal im Petén, der Lago Izabal mit dem Rio Dulce sind interessant und absolut sehenswert. Zahlreiche Klimazonen, unterschiedliche Landschaften, eine reiche Flora und Fauna haben uns viele schöne Momente bereitet in einem Land, in dem wir unvergessliche Tage verbringen durften.


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