Ontario



Reisebericht
Bildergalerie


07.07 - 21.07.2016  Von Castile nach Niagara Falls, Niagara-on-the-Lake, Toronto,

Port Severn, Restoule, Massey, Batchawana Bay, Wawa, Timmins, Cochrane


Der Westen hat das Kanada-Klischee der endlosen Weiten und unberührten Natur nicht gepachtet, denn auch im Osten werden die Entfernungen in Tagen und Zeitzonen gemessen. Eine Reise in die Provinz Ontario steht für das Beste aus Stadt, Natur, Kultur und kanadischer Gastfreundschaft! Ontario ist das Land der Vielfalt – vom Unterhaltungsangebot in der Millionenstadt Toronto, dem kulturellen Erbe in Kanadas Hauptstadt Ottawa bis hin zur faszinierenden Weite der Regionen, die völlig unberührt zu sein scheinen. Wir verlassen die USA bei Buffalo ohne einen amerikanischen „Grenzer“ zu Gesicht zu bekommen und reisen bei Niagara Falls nach Kanada ein. Der kanadische Beamte begrüsst uns freundlich mit den Worten: „Hallo Leute wie gehts“. Nach einem kurzen Small Talk, wo weder nach unerlaubten Waren wie Lebensmittel, Feuerwerkskörper oder Schusswaffen gefragt wird bekommen wir die Einreisestempel mit den Worten: „ihr kommt aber ganz schön rum, seid ihr pensioniert?“ Um das Prozedere abzukürzen
antworten wir mit einem Ja, was der Grenzbeamte schmunzelt zur Kenntnis nimmt und uns einen schönen Aufenthalt in Kanada wünscht. Unser erster Besuch gilt den sagenumwobenen Niagara Falls. Legenden und Mythen ranken sich um diese Wasserfälle, die Schriftsteller wie Filmemacher zu Meisterwerken inspiriert haben. Weil wir schon die beeindruckenden Iguazu Fälle in Brasilien und Argentinien gesehen haben nähern wir uns diesem Naturschauspiel mit einem zwiespältigen Gefühl. Vermutlich werden wir von den Niagarafällen enttäuscht sein, weil sie wesentlich kleiner sind als die
gewaltigen Fälle in Südamerika. Um etwas Spannung aufzubauen fahren wir am Fluss entlang nordwärts, parkieren den Camper etwas abseits und nähern uns den Stromschnellen auf einer kleinen Wanderung ganz behutsam. Schon aus der Ferne hören wir das Donnergrollen und sehen die Gischt über der Silhouette der Stadt aufsteigen. Schritt für Schritt nähern wir uns dem Wasserfall während sich der Fluss immer wilder und reissender gebärdet. Dann erreichen wir die Abbruchkante an der bis zu 6400 Kubikmeter Wasser pro Sekunde 60 Meter in die Tiefe donnern. Ein gewaltiger, imposanter Anblick, der uns begeistert – keine Spur von Enttäuschung. Die oberhalb gelegenen Inseln Luna Island und Goat Island spalten die Fälle in drei Teile: Die American Falls und die kleineren Bridal Veil Falls, die ausschliesslich innerhalb der USA liegen und die Horseshoe Falls, durch den die Grenze zwischen den USA und Kanada verläuft. Auf beiden Seiten des Flussufers legen Boote der Maid of the Mist-Flotte ab. Sie fahren vollgepackt mit Regenmänteln bewehrte Touristen (USA blaue, Kanada rote Regenschütze) unmittelbar an die tosenden Wasserfluten heran. Ein Lift führt auf der kanadischen Seite zum Fuss des Wasserfalls wo man das Naturwunder auch von unten bewundern kann. Jahr für Jahr gibt es Lebensmüde, Abenteurer oder Spinner die sich von den Fluten in die Tiefe reissen lassen. Manche Personen stürzten sich zum Beispiel in gepolsterten Tonnen oder Booten die Fälle hinunter. Der erste dokumentierte Fall stammt aus dem Jahr 1829. Etwa jeder zweite Versuch endete tödlich. Die erste erfolgreiche Befahrung gelang am 24. Oktober 1901 der 63-jährigen Lehrerin Annie Taylor in einem Holzfass. Sie überlebte den Sturz aus 60 m höhe fast unverletzt. Nur ein paar Gehminuten von den
Wasserfällen entfernt befindet sich das sehr touristische Städtchen. Obwohl in Kanada liegend zeigt der Ort den typisch amerikanischen Hollywood und Disney World Charakter. Schausteller, Imbissbuden, Minigolfanlage mit Dino Monstern; King Kong winkt von einem umgestürzten Wolkenkratzer. Nordamerikaner mögen diese Kirmes-Atmosphäre. Uns ist es zu schrill, zu laut und zu bunt. Die anschliessende Fahrt zum schmucken Örtchen Niagara-on-the-Lake wird zum wohltuenden Kontrastprogramm. Wir reisen durch landwirtschaftliches Gebiet mit unzähligen kleinen Weingütern die am Lake Ontario
liegen. Das milde Klima, das durch die Nähe des Sees begünstigt wird und gute, sand- resp. steinhaltige Böden bringen qualitativ hochwertige Weine hervor. Schmucke Weingüter buhlen mit Degustationen um die Gunst der Kunden. Zu den meist angebauten Rebsorten gehören Riesling, Müller-Thurgau, Zinfandel und Merlot. Niagara-on-the-Lake ist ein reizvolles touristisches Städtchen, das mitten im besten Weinanbaugebiet von Kanada liegt. Ein Spaziergang entlang der Queen Street mit seinen gut erhaltenen historischen Gebäuden begeistert uns. Es ist nicht nur die schöne Lage im Mündungsgebiet des Niagara Rivers, das den kleinen Ort auszeichnet, es sind vor allem die schmucken Gebäude, die liebevoll erhalten und gepflegt werden. Es gibt eine Vielzahl von ausgezeichneten Restaurants und Kaffees. Wir haben noch keine Stadt auf dem Nordamerikanischen Kontinent gesehen, die so üppig mit Blumen
geschmückt war wie Niagara-on-the-Lake. Vom Städtchen im Dornröschenschlaf fahren wir zu der pulsierenden Metropole Toronto, der Hauptstadt der Provinz Ontario. Sie liegt im Golden Horseshoe, einer Region mit über 8 Millionen Einwohnern. Von einem strategisch günstig gelegenen Campground fahren wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Herz der City. Toronto liegt am Ontariosee und ist das am dichtesten besiedelte Gebiet Kanadas. Toronto strotzt vor kosmopolitischer Energie! Die grösste Stadt Kanadas ist ein Schmelztiegel der Kulturen. Einwanderer aus aller Herren Länder leben hier friedlich zusammen und sorgen für eine weltoffene Atmosphäre. Seit dem Wiederaufbau Torontos nach einen verheerenden Feuer im Jahr 1904 prägt eine bunte Stilvielfalt aus Neogotik und Viktorianismus die Stadt, dazwischen ragen Stahl- und Glasriesen empor. Wahrzeichen der Stadt ist der über 550 m hohe CN Tower. An klaren Tagen reicht die Sicht vom imposanten Fernsehturm über 150 km über den Lake Ontario bis weit auf das Staatsgebiet der USA.
Toronto kombiniert Kunst und Architektur mit grossem Erfolg. Viele Museen befinden sich in wahrhaft bemerkenswerten Gebäuden. Die Kunstszene präsentiert ihre Werke aber ebenso gerne in der Öffentlichkeit. Auf dem riesigen Platz der City Hall besuchen wir eine solche Outdoor Art Exhibition von jungen Künstlern, die ihre z.T. skurrilen Werke einem interessierten Publikum zeigen. Wir schlendern durch die verschiedenen Ateliers und sind von der Kreativität und dem Einfallsreichtum der Aussteller begeistert. Sehenswert finden wir auch das architektonisch schön gestaltete Eaton Center. In dem von einem gläsernen Gewölbe überspannten Gebäude sind rund 250 Geschäfte und Restaurants untergebracht. In der ältesten Chinatown in Toronto, in der rund 350'000 chinesischstämmige Kanadier leben dringen exotische Düfte aus Restaurants und Schnellküchen. In den Läden reicht das Angebot von High-Tech-Artikeln bis zu den typisch asiatischen Ramsch-Produkten. Wie multikulturell die Stadt ist, zeigt unser abschliessendes Nachtessen. Wir befinden uns in Kanada, sitzen in Little Italy beim Italiener, essen Pizza und Pasta und sehen im Fernsehen das Europameisterschaftsendspiel zwischen Frankreich und Portugal – kosmopolitischer geht's fast nicht. Während wir in den National- und Provincial Parks grössere Wanderungen unternehmen sind es in Grossstädten Fussmärsche von 15 km und mehr pro Tag. Das geht ganz schön in die Knochen und wir sind jeweils am Abend so geschafft, dass wir auch ohne Gute Nacht Geschichte sofort einschlafen und am anderen Tag kaum mehr aus den Federn kommen – es ist schon hart, das Rentnerleben. Deshalb suchen wir zwischendurch Ruhe und Entspannung in reizvollen Naturschutzgebieten wie im Six Mile Lake, Mikisew oder Chutes Provincial Park. Mein Schatz darf dann
endlich mal ausschlafen und ich kann Fotos aussortieren und die Website aktualisieren. Unsere Reise führt uns zum flächenmässig grössten Süsswassersee der Welt, dem Lake Superior. Die Dimensionen dieses Gewässers sind gewaltig. Der See ist 153 x so gross wie der Bodensee oder rund zweimal so gross wie die Schweiz. Wegen der Erdkrümmung kann man das gegenüberliegende Ufer selbst aus erhöhter Postion nicht erkennen. Der Lake Superior war schon für die indianische Urbevölkerung ein wichtiger Verkehrsweg. Am Nordwest-Ufer münden mit dem Pigeon River und dem Kaministiquia River zwei Flüsse, die ihnen als Routen ins Innere des heutigen Kanadas dienten. Die ersten Weissen waren französische Pelzhändler, die von den Indianern diese Flussverbindungen gezeigt bekamen. Heute spielt der Tourismus eine wichtige Rolle; das milde Klima macht das Gebiet im Sommer und Winter zu einem beliebten Ziel. Fischen, Bootfahren, Wandern, im Winter Skilanglauf und Schneemobilfahren sind die häufigsten Aktivitäten. Die Wasserqualität macht den über 400 m tiefen See zu einem attraktiven Tauchgebiet. Allerdings kann sich der Lake Superior bei Sturm wie ein Meer gebärden. Heftige Winde können bis zu 10 m hohe Wellen erzeugen und selbst für grössere Schiffe eine Gefahr darstellen. Vor Bootsausflügen auf dieses einzigartige Gewässer sollte man also stets die Wettersituation prüfen. Wir suchen uns in einen Provincial Park an der Batchwana Bay, am Nordufer des Sees für zwei Tage einen Stellplatz und unternehmen eine längere Wanderung im Naturpark. Gutes Kartenmaterial können wir nicht auftreiben und so begeben wir uns mit einer rudimentär
gezeichneten Skizze auf den Weg, der zunächst relativ gut ausgebaut und markiert ist. Auf einer Anhöhe blicken wir vom Bélvedère Lookout auf den gigantischen Lake Superior und den angrenzenden dichten Laub- und Nadelwald. Üblicherweise kehren hier die „normalen“ Wanderer um und begeben sich auf dem selben Weg wie sie gekommen sind wieder zum Ausgangspunkt des Trails zurück. Auf unserer Skizze ist eine zusätzliche Tour eingezeichnet, die in einem Loop von 15 km durch den Nationalpark zum Startpunkt zurückführt. Unter Protest von Martha begeben wir uns auf diesen Weg. Nach ein
paar Kilometern ist der Pfad kaum mehr als solcher zu erkennen. Wegmarkierungen, sofern vorhanden, finden wir nur noch nach längerem Suchen. Schon bald waten wir durch knietiefen Sumpf, der durch aufgestaute Gewässer (Biberbauten) verursacht wird. Mücken und Bremsen fallen in Schwärmen über uns her – wir sind ein gefundenes Fressen für die Biester. Wir kämpfen uns über umgestürzte Baumleichen und durch hüfthohes Sumpfgras vorwärts, immer nach der Suche nach einem erkennbaren Weg. Offensichtlich ist hier schon seit geraumer Zeit niemand mehr durchmarschiert. In einer Solchen Situation gilt es Ruhe bewahren und zu überlegen wie man am besten weiterkommt. Mein Schatz möchte gern umkehren, doch der Rückweg wäre mit Bestimmtheit nicht leicht zu finden. Also entschliessen wir uns weiterzugehen und mühen uns durch unwegsames Gelände. Zum Glück sind wir nach mehreren Jahren des Reisens geübte Wanderer und haben uns dadurch einen guten Orientierungssinn angeeignet. So erreichen wir nach ein paar „militärischen Abkürzungen“ und nach einer Marschzeit von über sechs Stunden ziemlich abgekämpft den Ausgangspunkt unserer Tour. Kaputt aber zufrieden über den glücklichen Ausgang des „Abenteuers“ beschliessen wir den Tag bei einem leckeren Nachtessen und einem guten Glas Wein. Das Fazit vom heutigen Tag: Man (ich) sollte mehr auf die Ratschläge meiner
besseren Hälfte hören. Auf unserer Weiterreise Richtung Wawa fahren wir beim Agawa Rock vorbei, der sich ebenfalls am Lake Superior befindet. Die Felswand steht mitten in einer prächtigen Landschaft mit interessanter indianischer Geschichte. Ein nur 400 Meter langer Weg, der Agawa Rock Indian Pictographs Trail führt zu diesem Felsen, der direkt am See liegt und nur bei ruhigem und trockenem Wetter passiert werden kann. Der Pfad ist sehr steinig und aalglatt. Am Agawa Rock befindet sich einer der grössten Ansammlungen indianischer Felsmalereien in Ontario. Diese Bilder wurden vor 150 bis 400 Jahren
von den Ojibwa angefertigt und erzählen die Geschichte von der Überquerung des Lake Superior. Es sind mehrere Dutzend Menschen abgebildet, die mit Kanus diese gefährliche Reise wagen, trotz der lauernden „Ungeheuer“ im See. Noch am selben Tag fahren wir auf dem Highway 101 durch eine völlig einsame Gegend mit hunderten von Seen Richtung Westen. Die Distanzen in Kanada sind gewaltig und so entschliessen wir uns vor Einbruch der Dunkelheit an einem dieser naturbelassenen Seen „wild“ zu Campieren. Wegen den hochsommerlichen Temperaturen, in Kanada kann das Thermometer gegen 40° C steigen, öffnen wir am Stellplatz alle Fenster um etwas Luftbewegung ins innere des Campers zu bekommen. Um der Mückenplage Herr zu werden ziehen wir sofort die Insektenrollos. Diese Massname genügt aber nicht um sich die Biester vom Leib zu halten. Zusätzlich kleben wir sämtliche Zwangsentlüftungsschlitze der Fenster mit Klebebändern zu. Auch die Kanten der Insektenschutzgitter müssen sorgsam abgeklebt werden, denn die raffinierten Blutsauger finden die kleinste Ritze, um an den
begehrten „Saft“ zu gelangen. So geschützt erleben wir einen wunderschönen Abend in der Einsamkeit und Stille der Wildnis und eine sternenklare Nacht in der das Geheul der verschiedenen Wolfsrudel bis in die frühen Morgenstunden zu hören ist. Am nächsten Tag fahren wir wieder ein paar hundert Kilometer auf dem einsamen Highway 101 nach Timmnis, dem Geburtsort des Country Stars Shania Twain, und von dort nach Cochrane, etwas unterhalb des nördlichen Polarkreises. Kanadas Eisbären geht im Zuge der Klimaerwärmung immer mehr Lebensraum verloren. Wir besuchen das Polar Bear Habitat wo uns die Lebensweise der weissen Riesen näher gebracht wird. Kinder nützen die Gelegenheit und gehen mit den Eisbären schwimmen – natürlich trennt die Spielkameraden eine dicke Panzerglasscheibe. Seit 2004 widmet sich die Station der Aufzucht verwaister und der Pflege verletzter Bären. Einig der Eisbären können trotz erfolgreicher Pflege nicht mehr in die Freiheit entlassen werden und bekommen im riesigen Gehege mit Seeanstoss ein neues Zuhause. Wenn man ihnen beim Spielen zusieht spürt man, dass sie hier gut aufgehoben sind.


26.07 - 28.07.2016  Ottawa


Unsere letzte Destination in Ontario ist Ottawa, die Hauptstadt von Kanada. Sauber und akkurat wirkt die 1,3 Mi. Einwohner zählende Stadt auch nach über 140 Jahren des Regierens. Der Dollarsegen, den Hauptstädte geniessen, hat sich in sehenswerten Nationalmuseen und Galerien niedergeschlagen. Für uns sind die drei Regierungsgebäude, die im neogotischen Stil erbaut sind, der ideale Ausgangspunkt für einen ausgedehnten Stadtrundgang. In der ganzen City ist man auf einem Rennovationstrip. Die Historischen
Bauten werden aufwendig restauriert. Das finden wir ganz toll, aber leider versauen einem die eingeschalten Häuser jedes vernünftige Fotomotiv. Auch die repräsentative Bibliothek auf dem Parlamentshügel ist wegen Renovationsarbeiten geschlossen und kann nur von aussen besichtigt werden. Parliament Hill ist der Sitz des kanadischen Parlaments und zu jeder Jahreszeit Schauplatz nationaler Feierlichkeiten. Ottawas kulturelle Attraktionen, Museen und Galerien geniessen internationales Ansehen. Die verschiedenen Stadtviertel Ottawas bieten unverwechselbare Einkaufsmöglichkeiten,
Restaurants und ein vielfältiges Nachtleben. Von den malerischen Bars und Restaurants in Little Italy bis zu dem prachtvollen Torbogen von Chinatown. Der Rideau-Kanal, auf dem sich von Frühling bis Herbst zahllose Boote tummeln wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Der historische Wasserweg schlängelt sich durch das Stadtzentrum von Ottawa, bevor er über eine Reihe von Schleusen am Parliament Hill in den Ottawa River mündet. Wir unternehmen einen Spaziergang am geschichtsträchtigen Kanal und sehen den „Schleusern“ bei ihrer schweisstreibenden Arbeit zu.
Sämtliche Schleusentore werden per Seilwinden von Hand geöffnet und wieder geschlossen. Die National Gallery of Canada, ein architektonisch grandioser Glasbau, verfügt über eine umfangreiche Sammlung von Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen und Fotografien. Weil wir uns nach einer mehrstündigen Stadtbesichtigung keine Museen mehr ansehen wollen verschieben wir dieses Vorhaben auf den nächsten Tag. Frisch ausgeruht besuchen wir das Musée canadien de l'histoire, Kanadas Nationalmuseum für Geschichte und Gesellschaft. Es gilt ebenfalls als ein Meisterwerk der Architektur, wurde jedoch wegen der exorbitanten Baukosten stark kritisiert. Da es die Landschaft und die Kulturen Kanadas repräsentieren soll, wurden nur einheimische Materialien für den Bau verwendet. Die Formgebung nimmt zahlreiche Elemente der indigenen Kulturen auf. Wir verbringen mehre Stunden im meistbesuchten Museum des Landes und sind von der Aufmachung und den gezeigten Objekten begeistert. Schwerpunkt der Ausstellungen ist die Geschichte Kanadas seit der ersten Besiedlung durch Menschen sowie der Kultur der Ureinwohner. Dieses Museum muss man sich unbedingt ansehen. Morgen verlassen wir Ontario endgültig. Obwohl es die mit Abstand bevölkerungsreichste Provinz von Kanada ist hat es uns hier ausgesprochen gut gefallen. Ontario ist so gross, dass es so einsame Ecken gibt, an denen auch Fuchs und Hase Schwierigkeiten hätten, sich zu treffen, um "Gute Nacht" zu sagen. Vielfältigkeit und Gegensätze zeichnen diese Provinz aus. Auf der einen Seite menschenleere Wildnis auf der anderen Seite dichtestbesiedelte Industriemetropolen; unfruchtbares steiniges Land und dann wieder hochproduktive Landwirtschaft; eines der höchsten Gebäude der Welt und die einsame Hütte am Lake Superior; eisiges Vergnügen an der Hudson Bay und Sonnenbaden am Lake Erie. Die Beispiele liessen sich noch seitenfüllend weiterführen. All diese Extreme machen diese Provinz für Reisende so spannend. Uns ist es jedenfalls nie langweilig geworden, weder im Verkehrsgewühl in Toronto noch auf den menschenleeren Pisten im hohen Norden.


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